Kategorie: Allgemein

Die ausbalancierte Bogenführung für Geiger und Bratscher

Haben Sie schon einmal eine Geige in den Händen gehalten, und versucht darauf zu streichen? Oder haben Sie es mit einer Bratsche versucht?

Dann haben Sie bestimmt schon einmal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn Sie mit dem Bogen in der oberen Hälfte streichen, oder an der Spitze.

Gehören Sie zu denen, die sich in diesem Bereich beim Streichen nicht wohl fühlen? Neigen Sie dazu, in Ihrem Arm zu verkrampfen, wenn Sie in der oberen Hälfte streichen? Oder haben Sie das Gefühl, den Ton nicht richtig kontrollieren zu können, wenn der Bogen an der Spitze steht?

All dies sind Symptome einer Problematik, die meines Erachtens unter das Thema: „Wie balanciere ich meinen rechten Arm und meinen Bogen richtig auf dem Instrument aus?“ fallen.

Gehen wir einmal von zwei Grundforderungen aus, ohne die ein schöner und gefühlvoll gestalteter Ton auf Ihrem Streichinstrument gar nicht möglich ist.

Der Bogen braucht ein gewisses Gewicht auf der Saite, um sie wirklich in Schwingung bringen zu können.
Dieses Andruckgewicht möchten Sie beim Gestalten des Tons spüren. Es reicht nicht aus, den Ton, den Sie produzieren; zu hören. Nein, Ihr Tastsinn, Ihr Bewegungssinn sind gefragt, wenn Sie den Ton Ihres Instruments buchstäblich „in die Hand“ nehmen wollen.

Als erstes werden wir uns nun mit der Frage auseinander setzen müssen, wie man den Bogen in der Hand hält, um gefühlvoll einen Ton anzustreichen.
Können Sie sich vorstellen, dass das ebenso feinfühlig geschieht, wie wenn Sie mit einem Pinsel auf einer Leinwand malen? Sie werden ihn bestenfalls mit einer beweglichen Hand greifen, und Sie werden nicht nur sehen, sondern auch spüren, wie sich seine Haare zu einem breiteren oder einem schmaleren Strich formen, je nachdem, wie Sie mit dem Pinsel umgehen.

So ähnlich ist es, wenn Sie das Anstreichen des Tons mit dem Bogen wirklich spüren. Das können Sie aber erst, wenn Sie den Bogen so leicht in die Hand nehmen, dass Sie nicht mehr den Druck Ihrer Finger gegeneinander, sondern die Stange selbst und insbesondere den Kontakt des Bogens mit der Saite spüren.

Wenn Sie nun den Bogen so leicht in der Hand haben, wird es Ihnen nicht schwer fallen den Bogen in der Nähe des Frosches auf die Saiten Ihres Instruments zu setzen.

Sie setzen den Bogen auf und das natürliche Gewicht Ihres Arms sorgt für den genügenden Andruck des Bogens auf der Saite. Achten sie einmal darauf, dass Sie beim Aufsetzen des Bogens tatsächlich Ihre Schulter und Ihren Oberarm entspannen. Nur allzu leicht behält man nämlich die Spannung im Arm, die es braucht um ihn selbst und den Bogen in der Luft zu tragen. Lassen Sie also Ihren Arm los und geben Sie das Gewicht auf den Bogen.

Was Sie nun an Gewicht auf den Bogen abladen ist wahrscheinlich für eine gute Tonansprache zu viel. Entlasten Sie daher nachträglich den Bogen durch einen tiefer hängenden Ellbogen. Probieren Sie es einmal aus:

Halten Sie Ihren Ellbogen tief, und das Andruckgewicht des Bogens auf der Saite nimmt ab.
Heben Sie den Ellbogen an, und das Andruckgewicht verstärkt sich.

Diese Gegebenheit wenden wir nun an, wenn wir mit dem Bogen in Richtung Spitze streichen. Das Anheben des Ellbogens ist nämlich nicht nur dazu geeignet, den Bogendruck zu verstärken. Man kann mit dem Ellbogen auch den Punkt verlagern auf dem das Gewicht wirkt.

Streiche ich nun in Richtung Spitze, entfernt sich der Punkt an dem der Bogen auf der Saite liegt von meiner Hand. Mein Armgewicht kann also nicht mehr direkt auf die Saite wirken. Es braucht einen Mechanismus zur Verlagerung oder Übertragung der Gewichtskräfte.

Und diesen Mechanismus haben wir zum Glück bereits in unseren Arm bzw. unsere Hand eingebaut. Er funktioniert ganz einfach aufgrund der Tatsache, dass der Zeigefinger und der Daumen beim Bogengriff nicht an der gleichen Stelle der Bogenstange stehen. Da der Zeigefinger weiter in Richtung Mitte des Bogens auf der Stange steht, können zwischen Daumen und ihm Hebelkräfte wirken. Und diese Hebelkräfte bewirken es, dass das Gewicht des Arms auf eine beliebige Stelle er Bogenstange verlagert werden kann.

Kurz gesagt: heben Sie den Ellbogen können Sie das Gewicht hin zur Spitze des Bogens verlagern. Senken Sie hingegen den Ellbogen, verlagert sich der Punkt auf dem der Bogen im Gleichgewicht auf der Saite liegt, mehr zum Frosch zurück.

Am besten Sie sehen sich nun im Video einmal an, was das für praktische Auswirkungen auf unseren Bogenstrich hat. Passen Sie dabei einmal genau auf, was für angenehme Bewegungen dadurch entstehen. Der Bogenstrich besteht aus einem leichten Spannungsaufbau im Abstrich und einer anschließenden Entlastung des Arms im folgenden Aufstrich.

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Nun möchte ich Sie ganz einfach ermuntern, an Ihrem Instrument ein wenig zu experimentieren. Probieren Sie es einfach aus, aber bitte seien Sie nicht enttäuscht, wenn es nicht gleich in vollkommener Leichtigkeit funktioniert.

Besonders wir abendländische Menschen neigen ja dazu, das ganze Leben und auch unseren Körper höchst intellektuell zu betrachten. Und so haben viele von uns nicht gerade ein sehr gut ausgebildetes Körpergefühl. Oft spüren wir unsere Gliedmaßen erst dann wirklich, wenn sie an irgend einer Stelle weh tun.

Was ich damit sagen will? Nun ich selbst habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich in der Lage war, mit meinem Bewegungssinn und meinem Tastsinn wirklich zu erspüren, wie ich einen Ton gestalte. Das musst sich erst durch manche Übungen aufbauen.

Und diesen Umstand darf man nicht außer Acht lassen. Es kann also eine Weile dauern, aber ich kann Ihnen sagen: es lohnt sich auf jeden Fall, ganz egal wie weit Sie damit kommen.

Jeder Schritt in Richtung Leichtigkeit in meinen Bewegungen oder jetzt speziell auch in Richtung leichtem Bogenstrich wird als absolut angenehm und befreiend empfunden. Jeder Schritt, den Sie weiter voran schreiten, wird Ihnen mehr und mehr eröffnen, was es heißt, wirklich den Ton aktiv zu gestalten, und damit bewusst zu musizieren.

Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfolgreiche Experimente und frohes Musizieren.

F. Seiffert

Die Bratsche, wie orientiert man sich hier auf dem Griffbrett? Folge 1 erste und zweite Griffart

Im Grunde haben Sie es schon begriffen, wie das Greifen auf der Bratsche funktioniert, wenn Sie sich einmal mit der Geige auseinander gesetzt haben.

Es gibt eine ganze Menge an Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Instrumenten. Sie werden beide in der gleichen Haltung auf der Schulter gespielt, sie sehen sehr ähnlich aus, und sie werden auf die gleiche Weise gegriffen.

Der Unterschied? Die Bratsche ist größer, dadurch vielleicht ein wenig unhandlicher und sie hat andere Saiten.

Geigen und Bratschen sind in Quinten gestimmt. Sie haben die Geige in der Stimmung (von unten nach oben) g d‘ a‘ e“. Jetzt nehmen Sie der Geige ihre oberste Saite weg und setzten ihr dafür unter der tiefsten Saite eine Weitere hinzu.
So hat dann die Bratsche die Stimmung c g d‘ a‘.

Und in dieser insgesamt tieferen Stimmung muss die Bratsche einfach größer gebaut sein. Die tiefste Saite wird sonst niemals richtig klingen.

Aber kommt Ihnen diese Stimmung irgendwie bekannt vor?

Exakt die gleiche Stimmung, nur eine Oktave tiefer hat nämlich das Violoncello. Dies ist auch der Grund, warum Bratschisten recht gerne Bearbeitungen von Cellostücken spielen. Sie liegen sozusagen dem Bratschisten ebenso gut in der Hand wie dem Cellisten. Beispielsweise werden die Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach sehr gerne auf der Bratsche gespielt.

Aber kommen wir zurück zur Greifweise.

Im Grunde genommen brauchen Sie auf der Bratsche nicht anders zu greifen als auf der Geige. Das Video zeigt daher auch wieder, genau wie bei der Geige, die erste und zweite Griffart. Sie müssen sich nur die Töne neu einprägen, die Sie auf der C-Saite spielen.

Und, was ebenfalls neu ist: Sie haben es mit dem Alt- oder Bratschenschlüssel zu tun.
Wie der genau funktioniert können Sie gerne einmal in dem betreffenden Blogartikel über die Noten und ihre Schlüssel nachlesen.

Gehen wir jetzt einfach einmal davon aus, dass Sie verstanden haben, warum auf der dritten Linie das c‘ liegt, dann sind Sie bestens gerüstet, sich im Video einmal anzusehen, wie nun in den Noten und gekoppelt dazu auf dem Griffbrett die verschiedenen Töne liegen.

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Fassen wir noch einmal kurz zusammen:

Da die Griffarten auf der Bratsche genau gleich wie auf der Geige laufen, beschränken wir uns in der Zusammenfassung einmal auf die C-Saite, die wirklich neu ist.

In der ersten Griffart stehen der 2. Und der 3. Finger im Halbtonabstand nah beieinander. Der erste Finger steht im Ganztonabstand zur leeren Saite, dann folgt wieder ein Ganztonschritt zum 2. Finger. Danach kommt der besagte Halbtonschritt und am Schluss wieder der Ganztonschritt zum 4. Finger, der dann exakt den Ton greift, den Sie auch mit der nächsthöheren leeren Saite spielen können. In Tönen ausgedrückt wäre das die Folge c – d – e – f – g.

In der zweiten Griffart ändert sich nur die Stellung des zweiten Fingers, der nun einen halben Ton tiefer und damit im Halbtonabstand zum 1. Finger steht. Alle anderen Finger stehen exakt auf dem gleichen Platz. So ergibt sich die Tonfolge c – d – es – f – g.

Ich würde Ihnen auch hier wieder den Vorschlag machen, sich die ganzen Töne in eine Grifftabelle einzutragen. Hier steht sie für Sie zum Download bereit:

Grifftabelle Bratsche erste Lage – Partitur

Ich würde Ihnen dabei raten, die einzelnen Töne in die entsprechenden Positionen ein zu tragen, und unbedingt den exakten Namen des Tons darunter zu schreiben. So machen Sie sich am besten mit den Dingen vertraut. Über die Noten würde ich die Fingerangaben schreiben, also 1. Oder 2. Finger tief, oder wie es Ihnen eben am liebsten ist. Wenn Sie nun die Liste beim Einstudieren eines Stückes oder einer Übung griffbereit haben, dann wird sie Ihnen wertvolle Dienste leisten können.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder eine gute Zeit bis zum nächsten Mal, und viel Freude beim Musizieren.

Felix Seiffert

 

Noten lesen lernen, aber leicht! Folge 12 Die Intervalle Sexte, Septime und Oktave

Sehen wir uns heute einmal die höheren Intervalle Sexte, Septime und Oktave an.

Die Sexte ist ein sehr wohlklingendes Intervall. Sie hat klanglich gewisse Ähnlichkeiten mit der Terz.
Warum das so ist? Der Sache liegt ein interessantes Phänomen zugrunde.

Sie kennen sich doch bestimmt in der Farbenlehre aus. Da gibt es die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb. Und diese Farben ergänzen sich zu Weiß, wenn man sie beispielsweise als Lichtstahlen an eine Wand wirft. Sie kennen bestimmt das Bild.

Wenn man nun jeweils zwei dieser Grundfarben mischt und sie der dritten gegenüber stellt, erhält man sogenannte Komplimentärfarben. Die kennen Sie auch, wenn Sie beispielsweise einmal Negative von Farbfotos angesehen haben. Also Rot ergänzt sich mit Grün, Blau mit Orange und Gelb mit Violett.

Und lustiger Weise gibt es ein ähnliches Phänomen auch in der Welt der Klänge. Zwei Intervalle ergänzen sich nicht zu der Farbe Weiß, aber zum Intervall der Oktave.

Ein Beispiel: Habe ich den Ton C und setze eine Terz darüber, komme ich zum Ton E.  Dieses Intervall hat einen bestimmten Klang. Gehe ich aber von unserem Ton E hinauf, wiederum zum nächsthöheren Ton C, habe ich es mit einer Sexte zu tun.

Höre ich mir nun diese beiden Klänge an, dann komme ich darauf, dass sie gar nicht so verschieden klingen. Immerhin habe ich es ja mit den gleichen Tönen zu tun. Einziger Unterschied: das C taucht in zwei verschiedenen Oktavlagen auf.

Aus diesem Grund sagt man: die Terz und die Sexte sind „Komplimentärintervalle“. Genauso verhält es sich mit der Sekunde und der Septime. Auch sie ergänzen sich zur Oktave. Wenn man so will, sind die Oktave selbst und die Prime auch Komplimentärintervalle, aber das grenzt an Haarspalterei. (Ja: 0 und 8 ist auch 8 )

Sehen und hören Sie sich im Video an, wie diese Intervalle Sexte und Septime klingen und notiert werden.

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Halten wir also noch einmal fest, wie diese Intervalle genau funktionieren.

Die Sexte gibt es als kleines und großes Intervall. Wie schon im Film aufgezeigt, besteht zwischen diesen beiden Intervallen der Unterschied darin, dass einmal zwei und im zweiten Fall nur ein Halbton auf dem Weg zwischen den beiden Tönen des Intervalls liegen.

Man kann es sich aber auch einfacher machen, wenn man mit einbezieht, dass Terzen und Sexten Komplimentärintervalle sind. Über einer großen Sexte steht nämlich eine kleine Terz und über einer kleinen Sexte die große Terz.

Und von welchem Intervall möchten Sie jetzt lieber die Größe bestimmen?

Wenn Sie nun praktisch mit diesen Dingen umgehen, brauchen Sie aber nicht ständig messen und rechnen. Sie werden über kurz oder lang ein Gefühl dafür entwickeln. Sie werden sich einfach die Töne auf dem Griffbrett vorstellen und die entsprechenden Noten greifen. Hernach werden Sie merken, dass es beispielsweise eine große Sexte war, die Sie gespielt haben. Gut wird es aber gerade auf Streichinstrumenten sein, wenn Sie sich den Klang eines Intervalls vorstellen können. Aber auch diese Vorstellung wächst mit Ihrem Können am Instrument.

Die Septime besteht aus fünf Ganztönen und einem Halbton, wenn sie als „kleines“ Intervall auftaucht. Und auch bei ihr ist es so, dass man lieber schaut, welches Intervall es noch braucht, bis die Oktave voll ist. In ihrem Fall wäre es die große Sekunde, oder der Ganzton, der noch fehlt.

Das Intervall klingt dissonant, hat aber eine Art angenehme Reibung. Ich weiß nicht, ob Sie sich vielleicht mit dem Blues auskennen. Im Blues gibt es die sogenannte „Blue Note“. Bei ihr handelt es sich um die kleine Septime, die allerdings noch ein klein wenig tiefer gespielt wird. Und sie prägt mit ihrem Charakter diesen immer etwas leidenden Klang des Blues maßgeblich.

Die große Septime hat einen ganz anderen Klang. Sie klingt völlig abgehoben, fast fern von dieser Welt. Sie ist noch einen Halbton größer und dementsprechend ist das zugehörige Komplimentärintervall die kleine Sekunde oder der Halbton.

Am Ende sei noch die Oktave erwähnt. Bei ihr verschmelzen die beiden Töne des Intervalls fast zu einem Ton. Also C und c. Oder d und d‘, immer klingen hier zwei gleichnamige Töne.

Warum das so ist, erklärt vielleicht en wenig Physik. Sie werden es am Streichinstrument eventuell kennen oder sehr schnell kennen lernen. Hindert man eine Saite genau auf der Hälfte ihrer Länge am Schwingen, so schwingt diese Saite in zwei Schwingungsbäuchen. Diese Schwingungsbäuche sind jetzt halb so lang wie die originale Saite, aber sie schwingen doppelt so schnell. Und was glauben Sie, was man hören wird? Genau! Die Oktave des ursprünglichen Tons.

Die Oktave hat das Schwingungsverhältnis 2/1. Können Sie sich nun vorstellen, warum die zwei Töne fast gleich klingen?

Und damit wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit Ihren klanglichen Experimenten am Instrument.

Felix Seiffert

Den letzten Artikel dieser Reihe finden Sie hier.

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Die Bratsche – was weiß ich über die Bratsche?

Als ich die Artikel dieses Blogs neulich einmal durchsah, entdeckte ich mit Schrecken, dass hier noch fast überhaupt nichts über die Bratsche geschrieben steht.

Warum führt dieses Instrument sogar hier, wo es doch ausdrücklich um alles vier Streichinstrumente geht, so ein verstecktes Dasein? Warum tritt sie so wenig in Erscheinung?

Das scheint mal wieder typisch zu sein für dieses Instrument, das ja sowieso das Image des eher belächelten Instrumentes für unterbemittelte Musiker trägt. Über kaum ein Instrument und deren Spieler werden im Orchester so viele Witze gerissen, wie über die Bratsche.

Wie kommt das eigentlich?

Was hat es mit diesem Instrument auf sich?

Wenn wir den Namen des Instrumentes betrachten, kommen wir schon darauf. „Viola da Braccio“ heißt das Instrument in Italien. Ihre kleinere Schwester heißt „Violino da Braccio“ „Viola“, scheint mir dabei wohl das Ursprungswort des Instrumentes zu sein und  „Violino“ die Verkleinerungsform. Aha, ist die Viola wohl das ursprüngliche Instrument?

Wahrscheinlich eher nicht, denn erwähnt werden beide Instrumente in der alten Literatur zusammen. Wichtig ist aber der Zusatz „da Braccio“. Braccio ist das Italienische Wort für „Arm“. Das Instrument wird auf dem Arm getragen.

Daher stammt wohl der Name “Bratsche“. In meiner Wahlheimat Bayern, gibt es das umgangssprachliche Wort für die Hände, die „Bratzen“. Woher diese Bezeichnung wohl kommt?

Halten wir also einmal fest: es handelt sich um das größere der beiden auf dem Arm gepielten Instrumente.

Wenn wir uns das Instrument betrachten, fällt abgesehen von seiner Größe als erstes auf, dass es wesentlich tiefer klingt. Die Stimmung der Saiten lautet c, g, d‘ und a‘. Vergleicht man das mit der Stimmung der Geige (g, d‘, a‘ und e“), dann sieht man, dass ihre unteren drei Saiten mit den höchsten drei Seiten der Bratsche übereinstimmen.

Man hat also der Geige eine tiefere Saite hinzugefügt und die Oberste weg gelassen. Damit das Instrument mit diesen tiefen Saiten klingen kann, muss es größer sein, als die Geige. Und jetzt passiert etwas merkwürdiges: Im Grunde müsste dieses Instrument aufgrund seiner Tonlage noch wesentlich größer sein, um einen der Geige wirklich ähnlichen Ton produzieren zu können. Da aber die menschliche Armlänge gewisse Grenzen aufweist, mussten sich die Geigenbauer auf eine gewisse Größe beschränken.

Und aufgrund dieses Kompromisses büßt die Bratsche etwas vom klaren und durchdringenden Charakter des Geigentons ein und bekommt ihren etwas herben, rauchigen Ton. Dieses ist aber gerade das spezifische Merkmal, das den Ton der Bratsche ausmacht.

Wenn Sie einmal eine Bratsche in der Hand haben und vielleicht die Geige gewohnt sind, werden Sie als erstes ganz deutlich merken, dass Sie ein schwereres und größeres Instrument auf Ihrer Schulter liegen haben. Die schwingende Saitenlänge, (das ist der Abstand vom Steg, bis zum Obersattel) ist bei der Bratsche um einiges größer.

Die schwingende Saitenlänge beträgt bei der Geige ungefähr 33 cm und bei der Bratsche schwankt sie je nach Modell von 36 bis sogar 43 cm. Sie sehen schon, die Geigenbauer verwenden durchaus verschiedene Modelle. Es wird bei der Bratsche viel mit der Größe herumexperimentiert. Zwar gilt die grundsätzliche Annahme, dass ein größeres Instrument auch besser klingt. Andererseits ist es nicht für jeden Spieler geeignet. Und deswegen lassen sich die Geigenbauer alle möglichen baulichen Tricks einfallen, damit auch ein kleineres Instrument einen großen und schönen Bratschenton bekommt. Und – sie haben oft Erfolg damit. So kommt es, dass es durchaus verschiedene Größen von Bratschen gibt, die gut klingen. Als Bratscher sollte man sich daher sehr genau überlegen, was für ein Instrument für einen wirklich geeignet ist.

Aber was muss nun eine Bratschist auf seinem Instrument anders machen, um es zum Klingen zu bringen? Sehen Sie sich einmal das folgende Video an. Es sind vor allem zwei Dinge, die man auf diesem Instrument beachten sollte.

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Es sind also diese zwei Komponenten, die beim Bratsche Spielen wirklich anders sind.

Da das Instrument insgesamt größer ist, liegen die zu greifenden Töne auch weiter auseinander als auf der Geige. Man verwendet aber grundsätzlich gesehen keine andere Greifweise als die der Geige, wie jetzt zum Beispiel beim Cello. Nein, man muss sich einfach an die größeren Griffe gewöhnen. Außerdem muss man den Arm weiter ausstrecken, um die Töne zu erreichen, schließlich ist das Instrument ja insgesamt länger.

Der wesentliche Punkt im Streichen besteht nun darin, dass Sie die längeren, schwereren und daher auch etwas trägeren Saiten mit mehr Bogengewicht angehen müssen. Gerade in diesem Punkt liegt aber auch das Reizvolle am Bratschenspiel. Wenn man es als Geiger kennt, wie leicht man einen Ton mit dem Bogen „zerdrücken“ kann, dann wird man es schätzen lernen, wenn man sich einmal mit voller Seele in die C-Saite hineinlegen kann.

Hören Sie sich einmal den Beginn des Streichquartetts „Aus meinem Leben“ von Friedrich Smetana an, dann wissen Sie, was ich meine. Oder hören sie sich die „Arpeggione Sonate“ von Franz Schubert an. Dieses Stück wird zwar genauso auf dem Cello gespielt, aber ich sagen Ihnen, Sie werden den Bratschenton lieben.

Aber wissen Sie eigentlich, woher die Bratschenspieler dieses Image des leicht unterbemittelten und immer ein wenig zu trägen Spielers mitbekommen haben?

Schon in der Mannheimer Hofkapelle, dem Orchester des Kurfürsten Karl Theodor, war es so, dass man dem jungen Geigenspieler, zunächst einmal im Orchester den Platz in der Bratschenstimme zuwies. Die Bratschenstimme ist in der Orchesterliteratur zumindest in der Barockzeit und der frühen Klassik weniger virtuos gestaltet, sodass hier der Orchesterspieler sich leichter in das Orchesterspiel einfügen konnte. Somit war damals die Bratsche sozusagen das „Lehrlingsinstrument“. Können Sie sich vorstellen, was diese Stellung für ein Licht auf das Berufsbild der Bratscher wirft?

Aber eine Sache ist interessant daran. Wenn man die Geschichte des Instrumentalspiels betrachtet, bemerkt man, dass es gerade in der Barockzeit und der Klassik wesentlich selbstverständlicher war, mehrere Instrumente zu spielen. Das ein Geiger damals auch Bratsche spielte, war völlig normal. Eine Spezialisierung, wie wir sie heute betreiben war damals undenkbar.

Und so möchte ich Sie auch gerne anregen: sofern sie Geige spielen: Probieren sie es doch auch mit der Bratsche. Sie werden es ganz bestimmt nicht bereuen. Und – Bratscher sind in Laienorchestern meistens in der Unterzahl und daher stets willkommen.

Machen Sie es gut, und haben Sie viel Vergnügen bei Ihren Experimenten an der Bratsche

Felix Seiffert

Cello lernen – die Geographie der ersten Lage Teil 2

Können Sie sich noch an den letzten Artikel dieses Themas erinnern?

Wir haben beim letzten Artikel gelernt, wie die erste Lage auf dem Cello funktioniert. Steht in der ersten engen Lage der 1. Finger einen Ganzton über der leeren Saite, ergibt sich, dass der 4. Finger die Oktave der nächsttieferen leeren Saite greift.

Wenn Sie das Ganze noch einmal genau nachlesen möchten, dann hier. Außerdem können Sie dort auch eine Grifftabelle herunterladen die Sie selbst ausfüllen können. Sie werden merken, dass Sie sich so die Töne am besten einprägen. Außerdem wir Ihnen die Tabelle beim Üben treue Dienste leisten.

Wie schon angedeutet, fehlt uns aber in der ersten Lage ein Ton. Und bestimmte Tonarten kann man so in dieser Lage ohne diesen Ton gar nicht spielen.
Es geht um den Halbton der zwischen unserem 4. Finger und der nächsten leeren Saite liegt. Wie Sie sich erinnern, greifen wir beispielsweise auf der G-Saite ein c mit dem 4. Finger. Der nächste Ton, den wir dann spielen können (alle Finger liegen ja bereits auf dem Griffbrett) ist die D-Saite.

Nun könnte man sich fragen, warum man es nicht genauso macht, wie mit dem 1. Finger. Also, warum streckt man den 4. Finger nicht einfach aus, und spielt den Halbton über seinem normalen Platz?

Der Gedanke liegt natürlich nahe. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies bei den meisten Spielern, zumindest wenn sie noch Cello lernen, schlicht und einfach nicht sauber und ohne Komplikationen funktioniert. Es gibt natürlich Spieler mit sehr großen Händen (zu denen ich selbst aber auch nicht gehöre) die so etwas machen können. Aber weitaus die meisten Spieler tun gut daran, die Sache auf eine andere Art zu lösen.

Wir verschieben einfach die ganze Hand. Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihre Hand in der weiten ersten Lage auf das Griffbrett und rutschen nun mit der Hand um einen Fingerplatz weiter nach oben.

Wenn man mit der ganzen Hand auf dem Griffbrett verrutscht, kann man am besten die Abstände der Finger und damit das saubere Treffen der Töne gewährleisten. Man verschiebt einfach den Arm, aber die Abstände der Finger untereinander bleiben gleich.

Allerdings ist beim Verrutschen der „ganzen Hand“ eines wichtig. Nämlich, dass man sich wirklich mit der „ganzen Hand“ bewegt. Zur ganzen Hand gehört nämlich der Daumen auch dazu. Sie ahnen gar nicht, wie wichtig es ist, den Daumen am korrekten Platz unter den Fingern zu haben.

Normaler Weise steht er in etwa unter dem 2. Finger. Gewöhnt sich der Daumen an diese Stelle unter den Fingern, gibt er ihnen dadurch eine große Sicherheit. Sie werden nämlich in bestimmten Abständen zum Daumen auf das Griffbrett fallen und damit treffsicher auf ihren Tönen landen.

Und wenn Sie nun die Hand verrutschen und den Daumen stehen lassen, (was übrigens fast jeder Anfänger instinktiv tut) was passiert dann? Na dann verschiebt sich die ganze Zuordnung der Finger zum Daumen, und die Sache wird normalerweise unsauber.

Von daher beachten Sie unbedingt meine eindringliche Bitte an Sie: Wenn Sie schon Cello lernen, dann bitte gleich richtig! Verrutschen Sie mit der ganzen Hand! (und ich meine mit der „ganzen Hand“)

Was das nur für Konsequenzen für die Töne hat, die Sie nun auf dem Griffbrett abgreifen, das zeigt Ihnen das Video.

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Die im Video dargestellte erhöhte erste Lage ist somit tatsächlich eine richtige neue Lage, auch wenn sie zum Großraum der ersten Lage gezählt wird.

Die folgende Definition gilt zumindest für die unteren Halslagen: Eine Lage ist durch die Stellung des Daumens am Hals des Instrumentes definiert. Man wechselt also immer dann die Lage, wenn man mit dem Daumen unter dem Hals verrutscht.

Die erste und die erhöhte erste Lage zusammen bieten nun die Möglichkeit, alles Halbtöne im Bereich zwischen der tiefsten und der höchsten leeren Saite zu spielen. Damit sind wir im Prinzip in der Lage, alle Tonarten zu spielen.

Und damit wünsche ich Ihnen eine erfolg- und erkenntnisreiche Zeit am Instrument

Felix Seiffert

 

Geige beginnen – Was ist bei der Haltung die Grundvoraussetzung?

Immer wieder taucht in Ihren Zuschriften die Frage auf, wie man es denn nun schaffen könne, die Geige zu halten und dabei locker und beweglich zu bleiben.

Nun, was weiß ich über Geigenhaltung?

Ich glaube, wir müssen uns vor Augen führen, dass das Halten einer Geige oder einer Bratsche sicherlich nicht der menschlichen Ruhehaltung entspricht.
Einen Spaziergang zu machen und dabei die Arme rechts und links hängen zu lassen ist bestimmt für den Menschen eine bequemere Grundhaltung, als eine Geige zu halten.
Das rührt wohl daher, dass wir uns bei der Geigenhaltung, zumindest im linken Arm, in eine extreme Position begeben.

Probieren Sie es einmal aus. Sehen Sie sich unten das Video an und versuchen Sie einmal die Armstellung ohne Instrument nachzumachen.
Heben Sie den Arm, schwenken Sie dabei den Ellbogen zur Körpermitte und verdrehen Sie dabei die Hand nach links, bis der kleine Finger Ihnen zugewandt ist. Merken Sie, wie Sie sich mit Ihrem Arm fast an die Grenze der Dehnbarkeit bringen?

Dies scheint mir bei der Frage der Geigenhaltung das Grundproblem zu sein. Wir sollten uns also überlegen, wie man es schaffen kann, in einer gedehnten Grundhaltung beweglich und spannungsfrei zu sein.

Begeben Sie sich noch einmal in die oben beschriebene Haltung. Und nun versuchen Sie, eine Minute in dieser Stellung zu verharren?

Haben Sie es geschafft? Und wenn ja: was haben Sie ih Ihrem Arm gespürt?

Diese Frage kann ich für Sie nicht beantworten. Ich will Ihnen aber erzählen, wie es mir geht: Bei mir verkrampft sich der ganze Arm, wenn ich über eine Weile versuche, in einer Stellung fest zu verharren.

Der Arm möchte einerseits in seine entspannte Ruhehaltung zurück kehren, andererseits möchten wir ihn in der Stellung halten. Und dieser innere Widerspruch erzeugt schlicht und einfach Spannung. Und deshalb tritt früher oder später der Zustand ein, an dem sich Ihre verschiedenen Muskeln die für die Drehung des Armes zuständig sind, gegeneinander verkrampfen.

Ein Krampfzustand ist ein Zustand gegenseitiger Verspannung. Er geht beim Geigen glücklicher Weise nicht so weit, wie wir das vom medizinischen Krampf her kennen. Wenn Sie sich im Schwimmbad einen Krampf im Bein holen, ist das noch mal was anderes. Aber der „verkrampfte“ Zustand bei der Geigenhaltung geht immerhin so weit, dass Sie das feine Gespür für das Greifen Ihrer Töne verlieren werden.

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Drei Möglichkeiten

Und daher müssen wir nach einer Möglichkeit suchen, diese Spannung im Arm möglichst zu reduzieren.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir in den Arm hinein spüren und versuchen nur da in Spannung zu gehen, wo es wirklich notwendig ist. Muss ich meine Schulter hoch ziehen um den Arm in die geforderte Stellung zu bringen? Muss ich meinen Hals anspannen wenn ich den Arm nach innen verdrehen will? Bin ich in der Lage, ruhig in den Bauch atmen zu können, wenn ich diese Aktion durchführe?

Spüren Sie bitte in sich hinein und beobachten Sie sich aufmerksam mit Ihrem Körpergefühl. Sie werden sehr bald merken, was Sie alles los lassen können, während Sie die Geigenhaltung einnehmen. Und vielleicht werden Sie danach merken, dass sich die ganze Haltung gar nicht mehr so extrem anfühlt, wie zu Beginn unserer Übung.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass eine Instrumentalhaltung niemals bedeutet, eine starre Position einzunehmen. Wenn Sie Ihr Instrument halten, sollten Sie stets beweglich bleiben. Diese Beweglichkeit wird zum Beispiel schon da gefordert, wo Sie mit dem Ellbogen weiter unter dem Instrument hindurch pendeln, wenn Sie auf den tieferen Saiten greifen wollen.

Vielleicht erinnern Sie sich dazu an den Blogbeitrag über das Harfenpizzicato. Da wird das beschrieben.

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hinbekommen Folge 1

Und als die dritte Möglichkeit zur Spannungsreduzierung würde ich den Grundsatz ansehen, dass Sie auf der Geige ein Wechselspiel haben, zwischen dem Tragen des Instruments mit der Hand einerseits, und dem Halten des Instruments nur zwischen Schulter und Kinn andererseits.

Wenn Ihre Geige auf der Schulter liegt, (vorausgesetzt, Sie benutzen eine Schulterstütze) dann entsteht zwischen dieser Schulterstütze und dem Kinnhalter ein Hebel. Diese Hebelwirkung können Sie leicht ausprobieren, wenn Sie sich einmal die Geige auf die Schulter legen und mit dem rechten Zeigefinger auf den Kinnhalter drücken. Merken Sie, wie Sie mit leichtem Druck die Geige in ihrer waagrechten Haltung halten können?

Nun kommt es darauf an, dass Sie mit ebenso leichtem Druck Ihr Kinn auf den Kinnhalter legen. Hierfür reicht das Eigengewicht Ihres Kopfes vollkommen aus. Versuchen Sie bitte nicht, mit Ihrem Kinn auf den Kinnhalter zu pressen. Dadurch würde nämlich die zweite große Möglichkeit entwickeln, sich zu verkrampfen. Nein, legen Sie den Kopf mit dem Kinn nur leicht auf den Kinnhalter. Wenn das nicht möglich ist, oder wenn es nicht möglich ist, dies zu tun, ohne die Schulter anzuheben, dann sollten Sie die Höhe der Schulterstütze verändern.

Ihre Schulterstütze besitzt höhenverstellbare Füße. Bitte versuchen Sie mit Ihnen die richtige Stellung zu finden. Probieren Sie wirklich viele Stellungen und spüren Sie immer wieder in Ihren Kopf, ihren Hals und Ihre Schulter hinein, ob es leicht möglich ist, die Geige mit Schulter und Kinn zu halten.

Und wenn Sie es nun geschafft haben, Ihre Geige mit dem Kinn auf leichte Weise zu halten, dann wechseln Sie diese Form des Haltens mit dem Tragen der Geige auf Ihrem Arm ab. Sie werden merken, dass Sie dadurch wieder ein Stück beweglicher mit dem Instrument umgehen können.

Und damit wünsche ich Ihnen wieder viele gute Erfahrungen mit Ihrem Instrument und vor allem mit sich selbst. Gehen Sie achtsam mit sich um, wenn Sie auf Ihrem Instrument spielen.

Felix Seiffert

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Geige lernen – wie Sie zu einem gefühlvoll angestichenen Ton kommen

Heute kommen wir zu einem Thema, dass beim Lernen des Instrumentes so wichtig ist, das es mit entscheidet, ob Sie an Ihrem Instrument auf Dauer Freude haben, oder irgendwann resigniert das Handtuch werfen.

Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wie Sie es schaffen können, gerade am Anfang Ihres Werdegangs am Instrument zu einem wohlklingenden Ton zu kommen.

Sie haben ja bestimmt auch dieses Klischeebild im Kopf vom kleinen Kind, das die ersten Gehversuche auf der Geige macht, und es kratzt und quietscht dabei fürchterlich. Wenn Sie noch einmal in Ihre Vorstellung gehen, werden Sie auch merken, dass das Kind sehr zögerlich und langsam streicht. Gell das kennt man?

Ja und zum Glück lässt sich diese Sache im Prinzip durch zwei Dinge recht gut gerade am Anfang beheben.

Die erste Sache ist ganz einfach: Sehen Sie zu, dass Sie gerade am Anfang mit dem Bogen recht flott über Ihr Instrument streichen. Streichen Sie nicht zu nahe am Steg, und streichen Sie mit schnellen Strichen. In der Geschwindigkeit, kommen Sie viel Besser an die Tongestaltung heran, als bei langsamem Bogen.

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Wasserskifahrer. Wenn der zu langsam wird, dann tragen ihn seine Skier nicht mehr. Er säuft ab.

Nun sind die Auswirkungen beim Streichen nicht ganz so drastisch, aber man könnte schon die Parallele ziehen, und sagen: „Der Ton säuft ab“. Und das tut er buchstäblich. Eine Saite kann nur klingen, wenn der Bogen auf ihr in Bewegung bleibt. Wenn er zu langsam wird, dann bricht der Ton ab, und es kommt zu besagtem Kratzen.

Nun aber zum zweiten Gesichtspunkt, der so wichtig ist, dass sich ihm alleine der heutige Videobeitrag widmet.

Sie müssen es schaffen, die Saite mit Gefühl anzustreichen. Wie schon oben beschrieben, braucht die Saite einen ganz bestimmten Zug des Bogens, aber sie benötigt auch einen ganz bestimmten Druckkontakt des Bogens auf die Saite.

Wir Streicher sprechen dabei allerdings lieber vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. Redet man von „Druck“ beinhaltet das schon wieder den Gedanken einer gewissen Festigkeit, die wir ja unbedingt vermeiden wollen.

Also: reden wir vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. In der Tat ist es so, dass wir das Gewicht unseres Arms (aber nicht da ganze Gewicht, das wäre deutlich zu viel) mit dem Bogen auf das Instrument stützen. Hinzu kommt noch, dass wir mit unseren Fingern dabei flexibel bleiben.

Und genau mit diesen besagten flexiblen Fingern sind Sie in der Lage, gefühlvoll genau zu erspüren, welches Gewicht und welche Bogengeschwindigkeit die Saite verträgt. Dies ändert sich nämlich auch je hach Saite auf der Sei streichen und je nach Ton, den Sie greifen.

Und wie das geht, zeigt uns der Videobeitrag.

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Rekapitulieren wir noch einmal die Übung, die uns zum Ziel einer beweglichen Bogenhaltung führt.

  • Halten Sie den Bogen mit zwei Händen. Sie können eine flexible Bogenhaltung einnehmen, weil Sie ihn mit der linken Hand sichern.
  • Legen Sie zunächst nur Ihre Finger auf den Bogen. Dabei sollen alle Finger ihren richtigen Platz auf der Stange finden.
  • Der ausschlaggebende Punkt ist nun, dass die Finger bei unserer Beweglichkeitsübung nicht ihren Platz auf der Stange verlassen. Sie rutschen also weder seitlich, noch in ihrer Länge auf der Stange herum.
  • Probieren Sie nun eine horizontale Beweglichkeit in ihren Fingern zu zu lassen. Am Anfang geht es leichter, wenn Sie den Daumen nicht auf die Stange setzen.
  • Erst wenn Sie ein Gefühl für die Beweglichkeit in den Fingern bekommen haben, dann versuchen Sie das Gleiche einmal mit mit dem Daumen zu machen.

Funktioniert es?

Letztlich geht es darum, dass Ihre Finger so flexibel den Bogen in der Hand haben, dass sie den Widerstand der Saite gegen die Bogenbewegung spüren können.

Wenn der Bogen auf der Saite still steht, hat die Saite einen recht hohen Widerstand. Sie spüren es richtig, dass sich der Bogen erst einmal gar nicht in die Fahrt bewegen will.

Nun passiert beim Losstreichen folgendes: Ihre Finger geben zuerst nach, bis sich schließlich der Bogen löst und in Fahrt kommt. Nun streichen Sie mit gefühlvoll gekrümmten Fingern und spüren den Kontakt des Bogens zur Saite während der Fahrt.

Ihre Finger sind immer dann in der Lage, gefühlvoll auf den Bogen und die Saite ein zu gehen, wenn sie sich selbst nicht durch Druck und Gegendruck der Finger zum Daumen hin behindern.

Lassen Sie sich aber bitte um Gottes Willen nicht beeindrucken, wenn es nicht sofort klappt. Diese Flexibilität ist eine Sache, die in der Regel erst nach einer gewissen Zeit des Übens funktioniert. Auch Ihre Finger brauchen ein gewisses Training um beim Bogenstrich flexibel zu sein.

Aber besser, Sie lenken möglichst schnell Ihre Aufmerksamkeit darauf, anstatt sich nach einem halben Jahr zu wundern warum es auf Ihrem Instrument immer noch kratzt. Oder was meinen Sie?

Machen Sie es gut und viel Vergnügen bei Ihren Übungen.

Ihr Felix Seiffert

Cello lernen – die Geographie der ersten Lage

Liebe Leser,

Gehen wir einmal davon aus, dass Sie gerade Ihr Cello in den Händen halten und Ihre ersten Gehversuche hinter sich haben. Sie haben auf leeren Saite gestrichen und haben vielleicht auch ein paar Töne auf einer Saite gegriffen. Dabei haben Sie eine gute Handstellung für sich herausgefunden.

Aber wenn Sie nun Stück für Stück in Ihrem Arbeitsheft voranschreiten, ist das vielleicht doch ein bisschen langweilig, finden Sie nicht auch.

Wie wäre es denn, wenn wir hier an dieser Stelle uns einfach einmal anschauen, welche Töne Sie auf welcher Saite unter den Fingern haben? Dann könnten Sie doch ganz gut auf eigene Faust Stücke ausprobieren.

Kommen wir also auch beim Cello zu unserer Geografie des Griffbretts. Mit Ihrer Grifftabelle Cello erste Lage, die Sie sich hier herunterladen können, und die Sie sich im Laufe dieses Blogartikels ausfüllen werden, haben Sie im Prinzip die ganze Orientierungsarbeit für die erste Lage schon gemacht.

Etwas Übung wird es natürlich noch noch brauchen, bis Sie selbstverständlich und schnell die Noten umsetzen und lesen. Aber Sie werden sehen, es ist halb so wild.

Unterscheiden Sie am Cello bei der ersten Lage bitte folgende Gegebenheit: Im Prinzip gibt es am Cello zwei Griffarten.

Da das Instrument wesentlich größer als eine Geige ist, sind auch die Saiten
länger und dementsprechend die Abstände der einzelnen Töne. Und dies bringt es mit sich, dass wir mit unseren Fingern nicht mehr wahlweise Halb- oder Ganztöne abgreifen können.
Unsere Finger stehen deshalb am Cello, zumindest in den unteren Lagen, grundsätzlich im Halbtonabstand.
Eine Ausnahme: in der sogenannten „weiten Lage“ steht der 1.Finger im Ganztonabstand zum 2. Alle übrigen Finger stehen aber weiterhin im Halbtonabstand zueinander.

Und was das nun für Konsequenzen für die Töne hat, die Sie nun auf dem Griffbrett abgreifen können, das erfahren Sie hier im Video:

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Fassen wir also noch einmal zusammen, um was es geht.

  • in der ersten Lage steht der erste Finger einen Ganzton über der leeren Saite.
  • Daraus ergibt sich für den 4 Finger der Ton eine Oktave über der tieferen leeren Saite.
  • Auf der A-Saite greifen Sie daher die Töne: a (leere Saite), h (1.), c‘ (2.), cis‘ (3.) und d‘ (4. Finger)
  • Auf der D-Saite sind es: d (o), e (1), f (2), fis (3) und g (4).
  • Auf der G-Saite greifen Sie folgende Töne: G (0), A (1), B (2), H (3) und c (4)
  • Und auf der C-Saite: C (0), D (1), Es (2), E (3), und F (4)

Sicherlich haben Sie bemerkt, dass wir mit diesen beiden Griffarten noch nicht, wie bei der Geige, in der Lage sind, alle Töne zu greifen, die zwischen zwei Saiten liegen.

Tatsächlich fehlt zwischen dem Ton, den wir mit dem vierten Finger greifen und der nächsthöheren leeren Saite noch ein Halbton, den wir in unserer engen und weiten Lage gar nicht greifen können.

Und selbst wenn wir den greifen können, fehlt uns immer noch der Ton der leeren Saite selbst, den wir ja auf der Geige und Bratsche mit dem 4. Finger verhältnismäßig bequem erreichen.
Sie sehen schon, ganz so einfach ist das beim Cello nicht. Jedes Instrument bringt so seine kleinen Vor- und Nachteile mit sich.

Am Cello können Sie in einer Handstellung nicht so viele Töne greifen, das ist wahr. Andererseits ist die ganze Handstellung am Cello anatomisch einfacher. Sie brauchen die Hand nicht so sehr verdrehen, wie bei Geige und Bratsche.

Einerseits tut man sich in dieser Handstellung leichter, andererseits muss man auch öfter die Lage wechseln, da einfach nicht so viele Töne in einer Lage spielbar sind. Was ist Ihnen nun lieber?

Als einer, der in der Kindheit beides gelernt hat, nämlich Geige und Cello, sage ich einmal: Ich glaube es hebt sich gegenseitig auf. Was Sie bei einem Instrument evtl. als schwierig empfinden, birgt immer auch einen Vorteil in sich.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf Ihrer Entdeckungsreise auf dem Cello

Ihr Felix Seiffert

Noten lesen lernen, aber leicht! Folge 11 Die Intervalle von der Prime bis zur Quinte

Nachdem wir uns in den letzten Folgen der Reihe „Noten lesen lernen, aber leicht!“ mit dem Lesen von Tönen, Rhythmus und Tonarten beschäftigt haben, nähern wir uns mit großen Schritten dem, was man Harmonie nennt. Unter Harmonie versteht man das Zusammenklingen mehrerer Töne.

Musik besteht meist nicht nur aus einer Melodie, sondern wird auch mit verschiedenen Klängen harmonisiert. Meist sind das Drei- oder Vierklänge, die eine Melodie unterstützen.

Bevor wir uns aber mit diesen Klängen befassen können, ist es wichtig, dass wir uns mit den Klängen befassen, die zwei Töne miteinander bilden können – den sogenannten Intervallen.

Intervalle kommen einerseits in zeitlicher Folge vor, also hintereinander gespielt in Schritten und Sprüngen. Andererseits bestehen Intervalle natürlich auch zwischen zwei Tönen, die gleichzeitig klingen als Zusammenklänge.

Für das Bilden von Harmonien werden vor allem Terzen, Quinten und Sexten gebraucht, aber zunächst sollten wir uns einmal einen kleinen Überblick verschaffen, was es für Intervalle gibt.

Einerseits kann man Intervalle verstehen. Man kann sie in den Noten entziffern; man kann begreifen wie ihre Systematik ist. Man kann sie benennen. Aber wesentlich ist es doch, sie hören zu können und sie im hören zu erkennen. Und dafür ist diese Schreiberei hier im blog weniger geeignet. Daher möchte ich Ihnen einmal das folgende Video ans Herz legen. Da es aber doch etwas umfänglich ist, alle Intervalle hörend zu erfahren, soll sich dieser Beitrag zunächst einmal auf die Intervalle Prime, Sekunde, Terz, Quarte und Quinte beschränken.

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Gehen wir aber hier noch einmal die Intervalle der Reihe nach durch:

  • Das aller einfachste Intervall ist die „Prime“. Sie ist sozusagen das „Intervall Null“. Spielt man zwei mal den gleichen Ton entweder zusammen oder hintereinander, erklingt einfach ein Ton. Die Tonwiederholung ist die Prime. Gleichzeitig gespielt verstärken sich die beiden Töne gegenseitig. Dieses Intervall ist ein „reines Intervall“
  • Die „Sekunde“ bezeichnet den Tonschritt. Gehe ich also von einem Ton zum nächsten, ist das eine Sekunde. Nun haben wir ja gesehen dass diese Schritte von einem Ton zum nächsten entweder ein Halb- oder ein Ganzton sein können. Daher nennt man den Halbtonschritt eine „kleine Sekunde“ und den Ganztonschritt eine “große Sekunde“. Spielt man die beiden Töne einer großen oder kleinen Sekunde zusammen, so wird man auf jeden Fall einen dissonanten Klang hören.
  • Ganz anders liegt die Sache bei der „Terz“. Dieser Klang klingt zusammen für unsere Ohren sehr angenehm. Man bezeichnet so etwas als „konsonant“. Es handelt sich um den Sprung von einem zum übernächsten Ton in der Tonreihe. Auch hier unterscheidet man zwischen der großen und der kleinen Terz. Liegen nämlich zwischen den beiden Tönen zwei Ganztöne, handelt es sich um eine große Terz. Es können aber auch ein Ganz- und ein Halbton zwischen unseren beiden Tönen liegen. In diesem Fall haben wir eine kleine Terz. Sie bekommen eine kleine Terz ganz automatisch, wenn Sie einmal „Hal-lo“ rufen. Viele Kinderlider der ganz frühen Phase des Singens sind auf dieser „Ruf-Terz“ aufgebaut.
  • Die Quarte ist das Intervall, das entsteht, wenn man von einem zum nächsten Ton drei Tonschritte geht. Dies sind im Normalfall zwei Ganztöne und ein Halbton. Man spricht dann von einer reinen Quarte. Die Quarte kennen Sie als das Intervall, das dem Feuerwehr Signal sehr nahe kommt. Auch die Kleine Nachtmusik von W.A.Mozart beginnt mit einem Quartsprung. Spielt man die zwei Töne einer Quarte zusammen, ergibt sich ein merkwürdig „hohler“ (meine ganz persönliche Auslegung) Klang. Er gilt als konsonant, hat aber so etwas wie eine Reibung in sich.
  • Und mit der Quinte haben wir wieder einen sehr reinen Klang vor uns. Wer schon einmal gehört hat, wie eine Geige oder ein Cello gestimmt wird, der kennt den Klang der Quinte. Diese Instrumente, und natürlich nicht zu vergessen die Bratsche, sind in Quinten gestimmt. Die Quinte beinhaltet drei Ganzton- und einen Halbtonschritt von einem zum anderen Ton. Sie wird in diesem Fall ebenfalls als „reine Quinte“ bezeichnet.

Ist Ihnen aufgefallen dass die Namen dieser Intervalle lateinische Zahlwörter sind? Ja, in der Tat, es handelt sich hier um die Lateinischen Namen für die Zahlen 1 bis 5. Nur muss man sich eines klar machen:
Das Zahlwort bezeichnet nicht die Zahl der Tonabstände, die zwischen zwei Tönen liegen. Nein, sie bezeichnet die Zahl der eingeschlossenen Töne und zwar inklusive dem Ausgangs- und dem Zielton des Intervalls. So drückt zum Beispiel das Wort Terz die Zahl Drei aus. Der Abstand der beiden Töne beträgt nur zwei Töne, aber vom unteren bis zum oberen Ton des Intervalls sind es doch drei Töne gezählt. Etwas paradox, aber man gewöhnt sich daran.

Und damit wünsche Ich Ihnen Interessante einsichten, wenn Sie das nächste Mal in Ihre Noten blicken. In der nächsten Folge wird es dann um die fehlenden Intervalle Sexte, Septime und Oktave gehen.

Bis dahin alles Gute

Felix Seiffert

Zur letzten Folge (Folge 10) geht es hier

Greifen auf dem Cello – wie erlangt man Unabhängigkeit der Finger?

Liebe Leser,

In diesem Beitrag möchte ich gerne einmal auf die Zuschrift von Herrn Pelzer eingehen.

Herr Pelzer schrieb:

„Hallo Herr Seiffert, vorab vielen Dank für Ihre vielen sehr hilfreichen Tipps. Seit etwa 6 Monaten lerne ich Cello ohne Lehrer. Folgende Hürde ist dabei aufgetaucht: 1. und 2. Finger liegen auf e und f  1. Lage D-Saite. Jetzt soll g und danach fis gespielt werden. Versuche ich jetzt den 3. und 4. Finger zusammen aufzusetzen, berühre ich mit dem 3. Finger zuerst fis, was insbesondere beim Legato zum falschen Ton führt. Setze ich erst nur den 4. Finger auf g, dann landet der 3. Finger anschliessend zu eng zum 2. Finger, also fis zu tief. Das liegt vielleicht auch daran, dass meine Finger relativ kurz und noch nicht elastisch genug bzw. nicht unabhängig genug sind. Haben Sie hier einen Tipp oder eine spezielle Fingerübung? Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort.“

Wenn Sie anfangen, Cello zu spielen, werden Sie ganz bestimmt in genau diese Lage kommen, die Herr Pelzer beschreibt.

Es ist in der Tat so, dass Sie, wenn Sie Cello lernen, die Unabhängigkeit Ihrer Finger trainieren müssen. Bei den anderen Streichinstrumenten hat man ähnliche Dinge zu bewältigen, aber bleiben wir zunächst einmal beim Cello.

Wenn Sie auf einem Griffbrett eines Streichinstruments greifen, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, den Ton um feine Nuancen zu verändern. Schon die kleinste Veränderung der Fingerstellung, etwa wenn Sie den Finger ein klein wenig über die Saite rollen, bewirkt eine Veränderung der Tonhöhe. Nun können Sie sich auch vorstellen, dass es beim Greifen von Tönen auf einem Streichinstrument auf Millimeterarbeit ankommt.

Bitte erschrecken Sie nicht, das kann man lernen! Ihre Finger und Ihre Ohren werden mit der Zeit so feinfühlig werden, dass Sie auf kleinste Veränderungen der Tonhöhe reagieren und einen Ton, der nicht sofort stimmt, in Bruchteilen einer Sekunde korrigieren können.

Aber zunächst müssen Wir einmal etwas für die Unabhängigkeit Ihrer Finger grundsätzlich tun.

Beim Cello geht es zunächst einmal darum, dass Sie Ihre vier Finger in gleiche Abstände bringen. Genau, wie Herr Pelzer oben beschrieben hat, stehen die vier Finger auf der D-Saite auf den Tönen e, f, fis, und g. Diese Töne liegen jeweils genau einen Halbton voneinander entfernt, sodass man nun eine Fingerstellung finden sollte, bei der alle vier Finger gleich weit voneinander entfernt stehen.

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Und hier geht die Schwierigkeit los. Ihre Finger werden das nicht ganz freiwillig mitmachen. Jedenfalls wird es Ihnen so gehen, wenn Sie nicht gerade riesige Hände haben.

Meistens wird es Ihnen so gehen, wie es mir persönlich auch geht, dass nämlich die mittleren beiden Finger, also der Mittel- und der Ringfinger,in entspanntem Zustand etwas enger beieinander stehen als die anderen Finger.
Es wird beim Greifen also darum gehen, dass Sie mit Ihrer Willenskraft und mit einigem Training den Mittelfinger (2. Finger) nah genug zum Zeigefinger (1. Finger) stellen und gleichzeitig den Ringfinger (3. Finger) dem kleinen Finger (4 Finger) annähern.

Hierfür ist ein Prinzip wichtig. Üben Sie das deutliche Heben des Fingers, bevor Sie ihn aufsetzten (besser gesagt aufklopfen). Wenn Sie einen Finger heben während Sie andere Finger auf dem Griffbrett liegen lassen, werden Sie merken, dass dieser Finger von den anderen unabhängig wird.

Diese Aufgabenstellung steht in scheinbarem Widerspruch zu den Forderungen, die man sonst an eine schnell bewegliche Hand stellt. Normalerweise wird nämlich gefordert, dass man mit den Fingern möglichst dicht über der Saite schweben solle, um schnell und präzise den Finger auf die Saite stelle zu können.

Was Sie aber zunächst brauchen, ist Bewegungsfreiheit und Freiheit der Finger untereinander. Und die bekommen Sie indem Sie sich Bewegungsraum schaffen. Heben Sie Ihre Finger also so hoch wie es irgend geht. Sie werden sich über kurz oder lang über die Resultate Ihrer Bemühungen freuen.

Und nun im Einzelnen zu einer Fingerübung für Ihre Unabhängigkeit:

Stellen Sie zunächst Ihrer Finger der Reihe nach auf der D-Saite auf.

1 – 2 – 3 – 4

Testen Sie danach die Tonhöhe des vierten Fingers, indem Sie den erreichten Ton mit der leeren G-Saite vergleichen.

Nebenbei: eine PDF Datei mit den hier beschriebenen Übungen als Noten bekommen Sie, wenn Sie hier klicken.  Unabhaengigkeit der Finger auf dem Cello

Nun geht es darum, mit mehreren Fingern gleichzeitig aufzusetzen, und dabei alle Finger auf ihren richtigen Platz zu bringen.

Spielen Sie hierzu die Fingerfolge

0 – 2 – 1 – 3 – 2 – 4 – 3.

Merken Sie, dass es gar nicht so einfach ist, den 3. Finger mit dem 4. Finger zusammen aufzusetzen und dabei auch seine Stellung wirklich zu treffen? Versuchen Sie einmal, schon in der Luft diese beiden Finger möglichst nahe zusammen zu halten. Dann wird es recht bald gelingen.

Als nächstes noch zwei Übungen die speziell auf die Stellung des 2. und des 3. Fingers abzielen.

Zunächst für den 2. Finger:

0 – 2 – 1 – 2 – 1 – 4 – 2 – 4

Und dann noch die analoge Übung für den 3. Finger:

0 – 3 – 1 – 3 – 1 – 4 – 3 – 4

Wenn Sie diese Übungen langsam durchspielen haben Sie die Möglichkeit der ganz unmittelbaren Kontrolle Ihrer Finger. Machen Sie das so lange es notwendig ist, um die Töne wirklich zu treffen.

Wenn sie sich nach einer Weile sicherer fühlen, dann beschleunigen Sie die Übung etwas, genau so wie sie es in der PDF Datei lesen können.

Ihre Finger müssen es auch lernen, schnell auf Ihre Willensimpulse zu reagieren.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei ihren Übungen

herzliche Grüße

Felix Seiffert