Richtiges Greifen am Cello

Wenn wir uns einmal ansehen wollen, wie eine sinnvolle und gute Haltung der linken Hand am Cello aussieht, dann sollten wir zunächst überlegen, was wir mit der linken Hand eigentlich bezwecken wollen.

„Ist doch eigentlich klar“, werden Sie sagen: „Wir wollen Töne auf der Saite greifen. Wir wollen die Saite auf das Griffbrett drücken und somit die Saite abgreifen, sodass sie in einer anderen Länge und damit auf einem anderen Ton schwingt“.

Wenn Sie das aber zum ersten mal tun, dann werden Sie eventuell entdecken, dass schon diese Aktion mit etwas Kraft verbunden ist. Die Saiten sind nämlich gar nicht so leicht auf das Griffbrett zu bringen, wie beispielsweise bei einer Geige oder Bratsche. Von einer Gitarre wollen wir hier gar nicht reden. Und je nachdem, wie Ihre Hand gebaut ist (Kinder die sehr jung anfangen Cello zu spielen werden Ihnen ein Lied davon singen) kann es auch zunächst recht anstrengend sein, eine gegriffene Saite zum Klingen zu bringen.

Deshalb meine ich, ist es äußerst wichtig, sich gleich zu Beginn eine Haltung der Hand anzugewöhnen, mit der das möglichst leicht geht.

Es kommen noch weitere Forderungen hinzu. Wir wollen:

  • möglichst beweglich schnelle Läufe mit den Fingern spielen können
  • mit der Hand vibrieren können
  • die Stellung der ganzen Hand auf dem Griffbrett möglichst leicht verändern (Lagenwechsel)
  • und schließlich allerlei Verzierungen wie zum Beispiel Triller oder Vorschläge mit Leichtigkeit ausführen.

Und dies alles schaffen wir am leichtesten, wenn wir uns klar machen, dass wir uns mit der Hand auf das Griffbrett aufstützen. Bemerken Sie die Analogie zu den Bogenführungsartikeln in diesem Blog?

Gute Bogenführung durch „Stützen“

Ja, besonders beim Cello ist fast alles mit der Gewichtskraft zu machen, auch das Greifen von Tönen.
Wir stellen uns also mit den Fingern auf das Griffbrett, aber wir hängen uns nicht daran, wie man glauben könnte. (und wie es viele leider am Beginn ihrer Cellokarriere tun)

Sehen Sie sich einmal das unten stehende Video an, es wird Ihnen den Sachverhalt noch besser erläutern können als der reine Text.

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Wenn Sie möchten, dann machen Sie doch einmal die Aufstellübung für die Finger am Tisch. Sie können die Übung gerne mit beiden Händen gleichzeitig machen. Für die rechte Hand ist im Prinzip die gleiche Übung notwendig, um zu einer flexiblen Bogenhaltung zu kommen.

Halten sie den Arm waagrecht über der Tischplatte und lassen Sie Ihre Hand einfach hängen. Nun senken sie den Arm ab, bis die Finger die Tischplatte berühren. Dabei krümmen sich die Finger, und Sie stehen schließlich mit den 4 Fingern auf der Tischplatte.

Wichtig ist es dabei, dass Sie wirklich merken, wie Ihre Finger das Gewicht abfedern. Die Grundregel hierbei: Die Finger stehen auf der Fingerspitze, die vorderen beiden Gelenke sind gekrümmt und dis Grundgelenke der Finger federn das Gewicht des Arms ab. so tragen die Finger die Hand und den ganzen Arm.

Viel Erfolg beim Umsetzen der Übungen (sofern Sie denn zufällig Cello spielen)

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

14 Kommentare

  1. Guten Abend und oha:

    Ich habe mich jetzt – ganz geduldig und gründlich – mit Mietinstrument und Monatsabo im Intensivkurs bis zur ersten Greifübung vorgearbeitet. Ich mag es kaum sagen, aber 8 Wochen habe ich bis hierhin – mit etlichen Wiederholungen, damit die Übungen auch sitzen – sicher gebraucht. Durchaus mit Freude und im Prinzip nach meinem Empfinden – dank reichlich Rhythmuserfahrung und ein wenig Harfenspiel, ohne wäre ich vermutlich verzweifelt, mich auch noch um die Grundlagen kümmern zu müssen – besser als erwartet. Step by step.

    Selbst das Finden der oktavierten Töne – was mir mangels absolutem Gehör unmöglich schien – entpuppt sich – auch ohne Punkt auf dem Griffbrett – als viel machbarer als erwartet… 😉

    Aaaaber: Schon die Saite mit dem kleinen Finger herunter zu drücken, schmerzt (in der Fingerkuppe), der Kraftaufwand scheint mir enorm, der Finger drückt durch…, der Daumen will intuitiv eher nach oben, über den ersten Finger hinaus…

    C bilden, Finger senkrecht zum Boden, Winkel und Stellung von Handgelenk, Ellenbogen und Arm… – Bei der hier gefundenen Kräftigungsübung für die Finger dann noch „abzufedern“ – uff… – Auf dem Tisch vielleicht noch gerade, aber am Griffbrett sind mir das irgendwie viel zu viele Variablen und Gelenke, die da (bitte korrekt!) kooperieren sollen? (Da federt nix… 😉 ) Und dann wären da irgendwie noch das Gehör und der Bogen mit einzubeziehen… 😉 Und, und, und (Lagen, Fingerabstände etc.) …

    Da sorge mich dann schon ein wenig: Da werde ich ja 10 Jahre brauchen? …
    Oder: Muss ich halt irgendwo doch über den einen oder Aspekt „hinwegmurksen“?

    (Mein Anspruch ist letztlich nicht riesig. Ein wenig für mich musizieren soll reichen. So 30 – 60 Minuten (+ Einlesen) jeden zweiten Tag, mehr aus Freude und Neugier am Tummeln auf der riesigen Spielwiese der Musik und am persönlichen Fortschritt am Instrument. Nur: Ewig mit den Fingern zu ringen, werde ich mir mit 60 Lenzen kaum mehr erlauben können?)

    Präsenzunterricht scheidet aus diversen Gründen aus. Video-Geraffel habe ich auch nicht. Ich bin froh, bis hierhin gelangt zu sein. Frage mich jetzt allerdings schon, wie ich am besten weitermache?

    Oder ob ich mir evtl. tatsächlich eingestehen muss: Trainiere noch ein wenig das Gehör, genieße die Wiederholung der Streichübungen, sei dankbar für die Erfahrung – und wende dich ab Ostern wieder den vorhandenen anderen Instrumenten (Percussion und Harfe) zu?

    (Bei denen die Komplexität der Variablen übersichtlicher und auch einfacher zu untergliedern ist. Und damit die Gefahr weit geringer, sich völlig falsche Bewegungsabläufe anzugewöhnen.)

    Nur zu: Aufrichtige Einschätzungen bitte.

    Felix (also: ein anderer Felix… 😉 )

    • Felix Seiffert

      Hallo Felix,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Was Du schreibst, klingt nach: „Ich fühle mich überfordert, alle Dinge gleichzeitig kontrollieren zu müssen“. Das ist am Anfang ganz normal, lässt sich aber leicht lösen, wenn man sich Feedback einholt und etwas sortiert, was im Moment wichtig ist und was später kommen kann.

      In deinem Fall würde ich Dich sehr freundlich zu einem Beratungsgespräch ermuntern.

      Was du dazu brauchst? Im Grunde genau das Gleiche, mit dem Du den Intensivkurs Cello ansiehst. Einen Computer, oder ein Tablet. notfalls tut es auch ein Handy. Du drückst im Foyer auf den Button „Beratungsgespräch“, füllst das Formular aus (bitte unbedingt ganz hinunter scrollen und auf „Absenden“ klicken) und suchst Dir einen Termin. Und schon sehen wir uns zu gegebenem Zeitpunkt und besprechen die Sache bei Dir. Ich bin ganz sicher, dass Du auf die Erfolgsbahn kommen kannst, wenn Du Dein Können und Deine „Baustellen“ richtig einordnest.

      einen herzlichen Gruß

      Felix Seiffert

      p.S.: wie Du schon richtig bemerkt hast: Das Hören übt sich. Du brauchst zum Cellospielen kein absolutes Gehör. Du trainierst einfach das genaue Hinhören auf die Zuordnungen der Töne untereinander, eben zum Beispiel der Oktave.

  2. Hallo Felix,
    seit knapp einer Woche bin ich stolze Cellobesitzerin und es ist mir jetzt schon das Liebste meiner Instrumente.
    Ich bin fleißig dabei den Violinenschlüssel in meinen Hinterkopf zu verdrängen und mache jeden Tag Greifübungen. Zuerst hatte ich große Probleme mit dem kleinen Finger, da meine Hand doch recht klein ist. Aber mit deinen Anleitungen und Videos und einem Spiegel habe ich gute Fortschritte erzielt. Nachdem ich mit meinem Daumen etwas seitlich und mit dem Ellenbogen weiter nach vorne gewandert bin, kann ich die Finger ohne große Anstrengung platzieren.
    Vielen Dank dafür!
    Grüße, Carina

    • Felix Seiffert

      Hallo Carina,

      ich gratuliere zu dem Schritt, ans Cello heran zu gehen. Ja, Du machst es schon richtig. Beim Greifen am Cello ist es wichtig, mit dem kleinen Finger nah genug an das Griffbrett heran zu kommen. Dann kann sich die Hand öffnen und die Finger finden auch ihre Abstände. Und das bringt auch eine gute Daumenstellung mit sich, die etwas weiter vorne ist, als man zunächst vermutet.

      herzlichen Gruß

      Felix

  3. Guten Tag Herr Seiffert

    Erstmal möchte ich mich bei Ihnen für die tollen Videos bedanken.
    Diese helfen mir enorm:-)!
    Ich bin 30 Jahre alt und spiele jetzt seit gut einem Monat Cello:-)!
    Es macht mir riesig Spass und ich mach auch schon ganz gute Fortschritte.

    Leider wegen der Corona-Krise kann ich im Moment keinen Unterricht bei meiner Lehrerin nehmen…

    Ich habe aber ein Problem, und zwar wenn ich die Saiten greife, knickt immer der vierte Finger ein…
    Schmerzen habe ich zum Glück keine:-).
    Ich habe gelesen, dass auch andere Studenten dieses Problem haben.
    Haben Sie eine Übung oder einen Tipp wie ich das trainieren oder verhindern kann?

    Zusätzlich wollte ich Sie noch Fragen, was man am besten tun kann, wenn der zweite und dritte Finger zu nahe aneinander ist. Gibt es auch da einen Tipp oder eine Übung?

    Herzlichen Dank und liebe Grüsse aus der Schweiz
    Manuel Meier

    • Felix Seiffert

      Hallo Manuel,

      dieses „Problem“ haben viele. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht dass es wirklich ein Problem ist. Du kannst das dem Finger etwas abtrainieren mit entsprechenden Übungen. In einem gewissen Maße wird das nützlich sein. Aber du kannst auch damit leben, so wie ich zum Beispiel. Gewöhne Dir an, mit der Seite der Hand an der der kleine Finger hängt näher zum Griffbrett zu gehen, dann macht er schon irgendwann mit und krümmt sich. Ansonsten würde ich das recht gelassen sehen. Du kannst auch damit spielen.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

      Schau dir mal diesen Blogartikel an.

      https://bogenbalance.de/kraeftige-finger/

      • Hallo Felix,
        Super Danke dir für den Tipp.
        Dann bin ich ja richtig beruhigt, habe mir richtig sorgen darüber gemacht und die Motivation war ein bischen weg…
        Aber das hast du gerade wieder geändert:-)
        Ich werde dies so umsetzten und üben:-)
        Liebe Grüsse
        Manuel

  4. Elisabeth

    Vielen Dank Felix!

    Bin das Ganze mit dem Video gedanklich nochmal durchgegangen, und es hat mir bei meinem Problem, dass ich den kleinen Finger beim Fingerglied unterhalb der der Handwurzel (kurz), etwas zu sehr durchgedrücke, wenn er sehr gestreckt werden muss, weil meine Hand nicht groß, und der kleine Finger im Verhältnis auch noch kürzer, geholfen.
    Ich merke einfach, dass es gut ist, beim DIY deine Videos in Abständen immer wieder mal anzusehen. 🙂

    • Felix Seiffert

      Hallo Elisabeth,

      mittlerweile neige ich dazu, noch anders als im Video, mit der äußeren Seite der Hand, also der Seite des kleinen Fingers, noch näher an das Cello heran zu gehen. so ergibt sich eine stärkere Krümmung des Fingers und eine bessere Kontrolle. Der Ellbogen geht dadurch auch etwas nach vorne und erste Finger wird noch freier in seiner Beweglickeit.

      ganz herlziche Grüße

      Felix Seiffert

  5. Hallo Herr Seiffert,

    wie finde ich die „Punkte“ / Töne an meinem Cello für die ersten Lage? Im Video sind diese ja mit roten punkten Markiert, aber wie finde ich diese und woher weiß ich wo ich meine Markierungsstellen setzen kann?

    LG

    • Guten Tag Herr Köhler,

      in der Tat steht zu diesem Thema noch ein Blogartikel aus.

      Ab der 5. Lage ändert sich die Greifweise beim Cello. Man greift ab hier zwischen jedem Finger wahlweise im Ganz- oder Halbtonabstand. Allerdings ändert sich in der 5. 6. und /. Lage die Stellung der Hand in der weise, dass nun der 4. Finger zur kurz zum Greifen wird. Man greift nun also nur noch mit 3 Fingern, kann aber trotzdem zwei Ganztöne ohne Lagenwechsel auf einer Saite abgreifen.

      herzliche Grüße

      Felix Seiffert

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