Kategorie: Allgemein

Schnelle Noten – Wie spielt man verschiedene Notenwerte?

Kennen Sie das? Sie spielen ein Stück, und sobald ein paar kurze Noten auftauchen, kratzt es auf Ihrem Instrument? Oder anders herum. Sie spielen ein Stück und auf einmal tauchen längere Noten auf, die Sie aushalten müssen. Sie spielen diese Noten, und das Instrument klingt „gequält“ die Töne wollen nicht richtig klingen.

Wenn Ihnen das passiert, befinden Sie sich in dem Stadium des Lernens, in dem man schnelle Noten mit „viel Aktion“ verbindet. Und diese „viele Aktion“ bringt es dann des öfteren mit sich, dass man in punkto Ansprache der Saite etwas über das Ziel hinaus schießt und die Saite überfordert.

Es wird daher Zeit, dass wir uns einmal über das Thema unterhalten: „Was hat die Länge der Noten (oder eben deren Schnelligkeit) mit der Geschwindigkeit des Bogenstrichs zu tun?“

Nun – die Sache erklärt sich denkbar einfach. Im Grunde hat die Schnelligkeit von Noten gar nichts mit der Geschwindigkeit des Bogens zu tun.

Die Geschwindigkeit des Bogens ist für die Klangfarbe und die Kraft des Tons zuständig. Die Geschwindigkeit des Bogens wirkt sich auf die Schwere oder Leichtigkeit eines Tons aus. Je nach dem, in welchem Abstand Sie zum Steg streichen, brauchen Sie einen etwas langsameren oder einen schnelleren Bogen. Vielleicht wollen Sie zu diesem Thema noch einmal den entsprechenden Beitrag lesen.

Bogengewicht und -geschwindigkeit

Aber noch einmal: Wie stellt sich nun das Verhältnis von Bogengeschwindigkeit und der Länge der Noten dar?

Am besten, Sie sehen sich jetzt einmal das Video zum Thema an.

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Haben Sie es gemerkt? Der Bogen hat immer die gleiche Geschwindigkeit, egal, wie lang die Noten sind. Sie setzen die Bogenmenge ins Verhältnis zur Länge der Noten. Für längere Noten hat der bogen mehr zeit zum streichen, daher legt er eine größere Strecke zurück. Kürzere Noten hingegen werden mit weniger bogen gestrichen. So einfach ist das!

Vielleicht möchten Sie gerne die Übung, die im Video gezeigt wurde, einmal ausprobieren. Sie finden sie hier zum Download. Notenwerte und Bogenmenge

Die erste Übung habe ich gar nicht aufgeschrieben. Sie streichen einfach lange Noten und verringern Ton für Ton die Bogenmenge. Dabei beschleunigen sich die Noten immer mehr und Sie kommen ganz von alleine dahin, dass Sie sehr schnelle Noten streichen. Wenn Sie dabei das Gefühl haben, dies ganz leicht und ohne große Anstrengung zu bewältigen, dann haben Sie den Dreh heraus. Sie streichen mit recht kleiner Bogenmenge und die Saite spricht gut an. Versuchen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten Ihres Instrumentes. Sie werden sehen dass die verschiedenen Saiten auch verschieden auf Ihren Bogen reagieren. Stellen Sie sich stets auf die Gegebenheiten der Saite ein. Nicht die Saite muss Ihnen gehorchen; Sie müssen auf die Bedingungen der Saite eingehen uns ihre Ansprache, ihre Trägheit beim Streichen „erfühlen“.

Für die zweite Übung mit den Verdoppelungen der Geschwindigkeit verwenden Sie das beigelegte Blatt.
Drucken Sie sich die Noten aus und versuchen Sie es einmal. Der Einfachheit halber habe ich nur eine Version im Violinschlüssel aufgeschrieben. Da es sich aber um eine Übung auf einer beliebigen leeren Saite handelt, kommt es nur auf den dargestellten Rhythmus an. Spielen Sie die Übung bitte zunächst auf allen leeren Saiten Ihres Instruments. In einer zweiten Stufe wenden Sie die Übung auch auf gegriffene Töne an. Sie werden merken, dass insgesamt gegriffene Töne etwas schwerer ansprechen als leere Saiten, und Sie eventuell die Bogengeschwindigkeit gegenüber den leeren Saiten etwas geringer halten müssen. Bei den schnellen Noten heißt das, dass Sie noch etwas knapper mit noch weniger Bogen streichen.

Notenwerte und Bogenmenge

Haben Sie es gespürt? Haben Sie gemerkt, wie die immer schnelleren Noten mit einer immer kleiner Bewegung des Bogens einher gehen? Dann haben Sie das Grundprinzip verinnerlicht, nach dem schnelle Noten gespielt werden.

Zugegebenermaßen haben wir uns für dieses Mal nur auf den Anteil des Bogens an der ganzen Thematik beschränkt.  Die Fingerarbeit bei schnellen Noten ist ein ganz anderes Kapitel, dem wir uns bei einem nächsten Mal gerne widmen. Beobachten Sie sich nur ein mal selbst, wenn Sie einen schnellen Lauf spielen. Sie können ganz erheblich zum Gelingen einer schnellen Passage beitragen, wenn Sie sich auf der Seite des Bogens darauf konzentrieren, klein genug zu streichen.

Probieren Sie es aus.

mit herzliche Grüßen

Felix Seiffert

Von der Geige zur Bratsche wechseln – Ist das schwer?

Sind Sie schon einmal in die Lage gekommen, dass in Ihrem Ensemble oder Ihrem Orchester der Bratscher ausgestiegen ist, oder dass sich überhaupt niemand für die Besetzung fand? Stand dann eventuell einmal die Frage offen, ob Sie von der Geige auf die Bratsche wenigstens für kurze Zeit umsteigen würden?

Umsteigen auf Bratsche? Ist das schwierig? Nach der Überwindung der ersten gedanklichen Hürde, werden Sie wahrscheinlich merken, dass das gar nicht so eine großartige Angelegenheit ist, wie zunächst angenommen.

Professionelle Bratscher mögen mir verzeihen, wenn ich das hier so schreibe. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Belange eines hochkarätigen Musizierens eingehen, bei dem sich das Bratschenspiel doch erheblich von der Handhabung einer Geige differiert.
Nein, mir geht es um die allerersten Hürden, die es zu überwinden gilt, wenn man einmal überhaupt mit einer Bratsche zurecht kommen, und eine Bratschenstimme abspielen will.

Zwei Dinge fallen sofort auf, wenn man die Bratsche in die Hand nimmt. Das Instrument ist um einige größer, als die Geige. Zunächst wirkt es einfach etwas unhandlich. Das ganze Instrument ist länger und daher ist der Abstand zwischen Greifhand und Kinn deutlich größer. Man muss den linken Arm mehr ausstrecken. Zum anderen liegen die zu greifenden Töne, deutlich weiter auseinander, da ja die gesamte Saitenlänge ebenfalls deutlich größer ist.

Trotz alledem bleibt die Greifweise vom Prinzip her gegenüber der Geige gleich. Es gibt die gleichen Griffarten. Die Lagen sind auch gleich zu handhaben. Und daraus ergibt sich gleich die erste Möglichkeit, auf leichte Weise mit dem Instrument zurecht zu kommen.

Aber sehen Sie sich dazu einmal das Video an:

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Kurz gesagt: Spielen Sie „Geige“ auf der Bratsche! Nehmen Sie sich ein Geigenstück; eine Etüde oder ein Vortragsstück (es sollte für Sie gut spielbar sein) und spielen Sie es auf der Bratsche. Nehmen Sie dabei bewusst in Kauf, dass das, was Sie nun zu Gehör bekommen, tiefer klingt, als wenn Sie es auf der Geige spielen.
Wie viel tiefer es genau klingt? – Dazu unten mehr.
Finden Sie sich erst einmal grundsätzlich auf dem Instrument zurecht. Sie können sich auf diese kleine Umstellung übrigens einlassen, egal auf welchem Stand Sie mittlerweile auf der Geige angekommen sind.

Die zweite Sache, mit der Sie klar kommen müssen, ist das Lesen der Noten im Altschlüssel. An dieser Stelle möchte ich Sie gerne auf frühere Blogbeiträge verweisen, in denen die Notation des Altschlüssels genau beschrieben ist: hier erfahren Sie das theoretische Grundwissen, dass Ihnen den Altschlüssel grundsätzlich einmal erschießt.

Noten lesen lernen, aber leicht!

Und in diesem Artikel ist beschrieben, wie die Notation im Altschlüssel speziell auf der Bratsche in der ersten Lage aussieht.

Die Bratsche, wie orientiert man sich hier auf dem Griffbrett? Folge 1 erste und zweite Griffart

Kommen wir nun zum zweiten der Lösungsansätze, die immer den Grundgedanken haben, dass es besser ist, die auftauchenden Probleme nacheinander zu lösen, anstatt auf einmal mit einer neuen Situation konfrontiert zu werden und dabei den Überblick zu verlieren.

Und dieser zweite Lösungsansatz heißt: Spielen Sie „Bratsche“ auf der Geige!

Sie haben ja im Video oder in den verlinkten älteren Blogbeiträgen gelesen, dass Geige und Bratsche drei gleiche Saiten haben. Die A-, D-, und G- Saite klingen bei beiden Instrumenten völlig gleich und sind auch gleich zu spielen. Sie werden lediglich unterschiedlich notiert, je nach Instrument.

Daher können Sie gerne schon einmal anfangen, sich mit dem Altschlüssel vertraut zu machen, wenn Sie sich Noten nehmen, die für Bratsche notiert sind, und sie einfach auf der Geige abspielen.

Sie werden merken, dass dies gar nicht so leicht ist. Als Geiger hat man die Notation der Bratsche zunächst nicht im Auge.

Nehmen Sie sich ein einfaches Stück. Lesen Sie einen Abschnitt zunächst mit Notennamen. Lesen Sie die Noten mehrmals hintereinander und laut. Sie werden sich umso schneller einprägen. Danach lesen Sie die Noten in form von Fingersätzen. Sprechen Sie laut die Fingersätze aus. Tun Sie dies auch mehrmals. Sie werden sehen, das bewirkt Wunder. Nach und nach werden Sie die Töne lesen können, ohne sich dabei zu überlegen, wie der jeweilige Ton nun heißt.

Und mit dieser Grundlage spielen Sie das Stück nun auf der Geige im Alt- (oder Bratschen-) schlüssel. Sie umgehen auf diese Weise das Problem der Handhabung der Bratsche und machen sich schon einmal gründlich mit dem Altschlüssel vertraut.

Funktioniert es? Eine Einschränkung muss man allerdings machen. Wenn man in Notenbereiche kommt, die man auf der Bratsche nur auf der tiefsten Saite spielen kann, dann muss man auf der Geige passen. Eine Geige besitzt nunmal keine C-Saite. Vertrauen Sie einmal darauf, dass das dann auf der Bratsche schon funktionieren wird.

diese Vorgehensweise habe ich Ihnen im Video anhand einer Etüde von Franz Wohlfahrt demonstriert. Sie können sie gerne hier herunterladen und ausdrucken.

Wohlfahrt op 38 40 in Geigen und Bratschen Version

Die Etüde wurde zunächst in der Originallage für Geige aufgeschrieben. Spielen Sie sie, wie oben angegeben zunächst auf der Geige und dann auf der Bratsche.

Um hernach die Noten im Altschlüssel zu lernen spielen Sie danach die untere Version auf der Geige ab, um sie am Ende auch wieder auf die Bratsche zu übersetzen.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit der so wunderbar sonor klingenden Bratsche.

Felix Seiffert

p.S.: Am Ende sei aber noch eine Anmerkung gemacht. Wenn Sie diese Vorgehensweise vertiefen wollen, dann empfehlen sich die Etüden von Robert Pracht. Es gibt sie in der originalen Geigenversion und genauso auf die Bratsche wieder eine Quinte tiefer übersetzt.

Die Hefte heißen:

Robert Pracht
Neue Violin Etüden

bzw.
Neue Bratsche Etüden

und sind im Musikverlag Wilhelm Halter Karlsruhe erschienen.

p.p.S.: Hier noch das Übersichtsblatt der Töne auf der Bratsche in der ersten Lage, wie es im Video gezeigt wurde zum herunterladen.

Die Töne auf der Bratsche in der ersten Lage

Wie wird das Spiel endlich sauber? Der unabhängige 2. Finger

Sicherlich sind Sie beim Spiel auf der Geige oder der Bratsche schon darauf gestoßen, dass Sie gemerkt haben, wie schwierig es doch ist, einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger zu spielen.

Sie kennen das bestimmt! Sie spielen ein Stück, beispielsweite in G-Dur. Jetzt sollen Sie auf der D-Saite ein fis’ greifen. Das fällt Ihnen überhaupt nicht schwer, denn schließlich greifen Sie hier mit dem hohen zweiten Finger in der ersten Griffart, einer Greifweise, mit der Sie vermutlich mit dem Geigenspiel begonnen haben.

Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Melodie auf der A-Saite weiter geht, und Sie dort die Töne h’, c’’ und d’’ spielen müssen. Auf einmal brauchen Sie den tiefen zweiten Finger; Sie haben einen Halbtonschritt zwischen dem h’ und dem c’’ also zwischen dem 1. und 2. Finger. Man nennt diese Greifweise die „zweite Griffart“.

Oft höre ich bei Schülern, dass diese Unterscheidung zwischen den Griffarten nicht wirklich hörbar getroffen wird. Man hört oft Zwischen Töne, die zwischen f’ und fis’ liegen oder zwischen c’’ und cis’’.

Dies sollte Grund genug sein, dass wir uns einmal eingehend mit der selbstständigen Beweglichkeit dieses 2. Fingers beschäftigen.

Wenn wir mit unserer Hand einen Gegenstand greifen, ist es eher ihre normale Funktion, mit allen Fingern gleichzeitig zuzugreifen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie nehmen einen Apfel in die Hand. Dann haben Sie genau diese Funktion der Hand vor Augen.

Das Greifen auf einem Griffbrett eines Saiteninstrumentes hingegen fordert einen wesentlich differenzierteren Gebrauch der einzelnen Finger, wie man sich denken kann. Einzelne Finger millimetergenau auf eine Saite zu setzen, erfordert daher wirkliches Training.

Dieses Training zielt zum Einen auf die Kraft und die Dehnbarkeit der Finger ab. Ja man darf sich wirklich vorstellen, dass man auf den verschiedenen Instrumenten teilweise richtig Kraftarbeit zu leisten hat. Und zwar kann man ganz pauschal sagen, dass man in den Fingern umso mehr Kraft braucht, je größer das Instrument ist, das man gerade spielt. Wer einmal das Glück gehabt hat, alle vier Streichinstrumente vor sich zu haben und darauf etwas herum zu probieren kann das bestätigen. Auf einem Kontrabass die Saiten auf das Griffbrett nieder zu drücken ist eine ganz andere Sache als auf der Geige.

Gleichzeitig, ist es aber zweck der Übung, beim Greifen geschmeidige Finger zu behalten, die sich fein in ihrer Stellung korrigieren lassen und am Ende sogar vibrieren, trillern und leichtgängige Lagenwechsel fabrizieren. All dies schafft ein kräftiger Finger leichter, als ein Schwacher.

Ein Weiteres ist die Dehnbarkeit der Finger. Wir müssen bestimmte Tonabstände zwischen den Fingern bewerkstelligen. Besonders auf Geige und Bratsche ist es nötig, zwischen den Fingern verschiedene Abstände zu erreichen. in der Regel sind das Ganz- und Halbtonabstände die auf diesem Instrumenten zwischen den Fingern liegen.

Unser Training sollte daher auf beides abzielen: Beweglichkeit der Finger allgemein und Unabhängigkeit im Aufstellen der Finger auf verschiedenen Positionen.

Sehen Sie sich einmal im Video an, wie man das macht.

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Und so funktioniert die Übung im Einzelnen:

Trainieren Sie zuerst nur den 1. und 2. Finger. Richten Sie dafür zuerst den 1. Finger auf seinem Platz (D-Saite, Ton e’) ein und verschaffen Sie ihm einen guten Stand. Jetzt wird dieser Ton zuerst mit dem hohen 2. Finger abgewechselt und danach mit dem Tiefen. (unten finden sie ein kleines PDF Blatt mit den entsprechenden Noten für Geige und Bratsche) Heben Sie dabei den 2. Finger möglichst hoch über das Griffbrett und lassen Sie ihn von dort oben auf die Saite fallen. Das Heben des Fingers macht das Treffen der Töne zunächst schwerer, verbessert dadurch aber enorm die Treffsicherheit. Außerdem wird durch das Heben der Finger die Beweglichkeit sowie die Spreizfähigkeit gestärkt.

In einem zweiten Schritt stellen Sie nun den korrekten Abstand zum 3. Finger her. Sie spielen dazu eine kleine Tonleiterübung, die ausgehend von der leeren Saite die Finger 1, 2 und 3 nacheinander aufstellt. Vervollständigt wir diese Übung durch das Abwechseln von 2. und 3. Finger. Dabei spielen Sie zunächst auch wieder mit dem hohen 2. Finger. Als Tonabstände zwischen den einzelnen Fingern haben Sie daher einen Ganztonschritt zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger. Der 2. Finger steht zum 1. ebenfalls im Ganztonabstand. Und schließlich steht der 3. Finger zum 2. im Halbtonabstand. Diese Greifweise dürfte Ihrer Hand recht entgegen kommen.

Weniger angenehm ist die zweite Fingerfolge, die nun an die letzte Übung anschließt. Spielen Sie die gleiche Fingerfolge, aber diesmal mit dem tiefen 2. Finger. Es entsteht so ein Halbtonabstand  zwischen 1. und 2. Finger. Zwischen dem 2. und dem 3. Finger haben Sie nun einen Ganztonabstand. Spüren Sie die Spannung zwischen diesen beiden Fingern? An diese Spannung müssen Sie sich gewöhnen. Versuchen Sie Ihre Hand und Ihren Arm so zu stellen, dass das ohne große Mühen gelingt. Achten Sei im Besonderen darauf, dass Ihr Handrücken mit dem Unterarm eine Linie bildet. Jeglicher Knick im Handgelenk, macht die Sache nur schwieriger.

Und die Quintessenz dieser Übung ist die Kontrollübung, bei der versucht wird, den 2. und den 3. Finger gleichzeitig aufzusetzen, jeden auf seinem Platz. Die Fingerfolge ist 1-3-2-3. Setzen Sie den zweiten Finger unbedingt zusammen mit dem Dritten auf. sie spüren das gemeinsame Aufklopfen der beiden Finger. Und wenn nach dem dritten der zweite Finger gespielt wird soll er auf seinem Platz stehen. Und auch diese Übung wird einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger gespielt.

Und hier finden Sie das Übungsblatt jeweils für die:

Geige

Bratsche

Diese Übungen bringen Ihnen die Grundbeweglichkeit und die Unabhängigkeit des zweiten Fingers bei. machen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten, und wenn sie bereits Lagen spielen, dann wandeln Sie die Übung doch auch so ab, dass sie im Prinzip in jeder Lage gespielt werden kann. sie werden merken, dass Sie auf diese Weise einen deutlichen Fortschritt in Ihrem Spielen machen werden.

Alles Gute bei Ihren Übungen

Felix Seiffert

Noten lesen lernen – aber leicht! Der Dreiklang und seine Umkehrungen – wo ist nur der Grundton geblieben?

Gehen wir einen Schritt weiter in unserem kleinen Kurs zum Thema Notenschrift. Beim letzten Mal ging es ja um das Thema Dreiklänge.

Sie erinnern sich ganz bestimmt: Dreiklänge wurden aufgebaut, indem man auf einen „Grundton“, jeweils  im Terzenabstand zwei weitere Töne  stellte.

Die Sache sah dann zum Beispiel so aus:

Nun werden Sie in Ihrer Spielpraxis allerdings bemerken, dass Sie einen Dreiklang in dieser Form eher selten finden. Da bekanntlich die Töne, die in einem Dreiklang vorkommen, in verschiedenen Oktavlagen liegen können, ergeben sich die unterschiedlichsten Bilder, in denen Dreiklänge auftauchen können.

Grund genug für uns, hier ein wenig Klarheit in die Sache zu bringen.

Aber sehen Sie sich ersteinmal das dazu passende Video an:

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Versetzt man einzelne Töne in andere Oktavlagen und verändert man damit das Bild und den Aufbau eines Dreiklangs, so spricht man von „Umkehrungen“.

Bei einem Dreiklang in seiner Grundstellung (Bild 1) hat man die Situation, dass der Grundton dieses Klangs an an unterster Stelle steht. In besagtem Beispiel ist dies der Ton g’. Auf ihm bauen sich nun der Terzton h’ und der Quintton d’’ auf. Sie erinnern sich an den letzten Beitrag.

Nimmt man nun den Grundton und setzt ihn eine Oktave höher, bekommt der Dreiklang ein ganz anderes Bild. Er wird immer noch ähnlich klingen wie der erste, da ja immer noch die gleichen Töne darin vorkommen. Aber dennoch ändert sich etwas im Klang, wenn der Grundton nicht mehr an unterster Stelle im Akkord liegt.

Die Sache sieht nun so aus:

Sie sehen den Grundton g’ jetzt eine Oktave nach oben versetzt zu g’’.

Diesen Akkord nennt man die „erste Umkehrung“ des ursprünglichen Dreiklangs.

Es gibt aber noch einen anderen Fachausdruck für diese Form des Dreiklangs. Um diesen zu verstehen, muss man sich die Tatsache vor Augen führen, dass der  tiefste Ton in einem Dreiklang nicht mehr unbedingt der Grundton sein muss. In unserem Fall ist der Terzton der tiefste Ton im Dreiklang, da ja der Grundton um eine Oktave nach oben versetzt wurde.

Sieht man sich nun die Abstände der höheren Töne ausgehend von diesem tiefsten Ton an, so kommt man darauf, dass der 2. Ton eine Terz und der oberste Ton eine Sexte vom Basston entfernt liegt.
Aus dieser Tatsache ergibt sich dass man diesen Akkord den „Terzsextakkord“ nennen müsste. Da aber die Terz etwas ganz normales ist, was in der Grundstellung auch vorkommt, lässt man sie in der Namensgebung weg und nennt das Ganze „Sextakkord“

Nebenbei: Wenn man den Dreiklang in der Grundstellung betrachtet müsste man ihn nach dieser Namensgebung „Terz – Quintakkord“ nennen. Da aber Terz und Quinte auch hier einfach nur der Normalzustand sind, entfällt ebenfalls diese Namensgebung komplett. Es wird im Namen, nur das benannt was von Terz und Quinte abweicht. Die Dreiklänge heißen eben dann Grundstellung oder Sextakkord  – fertig.

Nein ganz fertig wind wir noch nicht.

Es gibt nämlich noch die Möglichkeit, einen weiteren Ton eine Oktave nach oben zu versetzen.

Sehen Sie sich einmal diesen Fall an:

Hier wurde auch noch das h’ um eine Oktave hinauf versetzt. Der Grundton ist immer noch das g’’, jedoch der tiefste Ton ist wieder ein Anderer, nämlich jetzt das d’’. Dieser Dreiklang steht jetzt auf seinem Quintton und wird die „zweite Umkehrung“ genannt.

Aber wie heißt nun dieser Dreiklang in unserer Fachsprache? Sehen wir uns einmal die Abstände der Töne ausgehend wieder von dem tiefsten Ton an, so kommen wir auf die Intervalle Quart für den nächsthöheren und Sexte für den höchsten Ton. Diesen Akkord nennt man „Quartsextakkord“.

Aber nun genug der Fachsimpelei. Was ist für Sie eigentlich wichtig an diesen ganzen Ausdrücken. Wichtig ist zunächst, dass Sie verstehen, dass Dreiklänge in den Stücken, die Sie spielen, meistens nicht in ihrer Grundstellung auftauchen. Aus diesem Grund ist es wichtig herauszufinden, wo in Ihrem Dreiklang der Grundton liegt. Wenn Sie den einmal haben, können Sie sich überlegen, ob Sie nun einen Dur-, oder einen moll-Dreiklang vor sich haben. Und wenn Sei das haben, können Sie sich eine Vorstellung machen, wie die Sache klingen soll.

Und den Grundton suchen Sie folgendermaßen.

Als Sie sich die Umkehrungen ansahen, haben Sie da bemerkt, dass außer den Terzen zwischen den Tönen auch noch ein anderes Intervall aufgetaucht ist? Zwischen dem d’’ und dem g’’ in den Umkehrungen entstand das Intervall einer Quarte. Dieses ist das „Restintervall, das immer zwischen dem höchsten Ton (also dem Qintton) und dem nun höher gelegten Grundton des Dreiklangs entsteht. Dieses Restintervall ist das deutliche Anzeichen, dass wir es darüber mit dem Grundton des Dreiklangs zu tun haben.

Das ist doch ganz einfach zu sehen, oder? Sie sehen also zwischen den Tönen immer Terzen. Klar: Dreiklänge sind in Terzen aufgebaut. Aber an einer Stelle entsteht ein anderes Intervall. Und über diesem Intervall steht der Grundton.

Und damit haben Sei nun die beste Möglichkeit, immer zu erkennen um was genau es sich handelt, wenn Sie in Ihren Stücken auf Dreiklangsformationen treffen.

Möchten Sie übrigens sich durch eigene Übungen in die Sache vertiefen, sei Ihnen an dieser Stelle noch einmal der BogenBalance Newsletter empfohlen, in den Sie sich unten eintragen können. Begleitend zu einer allgemeinen Einführung in die Anfangsfragen des Spielens auf Streichinstrumenten bekommen Sie nämlich in jeder Folge dieses kostenlosen Newsletters eine kleine Übungsaufgabe mitgeliefert, die Sie durch die mittlerweile 14 Folgen dieses kleinen Kurses in Sachen „Noten lesen lernen – aber leicht“ leitet.

Also falls Sie möchten… unten finden Sie die Eingabemaske in die Sie sich jederzeit gerne eintragen können.

mit freundlichen Grüßen

Felix Seiffert

Workshop für Teilnehmer mehrerer Streichinstrumente, die auch noch auf verschiedenem Stand sind – geht das?

Haben Sie auch diese Vorstellungen im Kopf? Zuerst lerne ich mein Instrument, und dann wenn ich es kann, dann spiele ich in einem Ensemble mit, oder mache Kammermusik.

Erst die Arbeit dann das Vergnügen.

Diese oder ähnliche Gedanken wurden mir in den Kopf gesetzt, als ich anfing, im Alter von 9 Jahren Geige zu lernen. Übungen machen, erste kleine Stücke spielen, die Griffarten auf der Geige lernen Tonleitern und so weiter.
Dies alles immer im Hinblick darauf, dass es irgendwann möglich sein wird, zusammen mit anderen zu musizieren.

Dass es dann relativ bald möglich war (nach einem guten Jahr), tatsächlich in einem Schulorchester meine ersten Erfahrungen des gemeinschaftlichen Musizierens zu machen, das steht in einem anderen Kapitel. Immerhin wirft es aber die Frage auf: Wann ist es eigentlich erreicht, dieses „Können“ das man braucht, um die Früchte der schweren Arbeit „Üben“ zu ernten?

Die zweite Frage, die sich mir hier stellt: Warum ist es eigentlich so, dass das Lernen des Instrumentes „mühsam“ „anstrengend“ „uninteressant“, ist, oder eine Strecke die man überwinden muss, bis man schließlich in den „Genuss des Musizierens“ kommt?

Ist es wirklich schmerzhaft, zuerst seine Finger in Form bringen zu müssen und am Anfang die Töne eben noch nicht so sauber zu treffen, wie man sich das zuletzt wünschen mag? Macht es Mühe, zuerst sein Gefühl im Arm auszubilden, bis man im Stande ist, mit dem Bogen einen feinfühlig gestalteten Ton hin zu bekommen? Tut es wirklich weh, unsauber gegriffene Töne zu hören?

Ich kann Ihnen versichern: es tut definitiv nicht weh. Wenn es weh täte und man daran irgendwie Schaden nehmen würde, wäre ich jetzt nach etwa 25 Jahren Unterrichtstätigkeit wahrscheinlich am Ende und müsste mich in Frührente schicken lassen.
Nein, das ist keineswegs der Fall, ich erfreue mich bester Gesundheit. Auch die Tatsache, dass Schüler nach richtigen Tönen suchen, oder eventuell sogar auf einem Stand sind, wo sie erst einmal lernen müssen, zu merken, wenn etwas nicht stimmt, lässt mich keineswegs leiden. Wenn man eine Sache (und sei es eine klangliche) beim Hören analysiert, dann ist man nicht am Leiden oder dergleichen. Man hört einfach hin.

Und ich denke, so geht es auch, wenn mehrere Menschen zusammen an ihrem eigenen Fortschritt am Instrument arbeiten.

Es ist ja schon sehr bezeichnend, dass in den 70er Jahren Bewegung in das Unterrichtsgeschehen kam. Der Violinprofessor Paul Rolland erarbeitete damals ein Konzept mit dem man Kinder gleichzeitig an verschiedenen Instrumenten unterrichten kann. Anfangsunterricht gleichzeitig bei Kindern, die sogar verschiedene Instrumente lernen. So wurde der Grundstein gelegt, für das, was man heutzutage als die „Rolland Methode“ bezeichnet. Das „Klassenmusizieren auf Streichinstrumenten“ war geboren.

Die Streichinstrumente haben bei aller Verschiedenheit, gewisse Parallelen an denen man ansetzen kann. sie haben vier Saiten, die nach einem bestimmten System gegriffen werden, das zwar auf den Instrumenten größenbedingt differiert, aber nach dem gleichen Grundprinzip läuft. sie haben alle einen Bogen, der nach bestimmten physikalischen Grundprinzipien die Saite anstreicht. Auch hier gibt es größenbedingt Unterschiede, aber die Sache kann gleichzeitig betrieben werden.

Und was hat das jetzt mit BogenBalance zu tun?

Seit einigen Jahren gibt es unter dem Namen BogenBalance Workshops für Erwachsene, die nach eben jenem Konzept Lernen mit der Freude am gemeinsamen Musizieren verbinden wollen.
Die Sache beginnt mit einem Workshop für Anfänger, bei dem man mit wirklich keiner Vorbildung innerhalb eines Wochenendes dahin gelangen kann, die Töne der Tonart D-Dur zu greifen, auf dem Instrument zu streichen und tatsächlich ein vierstimmiges Stück hin zu bekommen.
Daran schließt sich eine Phase eigenen Übens an, das durch eine Aufgabenbetreuung anhand eines Arbeitsheftes flankiert wird.
Dies führt dann zu weiteren Workshops, die etwa im Abstand von 4 Monaten stattfinden, und so kommt man als Spieler doch ein gutes Stück weit. Durchaus erreichbares Fernziel ist es dabei, so weit zu kommen, dass man nach ein paar Jahren an einem Laienorchester mitwirken kann.

So weit, so gut.

Am 18. und 19, Januar dem Termin des letzten BogenBalance Workshops passierte etwas Besonderes:
Es wurde das Experiment unternommen, Teilnehmer in einem Workshop zu vereinen, die bisher verschieden weit auf ihrem Instrument gekommen waren.
Eine ganze Reihe Teilnehmer, die schon frühere Workshops besucht hatten bezogen nun Teilnehmer mit ein, die zum ersten Mal dabei waren und auch auf ihrem Instrument entweder so weit waren, dass die Erste Lage noch nicht einmal vollständig erschlossen war, oder auch andere, die darüber schon weit hinaus waren.

Ich kann mich noch gut an die Aussagen meiner Mutter erinnern, die als Kriegskind groß geworden war und zeitweise in einer Schule unterrichtet wurde, in der die Klassen 1 bis 4 gleichzeitig in einem Zimmer stattfanden.
Sie wurde später selbst Grundschullehrerin und berichtete immer wieder begeistert davon.
Es gab im Prinzip für alle Kinder stets die Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und etwas von höheren Klassen mit zu bekommen. Auf der anderen Seite gab es die Möglichkeit, Dinge, die sie beim ersten Mal nicht so richtig verstanden hatten noch einmal zu hören, wenn die Klasse unter ihnen den Stoff durchnahm. Die Sache gestaltete sich so äußerst Fruchtbar für alle, frei nach dem Motto, dass jeder den Stoff dann und in der Form mitbekommen kann, wenn er gerade offen dafür ist und wirklich in der Lage, ihn aufzunehmen.

Aber kann denn so etwas in einem Streicherworkshop funktionieren?

Stellen Sie sich als erstes einmal Folgendes vor: Im Grunde arbeitet man im Laufe der Jahre immer wieder an den gleichen Prinzipien und Gegebenheiten, die ein Streichinstrument nun einmal mit bringt.
Ein Beispiel: Auf jedem Streichinstrument muss man das „gerade Streichen“ lernen. In etwas erweiterter Form würde das dann „Umgang mit der Kontaktstelle“ heißen. Und Sie werden lachen: Dieses Thema wird einen Spieler oder einen Schüler keineswegs nur einmal beschäftigen. Über die Jahre wird er sich immer wieder mit dem Thema beschäftigen müssen. Das liegt in der Natur der Sache. Es geht hier nicht um ein intellektuelles Verstehen, sondern um ein sehr feines „sich in die Sache hinein spüren“ können.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir mein Professor in der Stunde vor meiner Examensprüfung erklärt hat, wie man in einer ganz bestimmten Passage gerade streicht.
Sie sehen. Die gleichen Themen tauchen immer wieder auf, nur verfeinert sich mit der Zeit der Umgang mit ihnen immer mehr.
Macht es daher nicht Sinn, sich an verschiedenen Stationen seiner Instrumentalkarriere mit einer bestimmten Materie zu beschäftigen? Es macht!

Auf der anderen Seite laufen dann Übungen, bei denen ein absoluter Neuling nebenbei schon einmal am Rande mitbekommt wie Lagenwechsel funktionieren. Das ist auch für jemanden der momentan noch in der Situation ist, seine erste Lage wirklich zu finden, durchaus förderlich. Sich schon einmal einen Überblick verschaffen, obwohl man an anderer Stelle erst noch zu tun hat, ist wohl so etwas wie das Lesen einer Inhaltsangabe während man sich Stück für Stück durch ein Buch durcharbeitet.

Der zweite eher praktische Aspekt:

In jedem Stück, das in einem Workshop gespielt werden kann, gibt es Stimmen mit durchaus verschiedenen Anforderungen an den Spieler. Und wenn man nun jemandem genau die Stimme gibt, die er bewältigen kann, dann kann er sich in der Gruppe einbringen, egal wie weit die anderen Spieler auch sein mögen. Im Idealfall soll die Stimme, die ein Spieler bekommt, bewältigbar, aber doch auch eine Herausforderung sein. Und so ergibt es sich ganz natürlich, dass sich das Ensemble aus Spielern bildet, die eher die führenden Stimmen besetzen, während andere sich eher in die begleitende Funktion einreihen möchten.

Und so ergab es sich dass an diesem Workshop jeder Teilnehmer auf seine Weise bereichert nach Hause ging. Zum einen hatte man viel Freude am gemeinsamen Musizieren erlebt, und zum Anderen vielfältige Anregungen erhalten sowohl durch das Unterrichtsgeschehen als auch durch das Wechselspiel der Teilnehmer untereinander.

Im kostenlosen Mitgliederbereich finden Sie die aktuellen Workshops. Über die BogenBalance Startseite können Sie sich jederzeit dazu registrieren.

Mit freundlichen Grüßen

Felix Seiffert

 

Die Grundbewegung bei Lagenwechseln – oder: Wie trifft man Töne?

In diesem Beitrag möchte ich ihnen einmal ein sehr wichtiges Prinzip erklären, das Sie an verschiedenen Aspekten des Instrumentalspiels immer wieder entdecken können.

Es geht um die Tatsache, dass eine einfache, eher grobmotorische Bewegung oft zu genaueren Ergebnissen führt, als eine Ausführung der gleichen Bewegung mit vielen einzelnen feinmotorischen Aktionen.

Nehmen wir einmal an, Sie haben sich eine Weile mit Griffarten innerhalb der ersten Lage auf Ihrem Instrument befasst. Sie haben sich Ihre Hand eingerichtet. Sie haben die Handstellung gefunden, die Ihnen ein Greifen all der vorgegebenen Töne innerhalb dieser Lage ermöglicht. Das ging einher mit einer ganz bestimmten Haltung des Unterarms und der ganzen Hand. Sie haben herausgefunden, was für diese Stellung die optimale Daumenstellung ist.

Und Sie haben sich daran gewöhnt, welche Noten Sie mit welchen Fingern spielen. Auch dieses will zunächst erlernt sein. Nicht nur, dass man beim Abspielen von Noten schnell den richtigen Finger parat haben muss; man sollte auch die Töne, die unter den Fingern auf dem Griffbrett liegen, so weit kennen, dass man sich genau erinnern kann, wie sie sich anhören.

Was bei Ihnen nun nach dem Einüben der ersten Lage eingetreten ist, ist Folgendes. Dadurch, dass Sie sich eine bestimmte Handstellung und bestimmte Stellungen Ihrer Finger eingeübt haben, entstand in Ihnen ein ganz bestimmtes Gefühl für diese Zusammenhänge. Sie haben ganz bestimmt gemerkt, wie es für Sie von mal zu mal selbstverständlicher wurde, das Instrument zu nehmen und die Hand in genau diese Stellung zu bringen. Auf dieses Spielgefühl können Sie sich mehr und mehr verlassen. Es entsteht mit Hilfe Ihres Tast- und Ihres kinästhetischen Sinns. Sie ertasten die richtigen Töne nicht nur; Sie haben auch ein Gefühl dafür, welche Stellung Ihre Hand und Ihr Arm in Bezug auf Ihre gesamte Körperhaltung einnimmt.

Gleichzeitig verknüpft Ihr Gehirn diese Informationen mit den ganzen anderen wahrgenommenen Gegebenheiten, wie dem Notenbild der Töne oder dem, was am Ende das Instrument hörbar von sich gibt.

Dies alles zusammen gibt Ihnen nun die Möglichkeit, dass Sie sich, bevor Sie in Aktion treten, eine genaue Vorstellung Ihres Einsatzes machen können. Und mit Hilfe dieser genauen Vorstellung, gelingt Ihnen das genaue Treffen der von Ihnen eingeübten Passage auch von Mal zu Mal besser.

Ihre Gliedmaßen werden Ihnen umso besser folgen, je genauer Ihre Vorstellung von dem ist, was Sie tun werden.

Aber kommen wir zurück zu den Lagenwechseln.

Wenn man also in einer Handstellung genau die Zuordnung der einzelnen Finger eingeübt hat, macht es dann nicht Sinn, diese Stellung in anderen Lagen genauso weiter zu verwenden? Es macht Sinn!

Sehen Sie sich einmal im Video an, was die direkte Konsequenz dieser Regel ist. Sehen Sie, dass die Lagenwechsel in den unteren Halslagen auf allen vier Streichinstrumenten im Grunde gleich funktionieren.

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Fassen wir also noch einmal zusammen:

  • Die einfachste Möglichkeit, in verschiedenen Lagen Töne genau zu treffen besteht darin, dass man die Handstellung zum Hals und Griffbrett des Instrumentes beibehält.
  • Durch das Verschieben der ganzen Hand einschließlich der Stellung des Armes und der Stellung des Daumens gegenüber dem Finger bleibt die Hand in ihrer Form. Sie können sich also weiterhin auf das Gefühl der Abstände Ihrer Finger verlassen!
  • Das Verschieben der Hand ohne die Stellung des Daumens zu den Fingern zu verändern ist in den unteren Halslagen der Instrumente möglich. Bei allen Instrumenten sind das die Lagen 1 bis 3.
  • Die scheinbar grobe Bewegung des ganzen Arms von einer Lage zur Anderen hat eines solche Ruhe in sich, dass letztlich das Treffen der Töne nur mit dieser Bewegung am leichtesten gelingt.
  • Üben Sie die Stellung der verschiedenen Lagen bei sich dadurch ein, dass Sie Töne, die in verschiedenen Lagen mit verschiedenen Fingern vorkommen abwechselnd in diesen Lagen spielen und genau darauf achten, wie Ihre Hand sich als Ganzes von der einen zur anderen Lage bewegt.

Wenn Sie diese Grundlage bei Ihrem Spiel beherzigen, werden Sie sehr bald sehen, wie sich die Treffsicherheit in Ihrem Lagenspiel einstellt. Man kann also durchaus sagen dass hier in der „Ruhe die Kraft“ liegt.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder einmal gutes Gelingen an Ihrem Instrument. Machen Sie es gut bis zum nächsten Mal.

Felix Seiffert

Flageolett auf Streichinstrumenten – wie funktioniert das?

Flageolett? Haben Sie schon einmal davon gehört? Bestimmt, oder? Wer sich mit Streichinstrumenten auseinandersetzt kommt zwangsläufig irgendwann damit in Berührung. Aber was ist ein Flageolett? Wie kommen diese Töne zustande? Warum tippt man dabei nur eine Saite leicht an und es klingt so fein und „flötenartig“?

Erster Ansatz: Beginnen wir einmal mit der Herkunft des Namens. „Flageolett“ wurde eine frühe, in Frankreich gebaute, Form der Blockflöte genannt. Sie hatte vier Grifflöcher vorne und zwei hinten für die Daumen. In der Barockmusik fand dieses Instrument einigen Gebrauch, setzte sich aber nicht dauerhaft gegen die heute immer noch gebräuchliche Form der barocken Blockflöte durch.

Wenn man eine besondere Spielweise auf einem Streichinstrument als „Flageolett“ bezeichnet, kann es sich dabei wohl nur darum handeln, einen Klang zu produzieren, der irgendwie „flötenartig“ daher kommt. Aber was ist „flötenartig“?

Es wird sich um einen feinen vielleicht auch etwas dünnen Klang handeln. Er wird recht konstant klingen und er wird wohl auch nicht vibriert werden, so wie das ja bei Blockflöten auch nicht üblich ist.

Zweiter Ansatz: Kommen wir zu dem Vater vieler mathematischen Grundlagen, die im Altertum herausgefunden und formuliert wurden – Pythagoras.

Dieser Herr fand mit Hilfe eines Monochordes (eines Klangkastens, auf dem eine Saite gespannt war, bereit damit die verschiedensten Experimente anzustellen) heraus, dass eine Saite in ihrer doppelten Schwingungszahl schwingt, sobald man sich in ihrer Mitte am Schwingen hindert.

Noch einmal genau: Stellen Sie sich vor, dass eine Saite einen Schwingungsbauch hat wenn man sie anstreicht oder -zupft. Halten Sie nun genau in der Mitte dieses Schwingungsbauches, also genau auf halber Strecke zwischen den Enden der Saite, einen Finger auf die Saite und hindern Sie sie demnach genau an dieser Stelle am Schwingen, wird sich der Schwingungsbauch in zwei Teilschwingungen aufteilen. In diesen Teilschwingungen schwingt die Saite nun in ihrer halben Saitenlänge. Und Pythagoras fand heraus, dass die Schwingungszahl einer Saite ich dann verdoppelt, wenn sich die Saitenlänge bei gleichbleibender Spannung der Saite halbiert. Und mit diesr Verdoppelung der Schwingungszahl erklingt die Oktave des vorherigen Tons.

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Dritter Ansatz: kommen wir zum Praktischen.

Messen Sie einmal die Länge Ihrer Saiten vom Sattel bis zum Steg. Dies ist die „schwingende Saitenlänge“. Und nun legen Sie genau den Punkt fest, an dem die Saite halbiert ist. Vielleicht machen Sie sich mit einem weichen Bleistift an dieser Stelle eine kleine Markierung auf das Griffbrett. Keine Sorge, der lässt sich leicht wieder weg radieren.

Streichen Sie nun abwechselnd die leere Saite und ihren Flageoletton, den Sie dadurch erzeugen, dass Sie mit dem Finger leicht auf die markierte Stelle der Saite tippen. Sie werden merken, dass die Saite nun vor und hinter dem Finger zu schwingen anfängt. Sie kennen es ja: wenn Sie eine Saite normal abgreifen, dann schwingt immer nur der Teil der Saite, der zwischen dem Finger und dem Steg liegt. Nur dieser Teil wird durch das Anstreichen angeregt.
Streichen Sie hingegen ein Flageolett an, schwingt immer die ganze Saite, und damit eben auch der Teil der Saite, der hinter dem Spielfinger liegt.

Und damit kommen wir auch zu der grundsätzlichen Forderung für das Ausführen von Flageolettönen: die alte Regel, dass die Finger unterhalb eines Spielfingers auf dem Griffbrett liegen bleiben und sozusagen den Spielfinger beim Niederhalten der Saite unterstützen, entfällt!

Tippen Sie bitte nur mit dem Spielfinger auf genau dies Stelle an der sich die Saite halbiert. Nur so kann die ganze Saite schwingen. Übrigens spielt man auf der Geige und der Bratsche das Flageolett gerne mit dem 4. und auf Cello und Kontrabass gerne mit dem 3. Finger. Gewöhnen Sie sich das am besten gleich an.

Noch etwas: Wenn eine Saite in ihrer Teilschwingung erklingt, ist sie um einiges auf Bogendruck empfindlicher als sonst. Streichen Sie also eine Saite im Flageolett an, achten Sie bitte auf einen sehr schnell gestrichenen Bogen, der gleichzeitig sehr leicht über die Saiten streicht. Gewöhnen Sie sich daran dass die Saite wirklich komplett anders unter dem Bogen reagiert als sonst. Sie können auch einmal versuchen die Saite so nah am Steg anzustreichen, wie Sie es sonst nie wagen würden. Sie werden merken, dass nun die Saite sehr schön klar und deutlich klingt.

Probieren Sie es aus!

Und damit wünsche ich ihnen wieder gute Experimente auf Ihrem Instrument.

Felix Seiffert

Noten lesen lernen, aber leicht! Folge 13 Der Dreiklang

In der heutigen Folge unseres kleinen Notenkurses soll es um das Fundament jeglicher Harmonie in der Musik gehen.

Eine Melodie wird oft dann erst tragfähig und aussagekräftig, wenn sie von begleitenden Stimmen unterstützt wird. Hierbei spielt meist eine Gegenstimme im Bass eine wichtige Rolle. Zusammen mit anderen Stimmen wird dann oft ein Klang erzeugt, der den Melodienverlauf unterstützt.

Insgesamt nennt man die Klänge, die zwischen mehreren gleichzeitig erklingenden Tönen entstehen, Akkorde. Sehr oft entstehen in der Musik Akkorde, die aus drei verschiedenen Tönen bestehen. Und diese nennt man Dreiklänge.

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Wollen wir uns heute einmal ansehen, wie ein solcher Dreiklang aufgebaut ist.
Jeder Dreiklang ist auf einem Ton aufgebaut, den man den „Grundton“ nennt. Er ist die Basis, der dem Dreiklang seinen Namen gibt und zu dem die zwei anderen Töne des Dreiklangs in einem klanglichen Verhältnis stehen.

Bestimmt haben Sie schon von einem F-Dur- oder einem h-moll Dreiklang (oder
-Akkord) gehört. Diese Namen beziehen sich jeweils auf den Grundton des Dreiklangs. Die Bezeichnung Dur oder moll bezieht sich auf das Verhältnis der Töne untereinander.

Aber nun im Einzelnen: In der Regel stehen die Töne eines Dreiklangs im Terzenverhältnis zueinander.

Der nächsthöhere Ton über dem Grundton im Dreiklang steht genau eine Terz über ihm. Und der dritte Ton des Dreiklangs steht wiederum eine Terz über dem zweiten Ton. So ergibt sich ein Notenbild das in etwa so aussieht.

Ich habe hier ganz bewusst auf einen Notenschlüssel verzichtet, weil es im Moment erst einmal wichtig ist, dass Sie sich dieses Bild einprägen: ein Grundton, und darüber jeweils im Terzenabstand zwei weitere Töne. Steht der Grundton auf einer Notenlinie, stehen beide darüber liegenden Töne jeweils auch auf der nächsten Linie. Entsprechend ginge es, wenn der Grundton auf einem Zwischenraum stände.

Nun wissen Sie aber bereits aus den früheren Folgen dass Terzen in verschiedener Form auftreten. Es gibt große und kleine Terzen. Und die genaue Größe der Terzen ganz erheblichen Einfluss auf den Klang des Dreiklangs.

In den meisten Fällen sind Dreiklänge auf einer großen und einer kleinen Terz aufgebaut. Stellt man beispielsweise eine kleine Terz auf eine Große, dann ergibt sich als Intervall zwischen den beiden äußeren Tönen eine reine Quinte. Diesen Dreiklang, der dadurch entsteht, dass man zuerst eine große Terz hat und darüber eine kleine Terz, nennt man einen Dur – Dreiklang. Er entsteht natürlicher Weise wenn man den ersten, den dritten und den fünften Ton einer Dur Tonleiter übereinander stellt.

Man nennt diese drei Töne des Dreiklangs übrigens Grundton, Terzton und Quintton. Diese Namen beziehen sich auf die Stellung der Töne im Verhältnis zum Grundton.

Vielleicht erinnern Sie sich an eine der früheren Folgen, als es darum ging, dass Dur – Tonleitern anders aufgebaut sind als Moll – Tonleitern. Hier war das Hauptmerkmal, dass der dritte Ton in der Dur – Tonleiter einen Ganzton über dem zweiten Ton stand, und der Dritte in der moll – Tonleiter nur einen Halbton darüber. Erinnern Sie sich?

Was ist eigentlich „Moll“?

Entsprechend ist es bei den Dreiklängen. Der Moll – Dreiklang ist so aufgebaut, dass zunächst eine kleine Terz auf den Grundton gestellt wird und danach eine Große. Dadurch steht der Terzton (also der dritte Ton innerhalb der entsprechenden Tonleiter) nun einen halben Ton tiefer und es entsteht der Charakter „Moll“.

So macht also die Stellung des Terztons den Unterschied zwischen einem Dur- und einen Moll- Dreiklang. Die Stellung des Quinttons bleibt unberührt, da ja die Summe der Intervalle gleich bleibt und sich immer eine reine Quinte ergibt.
Was wäre nun aber, wenn man über eine kleine Terz noch eine weitere kleine Terz stellen würde? Hier würde der Fall eintreten, in dem der Quintton ebenfalls erniedrigt sein müsste.

Und an dieser Stelle kommt eine Definition ins Spiel, die in den vorherigen Kapiteln noch nicht erwähnt wurde.

Verkleinert man ein Intervall, das nicht groß oder klein erscheint, sondern als „reines“ Intervall existiert, nennt man dies ein „vermindertes Intervall“

Der Dreiklang also, der aus zwei kleinen Terzen besteht und dessen äußere Töne um Verhältnis einer verminderten Quinte zueinander stehen, wird „verminderter Dreiklang“ genannt.

Umgekehrt gibt es noch den Fall, dass auf einem Grundton zwei große Terzen aufgebaut werden. In diesem Fall entsteht zwischen den beiden äußeren Tönen eine um einen Halbton vergrößerte Quinte.

Und auch hier gibt es die eindeutige Definition: Vergrößert man ein reines Intervall um einen Halbton, so entsteht ein „übermäßiges“ Intervall.

Genau genommen entsteht als eine übermäßige Quinte. Und dem entsprechend nennt man den Dreiklang bei dem diese Quinte zustande kommt auch den „übermäßigen Dreiklang.

Was uns in nächster Zeit beim Harmonisieren von Melodien aber hauptsächlich beschäftigt, sind die Dur- und Moll- Dreiklänge. Belassen wir es daher einmal mit den verminderten und übermäßigen Dreiklängen damit, dass sie erwähnt wurden.

Für dieses Mal wünsche ich Ihnen viele interessante Einsichten an Ihrem Instrument

Felix Seiffert

Greifen auf dem Kontrabass – die Geographie des Griffbretts

Die Reihe von Beiträgen über die Griffweise auf den verschiedenen Instrumenten wäre nicht komplett ohne den Kontrabass.

Der Kontrabass, das wurde ja schon in einigen Beiträgen thematisiert, ist nur bedingt der Violinfamilie zuzuordnen. Seine Form und auch die Stimmung seiner Saiten rührt von der Gambenfamilie her, einer Instrumentengattung die in der Renaissance und der Barockzeit, neben der Violinfamilie bestand hatte. Etwa ab dem Zeitalter der klassischen Musik wurden diese Instrumente aber nicht mehr benutzt, da sie aufgrund ihres eher leisen und feinen Klangs nicht in das Klangbild eines damals modernen Orchesters passten.

So setzte sich letztlich die Violinfamilie durch. Nur als es darum ging, dass man ein großes Bassinstrument brauchte, einen Kontrabass, der seine Stimme noch einmal eine Oktave tiefer spielt als das Violoncello, da gab die Violinfamilie ein solch großes Instrument nicht her.

Und dies hat folgenden Grund: Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden ein großes Bassinstrument bauen, das klingen soll wie eine Violine. Das Instrument sollte den gleichen Abstand der Saiten zueinander haben, also von einer Saite zur nächsten 5 Töne. (die bekannte Stimmung in Quinten, die Geige, Bratsche und Cello besitzen)

Können Sie sich vorstellen, dass das mit der Hand eines „normalsterblichen“ Menschen überhaupt nicht mehr möglich ist, auf einem solchen Instrument eine Tonleiter zu greifen, ohne ständig mit der Hand zwischen verschiedenen Lagen hin und her zu rutschen? Genau dieses ist nämlich der Fall, weshalb den Bassisten die Bauart der Gambe sehr entgegen kommt.

Die Gambe ist in Quarten gestimmt. Möchten Sie ausgehend von einer leeren Saite eine Tonleiter bis hinauf zur nächsthöheren leeren Saite spielen, haben Sie noch zwei Töne dazwischen zu greifen. Und das schafft ein Bassist. Dies ist ein wichtiger Grund, warum der Kontrabass als Relikt der Gambenfamilie zum Streichorchester dazu stieß.

Aber kommen wir jetzt ganz konkret zur Greifweise auf dem Kontrabass. Das Instrument muss sehr groß sein, damit die tiefen Saiten genügend klang entwickeln können. Die Saitenlänge eines Basses in normaler Größe beträgt etwas mehr als einen Meter. Nun kann man sich vorstellen, dass dadurch die Abstände der einzelnen Halbtöne auf dem Griffbrett ebenfalls sehr groß sind.

Die Spreizfähigkeit der menschlichen Hand ist aber bei allen Unterschieden zwischen den verschiedenen Spielern doch gewissen Grenzen unterworfen. So ergibt sich am Kontrabass eine Greifweise, die sich in der Zuordnung der Finger zu den einzelnen Tönen in ganz massiver Weise von den anderen Instrumenten unterscheidet.

Aber sehen Sie sich die Sache einmal im Video an.

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Fassen wir also noch einmal zusammen:

Aufgrund der Größe des Instruments und insbesondere der Länge der schwingenden Saiten ergibt sich auf dem Kontrabass nur die Möglichkeit, zwischen dem 1. und 4. Finger einen Ganzton abzugreifen.

Um dieses zu bewältigen, müssen der 1. und der 2. Finger in einen großen Abstand gebracht werden. Anatomisch ähnelt dieses Griffbild dem der weiten Lage am Cello. Der 1. Finger hat einen größeren Abstand zum 2. als die übrigen Finger untereinander. Dieser Größere Abstand bewirkt aber, dass die Töne, die diese beiden Finger greifen können, im Halbtonabstand zueinander stehen. Der zweite Halbton wird nun zwischen dem 2. und dem 4. Finger gegriffen. Der 3. Finger bleibt in dieser Greifweise ohne Funktion.

Da der Kontrabass in Quarten gestimmt ist, reichen diese Griffmöglichkeiten aber aus, um einige Tonarten in einer Lage durchzuspielen.

1. Lage: der erste Finger steht einen Ganzton über der leeren Saite. Auf der D-Saite wäre das der Ton e. Der zweite Finger steht auf dem f und der vierte Finger auf dem fis. Bis zur nächsten Saite, der G-Saite, besteht jetzt nur noch ein Halbtonabstand. Aber damit ist die Tonfolge Ganzton – Halbton – Ganzton und auch die Tonfolge Ganzton – Ganzton – Halbton zwischen zwei leeren Saiten spielbar.

Möchten wir allerdings ausgehend von der leeren Saite die Tonfolge Halbton – Ganzton – Ganzton abgreifen, muss die ganze Hand in die „halbe Lage“ gebracht werden. Hierzu rutschen Sie einfach mit der ganzen Hand einen Halbton zurück, sodass jetzt der 1. Finger im Halbtonabstand zur leeren Saite steht. Befinden Sie sich wieder auf der D-Saite, greift nun der erste Finger das es, der zweite Finger steht auf dem e und der vierte Finger auf dem f. Diese halbe Lage ist aufgrund seiner Handstellung öfter dann gefragt, wenn viele Töne mit b Vorzeichen in den Noten stehen.

Wenn sie möchten, dann drucken Sie sich doch auch hier wieder die zum Download bereitgestellte Grifftabelle zum selbst Ausfüllen aus. Ich denke dass es immer besser ist, sich eine Grifftabelle selbst zu erschließen, indem man die Töne von Hand einträgt. So prägt sich die Sache gleich ganz anders ein, als wenn man immer wieder auf ein vorgefertigtes Stück Papier schaut.

Grifftabelle Kontrabass erste und halbe Lage – Partitur

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viel Spaß mit dem Kontrabass, falls Sie jetzt einen Ihr eigen nennen und sofort die Sache um setzen und damit viele viele Möglichkeiten für sich erschließen.

Machen Sie es gut bis nächst Woche

Felix Seiffert

Gefühlvoll streichen mit Kraft – Der ausbalancierte Strich am Cello und Kontrabass

Da wir uns letzte Woche mit der generellen Thematik der Kraftübertragung des Bogens auf die Saiten des Instruments beschäftigt haben, möchte ich Ihnen heute einiges darüber erzählen, was dies alles für Konsequenzen an Cello und Kontrabass hat.

Zunächst einmal: Es geht ums gleiche Prinzip.

Genauso wie bei Geige und Bratsche halten wir am Cello und am Kontrabass auf ganz bestimmte Art den Bogen. Und ebenfalls bewegen wir den Bogen über die Saiten und damit unsere Hand beim Streichen abwechselnd vom Instrument weg und wieder darauf zu.

Und es geht ebenfalls um die gleiche Sache, wenn man sagen muss, dass man am Frosch den Arm entlastet, weil man dort das Armgewicht direkt auf die Saiten wirkt. Ebenso muss man feststellen, dass an der Spitze der Arm am weitesten vom Auflagepunkt des Bogens auf der Saite entfernt steht, und daher das Gewicht durch die Hebelkraft der Finger (welche das beim Kontrabass sind, wird sich unten noch herausstellen) auf die Saite übertragen werden muss.

Soviel zu den Gemeinsamkeiten. Aber was sind die Unterschiede?

Ich möchte Ihnen einmal berichten, wir es mir als Celloanfänger gegangen ist. Ich hatte im zarten Alter von 9 Jahren mit dem Geigenspiel begonnen und war darauf ganz gut durch die Grundlagen (also das Spiel in ungefähr 3 – 4 Lagen und entsprechender Bogentechnik) gekommen.

Nun wuchs in mir der Wunsch noch ein zweites Instrument dazu zu lernen. Das Cello hatte es mir ganz besonders angetan, und schon bald stellte sich heraus, dass das nun mein Hauptinstrument werden sollte.

Aber eines kann ich Ihnen sagen. Es mag vielleicht mit mangelnder Anleitung zu tun gehabt haben, aber mir tat 2 Jahre lang der rechte Arm beim Streichen weh.

Das Cello und natürlich noch mehr der Kontrabass haben bedeutend längere und auch schwerere Saiten und damit eine wesentlich größere Trägheit in der Ansprache.

Während Sie auf der Geige eher das Problem haben, mit Ihrem Armgewicht den Ton unter dem Bogen zu „zerdrücken“, kann es passieren, dass Sie beim Cello gerade in der oberen Hälfte und an der Spitze das Gefühl bekommen, so viel Gewicht gar nicht aufbringen zu können, wie die Saite nötig hätte um schwingen zu können.

Und als Gegenreaktion dazu kommen Sie daher sehr rasch an den Punkt, an dem Sie drücken, so fest Sie können. Und darüber verlieren Sie das Gefühl dafür, was es tatsächlich an Gewicht für die Ansprache der Saite braucht. Sie verlieren also das Gefühl für die Ansprache der Saite und spüren nur noch Ihren eigenen Arm.

Im Nachhinein betrachtet war dies genau der Punkt, der mich dazu brachte, im Arm Schmerzen beim Streichen zu haben. Ich hatte einfach keine ausgewogene Kraftübertragung auf dem Bogen zustande gebracht.

Wenn man aber nun diesen Fehler gleich am Anfang vermeiden will, dann sollte man sich zuerst klar machen, wie viel an Bogendruck es wirklich braucht, um eine Saite anzustreichen. Diese klar machen, ist aber nicht wirklich mit dem Kopf zu erfassen. Sie müssen schon ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, dieses Verhältnis von Gewicht des Arms auf dem Bogen und der Ansprache der Saite.

Erinnern Sie sich noch an den Blogartikel, in dem es über das Verhältnis von Bogengewicht und der Geschwindigkeit des Bogens ging. Dies wurde dann auch noch ins Verhältnis gesetzt zum Abstand des Bogens zum Steg.

Bogengewicht und -geschwindigkeit

Im Prinzip würde ich Ihnen raten, zunächst einmal die Saite recht nah am Griffbrett anzustreichen. Hier spricht die Saite relativ leicht an und sie können einmal ausprobieren, wie wenig Gewicht der Bogen auf der Saite haben muss. Es gibt immer eine optimale Geschwindigkeit, an der die Saite gut anspricht. Streichen Sie zu langsam, geht es mit dem Ton recht „quälerisch“ voran. Streichen Sie aber zu schnell, kann die Saite vom Bogen nicht mitgenommen werden. Sie könnten dies mit erheblich mehr Bogengewicht noch ein Stück weit kompensieren und die Saite trotzdem zum klingen bringen, aber das würde ich Ihnen im Moment nicht raten, da es auf die Dauer sehr anstrengend wird.

Nun versuchen Sie einmal diese Form der Ansprache auf den ganzen Bogen zu übertragen. Zunächst streichen Sie um die Mitte des Bogens herum. Hier werden Sie merken, dass Sie die Tonansprache zunächst am ehesten in der Hand haben. Nun versuchen Sie weiter an die Spitze zu streichen. Und wahrscheinlich werden Sie jetzt merken, dass es immer schwieriger wird, den Ton am klingen zu halten.

Hier muss nun Ihr rechter Ellbogen einsetzen und zusammen mit dem Hebel zwischen Zeigefinger und Daumen das Armgewicht auf den oberen Teil des Bogens übertragen. Heben sie also den Ellbogen umso weiter an, als Sie an die Spitze des Bogens kommen. Sie werden es merken, dass es nicht darum geht mit dem erhöhten Ellbogen sehr viel kraft auf das Instrument zu übertragen. Nein: das nötige Gewicht kommt auf das Instrument und der Arm kann dies trotzdem in Leichtigkeit ausführen. Das ist das Geheimnis der Sache.

Anders gestaltet es sich, wenn wir in die Gegend des Frosches kommen. Hier wird unser natürliches Armgewicht für die Ansprache der Saite zu schwer, weil es fast direkt auf den Auflagepunkt des Bogens wirkt. Hier ist es nötig, mit dem Ellbogen sehr tief zu spielen, um den Bogen zu entlasten. Wenn Sie den Ellbogen tief halten, wirkt ein Gegenhebel zwischen Daumen und dem kleinen Finger. Und dieser Hebel entlastet nun den Bogen auf seinem Auflagepunkt.

Spätestens jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie sich das Video ansehen sollten, das den Sachverhalt noch besser aufzeigen kann.

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Beim Kontrabass funktioniert die Sache wieder ähnlich, aber nicht gleich. Der Kontrabass hat noch schwerere Saiten, und außerdem steht er nahezu senkrecht auf dem Boden. Aus diesem Grund ist es also noch weniger das Armgewicht, was auf den Bass wirken kann, als die Kraft der Pronation im Arm.

Trotzdem ist es aufgrund der anderen Bogenhaltung eine sehr angenehme Sache, auf dem Bass zu streichen.

Auf dem Kontrabass können sie nahezu mit dem ganzen Bogen mit einem hängenden Arm spielen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Sie den Bass auf die richtige Höhe in Bezug auf Ihre eigene Körpergröße bringen.

Stellen Sie sich hierzu an den Kontrabass und sehen Sie einmal nach, ob es möglich ist, bei korrekt gehaltenem Bassbogen, den Bogen etwa in der Mitte zwischen Steg und Griffbrett genau quer zur Saitenrichtung zu halten, ohne sich dabei bücken, oder den Arm anwinkeln zu müssen.

Müssen Sie den Arm anwinkeln, ist der Bass zu hoch eingestellt, müssen Sie sich bücken oder leicht nach vorne neigen, ist der Bass zu tief für Sie eingestellt.

Haben Sie nun die richtige Höhe gefunden, setzen Sie den Bogen auf und „hängen“ Ihren Arm in den Bogen hinein. Dies geschieht dadurch, dass auch hier eine Hebelwirkung entsteht, diesmal zwischen Daumen und dem Ansatz des Zeigefingers. Das Hintere Ende der Bogenstange liegt zwischen Daumen und Zeigefinger und der Daumen liegt nun über der Bogenstange etwa über dem vorderen Ende des Frosches. So kommt auf sehr natürliche Weise eine Hebelwirkung zustande mit der man Gewicht auf den Bogen übertragen kann. Da hierbei der Arm nahezu in seiner natürlichen Ruhestellung (hängend, Handflächen dem Körper zugewandt) bleiben kann, haben Sie mit diesem Hebel ein enormes Kraftpotential.

Und auch hier tritt die gleiche Gesetzmäßigkeit auf, wie beim Streichen auf dem Cello. Je weiter sich der Frosch vom Auflagepunkt des Bogens auf der Saite weg bewegt, desto mehr steigt der Ellbogen. Dieses „Steigen“ ist allerdings aufgrund der senkrechten Haltung des Kontrabasses eher ein „nach außen Drehen“ des Arms. Aber auch dieses sehen Sie wahrscheinlich besser im Video.

Mit diesen kleinen Hinweisen wünsche ich Ihnen ein gelungenes und „stressfreies Streichen und Gestalten des Tones auf Ihrem Instrument.

Gutes Gelingen!

Felix Seiffert