Schlagwort: Geige

Schnelles Greifen Teil 5 – das Überblicken von Rhythmen

Dass das Spielen von schnellen Noten eine ganze Menge mit Kopf- oder Vorstellungsarbeit zu tun hat, haben Sie ja in den letzten Folgen über das „schnelle Greifen“ bereits gemerkt.
Ein Bewegungsablauf wird dann schnell, wenn die Vorstellung über das, was da ablaufen soll, wirklich da ist.
Aus diesem Grund haben Sie zum Beispiel das Blickfeld erweitert, und nicht mehr nur die Tonhöhe des einzelnen Tons, sondern ganze Figuren im Ablauf der verschiedenen Tonhöhen betrachtet.

Nun bestehen Töne allerdings nicht nur aus ihrem Klang oder eben ihrer Tonhöhe. Weiterlesen

Schnelles Greifen Teil 4 – Die Koordinierung der Bewegungen rechts und links

Nachdem wir uns nun auf der einen Seite mit der Beweglichkeit der linken Hand beschäftigt haben und uns auf der anderen Seite um einen wichtigen Aspekt in unserer Vorstellung gekümmert haben geht das Kapitel über das schnelle Spielen von Stücken heute mit einem weiteren wichtigen Thema weiter:

Sehen wir uns heute an, in wie weit die Koordinierung der Bewegungen unserer beiden Hände etwas mit der Geschwindigkeit unseres Spiels zu tun hat. Weiterlesen

Schnelles Greifen Teil 3 – Kopfarbeit, unentbehrlich wenn es laufen soll

In den letzten beiden Blogbeiträgen haben wir uns darüber unterhalten, wie wichtig es ist, die linke Hand beim Greifen so zu benutzen, dass sie größtmögliche Beweglichkeit besitzt.

Wie kann es nun sein, dass man bewegliche Finger hat, das Instrument in die Hand nimmt, und ständig passieren beim Spielen kleine Patzer, falsche Töne oder ein unterbrochener Fluss des Rhythmus? Weiterlesen

Schnelles Greifen – Teil 1 – die Handstellung bei Geige und Bratsche

Die Handstellung?

Im letzten Beitrag haben wir uns um den Bogenstrich gekümmert und festgestellt, dass die Geschwindigkeit von Noten nicht durch viel Aktion zu erreichen ist, sondern viel mehr durch kleine Bewegungen. Nun wird aber auf den Streichinstrumenten die Musik nicht nur mit dem Bogen gemacht.

Und es öffnet sich gleich ein ganzes Themengebiet, wenn einmal die Frage in den Raum geworfen wird:

Was machen wir eigentlich mit der linken Hand, wenn es schnell wird? Weiterlesen

Schnelle Noten – Wie spielt man verschiedene Notenwerte?

Kennen Sie das? Sie spielen ein Stück, und sobald ein paar kurze Noten auftauchen, kratzt es auf Ihrem Instrument? Oder anders herum. Sie spielen ein Stück und auf einmal tauchen längere Noten auf, die Sie aushalten müssen. Sie spielen diese Noten, und das Instrument klingt „gequält“ die Töne wollen nicht richtig klingen.

Wenn Ihnen das passiert, befinden Sie sich in dem Stadium des Lernens, in dem man schnelle Noten mit „viel Aktion“ verbindet. Und diese „viele Aktion“ bringt es dann des öfteren mit sich, dass man in punkto Ansprache der Saite etwas über das Ziel hinaus schießt und die Saite überfordert.

Es wird daher Zeit, dass wir uns einmal über das Thema unterhalten: „Was hat die Länge der Noten (oder eben deren Schnelligkeit) mit der Geschwindigkeit des Bogenstrichs zu tun?“

Nun – die Sache erklärt sich denkbar einfach. Im Grunde hat die Schnelligkeit von Noten gar nichts mit der Geschwindigkeit des Bogens zu tun.

Die Geschwindigkeit des Bogens ist für die Klangfarbe und die Kraft des Tons zuständig. Die Geschwindigkeit des Bogens wirkt sich auf die Schwere oder Leichtigkeit eines Tons aus. Je nach dem, in welchem Abstand Sie zum Steg streichen, brauchen Sie einen etwas langsameren oder einen schnelleren Bogen. Vielleicht wollen Sie zu diesem Thema noch einmal den entsprechenden Beitrag lesen.

Bogengewicht und -geschwindigkeit

Aber noch einmal: Wie stellt sich nun das Verhältnis von Bogengeschwindigkeit und der Länge der Noten dar?

Am besten, Sie sehen sich jetzt einmal das Video zum Thema an.

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Haben Sie es gemerkt? Der Bogen hat immer die gleiche Geschwindigkeit, egal, wie lang die Noten sind. Sie setzen die Bogenmenge ins Verhältnis zur Länge der Noten. Für längere Noten hat der bogen mehr zeit zum streichen, daher legt er eine größere Strecke zurück. Kürzere Noten hingegen werden mit weniger bogen gestrichen. So einfach ist das!

Vielleicht möchten Sie gerne die Übung, die im Video gezeigt wurde, einmal ausprobieren. Sie finden sie hier zum Download. Notenwerte und Bogenmenge

Die erste Übung habe ich gar nicht aufgeschrieben. Sie streichen einfach lange Noten und verringern Ton für Ton die Bogenmenge. Dabei beschleunigen sich die Noten immer mehr und Sie kommen ganz von alleine dahin, dass Sie sehr schnelle Noten streichen. Wenn Sie dabei das Gefühl haben, dies ganz leicht und ohne große Anstrengung zu bewältigen, dann haben Sie den Dreh heraus. Sie streichen mit recht kleiner Bogenmenge und die Saite spricht gut an. Versuchen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten Ihres Instrumentes. Sie werden sehen dass die verschiedenen Saiten auch verschieden auf Ihren Bogen reagieren. Stellen Sie sich stets auf die Gegebenheiten der Saite ein. Nicht die Saite muss Ihnen gehorchen; Sie müssen auf die Bedingungen der Saite eingehen uns ihre Ansprache, ihre Trägheit beim Streichen „erfühlen“.

Für die zweite Übung mit den Verdoppelungen der Geschwindigkeit verwenden Sie das beigelegte Blatt.
Drucken Sie sich die Noten aus und versuchen Sie es einmal. Der Einfachheit halber habe ich nur eine Version im Violinschlüssel aufgeschrieben. Da es sich aber um eine Übung auf einer beliebigen leeren Saite handelt, kommt es nur auf den dargestellten Rhythmus an. Spielen Sie die Übung bitte zunächst auf allen leeren Saiten Ihres Instruments. In einer zweiten Stufe wenden Sie die Übung auch auf gegriffene Töne an. Sie werden merken, dass insgesamt gegriffene Töne etwas schwerer ansprechen als leere Saiten, und Sie eventuell die Bogengeschwindigkeit gegenüber den leeren Saiten etwas geringer halten müssen. Bei den schnellen Noten heißt das, dass Sie noch etwas knapper mit noch weniger Bogen streichen.

Notenwerte und Bogenmenge

Haben Sie es gespürt? Haben Sie gemerkt, wie die immer schnelleren Noten mit einer immer kleiner Bewegung des Bogens einher gehen? Dann haben Sie das Grundprinzip verinnerlicht, nach dem schnelle Noten gespielt werden.

Zugegebenermaßen haben wir uns für dieses Mal nur auf den Anteil des Bogens an der ganzen Thematik beschränkt.  Die Fingerarbeit bei schnellen Noten ist ein ganz anderes Kapitel, dem wir uns bei einem nächsten Mal gerne widmen. Beobachten Sie sich nur ein mal selbst, wenn Sie einen schnellen Lauf spielen. Sie können ganz erheblich zum Gelingen einer schnellen Passage beitragen, wenn Sie sich auf der Seite des Bogens darauf konzentrieren, klein genug zu streichen.

Probieren Sie es aus.

mit herzliche Grüßen

Felix Seiffert

Von der Geige zur Bratsche wechseln – Ist das schwer?

Sind Sie schon einmal in die Lage gekommen, dass in Ihrem Ensemble oder Ihrem Orchester der Bratscher ausgestiegen ist, oder dass sich überhaupt niemand für die Besetzung fand? Stand dann eventuell einmal die Frage offen, ob Sie von der Geige auf die Bratsche wenigstens für kurze Zeit umsteigen würden?

Umsteigen auf Bratsche? Ist das schwierig? Nach der Überwindung der ersten gedanklichen Hürde, werden Sie wahrscheinlich merken, dass das gar nicht so eine großartige Angelegenheit ist, wie zunächst angenommen.

Professionelle Bratscher mögen mir verzeihen, wenn ich das hier so schreibe. Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Belange eines hochkarätigen Musizierens eingehen, bei dem sich das Bratschenspiel doch erheblich von der Handhabung einer Geige differiert.
Nein, mir geht es um die allerersten Hürden, die es zu überwinden gilt, wenn man einmal überhaupt mit einer Bratsche zurecht kommen, und eine Bratschenstimme abspielen will.

Zwei Dinge fallen sofort auf, wenn man die Bratsche in die Hand nimmt. Das Instrument ist um einige größer, als die Geige. Zunächst wirkt es einfach etwas unhandlich. Das ganze Instrument ist länger und daher ist der Abstand zwischen Greifhand und Kinn deutlich größer. Man muss den linken Arm mehr ausstrecken. Zum anderen liegen die zu greifenden Töne, deutlich weiter auseinander, da ja die gesamte Saitenlänge ebenfalls deutlich größer ist.

Trotz alledem bleibt die Greifweise vom Prinzip her gegenüber der Geige gleich. Es gibt die gleichen Griffarten. Die Lagen sind auch gleich zu handhaben. Und daraus ergibt sich gleich die erste Möglichkeit, auf leichte Weise mit dem Instrument zurecht zu kommen.

Aber sehen Sie sich dazu einmal das Video an:

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Kurz gesagt: Spielen Sie „Geige“ auf der Bratsche! Nehmen Sie sich ein Geigenstück; eine Etüde oder ein Vortragsstück (es sollte für Sie gut spielbar sein) und spielen Sie es auf der Bratsche. Nehmen Sie dabei bewusst in Kauf, dass das, was Sie nun zu Gehör bekommen, tiefer klingt, als wenn Sie es auf der Geige spielen.
Wie viel tiefer es genau klingt? – Dazu unten mehr.
Finden Sie sich erst einmal grundsätzlich auf dem Instrument zurecht. Sie können sich auf diese kleine Umstellung übrigens einlassen, egal auf welchem Stand Sie mittlerweile auf der Geige angekommen sind.

Die zweite Sache, mit der Sie klar kommen müssen, ist das Lesen der Noten im Altschlüssel. An dieser Stelle möchte ich Sie gerne auf frühere Blogbeiträge verweisen, in denen die Notation des Altschlüssels genau beschrieben ist: hier erfahren Sie das theoretische Grundwissen, dass Ihnen den Altschlüssel grundsätzlich einmal erschießt.

Noten lesen lernen, aber leicht!

Und in diesem Artikel ist beschrieben, wie die Notation im Altschlüssel speziell auf der Bratsche in der ersten Lage aussieht.

Die Bratsche, wie orientiert man sich hier auf dem Griffbrett? Folge 1 erste und zweite Griffart

Kommen wir nun zum zweiten der Lösungsansätze, die immer den Grundgedanken haben, dass es besser ist, die auftauchenden Probleme nacheinander zu lösen, anstatt auf einmal mit einer neuen Situation konfrontiert zu werden und dabei den Überblick zu verlieren.

Und dieser zweite Lösungsansatz heißt: Spielen Sie „Bratsche“ auf der Geige!

Sie haben ja im Video oder in den verlinkten älteren Blogbeiträgen gelesen, dass Geige und Bratsche drei gleiche Saiten haben. Die A-, D-, und G- Saite klingen bei beiden Instrumenten völlig gleich und sind auch gleich zu spielen. Sie werden lediglich unterschiedlich notiert, je nach Instrument.

Daher können Sie gerne schon einmal anfangen, sich mit dem Altschlüssel vertraut zu machen, wenn Sie sich Noten nehmen, die für Bratsche notiert sind, und sie einfach auf der Geige abspielen.

Sie werden merken, dass dies gar nicht so leicht ist. Als Geiger hat man die Notation der Bratsche zunächst nicht im Auge.

Nehmen Sie sich ein einfaches Stück. Lesen Sie einen Abschnitt zunächst mit Notennamen. Lesen Sie die Noten mehrmals hintereinander und laut. Sie werden sich umso schneller einprägen. Danach lesen Sie die Noten in form von Fingersätzen. Sprechen Sie laut die Fingersätze aus. Tun Sie dies auch mehrmals. Sie werden sehen, das bewirkt Wunder. Nach und nach werden Sie die Töne lesen können, ohne sich dabei zu überlegen, wie der jeweilige Ton nun heißt.

Und mit dieser Grundlage spielen Sie das Stück nun auf der Geige im Alt- (oder Bratschen-) schlüssel. Sie umgehen auf diese Weise das Problem der Handhabung der Bratsche und machen sich schon einmal gründlich mit dem Altschlüssel vertraut.

Funktioniert es? Eine Einschränkung muss man allerdings machen. Wenn man in Notenbereiche kommt, die man auf der Bratsche nur auf der tiefsten Saite spielen kann, dann muss man auf der Geige passen. Eine Geige besitzt nunmal keine C-Saite. Vertrauen Sie einmal darauf, dass das dann auf der Bratsche schon funktionieren wird.

diese Vorgehensweise habe ich Ihnen im Video anhand einer Etüde von Franz Wohlfahrt demonstriert. Sie können sie gerne hier herunterladen und ausdrucken.

Wohlfahrt op 38 40 in Geigen und Bratschen Version

Die Etüde wurde zunächst in der Originallage für Geige aufgeschrieben. Spielen Sie sie, wie oben angegeben zunächst auf der Geige und dann auf der Bratsche.

Um hernach die Noten im Altschlüssel zu lernen spielen Sie danach die untere Version auf der Geige ab, um sie am Ende auch wieder auf die Bratsche zu übersetzen.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit der so wunderbar sonor klingenden Bratsche.

Felix Seiffert

p.S.: Am Ende sei aber noch eine Anmerkung gemacht. Wenn Sie diese Vorgehensweise vertiefen wollen, dann empfehlen sich die Etüden von Robert Pracht. Es gibt sie in der originalen Geigenversion und genauso auf die Bratsche wieder eine Quinte tiefer übersetzt.

Die Hefte heißen:

Robert Pracht
Neue Violin Etüden

bzw.
Neue Bratsche Etüden

und sind im Musikverlag Wilhelm Halter Karlsruhe erschienen.

p.p.S.: Hier noch das Übersichtsblatt der Töne auf der Bratsche in der ersten Lage, wie es im Video gezeigt wurde zum herunterladen.

Die Töne auf der Bratsche in der ersten Lage

Wie wird das Spiel endlich sauber? Der unabhängige 2. Finger

Sicherlich sind Sie beim Spiel auf der Geige oder der Bratsche schon darauf gestoßen, dass Sie gemerkt haben, wie schwierig es doch ist, einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger zu spielen.

Sie kennen das bestimmt! Sie spielen ein Stück, beispielsweite in G-Dur. Jetzt sollen Sie auf der D-Saite ein fis’ greifen. Das fällt Ihnen überhaupt nicht schwer, denn schließlich greifen Sie hier mit dem hohen zweiten Finger in der ersten Griffart, einer Greifweise, mit der Sie vermutlich mit dem Geigenspiel begonnen haben.

Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Melodie auf der A-Saite weiter geht, und Sie dort die Töne h’, c’’ und d’’ spielen müssen. Auf einmal brauchen Sie den tiefen zweiten Finger; Sie haben einen Halbtonschritt zwischen dem h’ und dem c’’ also zwischen dem 1. und 2. Finger. Man nennt diese Greifweise die „zweite Griffart“.

Oft höre ich bei Schülern, dass diese Unterscheidung zwischen den Griffarten nicht wirklich hörbar getroffen wird. Man hört oft Zwischen Töne, die zwischen f’ und fis’ liegen oder zwischen c’’ und cis’’.

Dies sollte Grund genug sein, dass wir uns einmal eingehend mit der selbstständigen Beweglichkeit dieses 2. Fingers beschäftigen.

Wenn wir mit unserer Hand einen Gegenstand greifen, ist es eher ihre normale Funktion, mit allen Fingern gleichzeitig zuzugreifen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie nehmen einen Apfel in die Hand. Dann haben Sie genau diese Funktion der Hand vor Augen.

Das Greifen auf einem Griffbrett eines Saiteninstrumentes hingegen fordert einen wesentlich differenzierteren Gebrauch der einzelnen Finger, wie man sich denken kann. Einzelne Finger millimetergenau auf eine Saite zu setzen, erfordert daher wirkliches Training.

Dieses Training zielt zum Einen auf die Kraft und die Dehnbarkeit der Finger ab. Ja man darf sich wirklich vorstellen, dass man auf den verschiedenen Instrumenten teilweise richtig Kraftarbeit zu leisten hat. Und zwar kann man ganz pauschal sagen, dass man in den Fingern umso mehr Kraft braucht, je größer das Instrument ist, das man gerade spielt. Wer einmal das Glück gehabt hat, alle vier Streichinstrumente vor sich zu haben und darauf etwas herum zu probieren kann das bestätigen. Auf einem Kontrabass die Saiten auf das Griffbrett nieder zu drücken ist eine ganz andere Sache als auf der Geige.

Gleichzeitig, ist es aber zweck der Übung, beim Greifen geschmeidige Finger zu behalten, die sich fein in ihrer Stellung korrigieren lassen und am Ende sogar vibrieren, trillern und leichtgängige Lagenwechsel fabrizieren. All dies schafft ein kräftiger Finger leichter, als ein Schwacher.

Ein Weiteres ist die Dehnbarkeit der Finger. Wir müssen bestimmte Tonabstände zwischen den Fingern bewerkstelligen. Besonders auf Geige und Bratsche ist es nötig, zwischen den Fingern verschiedene Abstände zu erreichen. in der Regel sind das Ganz- und Halbtonabstände die auf diesem Instrumenten zwischen den Fingern liegen.

Unser Training sollte daher auf beides abzielen: Beweglichkeit der Finger allgemein und Unabhängigkeit im Aufstellen der Finger auf verschiedenen Positionen.

Sehen Sie sich einmal im Video an, wie man das macht.

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Und so funktioniert die Übung im Einzelnen:

Trainieren Sie zuerst nur den 1. und 2. Finger. Richten Sie dafür zuerst den 1. Finger auf seinem Platz (D-Saite, Ton e’) ein und verschaffen Sie ihm einen guten Stand. Jetzt wird dieser Ton zuerst mit dem hohen 2. Finger abgewechselt und danach mit dem Tiefen. (unten finden sie ein kleines PDF Blatt mit den entsprechenden Noten für Geige und Bratsche) Heben Sie dabei den 2. Finger möglichst hoch über das Griffbrett und lassen Sie ihn von dort oben auf die Saite fallen. Das Heben des Fingers macht das Treffen der Töne zunächst schwerer, verbessert dadurch aber enorm die Treffsicherheit. Außerdem wird durch das Heben der Finger die Beweglichkeit sowie die Spreizfähigkeit gestärkt.

In einem zweiten Schritt stellen Sie nun den korrekten Abstand zum 3. Finger her. Sie spielen dazu eine kleine Tonleiterübung, die ausgehend von der leeren Saite die Finger 1, 2 und 3 nacheinander aufstellt. Vervollständigt wir diese Übung durch das Abwechseln von 2. und 3. Finger. Dabei spielen Sie zunächst auch wieder mit dem hohen 2. Finger. Als Tonabstände zwischen den einzelnen Fingern haben Sie daher einen Ganztonschritt zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger. Der 2. Finger steht zum 1. ebenfalls im Ganztonabstand. Und schließlich steht der 3. Finger zum 2. im Halbtonabstand. Diese Greifweise dürfte Ihrer Hand recht entgegen kommen.

Weniger angenehm ist die zweite Fingerfolge, die nun an die letzte Übung anschließt. Spielen Sie die gleiche Fingerfolge, aber diesmal mit dem tiefen 2. Finger. Es entsteht so ein Halbtonabstand  zwischen 1. und 2. Finger. Zwischen dem 2. und dem 3. Finger haben Sie nun einen Ganztonabstand. Spüren Sie die Spannung zwischen diesen beiden Fingern? An diese Spannung müssen Sie sich gewöhnen. Versuchen Sie Ihre Hand und Ihren Arm so zu stellen, dass das ohne große Mühen gelingt. Achten Sei im Besonderen darauf, dass Ihr Handrücken mit dem Unterarm eine Linie bildet. Jeglicher Knick im Handgelenk, macht die Sache nur schwieriger.

Und die Quintessenz dieser Übung ist die Kontrollübung, bei der versucht wird, den 2. und den 3. Finger gleichzeitig aufzusetzen, jeden auf seinem Platz. Die Fingerfolge ist 1-3-2-3. Setzen Sie den zweiten Finger unbedingt zusammen mit dem Dritten auf. sie spüren das gemeinsame Aufklopfen der beiden Finger. Und wenn nach dem dritten der zweite Finger gespielt wird soll er auf seinem Platz stehen. Und auch diese Übung wird einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger gespielt.

Und hier finden Sie das Übungsblatt jeweils für die:

Geige

Bratsche

Diese Übungen bringen Ihnen die Grundbeweglichkeit und die Unabhängigkeit des zweiten Fingers bei. machen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten, und wenn sie bereits Lagen spielen, dann wandeln Sie die Übung doch auch so ab, dass sie im Prinzip in jeder Lage gespielt werden kann. sie werden merken, dass Sie auf diese Weise einen deutlichen Fortschritt in Ihrem Spielen machen werden.

Alles Gute bei Ihren Übungen

Felix Seiffert

Sauber Greifen auf verschiedenen Saiten – wie geht das?

Sicherlich haben Sie schon einmal beim Spielen auf Ihrem Instrument die Erfahrung gemacht, dass Sie eine Passage oder ein Stück in der ersten Lage gespielt haben, und sich am Ende gewundert haben, dass Sie ab einem bestimmten Punkt nicht mehr sauber gegriffen haben.

Kennen Sie die Situation?

Sie wollen ein Stück spielen. Dafür stellen Sie zunächst Ihre Finger auf dem Griffbrett ein. Sie greifen beispielsweise einen Tetrachord, also die Griffkombination 0 – 1 – 2 – 3  auf den hohen Streichinstrumenten. Und je nachdem, wie die Halbtöne in dieser Griffkombination liegen, greifen Sie auf den tiefen Streichinstrumenten eine dem entsprechende Fingerfolge auf dem Cello wäre das beispielsweise 0 – 1 – 3 – 4 oder 0 – 1 – 2 – 4; am Kontrabass 0 – 1 – 4  oder 0 – 1  2.
Auf jeden Fall haben Sie nun auf einer Saite die Finger genau auf das Griffbrett gestellt und können sich nun darauf verlassen, dass Sie die entsprechenden Töne schon treffen, wenn Sie die Finger abheben oder auf das Griffbrett fallen lassen.

Aber wenn Sie das Stück, das Sie sich vorgenommen haben, anfangen zu spielen, werden Sie merken, dass es in dem Moment mit den sauberen Tönen schwierig wird, in dem Sie auf einer anderen Saite als der Ursprünglichen spielen wollen.

Das Thema, um das es heute gehen soll, ist die daher die Problematik des Greifens auf verschiedenen Saiten.

Sie können es sich, sofern Sie mit dem Spielen auf Ihrem Instrument bereits begonnen haben, bestimmt vorstellen, was es für ein Gefühl ist, Ihre vier Finger auf der D-Saite in der ersten Lage aufzustellen. Bei Geigen und Bratschen muss man vielleicht etwas Differenzieren und sagen: Sie stellen sich das Gefühl in der Hand in der ersten Griffart auf der D-Saite vor.
Wenn Sie nun einige Male die Tonfolge D – E – Fis – G auf Ihrem Instrument gespielt haben (am Kontrabass ist es nur die Folge D – E – Fis), werden sich Ihre Finger bestenfalls selbst auf die richtige Intonation (Tonhöhe) der Töne eingestellt haben. Falls dies noch nicht so sicher von alleine ging, hilft die Vorstellung, dass es klingen soll wie der Anfang von „Alle meine Entchen“. Aber am Ende haben Sie es geschafft: Ihre Finger stehen nun auf den richtigen Plätzen. Bei Cellisten nennt man das die erste Lage in der engen Griffart, beim Kontrabass die erste Lage und auf Geige und Bratsche geht es hier um besagte erste Lage in der ersten Griffart.

Bei diesem genauen Einstellen der Hand auf die erste Lage haben Sie verschiedene Dinge gleichzeitig getan. Sie haben sich intellektuell damit auseinander gesetzt, was für Noten Sie gerade spielen. Eventuell haben Sie nebenbei die Noten auch gelesen und sich somit das Notenbild eingeprägt. Sie haben sich ferner eine Vorstellung geschaffen davon, wie die Sache klingt. Sie haben ein Gefühl dafür erworben, wie Ganz- und Halbtöne nebeneinander klingen. Und Sie haben sich ein Gefühl erworben, wie sich die Sache in der Hand anfühlt. Sie haben ein Gefühl für die Abstände der Finger untereinander erworben.

Wenn Sie nun im nächsten Schritt das Gleiche auf einer anderen Satie tun wollen, wird es sinnvoll sein, wenn das Aufsetzen der Finger mit dem gleichen Spielgefühl in der Hand, mit dem gleichen Gefühl der Abstände der Finger untereinander geschehen kann.
Dies ist dann möglich wenn Sie es schaffen, die Hand als Ganzes so zu bewegen, dass die Fingerkuppen in der gleichen Fingerstellung über einer anderen Saite schweben können.
Lassen Sie also die Fingerstellung so wie sie ist und bewegen Sie mit der ganzen Hand, bzw dem ganzen Arm über eine andere Saite.

Und wie das genau funktioniert, zeigt das Video, dass Sie unten ansehen können.

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Fassen wir noch einmal zusammen:

Wieder einmal ist die Bewegung der linken Hand für die Saitenwechselbewegung von dem Grundsatz geprägt, dass die „grobe“ Bewegung der inneren Gliedmaßen (Oberarm) am ehesten geeignet ist, eine genaue aber feine Bewegung für den Saitenwechsel sinnvoll auszuführen.

Auf der Geige und der Bratsche führt der Arm dazu eine Pendelbewegung unter dem Hals des Instrumentes aus. Stellen Sei sich vor, dass der Daumen, auf dem der Hals des Instrumentes liegt, der Drehpunkt der ganze Einheit aus Arm, Hand und Fingern ist. Möchte man nun die Finger auf eine tiefe Saite stellen, hebt man die Finger etwas an und  bewegt den Ellbogen weiter unter dem Instrument durch, sodass die Finger über dieser tieferen Saite schweben. Lässt man sie nun wie gewohnt fallen, treffen sie in der Regel die Töne genau. Die Hand und die Finger mussten sich nicht verformen um auf der tieferen Saite zu spielen.

Am Cello geht es im Prinzip um die gleiche Bewegung wobei die Bewegungsrichtung eine andere ist. Das Instrument wird ja grundlegend anders gehalten und der Hals des Instrumentes steht sozusagen schräg im Raum. Will man dieser Ausrichtung des Halses und der Saiten Rechnung tragen, muss man sich die Bewegung des Ellbogens als eine Bewegung nach „Schräg vorne“ vorstellen. Wieder ist der Daumen unten am Hals der Drehpunkt der Bewegung. Wenn nun der Ellbogen nach schräg vorne wandert, bewegen sich die Finger automatisch auf die tiefere Saite hin. So ist es auch hier zu schaffen, dass die Finger auf einer anderen Saite die Töne wirklich sauber treffen. Die Bewegung der Hand verläuft genau quer zu den Saiten.

Und da der Kontrabass nahezu senkrecht im Raum steht, ist die Saitenwechselbewegung des linken Arms hier vor allem eine Bewegung nach vorne. Der ganze Arm dreht sich gewissermaßen um den Hals des Instrumentes herum. Die Finger kommen auf einer tieferen Saite zum Greifen, ohne ihre Krümmung oder ihre Abstände groß ändern zu müssen, wenn so der Arm die ganze Hand in die andere Position bringt.

Und nun wünsche ich Ihnen gute Experimente. Probieren Sie die Übung anhand eines Stückes oder einer Etüde einmal aus. Versuchen Sie die Armbewegung nicht übertrieben zu machen aber eben doch mit dem ganzen Arm. Wieder einmal zeigt es sich, dass hier die einfachste Bewegung, die mit dem innersten Teil der Extremität (also dem Oberarm) gemacht wird, diejenige ist, die uns am ehesten zum Ziel führt.

Felix Seiffert

 

Die Grundbewegung bei Lagenwechseln – oder: Wie trifft man Töne?

In diesem Beitrag möchte ich ihnen einmal ein sehr wichtiges Prinzip erklären, das Sie an verschiedenen Aspekten des Instrumentalspiels immer wieder entdecken können.

Es geht um die Tatsache, dass eine einfache, eher grobmotorische Bewegung oft zu genaueren Ergebnissen führt, als eine Ausführung der gleichen Bewegung mit vielen einzelnen feinmotorischen Aktionen.

Nehmen wir einmal an, Sie haben sich eine Weile mit Griffarten innerhalb der ersten Lage auf Ihrem Instrument befasst. Sie haben sich Ihre Hand eingerichtet. Sie haben die Handstellung gefunden, die Ihnen ein Greifen all der vorgegebenen Töne innerhalb dieser Lage ermöglicht. Das ging einher mit einer ganz bestimmten Haltung des Unterarms und der ganzen Hand. Sie haben herausgefunden, was für diese Stellung die optimale Daumenstellung ist.

Und Sie haben sich daran gewöhnt, welche Noten Sie mit welchen Fingern spielen. Auch dieses will zunächst erlernt sein. Nicht nur, dass man beim Abspielen von Noten schnell den richtigen Finger parat haben muss; man sollte auch die Töne, die unter den Fingern auf dem Griffbrett liegen, so weit kennen, dass man sich genau erinnern kann, wie sie sich anhören.

Was bei Ihnen nun nach dem Einüben der ersten Lage eingetreten ist, ist Folgendes. Dadurch, dass Sie sich eine bestimmte Handstellung und bestimmte Stellungen Ihrer Finger eingeübt haben, entstand in Ihnen ein ganz bestimmtes Gefühl für diese Zusammenhänge. Sie haben ganz bestimmt gemerkt, wie es für Sie von mal zu mal selbstverständlicher wurde, das Instrument zu nehmen und die Hand in genau diese Stellung zu bringen. Auf dieses Spielgefühl können Sie sich mehr und mehr verlassen. Es entsteht mit Hilfe Ihres Tast- und Ihres kinästhetischen Sinns. Sie ertasten die richtigen Töne nicht nur; Sie haben auch ein Gefühl dafür, welche Stellung Ihre Hand und Ihr Arm in Bezug auf Ihre gesamte Körperhaltung einnimmt.

Gleichzeitig verknüpft Ihr Gehirn diese Informationen mit den ganzen anderen wahrgenommenen Gegebenheiten, wie dem Notenbild der Töne oder dem, was am Ende das Instrument hörbar von sich gibt.

Dies alles zusammen gibt Ihnen nun die Möglichkeit, dass Sie sich, bevor Sie in Aktion treten, eine genaue Vorstellung Ihres Einsatzes machen können. Und mit Hilfe dieser genauen Vorstellung, gelingt Ihnen das genaue Treffen der von Ihnen eingeübten Passage auch von Mal zu Mal besser.

Ihre Gliedmaßen werden Ihnen umso besser folgen, je genauer Ihre Vorstellung von dem ist, was Sie tun werden.

Aber kommen wir zurück zu den Lagenwechseln.

Wenn man also in einer Handstellung genau die Zuordnung der einzelnen Finger eingeübt hat, macht es dann nicht Sinn, diese Stellung in anderen Lagen genauso weiter zu verwenden? Es macht Sinn!

Sehen Sie sich einmal im Video an, was die direkte Konsequenz dieser Regel ist. Sehen Sie, dass die Lagenwechsel in den unteren Halslagen auf allen vier Streichinstrumenten im Grunde gleich funktionieren.

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Fassen wir also noch einmal zusammen:

  • Die einfachste Möglichkeit, in verschiedenen Lagen Töne genau zu treffen besteht darin, dass man die Handstellung zum Hals und Griffbrett des Instrumentes beibehält.
  • Durch das Verschieben der ganzen Hand einschließlich der Stellung des Armes und der Stellung des Daumens gegenüber dem Finger bleibt die Hand in ihrer Form. Sie können sich also weiterhin auf das Gefühl der Abstände Ihrer Finger verlassen!
  • Das Verschieben der Hand ohne die Stellung des Daumens zu den Fingern zu verändern ist in den unteren Halslagen der Instrumente möglich. Bei allen Instrumenten sind das die Lagen 1 bis 3.
  • Die scheinbar grobe Bewegung des ganzen Arms von einer Lage zur Anderen hat eines solche Ruhe in sich, dass letztlich das Treffen der Töne nur mit dieser Bewegung am leichtesten gelingt.
  • Üben Sie die Stellung der verschiedenen Lagen bei sich dadurch ein, dass Sie Töne, die in verschiedenen Lagen mit verschiedenen Fingern vorkommen abwechselnd in diesen Lagen spielen und genau darauf achten, wie Ihre Hand sich als Ganzes von der einen zur anderen Lage bewegt.

Wenn Sie diese Grundlage bei Ihrem Spiel beherzigen, werden Sie sehr bald sehen, wie sich die Treffsicherheit in Ihrem Lagenspiel einstellt. Man kann also durchaus sagen dass hier in der „Ruhe die Kraft“ liegt.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder einmal gutes Gelingen an Ihrem Instrument. Machen Sie es gut bis zum nächsten Mal.

Felix Seiffert

Flageolett auf Streichinstrumenten – wie funktioniert das?

Flageolett? Haben Sie schon einmal davon gehört? Bestimmt, oder? Wer sich mit Streichinstrumenten auseinandersetzt kommt zwangsläufig irgendwann damit in Berührung. Aber was ist ein Flageolett? Wie kommen diese Töne zustande? Warum tippt man dabei nur eine Saite leicht an und es klingt so fein und „flötenartig“?

Erster Ansatz: Beginnen wir einmal mit der Herkunft des Namens. „Flageolett“ wurde eine frühe, in Frankreich gebaute, Form der Blockflöte genannt. Sie hatte vier Grifflöcher vorne und zwei hinten für die Daumen. In der Barockmusik fand dieses Instrument einigen Gebrauch, setzte sich aber nicht dauerhaft gegen die heute immer noch gebräuchliche Form der barocken Blockflöte durch.

Wenn man eine besondere Spielweise auf einem Streichinstrument als „Flageolett“ bezeichnet, kann es sich dabei wohl nur darum handeln, einen Klang zu produzieren, der irgendwie „flötenartig“ daher kommt. Aber was ist „flötenartig“?

Es wird sich um einen feinen vielleicht auch etwas dünnen Klang handeln. Er wird recht konstant klingen und er wird wohl auch nicht vibriert werden, so wie das ja bei Blockflöten auch nicht üblich ist.

Zweiter Ansatz: Kommen wir zu dem Vater vieler mathematischen Grundlagen, die im Altertum herausgefunden und formuliert wurden – Pythagoras.

Dieser Herr fand mit Hilfe eines Monochordes (eines Klangkastens, auf dem eine Saite gespannt war, bereit damit die verschiedensten Experimente anzustellen) heraus, dass eine Saite in ihrer doppelten Schwingungszahl schwingt, sobald man sich in ihrer Mitte am Schwingen hindert.

Noch einmal genau: Stellen Sie sich vor, dass eine Saite einen Schwingungsbauch hat wenn man sie anstreicht oder -zupft. Halten Sie nun genau in der Mitte dieses Schwingungsbauches, also genau auf halber Strecke zwischen den Enden der Saite, einen Finger auf die Saite und hindern Sie sie demnach genau an dieser Stelle am Schwingen, wird sich der Schwingungsbauch in zwei Teilschwingungen aufteilen. In diesen Teilschwingungen schwingt die Saite nun in ihrer halben Saitenlänge. Und Pythagoras fand heraus, dass die Schwingungszahl einer Saite ich dann verdoppelt, wenn sich die Saitenlänge bei gleichbleibender Spannung der Saite halbiert. Und mit diesr Verdoppelung der Schwingungszahl erklingt die Oktave des vorherigen Tons.

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Dritter Ansatz: kommen wir zum Praktischen.

Messen Sie einmal die Länge Ihrer Saiten vom Sattel bis zum Steg. Dies ist die „schwingende Saitenlänge“. Und nun legen Sie genau den Punkt fest, an dem die Saite halbiert ist. Vielleicht machen Sie sich mit einem weichen Bleistift an dieser Stelle eine kleine Markierung auf das Griffbrett. Keine Sorge, der lässt sich leicht wieder weg radieren.

Streichen Sie nun abwechselnd die leere Saite und ihren Flageoletton, den Sie dadurch erzeugen, dass Sie mit dem Finger leicht auf die markierte Stelle der Saite tippen. Sie werden merken, dass die Saite nun vor und hinter dem Finger zu schwingen anfängt. Sie kennen es ja: wenn Sie eine Saite normal abgreifen, dann schwingt immer nur der Teil der Saite, der zwischen dem Finger und dem Steg liegt. Nur dieser Teil wird durch das Anstreichen angeregt.
Streichen Sie hingegen ein Flageolett an, schwingt immer die ganze Saite, und damit eben auch der Teil der Saite, der hinter dem Spielfinger liegt.

Und damit kommen wir auch zu der grundsätzlichen Forderung für das Ausführen von Flageolettönen: die alte Regel, dass die Finger unterhalb eines Spielfingers auf dem Griffbrett liegen bleiben und sozusagen den Spielfinger beim Niederhalten der Saite unterstützen, entfällt!

Tippen Sie bitte nur mit dem Spielfinger auf genau dies Stelle an der sich die Saite halbiert. Nur so kann die ganze Saite schwingen. Übrigens spielt man auf der Geige und der Bratsche das Flageolett gerne mit dem 4. und auf Cello und Kontrabass gerne mit dem 3. Finger. Gewöhnen Sie sich das am besten gleich an.

Noch etwas: Wenn eine Saite in ihrer Teilschwingung erklingt, ist sie um einiges auf Bogendruck empfindlicher als sonst. Streichen Sie also eine Saite im Flageolett an, achten Sie bitte auf einen sehr schnell gestrichenen Bogen, der gleichzeitig sehr leicht über die Saiten streicht. Gewöhnen Sie sich daran dass die Saite wirklich komplett anders unter dem Bogen reagiert als sonst. Sie können auch einmal versuchen die Saite so nah am Steg anzustreichen, wie Sie es sonst nie wagen würden. Sie werden merken, dass nun die Saite sehr schön klar und deutlich klingt.

Probieren Sie es aus!

Und damit wünsche ich ihnen wieder gute Experimente auf Ihrem Instrument.

Felix Seiffert