Kategorie: Musik machen

Schnelles Greifen Teil 3 – Kopfarbeit, unentbehrlich wenn es laufen soll

In den letzten beiden Blogbeiträgen haben wir uns darüber unterhalten, wie wichtig es ist, die linke Hand beim Greifen so zu benutzen, dass sie größtmögliche Beweglichkeit besitzt.

Wie kann es nun sein, dass man bewegliche Finger hat, das Instrument in die Hand nimmt, und ständig passieren beim Spielen kleine Patzer, falsche Töne oder ein unterbrochener Fluss des Rhythmus? Weiterlesen

Ein einfaches Stück auf der Geige – experimentieren Sie gerne?

Jetzt haben Sie so viel Theorie mitbekommen. Nun wollen wir es doch einmal ganz praktisch angehen. Wie wäre es, wenn wir zusammen einmal ein einfaches Stück einüben.

Im Wesentlichen geht es mir dabei darum, das Sie sehen, welche verschiedenen Teilbewegungen bei einem Stück miteinander koordiniert werden, und wie hernach daraus ein einfaches Stück wird.

Und Sie werden sehen, dass die Sache dadurch dermaßen einfach wird, dass Sie sie ohne weiteres selbst am Instrument heraus bringen können, und nicht einmal einen Lehrer brauchen, der es Ihnen unmittelbar zeigt. Sehen wir uns dieses mal das Stück auf der Geige an. Was man dann auf einem anderen Instrument anders machen muss, darauf soll dann der nächste Blogartikel eingehen.

Wenn man mit einem Instrument beginnt, wählt man zunächst Stücke, die in Ihren Anforderungen auf jeden Fall bewältigbar sind. Auf jeden Fall sollten sie aber gleich von vornherein Spielfreude aufkommen lassen. Sie sind ja nicht am Instrument angetreten um erst einmal durch das Tränenreich ewiger Fingerübungen zu gehen, sondern Sie wollen ja wohl gleich von Anfang an musizieren.

Und da habe ich in einer alten, aber immer noch aktuellen Violinschule ein ungarisches Kinderlied gefunden, das mit für diesen Zweck sehr geeignet scheint.

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Sie werden lachen, es kommt nur mit vier verschiedenen Tönen aus. Das heißt, Sie können sich auf dem Griffbrett die Finger auf einer Saite sehr schon in Position bringen, und lernen gleichzeitig einen recht schwungvollen Strich.

Lassen wir uns einmal mit den Tönen, die Sie greifen, beginnen. Am Besten Sie nehmen zunächst einmal Ihre Geige in der Gitarrenhaltung. Können Sie sich noch an den Blogartikel erinnern, in dem es darum ging, wie man auf der Geige zu einer guten Handstellung findet?

Hier finden Sie ihn, falls Sie noch einmal nachlesen möchten.

Wenn Sie nun das Stück beginnen wollen, dann machen Sie einmal diese Übung dazu. Setzen Sie 3 Finger auf die D-Saite Ihres Instruments auf und verschieben Sie die Hand, damit sie in Bewegung bleibt. Nun halten Sie in dem Moment in der Bewegung inne, in dem Sie mit dem 3. Finger den Ton g‘ erreichen. Dieser Ton liegt genau eine Oktave über der leeren G-Saite, sodass Sie ihn nun durch Vergleichen kontrollieren können. Wenn Sie sich nicht so ganz sicher sind, dann kleben Sie sich doch einen Punkt auf das Griffbrett, oder machen Sie eine kleine Markierung mit dem Bleistift, die Sie jederzeit wieder entfernen können.

wie das geht? Hier die Lösung

So, und wenn Sie nun diese Stelle erreicht haben, dann ziehen Sie noch Ihren ersten Finger etwas nach hinten um den Ton e‘ zu greifen. Auch hierfür könnte man wieder einen Punkt auf das Griffbrett kleben. Sie werden aber gleich ganz leicht merken, dass man sehr gut beim Spielen hört, ob man den richtigen Ton trifft.

Mit dieser kleinen „Trockenübung“ haben Sie nun einmal Ihre Greifhand in die richtige Stellung gebracht. Und nun geht es an das Lied. Das Stück besteht aus Viertelnoten, die ungefähr das Tempo von Schritten bei einem Spaziergang haben und halben Noten, die doppelt so lang sind.

Spielen Sie nun das Stück einfach ab, wie im Video beschrieben. Die Folge der Finger steht über den Noten gedruckt, sodass Sie sich gleich von vornherein ganz nebenbei einprägen, welcher Finger welche Note spielt.

Zupfen Sie also auf der D-Saite und greifen Sie:

0 – 1 – 2- 3 – 3 – 3 – 3 und so weiter, bis Sie durch das Stück durch sind. Und das Ganze machen Sie ein paar mal, bis Ihnen das Stück geläufig wird. Sie werden merken, es fällt Ihnen von mal zu mal leichter.

Dieses ist auch nötig, denn Sie wollen ja am Ende das Stück auch mit dem Bogen streichen. Und dabei ist es hilfreich, wenn man sich nicht auf jedes Detail seiner Aktion voll konzentrieren muss. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten beim Autofahren ständig neu überlegen, in welche Richtung Sie nun den Schaltknüppel bewegen müssen um in den nächsten Gang zu kommen. Sie haben doch weiß Gott besseres zu tun, oder?

Apropos Bogenbewegung:

Streichen Sie das Stück doch einmal mit dem Bogen, ohne mit den Finger zu greifen.

Sie erinnern sich ja noch an den Bogengriff. Nehmen Sie das Instrument nun in Spielhaltung, und setzen Sie den Bogen auf. Können Sie sich noch erinnern an die Übung mit dem Aufsetzen und dem Rollen auf den Saiten?

Setzen Sie nun den Bogen auf und spüren Sie, wie angenehm es ist, wenn sich das Armgewicht mit dem Bogen auf die Saiten stützt.

Streichen Sie nun zwei kleine Schwungstriche im Abstrich und im Aufstrich, und danach zwei lange Striche bis zu Spitze. Die Übung endet dann wieder mit zwei kurzen Strichen. Streichen Sie sie nicht zu kurz, sie sollen schon richtig mit Schwung durch gestrichen werden.

Im Prinzip streichen Sie diese Prozedur einfach vier mal hintereinander und schon haben Sie das Stück gestrichen.

Sie können es aber auch in einer „Endlosschleife“ so oft wiederholen, bis Ihnen diese Bewegung vollkommen selbstverständlich durch den Arm läuft. Merken Sie den Schwung, den Sie im Arm haben und im Bogen? So soll es sein.

Was bleibt am Schluss? Na wenn Sie die beiden Komponenten so ausgiebig geübt haben sollten Sie die ganze Sache einmal zusammensetzen. Bringen Sie dazu Ihr Instrument in Spielhaltung.

Setzen Sie nun auch wieder Ihre Finger auf die D-Saite und verschieben Sie die Hand, um beweglich zu sein Halten Sie nun wieder auf dem richtigen Platz an.

Setzen Sie den Bogen auf, und es kann los gehen.

Greifen und Steichen Sie jetzt einfach zusammen. Sie glauben nicht das es geht? Probieren Sie es! Sie werden sehen, es kann gar nicht daneben gehen, weil Sie die Teilbewegungen schon so weit in Ihrem Unterbewusstsein haben, dass es einfach laufen muss.

Und wenn nicht? Dann wieder holen Sie noch einmal ohne greifende Finger und zupfen Sie die Tonfolge noch einmal (aber jetzt in Spielhaltung) durch.

Also, wenn es jetzt nicht geht. Haben sie es gemerkt? Irgendwie hat das Koordinieren doch etwas zu tun mit Selbstüberlistung. Oder was meinen Sie?

Viel Vergnügen bei Ihren eigenen Experimenten

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

p.S.: gehören Sie auch zu der Spezies Mensch, die so ein Stück gerne von Noten spielt? Hier bekommen Sie sie zum Ausdrucken. Ungarisches Kinderlied für Geige

 

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hinbekommen Folge 1

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Haben Sie sich entschlossen, Geige zu lernen? Oder liebäugeln Sie damit? Nun, es ist ja immer so eine Sache, sich auf etwas Neues einzulassen und nicht richtig zu wissen, was auf einen zu kommt. Diese kleine Folge von Blogbeiträgen soll etwas Licht in die Sache bringen. Sie soll Ihren Fokus aber auch auf einen wesentlichen Punkt richten: auf Ihre eigene Körperwahrnehmung. Bestimmt ist Ihnen aufgefallen, dass ausgebildete Musiker die Sache immer mit großer Leichtigkeit angehen. Oft wirkt es, als mache das Instrumentalspiel dem Musiker überhaupt keine Mühe.

Diese Leichtigkeit, die man bei den Musikern beobachten kann, kann man durch intensives Üben erzielen. Früher wurde gesagt, dass dieses geduldige Üben, über viele Jahre hin, und am besten vom frühesten Kindesalter an, überhaupt die einzige Lösung ist, die zu solch einem Resultat führt. Heute haben sich hingegen Lehrmethoden entwickelt, die diesen Prozess differenzierter betrachten. Sie richten ihr Augenmerk wesentlich mehr darauf, was genau die Aktionen sind, die wir bei Musizieren anwenden und wie wir dies tun, ohne uns gleichzeitig an anderer Stelle dabei zu behindern.

Alles, was Sie am Instrument tun, sollte in jeder Hinsicht gefühlvoll und zielgerichtet sein. Geige lernen bedeutet unter anderem, dass Sie Bewegungen kennen lernen, die genau das bewirken, was Sie tun wollen, nämlich Streichen und Töne greifen. Sie werden lernen, wie Sie dies kraftvoll und zugleich mit Leichtigkeit tun können. Sie werden sich aber auch mit anderen Bewegungen befassen, die Ihre eigene Beweglichkeit steigern und erhalten. Und Sie werden dabei merken, dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass Sie sich Ihrer Bewegungen bewusst werden. Ihre Bewegungen werden gerade durch diese innere Aufmerksamkeit flexibel und einfach, so dass Sie sich beim Instrumentalspiel wohl und voller Leichtigkeit fühlen können.

Wenn Sie jetzt mit dem Erlernen des Geigenspiels beginnen und dabei gleich auf die richtigen und ausgewogenen Bewegungen achten (und dabei gut angeleitet werden) können Sie bemerken, dass Sie mit der Zeit immer mehr Beweglichkeit entwickeln. Sie werden merken, dass Sie das Instrument nach einer Weile immer selbstverständlicher in die Hand nehmen, und Ihnen das Wesentliche, die Gestaltung des Tons immer leichter fallen wird. Vielleicht werden Sie zuerst ein paar kleinere Hürden überwinden müssen, aber dann werden Sie mit Leichtigkeit die Saiten abgreifen und Ihrem Instrument die angenehmsten Klänge entlocken.

Und das Beste: Sie werden bemerken, was es für eine Freude macht, wenn Sie mit Gleichgesinnten, in einem Orchester oder in einer anderen kleineren Formation miteinander musizieren.

Habe ich Ihnen bereits Lust dazu gemacht?

Dann wollen wir einmal damit beginnen, Geige zu lernen.

Zuerst müssen Sie ein Gefühl dafür bekommen, was Sie da für ein Instrument in der Hand halten.

Dafür eine kleine Übung. Nehmen Sie die Geige, und halten Sie sie, ähnlich wie eine Gitarre, vor Ihre Brust. Die Schnecke des Instruments halten Sie in etwa auf der Höhe der Schulter.
Nun geht es darum, dass Sie mit Ihrer linken Hand um das Instrument herum greifen und mit Ihrem kleinen Finger alle vier Saiten der Reihe nach anzupfen. Dabei legen Sie den Daumen in die Beuge am unteren Ende des Halses. Dieses Anzupfen machen Sie nicht einzeln Saite für Saite, sondern in einer Bewegung. Dadurch ergibt sich eine harfenähnliche Tonfolge. Wichtig hierbei: Die Bewegung muss aus dem ganzen Arm kommen. Begeben Sie sich dabei mit dem Ellbogen unter die Geige, und ziehen Sie ihn bei der Zupfbewegung nach hinten. So erlangen Sie sowohl die Stabilität im Handgenk, also auch die Stärkung des kleine Fingers. Wenn Sie Geige lernen möchten, ist es wichtig, dass Sie gleich am Anfang einen beweglichen Umgang mit dem Instrument bekommen und es wie selbstverständlich und mühelos im Arm tragen.

Habe ich etwas vergessen? Ja klar: Die vier Saiten heißen von unten nach oben: G D A E

 

Wenn Sie wollen, schauen Sie sich das Ganze einfach noch einmal im Video an:

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Ich hoffe, diese kleinen Übungen helfen Ihnen beim Vorankommen. Im nächsten Beitrag (Teil 2 der Folge) befassen wir uns mit der leichtesten Methode, mit der Sie zu einer ausbalancierten Spielhaltung kommen.

bis dahin herzlichst

Ihr Felix Seiffert

Folge 2     Folge 3

 

Selbst Musik machen?

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was das Ganze soll? Warum soll man denn selbst Musik machen, wenn es doch ein Überangebot an Musik aus allen möglichen Quellen gibt?

Warum gibt es jede Menge Menschen, die Gefallen daran finden, selbst Musik zu machen?

Warum dieses Interesse?

Und warum sind Sie auf diesen Blog gestoßen und interessieren sich für dieses Thema?

Teilnehmer bei einem Workshop für Streicher

Nun, diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten wie es zunächst scheint. Als Musiker, der dies seit dem Kindesalter betreibt, kann ich Ihnen aber eines sagen:

Wenn man jung ist, hat man ein paar Gründe dies zu tun, die sich eventuell später wieder verflüchtigen. Ich würde sogar sagen, dass sie sich zum Glück verflüchtigen, da es nur scheinbare Motivationen zum Musizieren sind.

Da wäre zum Einen der Drang nach Anerkennung: Gibt es etwas Schöneres, als den Applaus nach einem gelungenen Konzert? Ist man nicht ein gemachter Mann, wenn man von so vielen anderen Menschen bewundert wird? …..

Zum Anderen fällt mir die Konzertgage ein. Ist es nicht erhebend, wenn man sein Geld durch müheloses Musizieren einstreicht? ….

Ist es der sportliche Aspekt, der Aspekt des Wettkampfes? Ist das die Motivation, dass ich mir immer wieder beweise, wie gut ich es kann, wenn ich mich mit anderen Musikern vergleiche? ….

Nein, wenn ich genauer darüber nachdenke, ist keiner dieser Punkte stark genug, mich wirklich dauerhaft am Musizieren zu halten. Der wahre Grund, der mich ständig zum Instrument greifen lässt, fehlt noch.

Aber was ist es dann?

Warum erlebt man es immer wieder, dass Menschen, die musizieren, sei es auf der Bühne oder einfach im Freundeskreis, so glücklich dabei sind?

Lassen Sie mich hier einmal den Versuch einer Erklärung unternehmen.

Zum Einen ist es die Herausforderung: In vielerlei Hinsicht fordern Sie sich selbst. Wir kommen noch in einem weiteren Artikel ausführlich zu diesem Thema. Alle diese unten stehenden Punkte bringen Sie beim Musizieren zusammen. Sie gehen gleichzeitig mit ihnen um und begeben sich aktiv in das kreative Geschehen.

  • Sie bemühen Ihren Intellekt (Noten lesen und verstehen)
  • Ihr Körperbewusstsein (Sie bringen Ihre Feinmotorik in Schwung und bleiben dabei in innerer Balance)
  • Sie fordern Ihr Gehör (sowohl Ihr inneres, als auch Ihr äußeres Gehör).
  • Sie begeben sich in das Gefüge von Rhythmus und Takt.
  • Sie werden aufmerksam darin, mitzubekommen, was um Sie herum geschieht, gehen beweglich darauf ein und tragen so zum Gelingen der Musik bei.

Als weiteren Punkt würde ich das Erlebnis des wirklichen Zusammenwirkens im positivsten Sinn beim gemeinsamen Musizieren sehen. Wenn Sie einmal erlebt haben wie es ist, in der Musik, die Sie gemeinsam mit anderen machen, eingebettet zu sein, dann wissen Sie, was ich meine. Das Schöne daran: Es funktioniert, egal ob Sie Profi sind, oder Laie. Selbst wenn Sie erst drei Töne spielen können, dann können Sie in den Genuss dieses Erlebnisses kommen.

Das Spannende dabei ist: Es geht um mehr als nur körperliche Beweglichkeit. Es geht auch nicht nur um Musikgenuss oder um intellektuelles Verstehen. Es geht um all das in Kombination. Ich möchte an dieser Stelle einmal einen gewagten Begriff ins Feld werfen. Musik fordert und fördert Sie überall, in Körper, Geist und Seele. Kann man so etwas nicht auch als Wellness im besten Sinne sehen?

Haben Sie den Film „Noten und Neuronen“ schon gesehen? Er befasst sich wieder auf andere Weise mit dem Thema. Vor allem wird hier der Zusammenhang zwischen dem Musizieren und den Vorgängen in unserem Gehirn dargestellt. Sehr sehenswert und durchaus anregend!

Und weiter? Sie als Erwachsener brauchen sich einer Konkurrenz überhaupt nicht stellen. Sie brauchen sich als Mensch, der dies einfach nur für sich tut, keinem übertriebenen Druck aussetzen. Sie müssen nicht davon leben oder irgendwelchen Ansprüchen, die an Profis gestellt werden, Genüge leisten. Sie können einfach anfangen zu musizieren. Sie können sich dem, was Ihnen gut tut, einfach hingeben.

Und was haben Sie nun für Gedanken zu dieser Sache? Was zieht Sie an das Musizieren hin, oder was lässt Sie davor zurückschrecken?

Ich möchte hier mit diesem Artikel gerne mit der unten stehenden Möglichkeit zur Kommentierung eine Diskussion eröffnen. Sind Sie dabei? Es würde mich wirklich sehr freuen zu lesen, wie Sie darüber denken.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Felix Seiffert