Schlagwort: Violoncello

Geige lernen – wie Sie zu einem gefühlvoll angestichenen Ton kommen

Heute kommen wir zu einem Thema, dass beim Lernen des Instrumentes so wichtig ist, das es mit entscheidet, ob Sie an Ihrem Instrument auf Dauer Freude haben, oder irgendwann resigniert das Handtuch werfen.

Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wie Sie es schaffen können, gerade am Anfang Ihres Werdegangs am Instrument zu einem wohlklingenden Ton zu kommen.

Sie haben ja bestimmt auch dieses Klischeebild im Kopf vom kleinen Kind, das die ersten Gehversuche auf der Geige macht, und es kratzt und quietscht dabei fürchterlich. Wenn Sie noch einmal in Ihre Vorstellung gehen, werden Sie auch merken, dass das Kind sehr zögerlich und langsam streicht. Gell das kennt man?

Ja und zum Glück lässt sich diese Sache im Prinzip durch zwei Dinge recht gut gerade am Anfang beheben.

Die erste Sache ist ganz einfach: Sehen Sie zu, dass Sie gerade am Anfang mit dem Bogen recht flott über Ihr Instrument streichen. Streichen Sie nicht zu nahe am Steg, und streichen Sie mit schnellen Strichen. In der Geschwindigkeit, kommen Sie viel Besser an die Tongestaltung heran, als bei langsamem Bogen.

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Wasserskifahrer. Wenn der zu langsam wird, dann tragen ihn seine Skier nicht mehr. Er säuft ab.

Nun sind die Auswirkungen beim Streichen nicht ganz so drastisch, aber man könnte schon die Parallele ziehen, und sagen: „Der Ton säuft ab“. Und das tut er buchstäblich. Eine Saite kann nur klingen, wenn der Bogen auf ihr in Bewegung bleibt. Wenn er zu langsam wird, dann bricht der Ton ab, und es kommt zu besagtem Kratzen.

Nun aber zum zweiten Gesichtspunkt, der so wichtig ist, dass sich ihm alleine der heutige Videobeitrag widmet.

Sie müssen es schaffen, die Saite mit Gefühl anzustreichen. Wie schon oben beschrieben, braucht die Saite einen ganz bestimmten Zug des Bogens, aber sie benötigt auch einen ganz bestimmten Druckkontakt des Bogens auf die Saite.

Wir Streicher sprechen dabei allerdings lieber vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. Redet man von „Druck“ beinhaltet das schon wieder den Gedanken einer gewissen Festigkeit, die wir ja unbedingt vermeiden wollen.

Also: reden wir vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. In der Tat ist es so, dass wir das Gewicht unseres Arms (aber nicht da ganze Gewicht, das wäre deutlich zu viel) mit dem Bogen auf das Instrument stützen. Hinzu kommt noch, dass wir mit unseren Fingern dabei flexibel bleiben.

Und genau mit diesen besagten flexiblen Fingern sind Sie in der Lage, gefühlvoll genau zu erspüren, welches Gewicht und welche Bogengeschwindigkeit die Saite verträgt. Dies ändert sich nämlich auch je hach Saite auf der Sei streichen und je nach Ton, den Sie greifen.

Und wie das geht, zeigt uns der Videobeitrag.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Rekapitulieren wir noch einmal die Übung, die uns zum Ziel einer beweglichen Bogenhaltung führt.

  • Halten Sie den Bogen mit zwei Händen. Sie können eine flexible Bogenhaltung einnehmen, weil Sie ihn mit der linken Hand sichern.
  • Legen Sie zunächst nur Ihre Finger auf den Bogen. Dabei sollen alle Finger ihren richtigen Platz auf der Stange finden.
  • Der ausschlaggebende Punkt ist nun, dass die Finger bei unserer Beweglichkeitsübung nicht ihren Platz auf der Stange verlassen. Sie rutschen also weder seitlich, noch in ihrer Länge auf der Stange herum.
  • Probieren Sie nun eine horizontale Beweglichkeit in ihren Fingern zu zu lassen. Am Anfang geht es leichter, wenn Sie den Daumen nicht auf die Stange setzen.
  • Erst wenn Sie ein Gefühl für die Beweglichkeit in den Fingern bekommen haben, dann versuchen Sie das Gleiche einmal mit mit dem Daumen zu machen.

Funktioniert es?

Letztlich geht es darum, dass Ihre Finger so flexibel den Bogen in der Hand haben, dass sie den Widerstand der Saite gegen die Bogenbewegung spüren können.

Wenn der Bogen auf der Saite still steht, hat die Saite einen recht hohen Widerstand. Sie spüren es richtig, dass sich der Bogen erst einmal gar nicht in die Fahrt bewegen will.

Nun passiert beim Losstreichen folgendes: Ihre Finger geben zuerst nach, bis sich schließlich der Bogen löst und in Fahrt kommt. Nun streichen Sie mit gefühlvoll gekrümmten Fingern und spüren den Kontakt des Bogens zur Saite während der Fahrt.

Ihre Finger sind immer dann in der Lage, gefühlvoll auf den Bogen und die Saite ein zu gehen, wenn sie sich selbst nicht durch Druck und Gegendruck der Finger zum Daumen hin behindern.

Lassen Sie sich aber bitte um Gottes Willen nicht beeindrucken, wenn es nicht sofort klappt. Diese Flexibilität ist eine Sache, die in der Regel erst nach einer gewissen Zeit des Übens funktioniert. Auch Ihre Finger brauchen ein gewisses Training um beim Bogenstrich flexibel zu sein.

Aber besser, Sie lenken möglichst schnell Ihre Aufmerksamkeit darauf, anstatt sich nach einem halben Jahr zu wundern warum es auf Ihrem Instrument immer noch kratzt. Oder was meinen Sie?

Machen Sie es gut und viel Vergnügen bei Ihren Übungen.

Ihr Felix Seiffert

Cello lernen – die Geographie der ersten Lage

Liebe Leser,

Gehen wir einmal davon aus, dass Sie gerade Ihr Cello in den Händen halten und Ihre ersten Gehversuche hinter sich haben. Sie haben auf leeren Saite gestrichen und haben vielleicht auch ein paar Töne auf einer Saite gegriffen. Dabei haben Sie eine gute Handstellung für sich herausgefunden.

Aber wenn Sie nun Stück für Stück in Ihrem Arbeitsheft voranschreiten, ist das vielleicht doch ein bisschen langweilig, finden Sie nicht auch.

Wie wäre es denn, wenn wir hier an dieser Stelle uns einfach einmal anschauen, welche Töne Sie auf welcher Saite unter den Fingern haben? Dann könnten Sie doch ganz gut auf eigene Faust Stücke ausprobieren.

Kommen wir also auch beim Cello zu unserer Geografie des Griffbretts. Mit Ihrer Grifftabelle Cello erste Lage, die Sie sich hier herunterladen können, und die Sie sich im Laufe dieses Blogartikels ausfüllen werden, haben Sie im Prinzip die ganze Orientierungsarbeit für die erste Lage schon gemacht.

Etwas Übung wird es natürlich noch noch brauchen, bis Sie selbstverständlich und schnell die Noten umsetzen und lesen. Aber Sie werden sehen, es ist halb so wild.

Unterscheiden Sie am Cello bei der ersten Lage bitte folgende Gegebenheit: Im Prinzip gibt es am Cello zwei Griffarten.

Da das Instrument wesentlich größer als eine Geige ist, sind auch die Saiten
länger und dementsprechend die Abstände der einzelnen Töne. Und dies bringt es mit sich, dass wir mit unseren Fingern nicht mehr wahlweise Halb- oder Ganztöne abgreifen können.
Unsere Finger stehen deshalb am Cello, zumindest in den unteren Lagen, grundsätzlich im Halbtonabstand.
Eine Ausnahme: in der sogenannten „weiten Lage“ steht der 1.Finger im Ganztonabstand zum 2. Alle übrigen Finger stehen aber weiterhin im Halbtonabstand zueinander.

Und was das nun für Konsequenzen für die Töne hat, die Sie nun auf dem Griffbrett abgreifen können, das erfahren Sie hier im Video:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fassen wir also noch einmal zusammen, um was es geht.

  • in der ersten Lage steht der erste Finger einen Ganzton über der leeren Saite.
  • Daraus ergibt sich für den 4 Finger der Ton eine Oktave über der tieferen leeren Saite.
  • Auf der A-Saite greifen Sie daher die Töne: a (leere Saite), h (1.), c‘ (2.), cis‘ (3.) und d‘ (4. Finger)
  • Auf der D-Saite sind es: d (o), e (1), f (2), fis (3) und g (4).
  • Auf der G-Saite greifen Sie folgende Töne: G (0), A (1), B (2), H (3) und c (4)
  • Und auf der C-Saite: C (0), D (1), Es (2), E (3), und F (4)

Sicherlich haben Sie bemerkt, dass wir mit diesen beiden Griffarten noch nicht, wie bei der Geige, in der Lage sind, alle Töne zu greifen, die zwischen zwei Saiten liegen.

Tatsächlich fehlt zwischen dem Ton, den wir mit dem vierten Finger greifen und der nächsthöheren leeren Saite noch ein Halbton, den wir in unserer engen und weiten Lage gar nicht greifen können.

Und selbst wenn wir den greifen können, fehlt uns immer noch der Ton der leeren Saite selbst, den wir ja auf der Geige und Bratsche mit dem 4. Finger verhältnismäßig bequem erreichen.
Sie sehen schon, ganz so einfach ist das beim Cello nicht. Jedes Instrument bringt so seine kleinen Vor- und Nachteile mit sich.

Am Cello können Sie in einer Handstellung nicht so viele Töne greifen, das ist wahr. Andererseits ist die ganze Handstellung am Cello anatomisch einfacher. Sie brauchen die Hand nicht so sehr verdrehen, wie bei Geige und Bratsche.

Einerseits tut man sich in dieser Handstellung leichter, andererseits muss man auch öfter die Lage wechseln, da einfach nicht so viele Töne in einer Lage spielbar sind. Was ist Ihnen nun lieber?

Als einer, der in der Kindheit beides gelernt hat, nämlich Geige und Cello, sage ich einmal: Ich glaube es hebt sich gegenseitig auf. Was Sie bei einem Instrument evtl. als schwierig empfinden, birgt immer auch einen Vorteil in sich.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf Ihrer Entdeckungsreise auf dem Cello

Ihr Felix Seiffert

Greifen auf dem Cello – wie erlangt man Unabhängigkeit der Finger?

Liebe Leser,

In diesem Beitrag möchte ich gerne einmal auf die Zuschrift von Herrn Pelzer eingehen.

Herr Pelzer schrieb:

„Hallo Herr Seiffert, vorab vielen Dank für Ihre vielen sehr hilfreichen Tipps. Seit etwa 6 Monaten lerne ich Cello ohne Lehrer. Folgende Hürde ist dabei aufgetaucht: 1. und 2. Finger liegen auf e und f  1. Lage D-Saite. Jetzt soll g und danach fis gespielt werden. Versuche ich jetzt den 3. und 4. Finger zusammen aufzusetzen, berühre ich mit dem 3. Finger zuerst fis, was insbesondere beim Legato zum falschen Ton führt. Setze ich erst nur den 4. Finger auf g, dann landet der 3. Finger anschliessend zu eng zum 2. Finger, also fis zu tief. Das liegt vielleicht auch daran, dass meine Finger relativ kurz und noch nicht elastisch genug bzw. nicht unabhängig genug sind. Haben Sie hier einen Tipp oder eine spezielle Fingerübung? Ich freue mich sehr auf Ihre Antwort.“

Wenn Sie anfangen, Cello zu spielen, werden Sie ganz bestimmt in genau diese Lage kommen, die Herr Pelzer beschreibt.

Es ist in der Tat so, dass Sie, wenn Sie Cello lernen, die Unabhängigkeit Ihrer Finger trainieren müssen. Bei den anderen Streichinstrumenten hat man ähnliche Dinge zu bewältigen, aber bleiben wir zunächst einmal beim Cello.

Wenn Sie auf einem Griffbrett eines Streichinstruments greifen, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, den Ton um feine Nuancen zu verändern. Schon die kleinste Veränderung der Fingerstellung, etwa wenn Sie den Finger ein klein wenig über die Saite rollen, bewirkt eine Veränderung der Tonhöhe. Nun können Sie sich auch vorstellen, dass es beim Greifen von Tönen auf einem Streichinstrument auf Millimeterarbeit ankommt.

Bitte erschrecken Sie nicht, das kann man lernen! Ihre Finger und Ihre Ohren werden mit der Zeit so feinfühlig werden, dass Sie auf kleinste Veränderungen der Tonhöhe reagieren und einen Ton, der nicht sofort stimmt, in Bruchteilen einer Sekunde korrigieren können.

Aber zunächst müssen Wir einmal etwas für die Unabhängigkeit Ihrer Finger grundsätzlich tun.

Beim Cello geht es zunächst einmal darum, dass Sie Ihre vier Finger in gleiche Abstände bringen. Genau, wie Herr Pelzer oben beschrieben hat, stehen die vier Finger auf der D-Saite auf den Tönen e, f, fis, und g. Diese Töne liegen jeweils genau einen Halbton voneinander entfernt, sodass man nun eine Fingerstellung finden sollte, bei der alle vier Finger gleich weit voneinander entfernt stehen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Und hier geht die Schwierigkeit los. Ihre Finger werden das nicht ganz freiwillig mitmachen. Jedenfalls wird es Ihnen so gehen, wenn Sie nicht gerade riesige Hände haben.

Meistens wird es Ihnen so gehen, wie es mir persönlich auch geht, dass nämlich die mittleren beiden Finger, also der Mittel- und der Ringfinger,in entspanntem Zustand etwas enger beieinander stehen als die anderen Finger.
Es wird beim Greifen also darum gehen, dass Sie mit Ihrer Willenskraft und mit einigem Training den Mittelfinger (2. Finger) nah genug zum Zeigefinger (1. Finger) stellen und gleichzeitig den Ringfinger (3. Finger) dem kleinen Finger (4 Finger) annähern.

Hierfür ist ein Prinzip wichtig. Üben Sie das deutliche Heben des Fingers, bevor Sie ihn aufsetzten (besser gesagt aufklopfen). Wenn Sie einen Finger heben während Sie andere Finger auf dem Griffbrett liegen lassen, werden Sie merken, dass dieser Finger von den anderen unabhängig wird.

Diese Aufgabenstellung steht in scheinbarem Widerspruch zu den Forderungen, die man sonst an eine schnell bewegliche Hand stellt. Normalerweise wird nämlich gefordert, dass man mit den Fingern möglichst dicht über der Saite schweben solle, um schnell und präzise den Finger auf die Saite stelle zu können.

Was Sie aber zunächst brauchen, ist Bewegungsfreiheit und Freiheit der Finger untereinander. Und die bekommen Sie indem Sie sich Bewegungsraum schaffen. Heben Sie Ihre Finger also so hoch wie es irgend geht. Sie werden sich über kurz oder lang über die Resultate Ihrer Bemühungen freuen.

Und nun im Einzelnen zu einer Fingerübung für Ihre Unabhängigkeit:

Stellen Sie zunächst Ihrer Finger der Reihe nach auf der D-Saite auf.

1 – 2 – 3 – 4

Testen Sie danach die Tonhöhe des vierten Fingers, indem Sie den erreichten Ton mit der leeren G-Saite vergleichen.

Nebenbei: eine PDF Datei mit den hier beschriebenen Übungen als Noten bekommen Sie, wenn Sie hier klicken.  Unabhaengigkeit der Finger auf dem Cello

Nun geht es darum, mit mehreren Fingern gleichzeitig aufzusetzen, und dabei alle Finger auf ihren richtigen Platz zu bringen.

Spielen Sie hierzu die Fingerfolge

0 – 2 – 1 – 3 – 2 – 4 – 3.

Merken Sie, dass es gar nicht so einfach ist, den 3. Finger mit dem 4. Finger zusammen aufzusetzen und dabei auch seine Stellung wirklich zu treffen? Versuchen Sie einmal, schon in der Luft diese beiden Finger möglichst nahe zusammen zu halten. Dann wird es recht bald gelingen.

Als nächstes noch zwei Übungen die speziell auf die Stellung des 2. und des 3. Fingers abzielen.

Zunächst für den 2. Finger:

0 – 2 – 1 – 2 – 1 – 4 – 2 – 4

Und dann noch die analoge Übung für den 3. Finger:

0 – 3 – 1 – 3 – 1 – 4 – 3 – 4

Wenn Sie diese Übungen langsam durchspielen haben Sie die Möglichkeit der ganz unmittelbaren Kontrolle Ihrer Finger. Machen Sie das so lange es notwendig ist, um die Töne wirklich zu treffen.

Wenn sie sich nach einer Weile sicherer fühlen, dann beschleunigen Sie die Übung etwas, genau so wie sie es in der PDF Datei lesen können.

Ihre Finger müssen es auch lernen, schnell auf Ihre Willensimpulse zu reagieren.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei ihren Übungen

herzliche Grüße

Felix Seiffert

 

 

Was machen Ihre Finger? oder: Befolgen Sie gerne Regeln, die Sie nicht einsehen?

Sie spielen seit geraumer Zeit auf Ihrem Instrument. Nun kommen Sie in die Situation, in der Sie sich wundern, warum eine Passage einfach nicht sauber klingen will, oder warum Ihre Finger einfach nicht im Rhythmus laufen wollen. Und das passiert Ihnen nicht nur bei einer einzigen Passage, nein das passiert Ihnen ständig.

Sie tüfteln herum und finden es einfach nicht heraus.

Kennen Sie das?

Es ist zum Verzweifeln. Sie glauben schon fast daran, dass Sie einfach nicht begabt genug für Ihr Instrument sind. (Was einem da nicht alles im Kopf herum geht)

Aber ziemlich sicher haben Sie bei der ganzen Sache nur ein winziges Detail übersehen, das Ihnen diese ganzen Mühen bereitet hat.
Und dieses Detail übersehen sehr viele Anfänger. (Definieren wir hier mal Anfänger als Spieler, die mit Ihrem Instrument seit weniger als drei Jahren umgehen)
Sie übersehen es, weil sie hier, angeleitet durch ihren Lehrer, eine Handlung vollziehen müssen, die sie nicht einsehen können.
Irgendwie geht es doch auch ohne diese „Schikane“ die ihnen ihr Lehrer auferlegt. Und wer tut schon gerne Sachen, die er nicht einsieht.

Können Sie sich denken, um was es geht?

Versuchen wir es einmal so:

Möchten Sie saubere Töne greifen, brauchen Sie für Ihre Finger die richtige Orientierung auf dem Griffbrett. Übrigens ist das saubere Treffen von Tönen auf einem Griffbrett eines Streichinstruments Millimeterarbeit. Sie müssen es also irgendwie zustande bringen, Ihre Finger auf den Millimeter genau auf einen Punkt zu stellen. Und nun gibt es je nach Instrument und Griffart durch aus verschiedene Stellen, an denen Ihr Finger zu liegen kommt. Schon in der ersten Lage haben Sie beispielsweise für jeden Finger auf jeder Saite mindestens zwei verschiedene Stellungen. Diese Stellungen sollten Sie zielsicher treffen können.

Dämmert es?

Ein weiteres Argument:

Je nachdem, was Sie für ein Instrument spielen, werden Sie in der Lage sein, dass Ihre Finger mehr oder weniger Kraft aufwenden müssen, um die Saite auf das Griffbrett zu drücken und den Ton nun sauber und klangvoll abzugreifen. Dies fällt natürlich bei einer Geige nicht so sehr ins Gewicht wie beispielsweise bei einem Cello oder einem Kontrabass. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies durchaus ein Faktor ist, der die Geläufigkeit der Finger beeinflusst.

Die Geläufigkeit Ihrer Finger ist entscheidend davon abhängig, wie viel Kraft Sie aufwenden müssen um die Saite abzugreifen. Es geht ja darum einerseits pünktlich eine Saite zu greifen, aber auch schnell und energisch die Finger auch wieder von der Saite weg zu bekommen, wenn Sie einen anderen Ton spielen wollen.

Kommen Sie jetzt drauf?

Noch ein kleiner Hinweis um das Rätsel zu lösen: Klavierspieler tun genau dieses nicht!

Nebenbei tun sich daher auch manche Pianisten genau mit diesem Punkt schwer, wenn Sie ein Streichinstrument erlernen wollen.

Immer noch nicht klar, worum es geht?

Und jetzt das Dümmste:

Wenn Sie erfahrenen Instrumentalisten zusehen, wie sie Melodien ausformen und mit Vibrato spielen, dann werden Sie sehen, dass jetzt diese Regel außer Kraft gesetzt worden ist. Dinge gibt‘s! Aber wenn Sie einmal genau hin sehen, dann werden Sie merken, dass eben jene Profis in dem Moment, wo sie schnelle Läufe spielen, diese Technik doch wieder anwenden.

Aber jetzt wird es wohl Zeit für das Video

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Meine eindringliche Bitte an Sie:

Bitte nehmen Sie diese Regel wirklich ernst.
Es wird Sie bestimmt einiges an Überwindung kosten, bis Sie sich das Liegenlassen der Finger unterhalb des Spielfingers eintrainiert haben. Aber Ihre gesamte Geläufigkeit und Ihre Intonation hängen entscheidend von diesem Umgang mit Ihren Fingern ab.

Steht bereits einer Ihrer Finger auf dem Griffbrett (nehmen wir zum Beispiel einmal den 1. Finger) dann ist es für einen anderen Finger um ein Vielfaches leichter einen anderen Ton zu treffen. Es stellt sich ein ganz bestimmtes Gefühl für den Abstand dieser beiden Finger auf dem Griffbrett ein. Der Sinn, der dies ermöglicht, wir Ihr „kinästhetischer Sinn“ genannt. Es ist der Bewegungssinn, der Ihnen ermöglicht, Körpererfahrungen zu machen und auch abzuspeichern. Mit Hilfe dieses Sinns, „kennen Ihre Finger“ das Gefühl wenn Sie beispielsweise ein e‘ mit dem 1. und ein fis‘ mit dem 2. Finger greifen. Sie können sich nun auf das Treffen dieser Töne wesentlich besser verlassen, als wenn Sie versuchen würden, diese Töne im „Adlersuchsystem“ einzeln auf dem Griffbrett zu erhaschen. Können Sie es sich jetzt vorstellen?

Also achten Sie beim Üben bitte einmal auf Folgendes:

  • Finger, die unterhalb eines Spielfingers liegen sollten grundsätzlich mit diesem Spielfinger zusammen die Saite niederhalten. Die Finger sollten dabei auf den zu der aktuellen Tonart passenden Plätzen stehen.
  • Wenn Sie eine Bewegung vom 1. zum 3. Finger machen, sollten Sie spüren, wie der 2. mit dem 3. Finger zusammen auf die Saite aufklopfen. Ds gleiche gilt natürlich auch für alle anderen erdenklichen Fingerkombinationen.
  • Auch das Abheben der Finger sollte energisch mit allen Fingern gleichzeitig stattfinden.
  • Manchmal, wenn Sie in einer Melodie die Saite wechseln kann es sein, dass einer oder mehrere Finger auf einer Saite stehen bleiben, während sich der Finger der als nächstes gebraucht wird, auf die neue Saite begibt. Auch dieses fördert die Intonation, da auch hier die Finger die genauen Abstände zueinander spüren können.

Sie merken schon, ich bin hier derjenige, der mit Engelszungen versucht, Sie zu dieser scheinbar so umständlichen Greifweise zu überreden. Aber ich tu es gerne, schließlich werden Sie sich nach einiger Zeit sehr gerne daran erinnern, dass Sie es damit geschafft haben Ihre Hand gut und sicher auf dem Griffbrett zu positionieren.

Und damit wünsche ich Ihnen wieder einmal:

Viel Erfolg und viel Vergnügen bei Ihren Experimenten!

Felix Seiffert

Richtiges Greifen, oder wie Sie mit der weiten Griffart am Cello zurecht kommen

Spielen Sie Cello?

Finden Sie das Greifen auf diesem großen Instrument anstrengend?

Macht es Mühe?

Ja, das Cello ist ein großes Instrument, das kann man wohl sagen. Und darauf die einzelnen Töne wirklich zu treffen, das ist für machen schon eine kleine Herausforderung.

Und genau deshalb sollten Sie sich den folgenden Tip wirklich zu Herzen nehmen.
Ein sehr großer Prozentsatz aller Verkrampfungen und mangelnder Beweglichkeit beim Cellospiel resultiert aus einer falsch verstandenen Haltung der linken Hand.

Und dieses Problem kann man lösen! Damit müssen Sie nicht leben!

Und ich spreche da aus Erfahrung heraus, schließlich habe ich schon so etliche Schüler durch die Anfänge geleitet und dabei so einiges erlebt.

Aber eines kann ich auch sagen: Wenn man am Anfang die richtigen Grundlagen anlegt, erschafft man sich ein freudiges Leben mit dem Instrument, weil man sieht, hört und spürt, wie es wirklich weiter geht.

Aber nun zum Problem, das es zu lösen gilt:

Auf einem normalen Cellogriffbrett müssen Sie ihre Finger, um die jeweiligen Töne zu treffen, etwa 3 bis 3,5 cm voneinander entfernt aufstellen. Das klingt jetzt nicht besonders aufregend, aber machen Sie das mal auf einem Tisch. Sie werden merken, das ist gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass dabei die Finger auch noch frei und schnell beweglich bleiben sollen.
Dazu kommt noch die sogenannte „weite Lage“, eine Handstellung bei der die ersten beiden Finger auch noch den doppelten Abstand einnehmen.

Erkannt, worum es geht?

Wir müssen uns also etwas einfallen lassen, damit Sie sich trotz dieser Anforderungen eine bewegliche, und gefühlvolle Hand bewahren, und sogar schulen können.

Ich denke, jetzt ist es Zeit, dass Sie sich einmal den Film ansehen, in dem ich Ihnen das genau beschreibe.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Und hier noch einmal die wesentlichen Punkte zum „mitschreiben“:

  • Die erste Grundlage: Sie brauchen eine Handstellung bei der die Finger lotrecht auf der schiefen Ebene des Griffbretts stehen. Stellen Sie die Finger so auf, dass es aussieht, als stände der erste Finger auf der höchsten Stufe einer gedachten Treppe. Sie erreichen diese Handstellung dadurch dass Sie den Arm leicht einwärts drehen (so als würden Sie auf Ihre Armbanduhr schauen).
  • Platzieren Sie Ihren Daumen so unter dem Hals, dass er gegenüber dem zweiten Finger steht. Nur so wird Ihre Hand in der Lage sein sich genügend für die weite Lage zu „öffnen“.
  • Nun strecken Sie den ersten Finger aus. Der richtige Tonabstand entsteht durch das „Strecken des Fingers“. Nicht die Spreizfähigkeit der Finger macht den Abstand, sondern das Strecken. Sie erinnern sich ja an oben, hier geht es um immerhin 7 cm Abstand zwischen den zu greifenden Tönen. Nicht mehr und nicht weniger fordert die weite Lage
  • Um sich richtig ausstrecken zu können, muss auch die Hand in den richtigen Winkel zum Cellohals gebracht werden. Nehmen Sie dazu den Ellbogen leicht nach vorn. Sie sehen auch im Video wie nun der erste Finger quasi in der Verlängerung des Unterarms steht. (so wie der erhobene Zeigefinger von Lehrer Lämpel)

Und wenn Sie diese Angaben beherzigen, werden Sie sich sehr bald über Ihr eigenes  Spiel freuen, bei dem Ihre Hand einfach richtig mitgeht und das macht, was Sie sich vorstellen. Und das, obe sie nun in der engen oder der weiten Lage auf dem Cello unterwegs sind.Vielleicht ist es so ähnlich wie wenn man zum ersten mal über richtig gutes Werkzeug verfügt, mit dem man seine Produkte herstellen will.

Viel Vergnügen bei Ihren Übungen und alles Gute beim Experimentieren, wünscht Ihnen

Ihr

Felix Seiffert

p.S.: und ich würde mich freuen, wenn Sie mir einmal von Ihren Resultaten Ihrer Übungen berichten würden.

 

Detachè und Martelé, zwei verschiedene Arten, einen Ton anzustreichen

Ist Ihnen beim Beobachten eines Streichers einmal aufgefallen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, Töne zu gestalten? Wie viele verschiedene Klangfarben man einem Streichinstrument entlocken kann? Bei all der Vielfalt, wird Ihnen da fast schwindelig, wenn Sie daran denken, was Sie noch alles lernen wollen?

Nun, Ihnen kann aber geholfen werden.

Es gibt zum Glück grundsätzlich zwei verschiedene Arten, Töne zu behandeln. Man kann sie anstoßen oder man kann sie weich anstreichen. Diese zwei Arten der Gestaltung bilden die Grundlage, auf der sich noch verschiedene andere verfeinerte Formen der Tongestaltung aufbauen lassen. Aber wenn Sie erst einmal diese zwei Arten beherrschen, haben Sie schon die wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten im Repertoire.

Zunächst gibt es einmal die Möglichkeit, Töne klar voneinander abzusetzen. Und wenn man Töne voneinander absetzen möchte, dann braucht man kleine Pausen zwischen den Tönen.

Beim Marcato oder Martelè haben wir genau diese Situation. Sie streichen einen deutlich angesetzten Ton, halten danach an und machen eine minimale Pause zum nächsten Ton, der dann auch wieder einen deutlichen Ansatz (ich nenne ihn hier einmal „Anstoß“ auch wenn das vielleicht etwas hart klingt) hat.

Um einen Ton mit einem solchen Ansatz beginnen zu lassen, ist es wichtig, dass Sie den Bogen vorher auf die Saite stützen und mit genügend Gewicht unter Spannung bringen. So entsteht ein Haftwiderstand, der beim Los – streichen die Saite sozusagen „anspringen“ lässt. Und schon haben Sie einen klar akzentuierten Ton.

Das Wichtigste ist aber hierbei, dass sie in dem Moment, wo der Ton beginnt das Gewicht des Bogens auf der Saite verringern zu einem normalen Bogengewicht, wie es bei jeden schön klingenden Ton gebräuchlich ist. Sie werden sich ganz schnell darauf einstellen, Sie kennen ja das Gefühl, wie ein Bogen auf der Saite liegt und sie wirklich gut mitnimmt.

Die Falle: Versuchen Sie bloß nicht, den Anstoß des Tons aktiv zu machen. Wenn Sie den ton aktiv anstoßen wollen werden Sie immer zu viel Druck beim Anstrich geben und so den Ton mit einem Kratzen anstreichen. Das Ergebnis wird immer sein, dass Sie erstens leicht ermüden und zweitens nie einen zufrieden stellenden Ton beginnen werden. Sie müssen sich also gleich zu Beginn Ihrer Übungen mit diesem Strich in Ihrer Vorstellung umstellen, dann wird es gelingen. Es ist aber gar nicht so schwer, wie es zunächst scheint.

Am besten Sie sehen sich die Sache einmal im Video an.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die zweite Art, den Ton anzustreichen ist der weiche Tonbeginn. Im Détaché vermeiden Sie so gut es geht diesen klaren Tonansatz und beginnen den Ton in seiner warmen Klangfarbe direkt.

Und um dies zu schaffen, sollten Sie den Bogen mit einer sehr flexiblen Hand führen. Damit der Ton weich beginnen kann, sollte der Haftwiderstand des Bogens mit Ihren flexiblen Fingern abgemildert werden. Beginnen Sie die Bogenbewegung mit Ihrem Arm und geben Sie mit Ihren Fingern am Bogen der Bewegung noch, bis sich ganz von selbst der Bogen in Bewegung setzt. Auf diese Weise sperren sich die Finger nicht gegen die Bewegung und der Bogen kann den Ton ohne einen Stoß beginnen.

Wenn Sie nun die Wechsel der Töne immer mit dieser Ausgleichsbewegung versehen, wenden Sie sehen, dass die Töne fast nahtlos ineinander übergehen können. So lassen sich Melodien gestalten, die aus flexiblen und weichen Noten bestehen, und daher äußerst verbunden klingen. Der Zuhörer nimmt nun nicht mehr die einzelnen Noten sondern vor allem die Bewegung wahr, die in der Melodie steckt.

Viel Erfolg bei Ihren Übungen wünscht Ihnen

Felix Seiffert

 

Cello lernen: Ausbalanciertes Greifen, die Grundlage jeglicher Lebendigkeit beim Spielen

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum es so ist, dass Ihre Hand sich so seltsam verspannt anfühlt, sobald sie Ihr Cello nur in Spielposition gebracht haben? Kostet es Sie viel Kraft, auf dem Griffbrett zu greifen?

Nun, der Grund, warum ich hier nach dem vorletzten Artikel gleich noch einmal etwas über die Stellung der Hand schreibe, ist der, dass die wichtigste Aussage für ein freies bewegliches Spiel auf dem Cellogriffbrett noch fehlt.

Insbesondere, wenn Sie Cello anfangen oder gerade zu lernen beginnen, ist es enorm wichtig, sich über die Grundzusammenhänge von Balance am Instrument klar zu werden. Balance kann man nicht nur in der gesamten Spielposition herbei führen, sondern auch in kleinen Details wie eben der richtigen Stellung der linken Hand.

Was glauben Sie, was es für ein mühsamer Weg ist, zunächst irgendwie die Finger auf das Griffbrett zu bringen, sich dabei anzustrengen und doch nie so richtig zum selbstverständlichen Greifen zu finden, so wie man es bei Profis immer wieder sieht.

Und dann sagt man: „Na ja, der ist halt begabt, und ich lerne das wohl nie, wie ich mich auch anstrenge“…..

Natürlich bewirkt Üben sehr viel. Und Geläufigkeit ist auch eine Frage der Fingerkraft, die man sich durch Training erworben hat.

Aber man sollte schon auch darauf schauen, dass man sich mit seiner Kraft nicht selbst behindert. Und daher ist es so wichtig, dass ich Ihnen einmal erzähle, wie ein Finger stehen muss, damit er „freiwillig“ einen guten Stand auf dem Griffbrett einnimmt. „Freiwillig“ meine ich, weil es möglich sein sollte, so mit dem Finger auf dem Griffbrett zu stehen, dass man nicht mit Kraft die notwendige Krümmung der Gelenke (ohne die Beweglichkeit nur sehr eingeschränkt möglich ist) aufrecht erhalten muss.

Sehen Sie es ich einmal im Video an, wie es gemacht wird.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

So, und nun ist es an Ihnen, heraus zu finden, was für Sie die richtige Armhöhe ist. Wann haben sie das Gefühl, mit Ihrem Arm einfach nur ihre Hand bereit zu halten, damit sie aus eigenem Gewicht, aus dem „Stützen“ heraus, die Saite auf das Griffbrett drücken kann.

Denken Sie dabei bitte immer wieder daran, was im letzten Artikel über die Handhaltung gesagt wurde. Die Finger stehen von der Seite aus gesehen „senkrecht im Raum“. Mit anderen Worten: Würde man das Griffbrett nicht als schiefe Ebene sehen, sondern sich als Treppe vorstellen, würde der 1. Finger an höchster Stelle stehen und jeweils seine Stufe darunter die anderen Finger der Reihe nach.

Und nun kommt die Armhöhe hinzu, die genau so eingestellt sein soll, dass weder die Beugemuskeln der Finger noch die Streckmuskeln übermäßig benützt werden müssen. Wann fühlt sich Ihre Hand frei an? Wann haben Sie das Gefühl, dass Sie selbstverständlich und flott greifen zu können, dabei wie ein großer Käfer auf dem zu Griffbrett krabbeln und zu allem Überfluss auch noch dabei beweglich zu bleiben.

Wann fühlt sich dabei Ihre Schulter leicht und durchlässig an? Ein ebenso wichtiger Punkt. In guten Zeiten erlebe ich es, wie sich mein ganzer Arm gut ausbalanciert und regelrecht schwerelos anfühlt.

Wenn das alles zutrifft, haben Sie sie gefunden, Ihre ganz individuelle Armhöhe. Ich denke Sie werden dazu des öfteren, ganz genau in Ihren Arm hineinspüren müssen. Versuchen Sie, alle Spannungen im Arm zu spüren und auf das Minimum zu begrenzen. Es lohnt sich, das kann ich Ihnen garantieren.

Zunächst einmal aber einen Tip: Ihre Armhöhe ist meist höher, als Sie glauben. 70% aller Anfänger spielen zunächst mit einem zu tiefen Greifarm.

Letztlich sagt Ihnen aber Ihr Körpergefühl ganz genau, wann sie es geschafft haben.

Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer eigenen Entdeckungsreise am Cello.

Felix Seiffert

p.S.: wie geht es Ihnen damit, ich wäre sehr froh, wenn sie mir Ihre Erfahrungen am Instrument schildern könnten. Nur so kann ich darauf eingehen, und was Ihnen wirklich weiter helfen könnte. Herzlichen Dank

Richtiges Greifen am Cello

Wenn wir uns einmal ansehen wollen, wie eine sinnvolle und gute Haltung der linken Hand am Cello aussieht, dann sollten wir zunächst überlegen, was wir mit der linken Hand eigentlich bezwecken wollen.

„Ist doch eigentlich klar“, werden Sie sagen: „Wir wollen Töne auf der Saite greifen. Wir wollen die Saite auf das Griffbrett drücken und somit die Saite abgreifen, sodass sie in einer anderen Länge und damit auf einem anderen Ton schwingt“.

Wenn Sie das aber zum ersten mal tun, dann werden Sie eventuell entdecken, dass schon diese Aktion mit etwas Kraft verbunden ist. Die Saiten sind nämlich gar nicht so leicht auf das Griffbrett zu bringen, wie beispielsweise bei einer Geige oder Bratsche. Von einer Gitarre wollen wir hier gar nicht reden. Und je nachdem, wie Ihre Hand gebaut ist (Kinder die sehr jung anfangen Cello zu spielen werden Ihnen ein Lied davon singen) kann es auch zunächst recht anstrengend sein, eine gegriffene Saite zum Klingen zu bringen.

Deshalb meine ich, ist es äußerst wichtig, sich gleich zu Beginn eine Haltung der Hand anzugewöhnen, mit der das möglichst leicht geht.

Es kommen noch weitere Forderungen hinzu. Wir wollen:

  • möglichst beweglich schnelle Läufe mit den Fingern spielen können
  • mit der Hand vibrieren können
  • die Stellung der ganzen Hand auf dem Griffbrett möglichst leicht verändern (Lagenwechsel)
  • und schließlich allerlei Verzierungen wie zum Beispiel Triller oder Vorschläge mit Leichtigkeit ausführen.

Und dies alles schaffen wir am leichtesten, wenn wir uns klar machen, dass wir uns mit der Hand auf das Griffbrett aufstützen. Bemerken Sie die Analogie zu den Bogenführungsartikeln in diesem Blog?

Gute Bogenführung durch „Stützen“

Ja, besonders beim Cello ist fast alles mit der Gewichtskraft zu machen, auch das Greifen von Tönen.
Wir stellen uns also mit den Fingern auf das Griffbrett, aber wir hängen uns nicht daran, wie man glauben könnte. (und wie es viele leider am Beginn ihrer Cellokarriere tun)

Sehen Sie sich einmal das unten stehende Video an, es wird Ihnen den Sachverhalt noch besser erläutern können als der reine Text.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wenn Sie möchten, dann machen Sie doch einmal die Aufstellübung für die Finger am Tisch. Sie können die Übung gerne mit beiden Händen gleichzeitig machen. Für die rechte Hand ist im Prinzip die gleiche Übung notwendig, um zu einer flexiblen Bogenhaltung zu kommen.

Halten sie den Arm waagrecht über der Tischplatte und lassen Sie Ihre Hand einfach hängen. Nun senken sie den Arm ab, bis die Finger die Tischplatte berühren. Dabei krümmen sich die Finger, und Sie stehen schließlich mit den 4 Fingern auf der Tischplatte.

Wichtig ist es dabei, dass Sie wirklich merken, wie Ihre Finger das Gewicht abfedern. Die Grundregel hierbei: Die Finger stehen auf der Fingerspitze, die vorderen beiden Gelenke sind gekrümmt und dis Grundgelenke der Finger federn das Gewicht des Arms ab. so tragen die Finger die Hand und den ganzen Arm.

Viel Erfolg beim Umsetzen der Übungen (sofern Sie denn zufällig Cello spielen)

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

Die ersten gegriffenen Töne auf Cello, Geige, Bratsche oder Kontrabass

So, da haben sie jetzt also eine Geige geliehen oder gekauft. Oder ist es vielleicht ein Cello? Oder ein Kontrabass?

Und jetzt packen Sie das Instrument aus, und dann sehen Sie es an und überlegen sich: „Oha, hier haben wir ein vollkommen ebenes Griffbrett ohne jeden Hinweis, wo ich welche Töne greifen kann. Wie um Himmels Willen soll ich darauf als vollkommener Neuling die Töne greifen?

Ja, ich glaube vor dieser Frage steht jeder einmal, der mit einem Streichinstrument beginnt. So ging es mir auch als ich begann Geige zu spielen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es gehen kann, dass man hier auf den Millimeter genau Töne treffen kann, die so sauber klingen, als würde der Tölzer Knabenchor ein Weihnachtslied singen.

Irgendwann merkte ich natürlich, dass es eben doch geht. Aber was war dazu nötig?

Zunächst lernte ich im Unterricht nach der damals vorherrschenden Unterrichtsmethode Geige. Ich lernte die erste Lage mit ihren Griffarten, dann die zweite Lage und so weiter. Und ich probierte herum, übte mich durch verschiedenste Stücke durch, und es gelang dann und wann, und auch immer besser. Aber erst einige Zeit später wurde mir wirklich klar, dass das Treffen der Töne dadurch zustande kommt, dass unser Körper ein phänomenales Gedächtnis besitzt.

Ich meine nicht das intellektuelle Gedächtnis, mit dem wir uns Telefonnummern und Gedichte merken. Nein, ich meine eine Form von Gedächtnis, die es uns beispielsweise ermöglicht, morgens schlaftrunken die Zahnbürste zu finden, und das, ohne die Augen richtig auf zu machen. Kennen sie das?

Der Körper ist in der Lage, sich die Stellungen seiner Gliedmaßen und ihre Bewegungen über das innere Gefühl zu merken. Beobachten Sie sich einmal, wie oft Sie, ganz ohne innerlich dabei zu sein, bestimmte Routinearbeiten erledigen. Sehen Sie sich selbst einmal zu, mit welcher Präzision, Sie diese Tätigkeiten oft haargenau gleich ausführen. Wie stecken Sie Ihren Schlüssel ins Zündschloss Ihres Autos?

Es fragt sich nur, wie wir es unserem Körper beibringen, mit sinnvollen Bewegungen dem Instrument das zu entlocken, was wir uns klanglich so wünschen.

Machen Sie einmal einen kleinen Test:

Nehmen Sie ihre Geige, Ihre Bratsche, Cello oder was Sie eben spielen möchten einmal zur Hand. Sie kennen ja bestimmt den Kanon „Bruder Jakob“. Jeder kann ihn singen. Es geht um das Treffen der ersten drei Töne. „Bru – der  Ja – kob“.

Legen Sie die Geige oder Bratsche einmal an, oder halten sie sie wie eine Gitarre vor sich. (Das ist im Moment sogar noch einfacher). Sie zupfen eine Saite an, ohne mit Fingern auf das Instrument zu greifen. (man nennt das das Anzupfen einer „leeren Saite“). Für den nächsten Ton brauchen Sie Ihren 1. Finger ,das ist der Zeigefinger. (Pianisten aufgemerkt! Bei Streichinstrumenten zählen wir die Finger anders)
Mit diesem Finger greifen wir nun den nächsten Ton. Und zwar setzen wir den Finger so auf die Saite, dass sie bei etwa 8/9 ihrer gesamten Saitenlänge abgegriffen wird. Sie werden es schon hören, ob es dann nach „Bruder Jakob“ klingt.

Wenn Sie es ganz genau haben wollen, dann müssen Sie sich einmal den Artikel über das Markieren des Griffbretts ansehen. Hier können Sie sich eine ganz genaue Vorlage für den 1 Finger auf das Griffbrett kleben.

So, wenn sie Geige oder Bratsche spielen wollen, dann nehmen Sie für den nächsten Ton den 2. Finger. (Mittelfinger) Der Cellist benützt den 3. und der Kontrabassist den 4. Finger. Legen Sie nun den jeweiligen Finger im selben Abstand zum 1. Finger auf das Griffbrett wie der zur oberen Begrenzung der leeren Saite steht. (wir nennen das den Obersattel)

Haben Sie es? Jetzt können Sie mit 0 – 1 – 2 – 0 (bei Geige und Bratsche) den Anfang von Bruder Jakob spielen. Hören Sie einmal genau hin! Stimmen die Töne? Wenn nicht, dann können Sie Ihre Finger leicht auf dem Griffbrett verschieben bis es stimmt.

So, und wenn Sie das dann hin bekommen und am ersten Tag mindestens 7 mal wieder holen, dann haben sie recht gute Chancen, am nächsten Tag die Griffstellen wieder zu finden. Wenn Sie das dann noch einmal wiederholen und noch einmal 3 Tage in Folge so weiter, dann haben Sie die Griffplätze unter Ihren Fingern gesichert.

Sie sehen schon, die Speicherfunktion Ihres Körpers funktioniert nicht ganz so schnell und leicht wie das Diskettensymbol (Speichern) ihres Computers. Es braucht mehrere identische Wiederholungen einer Tätigkeit. Aber es funktioniert.

Das Dumme ist nur, es funktioniert bei uns wirklich genauso wie bei einem Computer: Speichern Sie einen fehlerhaften Text ab, dann ist er genauso gespeichert wie einer ohne Fehler.

Auf das Instrument übertragen: Je genauer Sie beim Aufstellen Ihrer Finger von vornherein auf die korrekte Tonhöhe achten, desto schneller werden Sie sauber spielen.

Sie merken schon, Ihre ganze Aufmerksamkeit ist gefragt. Aber ist das nicht gerade das Schöne an der ganzen Sache? In voller Aufmerksamkeit aufgehen in unserer Tätigkeit und sich dann der Resultate erfreuen.

Viel Freude bei Ihren Experimenten wünscht Ihnen

Felix Seiffert

Geige lernen – die Sache mit dem „geraden“ Streichen

Wie oft haben sie es schon gehört? Wenn man Geige, Bratsche, Cello oder Kontrabass lernen will, muss man zusehen, dass man gerade streicht. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Viel Aufhebens wird um die Sache gemacht, und es sieht doch so einfach aus, wenn man einem geübten Spieler zusieht. Man streicht mit dem Bogen über die Saiten, und der Bogen steht immer im 90 grad Winkel zu ihnen. Das ist der ganze Zauber.

Und dann versucht man es selber und denkt sich: „ach wenn es doch so einfach wäre, wie es aussieht“!

Was hat es denn damit überhaupt auf sich?

Ganz allgemein kann man sagen, dass eine Saite auf einem Instrument aufgespannt ist, und je nachdem wie man es hält, hat sie damit eine bestimmte Längenausrichtung. Bei der Geige beispielsweise ist die Saite mehr oder weniger waagrecht ausgerichtet. Beim Kontrabass eher senkrecht.

Nun kann man sich vorstellen dass das Streichen am besten funktioniert, wenn die Saite genau quer zu ihrer Längenausrichtung angestrichen wird. (Da sie ja in eben dieser Richtung auch schwingt) Und genau darum geht es.

Und hier stellen sich zwei Probleme.

Erstens sind unsere Arme an der Schulter angewachsen und damit zunächst geneigt, eine eher kreisförmige Bewegung zu vollziehen als eine gerade. Das klingt vielleicht unlogisch, ist auch etwas überspitzt ausgedrückt, sind wir doch allerorten in der Lage unsere Gliedmaßen so zu bewegen, dass wir beispielsweise eine gerade Linie auf einer Tafel aufzeichnen können und vieles mehr. Schließlich besteht unser Arm ja aus verschiedenen Teilen, die durch Gelenke beweglich miteinander verbunden sind.

Daher wiegt weit schwerer die zweite Sache, dass wir nämlich als Spieler unsere Bewegung nicht richtig beobachten können, beziehungsweise die Ausrichtung unseres Bogens. Sie könnten sehr schön sehen, ob der Bogen quer über das Instrument streicht, wenn Sie von oben auf das Instrument schauen würden. Aber aus dem Winkel Ihrer Spielerposition heraus ist die Sache schwieriger. Hier müssen Sie ein ganz bestimmtes Bewegungsgefühl, mit der Sichtweise aus Ihrer Spielposition heraus kombinieren. Und dies ist wirklich eine der Herausforderungen, wenn man Geige, oder ein anderes Streichinstrument lernen will.

Für diesen Zweck hat sich der Geigenprofessor Paul Rolland eine Übung ausgedacht, die ich Ihnen hier vorstellen will. Sie ist so bestechend einfach, dass ich immer wieder staune, wie sie bei jedem Anfänger funktioniert. Und sie ist mit einfachen Hilfsmitteln zu realisieren. Sie brauchen dazu noch nicht einmal ein Instrument.

Alles, was Sie brauchen ist ein etwa ein Meter langer Holzstab (Durchmesser 0,8 bis 1 cm) und eine Pappröhre. Außerdem sollten Sie wissen, wie man einen Bogen hält.

Schauen Sie doch einmal im Video, da wird es erklärt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Am Ende sei noch einmal betont: Bitte halten Sie die Röhre ruhig und in der richtigen Ausrichtung. Nur so wird gewährleistet, dass Sie wirklich die richtige Armbewegung einüben.

Machen sie sich keinen Stress, dass Sie sich jetzt diese Bewegung beim Üben genau „merken“ müssen. Es braucht einfach einige Wiederholungen an mehreren Tagen hintereinander. Ihr Arm merkt sich sich Bewegung ganz von alleine, darauf können Sie voll vertrauen.

Gehen Sie nach der Übung immer wieder ans Instrument und versuchen Sie wieder zu streichen. Sie werden mit jedem mal sehen, wie das Streichen leichter geht. Sehen Sie einmal Ihrem Bogen zu. Wenn Sie es schaffen, wirklich gerade zu streichen, dann wird Ihr Bogen im Strich genau die Kontaktstelle halten. Mit anderen Worten: Der Bogen wird den Punkt, an dem er auf der Saite liegt, beibehalten, also genau genommen den Abstand zum  Steg des Instruments.

Viel Vergnügen beim Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert