Schlagwort: Ausgleichsbewegung

Detachè und Martelé, zwei verschiedene Arten, einen Ton anzustreichen

Ist Ihnen beim Beobachten eines Streichers einmal aufgefallen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, Töne zu gestalten? Wie viele verschiedene Klangfarben man einem Streichinstrument entlocken kann? Bei all der Vielfalt, wird Ihnen da fast schwindelig, wenn Sie daran denken, was Sie noch alles lernen wollen?

Nun, Ihnen kann aber geholfen werden.

Es gibt zum Glück grundsätzlich zwei verschiedene Arten, Töne zu behandeln. Man kann sie anstoßen oder man kann sie weich anstreichen. Diese zwei Arten der Gestaltung bilden die Grundlage, auf der sich noch verschiedene andere verfeinerte Formen der Tongestaltung aufbauen lassen. Aber wenn Sie erst einmal diese zwei Arten beherrschen, haben Sie schon die wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten im Repertoire.

Zunächst gibt es einmal die Möglichkeit, Töne klar voneinander abzusetzen. Und wenn man Töne voneinander absetzen möchte, dann braucht man kleine Pausen zwischen den Tönen.

Beim Marcato oder Martelè haben wir genau diese Situation. Sie streichen einen deutlich angesetzten Ton, halten danach an und machen eine minimale Pause zum nächsten Ton, der dann auch wieder einen deutlichen Ansatz (ich nenne ihn hier einmal „Anstoß“ auch wenn das vielleicht etwas hart klingt) hat.

Um einen Ton mit einem solchen Ansatz beginnen zu lassen, ist es wichtig, dass Sie den Bogen vorher auf die Saite stützen und mit genügend Gewicht unter Spannung bringen. So entsteht ein Haftwiderstand, der beim Los – streichen die Saite sozusagen „anspringen“ lässt. Und schon haben Sie einen klar akzentuierten Ton.

Das Wichtigste ist aber hierbei, dass sie in dem Moment, wo der Ton beginnt das Gewicht des Bogens auf der Saite verringern zu einem normalen Bogengewicht, wie es bei jeden schön klingenden Ton gebräuchlich ist. Sie werden sich ganz schnell darauf einstellen, Sie kennen ja das Gefühl, wie ein Bogen auf der Saite liegt und sie wirklich gut mitnimmt.

Die Falle: Versuchen Sie bloß nicht, den Anstoß des Tons aktiv zu machen. Wenn Sie den ton aktiv anstoßen wollen werden Sie immer zu viel Druck beim Anstrich geben und so den Ton mit einem Kratzen anstreichen. Das Ergebnis wird immer sein, dass Sie erstens leicht ermüden und zweitens nie einen zufrieden stellenden Ton beginnen werden. Sie müssen sich also gleich zu Beginn Ihrer Übungen mit diesem Strich in Ihrer Vorstellung umstellen, dann wird es gelingen. Es ist aber gar nicht so schwer, wie es zunächst scheint.

Am besten Sie sehen sich die Sache einmal im Video an.

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Die zweite Art, den Ton anzustreichen ist der weiche Tonbeginn. Im Détaché vermeiden Sie so gut es geht diesen klaren Tonansatz und beginnen den Ton in seiner warmen Klangfarbe direkt.

Und um dies zu schaffen, sollten Sie den Bogen mit einer sehr flexiblen Hand führen. Damit der Ton weich beginnen kann, sollte der Haftwiderstand des Bogens mit Ihren flexiblen Fingern abgemildert werden. Beginnen Sie die Bogenbewegung mit Ihrem Arm und geben Sie mit Ihren Fingern am Bogen der Bewegung noch, bis sich ganz von selbst der Bogen in Bewegung setzt. Auf diese Weise sperren sich die Finger nicht gegen die Bewegung und der Bogen kann den Ton ohne einen Stoß beginnen.

Wenn Sie nun die Wechsel der Töne immer mit dieser Ausgleichsbewegung versehen, wenden Sie sehen, dass die Töne fast nahtlos ineinander übergehen können. So lassen sich Melodien gestalten, die aus flexiblen und weichen Noten bestehen, und daher äußerst verbunden klingen. Der Zuhörer nimmt nun nicht mehr die einzelnen Noten sondern vor allem die Bewegung wahr, die in der Melodie steckt.

Viel Erfolg bei Ihren Übungen wünscht Ihnen

Felix Seiffert