Noten lernen, aber leicht!

Noten lernen? Ist das Dein Hindernis? Ist das der Grund, warum Du Dir seit geraumer Zeit verkneifst, ein Instrument zu beginnen, obwohl Du das doch schon so lange gerne tun würdest?

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Noten lernen – braucht es das?

Sehr viele Menschen hab ich schon reden gehört: „Ja das Noten lernen, das ist wirklich schwierig, und ich möchte doch meine Gefühle ausdrücken am Instrument, brauche ich denn da wirklich Noten? Muss ich mir das antun?“

Und das Resultat? Die erste Hürde steht da wie eine Mauer, und man fängt erst gar nicht an mit dem Instrumentalspiel.

Dabei ist es mit dem Noten lernen wie mit einer Art Sprache, die man da lernt. Und diese Sprache ermöglicht es uns Musikern, mit mehreren Leuten musikalisch zu kommunizieren. Oder würdest Du glauben, dass Du Schauspielunterricht nehmen könntest, ohne lesen zu können? Wie willst Du mit deinen Schauspielerkollegen ein gemeinsames Stück erarbeiten?

Instrument ohne Noten lernen

Als ich als Schüler neben dem Unterricht von Geige und Cello, (für den meine Eltern schon genug löhnen mussten) auch noch Gitarre lernen wollte, sah ich mich nach einem Buch um, mit dem ich mir die Grundbegriffe selbst aneignen konnte.
„Ohne Noten“ stand da auf diesem Heft rechts oben in der Ecke. Gut dachte ich mir, das wird bestimmt eine lustige Sache, ein Instrument lernen ohne Notenkenntnisse. Damals war noch eine kleine Schallplatte mit in das Heft integriert, eine dünne Folie, die etwa eine Single ersetzen sollte, aber so langsam lief, dass man darauf ein paar Beispielstücke unterbringen konnte. Schön, dachte ich mir, und schlug das Heft auf. Und was sah ich?

Der Herausgeber des Heftes hatte sich statt auf die Notenschrift, auf das Tabulatursystem verlegt. Hier wurden die Stücke anhand von Linien gezeigt, die die 6 Gitarrensaiten darstellten. Die einzelnen Töne wurden dann in Form von Ziffern geschrieben, die die Bünde, an denen die Saiten abgegriffen werden sollten, aufzeigten.
Schön – „ohne Noten“ dachte ich mir, – dafür mit Tabulatursystem. Einmal etwas Neues, aber: Leichter als Noten lernen war das bestimmt nicht. (Wie ich später feststellte wurde früheste Lautenliteratur in der Renaissance ebenfalls schon mit einem Tabulatursystem aufgeschrieben).

Worauf ich hinaus will: Du brauchst einfach ein Kommunikationsmittel, um das, was Du mit anderen zusammen musizieren willst, gegenseitig zu vermitteln. Aber scheuen Dich bitte nicht! So schwer ist Noten lernen nicht!

In einer Folge von ein paar Videos, zeigen ich Dir gerne einige Grundlagen. Du wirst merken: Noten lesen kannst Du lernen.

Du musst 4 Grundprinzipien lernen, um Notenschrift zu verstehen.

  • Die Anordnung von Noten und ihren Namen im Liniensystem (einschließlich der dazu gehörenden Schlüssel)
  • Die Dauer von Noten (der Zusammenhang von Rhythmus und Takt)
  • Die Veränderung von Noten mit Vorzeichen (Alteration)
  • Und das Prinzip der Tonalität (Dur – moll)

Beginnen wir in diesem Video einmal mit den Notennamen und ihrem Liniensystem. Sieh Dir das unten stehende Video einmal an; Du wirst sehen, es ist ganz leicht. Viel Vergnügen!

Notenschlüssel und die genaue Lage der Töne

Halbton, Ganzton – wie unterscheidest Du sie?

Markierungen auf dem Griffbrett, bei Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass – so wird es gemacht:

Haben Sie sich einmal gefragt, wie es gehen kann, dass man gleich zu Beginn des Instrumentalspiels, richtig saubere Töne greifen kann?

In unseren Workshops soll das möglichst schnell funktionieren, und daher verwenden wir zur groben Orientierung kleine Markierungen auf dem Griffbrett. Im Gegensatz zu einer Gitarre hat ja das heutige Streichinstrument der Violinfamilie keine Bünde auf dem Griffbrett. Sie haben also eine glatte Fläche, auf der Sie, basierend auf ihrem Bewegungsgefühl und natürlich ihrem Gehör, die Töne, die Sie greifen wollen, selbst finden müssen.
Das kommt einem auf den ersten Blick fast unmöglich vor. Bei einiger Übung stellt man allerdings fest, dass dies gar nicht so furchtbar schwer ist. Immerhin haben wir in unseren Händen und auch in unserem Bewegungsgefühl die Fähigkeit, uns dermaßen genau an bestimmte Fingerstellungen zu gewöhnen und sie auch immer wieder zu finden, dass ich selbst auch immer wieder staune.

Führen sie sich nur einmal vor Augen, was Sie alles tun, wenn sei in einem Auto (in Ihrem Auto) sitzen. Wie Sie selbstverständlich den Blinker finden, von en Pedalen ganz zu schweigen. Wie Sie ohne weiteres sämtliche Knöpfe bedienen, während Sie fahren. Dies haben Sie alles einmal gelernt. (und zwar innerhalb kürzester Zeit, nachdem Sie genau dieses Auto erworben haben). So etwas ähnliches passiert mit allem, was Sie am Instrument tun. Nur müssen wir zunächst einmal genau zu sehen, dass Sie sich das Richtige aneignen.

So, zunächst wird es allerdings eine gute Hilfe sein, wenn sie sich grobe Anhaltspunkte auf dem Griffbrett zurecht legen, eben mit den oben genannten Markierungen. In den ersten paar Wochen hilft dies wirklich ganz erstaunlich. Sie werden recht bald feststellen, dass Sie diese Hilfe gar nicht mehr brauchen.

Und hier die Anleitung:

Zunächst, und das betrifft alle Streichinstrumente müssen Sie die „schwingende Saitenlänge“ ihres Instrumentes feststellen. Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Das Streichinstrument hat einen „Obersattel“. Dieser liegt an der Schnittstelle zwischen dem Griffbrett und dem Wirbelkasten. Hier liegen die Saiten fest auf und von dort aus sind sie über das Griffbrett gespannt.

Saiten liegen auf dem Obersattel auf

Der andere Begrenzungspunkt für die schwingende Saitenlänge ist der „Steg“. Hier liegen die Saiten ebenfalls fest auf. Der Steg stellt nun die Verbindung zwischen der schwingenden Saite und dem Klangkörper des Instruments dar.

ebenso auf dem Steg

Messen wir nun die schwingende Saitenlänge. Bei der Geige sind es etwa 32 Zentimeter, bei allen anderen Streichinstrumenten natürlich mehr. Messen Sie es einfach aus.

von Obersattel zu Steg: die schwingende Saitenlänge

Nun kommt ein wenig Rechenarbeit ins Spiel:

Die erste Markierung liegt 10% der Saitenlänge entfernt vom Obersattel. Bei meiner Geige  zum Beispiel, mit Saitenlänge 32,4 sind das 3,3 cm. (auf halbe Millimeter kommt es hier nicht an. Wie gesagt, wir brauchen eine grobe Orientierung) Kleben Sie sich dahin einen Punkt, oder markieren Sie sich das Griffbrett mit einem unscheinbaren Bleistiftstrich, ganz wie Sie wollen.

Der zweite Markierungspunkt liegt bei 24% der Strecke. (bei mir sind das 7,8 cm vom Obersattel aus gemessen. Achtung! Dies gilt nur für Geige, Bratsche und Cello. Beim Kontrabass brauchen wir aufgrund der unterschiedlichen Greifweise den Punkt bei 20% der Saitenlänge.

Nun brauchen wir für unsere Übungen noch eine dritte Markierung, die wiederum beim Kontrabass unterschiedlich liegt. Beim Bass brauchen wir einen Punkt bei 32% der Saitenlänge, und bei den übrigen Instrumenten auf 50% der Strecke. Geben wir zum Schluss dem Bass noch eine vierte Markierung, ebenfalls bei 50% der Saitenlänge, dann haben wir es geschafft.

Hier ein paar grobe Werte die Sie mit der Formel auf Ihre spezielle Saitenlänge anpassen können.

Geige:       z.B.: Saitenlänge 32,4 cm

  • Markierung 1: 3,3 cm (10%)
  • Markierung 2: 7,8 cm (24%)
  • Markierung 3: 16,2 cm (50%)

Bratsche    z.B.: Saitenlänge 36,4 cm

  • Markierung 1: 3,6 cm(10%)
  • Markierung 2: 8,7 cm (24%)
  • Markierung 3: 18,2 cm (50%)

Cello        z.B.: Saitenlänge 69 cm

  • Markierung 1: 6,9 cm (10%)
  • Markierung 2: 16,6 cm (24%)
  • Markierung 3: 34,5 cm (50%)

Bass        z.B.: Saitenlänge 104 cm

  • Markierung 1: 10,4 cm (10%)
  • Markierung 2: 20,8 cm (20%)
  • Markierung 3: 33,6 cm (32%)
  • Markierung 4: 52 cm (50%)

Die Zentimeterangaben beziehen sich hier immer auf die Entfernung des Punktes zum Obersattel.

Damit Sie aber auch wissen, wofür das Ganze dienen soll, sei Folgendes gesagt: Der erste Markierungspunkt ist die Stelle an dem der 1. Finger (Zeigefinger) auf dem Griffbrett sitzt. Auf der 2. Markierung sitzt bei Geige und Bratsche der 3. (Ringfinger) und bei Cello und Bass der 4. Finger. Dies stellt die Grundposition der 1. Lage dar, die wir zunächst einmal brauchen.

Und so sieht die Sache aus, wenn wir fertig sind.

bei Geige, Bratsche Cello etwa so ….

… und beim Bass sieht es so aus

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei Ihren anfänglichen Übungen. Haben Sie viel Freude daran.

er grüßt Sie herzlichst.

Felix Seiffert

BogenBalance Workshops, wie es begann

Liebe Leser,

heute möchte ich Ihnen einmal ein klein wenig erzählen, wie es zu der Idee eines  Workshops mit Anfängerunterricht auf Streichinstrumenten und insbesondere zu dieser Website kam.

Wenn man selbst als Schüler gewisse Erfahrungen mit dem Unterricht auf einem Instrument gemacht hat, ist man geprägt durch die Art und Weise, wie einem die Materie beigebracht wurde. Nach anfänglichen musikalischen Grundlagen, die ich auf der Blockflöte (wie so viele) erlernte, war mein erstes ernsthaft gelerntes Instrument die Geige. Obwohl mir das Spielen auf diesem Instrument große Freude bereitete, prasselten damals schon früh die gängigen Leitsätze auf mich ein wie: „Geige ist ein schwer zu erlernendes Instrument.“ „Du wirst viel üben müssen und eine längere Durststrecke durchstehen müssen bis es nach etwas klingt.“ „Bis Du mit anderen zusammen Musizieren kannst und es dann richtig Freude macht, musst Du viele lästige Fingerübungen hinter Dich bringen.“
So oder so ähnlich klangen die Aussagen, die Lehrer, Eltern und das gesamte persönliche Umfeld im allgemeinen Konsens uns Schülern vermittelten. Aus meiner heutigen Sicht wirkt das nicht gerade anregend. Als Zweitinstrument lernte ich Violoncello, und ich entdeckte meine große Liebe zu diesem Instrument, die mich später dazu brachte dieses auch zu meinem Hauptinstrument zu machen und im Beruf Cellist zu werden.

Natürlich ist das Studium eines Musikinstrumentes anstrengend. Es braucht viel Übung, und Hingabe, bis man dahin gelangt, sein Instrumentalspiel auf professionelles Niveau zu heben, daran ist gar nicht zu zweifeln. Nur störte mich immer diese Aussage, dass es keine Freude machen soll, wenn man seine Fähigkeiten am Instrument vertieft. Ich habe so viele andere Erfahrungen gemacht, und wenn ich nicht gerade an einen Lehrer geriet, der mit seinem Perfektionssinn alles zunichte machte, was nicht annähernd in ein starres Schema von „Schallplattenreife“ passte, dann war das Studium und jedes Lernen am Instrument eine erhebende Erfahrung.

Als ich dann selbst in den Lehrberuf einstieg, hatte ich wieder unmittelbar vor mir, in welchem Gegensatz unsere eigene Ausbildung zu dem stand, was wir letztlich beruflich zu bewerkstelligen hatten. Die Art, wie wir selbst ausgebildet worden waren, zielte auf größtmögliche Präzision im Hinblick auf unsere zukünftige Bühnenpräsens ab. Soweit ist das nicht verwunderlich und auch nötig, denn gerade dafür muss man sich auf ein Niveau begeben, das für unseren Beruf eben erforderlich ist. Nur passiert es eben all zu leicht, dass man genau diesen Aspekt bei der Förderung von Kindern, Jugendlichen und eben Anfängern und fortgeschrittenen jeden Alters zu sehr in den Vordergrund rückt. Das Resultat ist, dass es dem Lehrer und dem Schüler Freude macht, wenn der Schüler begabt ist, und wenn Aussicht besteht, dass der Schüler sozusagen auf des Lehrers Schulter steigen, und ein ähnliches Niveau wie er erreichen kann.
Nun besteht aber der größten Teil der Schülerschaft an einer Musikschule nicht aus solchen Personen, sondern an Menschen, die ihre Freizeit opfern, um am Musizieren zu spüren, wie sie innerlich wachsen. Es sind viele Schüler, die innerlich einen Hang zur Musik spüren, und dem nachgehen. Ein gewisser Zauber liegt in der Materie, den sie manchmal gar nicht so genau ausdrücken können. Vielen imponiert auch einfach das gemeinsame Musizieren in Orchestern beispielsweise oder bei der Kammermusik.

Dabei spielt es in meinen Augen gar keine so große Rolle, wie „begabt“ ein Schüler ist. In meinen Augen gibt es so etwas wie einen „weniger Begabten“ überhaupt nicht. Jeder Schüler hat im Grunde das Recht da abgeholt zu werden, wo er eben steht und vor allem kann man in jedem Teilbereich und jeder Könnensstufe erfahren, was für eine wohltuende Angelegenheit das Musizieren ist. Ich denke eher, dass man diese Ansicht differenzieren, und feststellen muss, dass der eine Mensch eben in gewissen Teilbereichen der Materie einen anderen Zugang hat, als ein anderer. So gibt es beispielsweise eher rhythmisch begabte Menschen. andere tun sich beim Erfassen von Notentext leicht. Haben aber vielleicht eher einen schwierigen Umgang mit der Koordination ihrer Bewegungen u.s.w.
Allerdings besteht für eine Lehrer schon die latente Gefahr, die man auch schon als Schüler erlebt hatte, nämlich den Schülern einen Stempel auf zu setzen, und damit die Motivation bei vielen im Keim zu ersticken.

Glücklicher Weise, traf ich im Laufe meiner Tätigkeit auf die Arbeit von Paul Rolland, die mir in dieser Hinsicht wirklich weiter half. Der Geigenprofessor Paul Rolland erarbeitete in den 70er Jahren in Zusammenarbeit mit der University Illinois ein Konzept, mit dem man den damals in den USA praktizierten Instrumentalunterricht in Großgruppen verfeinern und  effektiver machen konnte. Dabei stützte er sich auf seine sehr klare Beobachtungsgabe was effektive und harmonische Bewegungen anbelangte. Im Kern brachte er dabei heraus, wie in vieler Hinsicht Bewegungen immer dann sinnvoll und effektiv erscheinen, wenn sie auf die richtige Art und Weise ausbalanciert werden.

Basierend auf seinen Erkenntnissen machte eine neue Form von Instrumentalpädagogik in den letzen zwanzig Jahren auch in Europa die Runde, und so gibt es heute immer mehr Projekte an Deutschen Schulen, die „Klassenmusizieren“ im Anfängerbereich im normalen Musikunterricht anbieten. So zum Beispiel auch das Projekt am Kepler Gymnasium in Ulm, das seit 10 Jahren existiert,und an dem ich mitwirken darf.

Ein sehr schönes und freudiges Erlebnis war die Ausbildung zum „Rolland Lehrer“. 25 gestandene Musiker trafen sich immer wieder zu einem Wochenende gemeinsamen Musizierens, bei dem die Vorgehensweise der Pädagogik in der großen Gruppe vermittelt wurde. Vor allem aber musste sich jeder Musiker sich mit den anderen drei Streichinstrumenten auseinander setzen, die er nicht studiert hat. So saßen wir nun als „Quasi – Anfänger“ mit unseren Instrumenten da und spielten einfachste Stücke und brachten uns das Spielen sozusagen neu bei. Besonders lustig ging es zu, als alle Teilnehmer mit einem Kontrabass anrücken mussten und ein gemeinsames Wochenende nur Bass spielten.

Und gerade in diesem Moment durchfuhr es mich wie ein Blitz. Und ich dachte mir: Warum sollen wir diese Art des Lernens auf unsere Kinder beschränken. Es gibt gerade heute so viele Menschen, die im erwachsenen Alter einen Ausgleich suchen und gerne ein Streichinstrument erlernen wollen. Macht es nicht gerade für Erwachsene Sinn, sein Musizieren mit Workshops zu beginnen und zu Hause eigenverantwortlich unter Anleitung zu üben? Ja, dachte ich mir, bei Erwachsenen kann ein Konzept, basierend auf gemeinsamen Lernen, funktionieren. Gemeinsames freudiges Musizieren an Workshops, und eigenverantwortliches Üben zu Hause bis zum nächsten Workshop oder einer sonstigen Gelegenheit zum Musizieren In Gesellschaft. So kann aktives Musizieren wirklich Freude bringen und auch in unseren doch sehr überfrachteten Berufsalltag integriert werden.

 

So entstand dann der Workshop für Anfänger, den mittlerweile doch etliche Teilnehmer besucht haben. Am meisten freut es mich, dass so viele der Teilnehmer diesen Workshop zum Anlass nahmen und wirklich mit dem Erlernen eines Instruments begannen. Immerhin ist ja gerade der Workshop für Anfänger eine Veranstaltung zur groben Orientierung. Sozusagen könnte man diesen Workshop auch als einen Schnupperkurs bezeichnen. Der Die Voraussetzungen, die man übrigens mitbringen muss sind ausdrücklich überhaupt keine. Wir musizieren als blutige Anfänger miteinander,und erfahren das erste mal, was es bedeutet, auf einem Streichinstrument zu spielen und bilden vom ersten Ton an ein kleines Orchester. Das dies funktioniert? Letztlich kann man es nur selbst erleben. Jedenfalls danke ich allen bisherigen Teilnehmern, dass sie dies einmal gewagt haben, und dass Sie auch so viele positive Rückmeldung zu diesem Konzept gebracht haben.

nach dem Workshop am 6. und 7. Januar 2012

StreicherWorkshop am 6. und 7. Januar 2012

Derzeit besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich durch eine regelmäßige Hausaufgabe, die sie per Mail bekommen, weiter in die Materie einzuarbeiten, und es fanden auch schon einige Folgeveranstaltungen statt. Im Laufe dieses Jahres möchte ich diese Art der aus der Ferne geführten Eigenarbeit in einen Online – Lehrgang umwandeln. Aber dazu braucht es noch ein bisschen Zeit.

Bis dahin alles Gute und viel Freude am Musizieren, oder der Vorfreude daran.

Ihr Felix Seiffert

BogenBalance 2011 Ein Rückblick auf ein Jahr gemeinsamen Lernens

Geneigter Leser,

Im November 2010 fand der letzte Workshop für Anfänger statt. Ein Wochenende lang kamen die Teilnehmer zusammen, um sich als absolute Neulinge mit dem Umgang mit den klassischen Streichinstrumenten zu beschäftigen. Ein gewagtes Unterfangen, möchte man meinen.

Wie kann es sein, dass man auf einem Instrument, das normalerweise jahrelang mühsam studiert werden muss, innerhalb eines Wochenendes Musik machen kann? Und vor allem: wie kann es sein, dass man gleich zu Beginn gemeinsamen musizieren kann?

Ich glaube, wir machen uns zu sehr die Vorstellung, Musizieren, wäre nur möglich, wenn man sehr viele trockene Übungen hinter sich, und sich somit sein Können „hart erkämpft“ hat. Einerseits sind wir mit diesen Vorstellungen aufgewachsen, andererseits ist der Tatsache auch nicht zu widersprechen, wenn man an die Höchstleistungen denkt, die in unserem heutigen Konzertleben geboten werden. Natürlich sind die Anforderungen an professionelles Instrumentalspiel enorm hoch und für jemanden, der nicht in frühester Jugend mit seinem Instrumentalstudium anfängt, kaum zu stemmen.

In meiner Jungend führte das dazu, dass genau diese Glaubensmuster meine Vorstellung von einem Erlernen des Streichinstrumentes beherrschten. Eine der ersten Aussage, die ich bei meinem frühen Geigenunterricht erfuhr, war: „dass es anstrengend wird, dass man viel und ausdauernd üben muss, dass es eine ganze Weile nicht schön sein wird, dass es kratzen wird“ und so weiter. Für mich waren das schon früh Signale, die die im Grunde von Vornherein das Lernen und die Freude daran nur erschwerten.

Aber erlauben Sie mir die Frage: Ist es wirklich das, was wir wollen? Wollen wir uns in fortgeschrittenem Alter wirklich mit den ganz Großen des Musiklebens messen? Ist das professionelle Niveau für uns auch das Maß aller Dinge? Wollen wir nicht vielmehr selbst erleben, was es bedeutet, zu musizieren? Ist es nicht unser eigentliches Interesse, Musik nicht nur hörend zu genießen, sondern selbst zu erleben, wie es ist, Musik zu machen?

Ich möchte einmal eine kühne Behauptung ins Spiel bringen: „Wenn es möglich ist, dass alte Menschen beginnen, Sport zu machen und beispielsweise zu Läufern werden, wieso sollte es dann nicht möglich sein, als Erwachsener ein Streichinstrument so weit zu lernen, dass man eine Symphonie von Haydn oder Beethoven, oder vergleichbare Kammermusik spielen kann.“ Dies habe ich des Öfteren bei Schülern erlebt, und es war für mich immer ein freudiges Erlebnis, zu sehen, mit welchem inneren Schwung diese Leute an die Sache heran gingen.

Und so war es der Grundgedanke des Workshops: genau dies anzuregen. Lust zu machen auf das Musizieren, die Scheu zu nehmen, und natürlich dem einzelnen Teilnehmer die Gelegenheit zu geben, so ein Instrument einmal auszuprobieren. Und damit gleich von Vornherein das zustande kommt, was man ja eigentlich will, nämlich das gemeinsame Musizieren mit Gleichgesinnten; machten wir es von Anfang an. Dies funktioniert, wenn man sich genau überlegt, welche Stücke man spielen kann. Es gibt bestimmte Aspekte, die man in einem Wochenendworkshop sehr schnell aufnehmen kann. Und wenn man sich mit der Auswahl der Musikstücke auf diese Dinge beschränkt, dann steht einem gemeinsamen Musizieren auch am Anfang nichts im Weg.

Das Wochenende selbst war dann reich an Anregungen und Erfahrungen. Man macht es ja nicht alle Tage, dass man sich in ein vollkommen neues Thema begibt, und das gleich in der Gruppe. Jedenfalls haben 12 Teilnehmer es gewagt und innerhalb eines Wochenendes die ersten Grundlagen auf einem Streichinstrument zu erwerben. Das war natürlich ein absoluter Crashkurs. Zusammengepackt auf ein Wochenende haben wir Dinge angesprochen und angelegt, die sonst durchaus einmal 7-8 Unterrichtswochen im Einzelunterricht benötigen. Dies war körperlich überhaupt nur durch zu halten, weil die Unterrichtseinheiten immer wieder von Pausen durchzogen waren, und weil das Thema auf unterschiedlichste Weise angegangen wurde.

So gab es Phasen, in denen reine Körper- und Balanceübungen ohne Instrument gemacht wurden. An anderer Stelle wurde ein kleiner Lehrgang zum Thema Rhythmusschule durchgemacht. Vornehmlich wurde natürlich mit dem Instrument gearbeitet; zunächst an der Haltung, dann an der Strichtechnik, und schließlich am Greifen der Töne. Das Ganze gipfelte dann im gemeinsamen Spiel, das mit ein paar einfachen aber anregenden Stücken durchwegs gut gelang. Das herausragende Erlebnis ist es dabei immer, wenn zum ersten Mal mehrstimmig gespielt wird, und das gleich nach ein paar Stunden am ersten Wochenende.

Nun geht man nach diesem anregenden Wochenende voller Input und viel neuen Erfahrungen im Kopf nach Hause. Allerdings kann das, was so kurz und bündig angelegt ist, auf Dauer nur dann zu einer Fähigkeit reifen, wenn sie nicht durch kontinuierliche und dauerhafte Übung und etliche Wiederholungen ins Unterbewusstsein sacken kann.

Aus diesem Grund mündete dieser erste Workshop in eine Phase, in der anhand eines Arbeitsheftes zu Hause privat geübt wurde. Unterstützt wurde diese Eigenarbeit von mir durch „Hausaufgabenmails“ die in gewissen Abständen Anregungen und Aufgaben für das eigene Üben brachten. Eine einfache Liste zur Selbstkontrolle ergänzte diese Unterstützung und wurde von denjenigen, die die Arbeit am Instrument weiter treiben wollten gerne angenommen.

Und so kam es dann in gegenseitiger Absprache dazu dass sich die Gruppe insgesamt noch an fünf Tagen wieder traf und immer ein Stück weiteren Stoff, sowie weitere Stücke durchnahm. Als dann Anfang November der erste Workshop ein Jahr zurück lag, war bei den Cellisten immerhin die zweite Lage erreicht, und im Kontrabass war man bereits in die dritte Lage vorgedrungen. Insgesamt waren die Spieler in der Lage, sich Stücke recht ordentlich selbst anzueignen, und der gemeinsame Klang hat sich zu einem sehr ansehnlichen kammermusikalischen Ton gemausert. Insgesamt ein ansehnliches Ergebnis, sollte man meinen. Ich bin ja gespannt wohin unsere gemeinsame Reise noch führt.

Vielen herzliche Dank an Euch Teilnehmer, die Ihr diesen Weg gewählt habt und dieses Wagnis unternommen habt, ein solches Hineinwachsen ins Instrumentalspiel gemeinsam zu unternehmen.

Felix Seiffert

Stützen 3

Balance ist, wie wir alle wissen, ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“.

Möchten Sie noch einmal in den vorherigen Kapiteln zum Thema nachlesen?

Gute Bogenführung durch Stützen

Stützen 2

Dieser Satz aus dem letzten Beitrag, ist die wichtigste Forderung für eine gute Tongebung am Streichinstrument. Nur ist die Sache nicht ganz so einfach am Instrument zu realisieren. Immerhin können wir ja unsere Hand nicht direkt auf dem Instrument abstützen.

Direkt aufstützen: am Frosch ist dies noch möglich

Mit Hilfe unseres Bogens übertragen wir unser Armgewicht auf die Saiten des Instruments. Nun ist ein Bogen, je nach Instrument, 70 bis 80 Zentimeter lang. Dies bedeutet, dass wir die Gewichtskraft unseres Arms über eine gewisse Strecke hinweg auf die Kontaktstelle des Bogens mit  der Saite übertragen müssen. Kaum vorzustellen, dass man auf dieser Basis einen „ausbalancierten“ Zustand erlangen kann. Andererseits wird nur in einem ausbalancierten Zustand ein wirklich gefühlvolles Anstreichen der Saite möglich sein, da jede unnötige Kraftanstrengung im Arm zu einer Verminderung des feinen Gespürs im Arm führen wird.

Hier ist Kraftübertragung notwendig: „in der Mitte….

…und an der Spitze“

Aber wie kommt der ausbalancierte Zustand nun zustande? Nun, unsere Finger berühren auf eine solche Weise die Bogenstange, dass es möglich ist, zwischen einzelnen Fingern eine Hebelwirkung aufzubauen, und so mit leichter Verdrehung des Arms (Pronation) zu einer Verlagerung eines Auflagepunktes zu kommen.
Um dies zu demonstrieren, benützen wir wieder einen Holzstab. Bauen Sie zunächst den Bogengriff am Holzstab auf. Lassen sie danach den Stab senkrecht in die Luft zeigen. Es wird sich sehr leicht anfühlen, den Stab so zu halten; ohne viel Kraft ist er auszubalancieren. Drehen sie jetzt Ihre Hand so, dass das lange Ende der Stange nach rechts außen zeigt. Der Stab wird nun mit seinem Gewicht einerseits in ihrem Zeigefinger hängen, andererseits vom Daumen gestützt werden. Dieses sind die beiden „Hebelfinger“ die letztlich für die Übertragung des Armgewichts auf die Saite zuständig sind. Im Moment wirkt die Gewichtskraft der Stange auf die Finger ein; später wird es umgekehrt sein. Spüren Sie, wie der Zeigefinger die Stange trägt?

Der Bogengriff, einmal umgekehrt

Der Zeigefinger trägt die Stange

Drehen wir nun die Stange, sodass sie auf unserer linken Hand aufgestützt wird. Sie spüren ähnliche Kräfte auf Ihre Finger wirken, nur dass Sie eben nicht das Eigengewicht der Stange, sondern das Armgewicht auf der Stange spüren. Wichtig hierbei: Lassen Sie ihren Arm in der Schulter los. Sie brauchen den Arm nicht selbst hoch zu heben, er stützt sich mit Hilfe der Stange auf einem Punkt auf, der ihn trägt. Spüren Sie, wie sich das Schultergelenk entspannt, wie der Arm regelrecht aus der Schulter „heraus fällt“?

das Gleiche passiert beim Stützen

Der Arm wir d von der Bogenstange „getragen“

Und in dieser Stellung können wir jetzt um den Auflagepunkt herum mit dem Arm „rollen“. Bewegen sie sich so mit dem ganzen Arm um den Auflagepunkt der Stange herum, dass das Gewicht dort in jeder Stellung des Arms gleich bleibt. Dies schaffen Sie, wenn Sie mit dem ganzen Arm rollen, nicht etwa nur mit dem Unterarm. Nein, der ganze Arm muss mit gehen. Probieren Sie es aus!
Anregende Übungen und viel Vergnügen beim Musizieren wünscht Ihnen
F. Seiffert

Mit dem ganzen Arm nach unten gerollt

in einer mittleren Stellung

und ganz oben

 

Gute Bogenführung durch Stützen – 2

Erinnern wir uns daran, dass wir mit unseren Bewegungen, dann zu einer guten Tonbildung finden, wenn wir es schaffen, während des Streichens in unseren Gelenken beweglich zu bleiben. Wir wollen ja schließlich spüren, wie unser Bogen die Saite anstreicht. Es ist eine der besten Erfahrungen, die wir beim Streichen machen können, zu spüren, wie wir einerseits uns einen Ton vorstellen, ihn dann ausführen und dabei spüren wie er entsteht. Und letztlich hören und spüren wir das gleichzeitig das Resultat, und sind so auf mehreren Ebenen mit dem Entstehen der Musik verbunden. Ein wirklich erhebendes Gefühl, so im Fluss des Geschehens zu sein. Möchten Sie dazu das voranstehende Kapitel noch einmal zu Gesicht bekommen? Gute Bogenführung durch Stützen

Erinnern wir uns außerdem daran, dass wir in unseren Bewegungen größtmögliche Beweglichkeit erlangen, wenn wir uns in einem ausbalancierten Zustand befinden. Und Balance ist, wie wir alle wissen ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“. Und wenn wir uns nun grundsätzlich mit der Thematik des aufgestützten Streichens (Link) auseinandersetzen, müssen wir uns überlegen, wie denn nun das notwendige Gewicht des Bogens auf der Saite zustande kommt.

Nun ist die Sache einfach zu verstehen, wenn man sich beispielsweise mit den Fingern der rechten Hand auf einer Tischplatte aufstützt. Diese Übung ist nun zunächst für die Bogenhand gedacht, aber es würde Sinn machen, die gleich mit beiden Händen auszuführen. Welche positive Auswirkung die auf die Funktion der linken „Greifhand“ hat, darüber in einem anderen Kapitel. Tragen Sie zunächst Ihre Hand einige Zentimeter über der Tischplatte. Spüren sie das Gewicht Ihres Arms? Sie tragen nun Ihren Arm und die Hand.

Arm trägt Hand

Ein ganz anderer Zustand tritt ein, wenn Sie nun ihre Hand auf die Tischplatte stellen. Stellen Sie dabei Ihre Finger mit den Fingerspitzen so steil auf die Tischplatte dass sie beim Aufsetzen das Gewicht des Arms abfedern können. Bei diesem Abfedern beugen sich die vorderen Fingergelenke und die Grundgelenke federn durch, biss sie auf einen Anschlag treffen. Zunächst ist es leichter, diese Übung ohne Mitwirkung des Daumens zu machen; wichtig ist aber hier noch einmal, dass die Fingerspitzen steil genug auf dem Tisch stehen, damit die vordersten Fingergelenke sich beim Abfedern, beugen können und nicht die Tendenz haben, sich durch zu drücken.

ohne Daumen

so sollte es nicht aussehen

Machen Sie jetzt die gleiche Übung und nehmen Sie den Daumen dazu. Sehen Sei bitte zu dass sich auch der Daumen beim Abfedern biegt. Alle Gelenke des Daumens sind flexibel und in der Lage, sich durch zu biegen. Versuchen Sie es. Das Schöne an dieser Übung ist, das sie sich sozusagen überall durchführen lässt. Am Schreibtisch, während einer Arbeitspause, oder wo Sie auch wollen. Und ich würde Ihnen auch empfehlen eine solche Übung auch sehr oft zu üben, da es für das ganze Spielen des Instrumentes enorm förderlich ist, wenn die grundlegenden Bewegungen völlig selbstverständlich ablaufen können. Und das ist auch ohne große Mühen möglich , wenn man sie sich auf einfache Weise eintrainiert.

aufsetzen

„Eintauchen“ mit den Grundgelenken

Spüren Sie, wie sich das Gewicht des Arms auf der Hand abstellt? Spüren Sie, wie sich die Muskulatur des Schultergelenks bei dieser Aktion entspannen kann. Man kann regelrecht das Gefühl bekommen, dass der Oberarm ein kleines Stück weit aus dem Schultergelenk „herausfällt“ Dies ist nun der Zustand, an dem das Armgewicht von der Hand getragen wird.

Machen wir uns noch einmal die beiden Zustände bewusst.

Hand in der Luft: Arm trägt Hand
Hand aufgestützt: Hand trägt Arm

Mehr davon im nächsten Beitrag

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert

Die Streichbewegung beim Kontrabass

Eine wichtige Vorübung, um sich an die Streichbewegung zu gewöhnen, ist die Übung mit Stab und Röhre. Sie benötigen dazu einen Holzstab (ca. 12 mm Durchmesser; in jedem Baumarkt billig zu beziehen) und eine Pappröhre. Ich verwende am liebsten den inneren Kern einer Frischhalte- oder Alufolie. Sie hat einen schmalen Durchmesser und gibt dem Stab damit eine exaktere Führung als beispielsweise das Innere einer Haushaltsrolle

Zunächst bauen Sie am Stab Ihren Bogengriff auf.
Möchten Sie dies noch einmal nachsehen?  Der Bogengriff beim Kontrabass

Mit Ihrem linken ausgestreckten Arm halten Sie sich nun die Röhre in etwa 30 cm quer vor sich.

Grundstellung

Diese Stellung simuliert recht genau die Stelle, an der der Bogen beim Kontrabass auf der Saite liegt. Außerdem gibt die Röhre dem Bogen eine Führung, und zwingt ihn somit, sich auf einer Geraden zu bewegen. So stellt sich die Streichbewegung der einzelnen Teile des Arms fast von alleine ein.

Eines sei hierbei noch bemerkt. Diese Übung eignet sich für das allererste Einüben von Bewegungen. Wir gehen stets vom Groben zum Feinen. Das heißt, wir schließen die feinmotorischen Bewegungen der Finger zunächst noch nicht mit ein. Der Fachmann möge mir verzeihen, dass somit die Strichbewegung beim Kontrabass noch nicht in ihrer feinmotorischen Gesamtheit beschrieben ist. Meines Erachtens ist es zunächst besser, sich einmal mit der Bewegung des Armes und des Handgelenks zu beschäftigen und später erst zur Fingerbewegung zu kommen.

Also sehen Sie bitte zu, dass Sie während der ganzen Übung den Bogengriff an der Stange aufrecht erhalten. Lassen Sie es bitte nicht zu, dass die Finger auf der Stange verrutschen. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Arm die richtige Streichbewegung einübt. Ziel unserer Übungen ist es immer, dass eine Bewegung selbstverständlich wird. Es soll so leicht gehen wie Sie mit Ihrem Arm beispielsweise eine Tür öffnen, oder den Schaltknüppel Ihres Autos bedienen.

Stecken Sie nun den Stab in die Röhre und begeben Sie sich mit der Bogenhand ganz bis zur Röhre. Der rechte Arm hängt entspannt aus der Schulter ähnlich wie ein Pendel.

am „Frosch“

Wenn sie jetzt die Stange etwas aus der Röhre heraus ziehen, werden Sie sehen, dass sich der Arm, immer noch nahezu ausgestreckt, nach außen bewegt hat. Etwas mehr ist der Ellbogen nach außen gegangen, was den Druck auf den Daumen und somit den Andruck des Bogens an der Saite erhöht.

in der „Mitte“

Strecken Sie nun noch den Arm aus, bis die rechte Hand etwa 60 cm von der Röhre entfernt ist. Hier wäre der Bassbogen an der Spitze angelangt. Sehen Sie zu dass Sie die Schulter bei der ganzen Übung nicht anheben. Der Arm soll „aus der Schulter fallen“. Der Andruck des Bogens an der Saite ergibt sich durch die oben beschriebene Bewegung des Ellbogens nach außen. Der Arm dreht sich somit leicht einwärts, man nennt dies Pronation. Auf diese Weise bereiten Sie die Streichbewegung beim Kontrabass nahezu ideal vor, noch bevor sie das Instrument überhaupt in den Händen gehalten haben.

an der „Spitze“

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dieser einfachen Übung. Versuchen Sie die Bewegung flüssig auszuführen. Die Röhre wird Ihren Arm perfekt führen und sie werden damit eine wichtige Hürde für den Bogenstrich am Kontrabass gleich zu Beginn überwinden.

Herzlichst

Felix Seiffert

Die Streichbewegung auf dem Cello

Eine wichtige Vorübung, um sich an die Streichbewegung zu gewöhnen, ist die Übung mit Stab und Röhre. Sie benötigen dazu einen Holzstab (ca. 12 mm Durchmesser; in jedem Baumarkt billig zu beziehen) und eine Pappröhre. Ich verwende am liebsten den inneren Kern einer Frischhalte- oder Alufolie. Sie hat einen schmalen Durchmesser und gibt dem Stab damit eine exaktere Führung als beispielsweise das Innere einer Haushaltsrolle

Zunächst bauen Sie am Stab Ihren Bogengriff auf.
Möchten Sie dies noch einmal nachsehen?  Der Bogengriff bei Geige, Bratsche und Cello

Mit Ihrer Linken halten Sie sich nun die Röhre in Nabelhöhe etwa 30 cm quer vor Ihrem Bauch.

die Grundstellung

Diese Stellung simuliert recht genau die Stelle, an der der Bogen beim Cello auf der Saite liegt. Außerdem gibt die Röhre dem Bogen eine Führung, und zwingt ihn somit, sich auf einer Geraden zu bewegen. So stellt sich die gekoppelte Bewegung der einzelnen Teile des Arms fast von alleine ein, da sie die Basis bildet für die korrekte Streichbewegung auf dem Cello.

Eines sei hierbei noch bemerkt. Diese Übung eignet sich für das allererste Einüben von Bewegungen. Wir gehen stets vom Groben zum Feinen. Das heißt, wir schließen die feinmotorischen Bewegungen der Finger zunächst noch nicht mit ein. Der Fachmann möge mir verzeihen, dass somit die Streichbewegung auf dem Cello noch nicht in ihrer feinmotorischen Gesamtheit beschrieben ist. Meines Erachtens ist es zunächst besser, sich einmal mit der Bewegung des Armes und des Handgelenks zu beschäftigen und später erst zur Fingerbewegung zu kommen.

Also sehen Sie bitte zu, dass Sie während der ganzen Übung den Bogengriff an der Stange aufrecht erhalten. Lassen Sie es bitte nicht zu, dass die Finger auf der Stange verrutschen. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Arm die richtige Bewegung einübt. Ziel unserer Übungen ist es immer, dass eine Bewegung selbstverständlich wird. Es soll so leicht gehen wie Sie mit Ihrem Arm beispielsweise eine Tür öffnen, oder den Schaltknüppel Ihres Autos bedienen.

Stecken Sie nun den Stab in die Röhre und begeben Sie sich mit der Bogenhand ganz bis zur Röhre. Fast automatisch wird sich Ihr Handgelenk leicht anheben. Lassen Sie es zu, aber übertreiben Sie es bitte nicht.

am „Frosch“

Wenn sie jetzt die Stange etwas aus der Röhre heraus ziehen, werden Sie sehen, dass der Handrücken in etwa mit dem Unterarm eine Linie bildet. Der Ellbogen hebt sich dabei leicht.

in der „Mitte“

Strecken Sei nun noch den Arm aus, bis sich Ihr Ellbogen durchstrecken muss. Wichtig hierbei noch einmal: Bitte verrutschen Sie mit den Fingern nicht auf der Stange. Die Stellung der Hand am Bogen sollte unbedingt aufrecht erhalten werden. Es bewegen sich dadurch während der Bewegung der Oberarm, die Schulter etwas, der Ellbogen und natürlich das Handgelenk. Dies sind die Hauptkomponenten, die die Streichbewegung auf dem Cello ausmachen.

Wenn Sie nun bei der Armstreckung angekommen sind, achten Sie bitte darauf, dass das Handgelenk nicht „einsinkt“. Der Handrücken soll mit dem Unterarm eine Linie bilden und das Handgelenk darf nicht darunter hängen.

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dieser einfachen Übung. Versuchen Sie die Bewegung flüssig auszuführen. Die Röhre wird Ihren Arm perfekt führen und sie werden damit eine wichtige Hürde für die Streichbewegung auf dem Cello gleich zu Beginn überwinden.

Herzlichst

Felix Seiffert

Streichen lernen im Workshop

Geige im Workshop lernen, oder ein anderes Streichinstrument; kann man das? Und warum eigentlich?
Heutzutage trifft man immer wieder Menschen, die sich sagen: „Also Geige oder ein anderes Streichinstrument zu lernen, das hab ich mir ja schon immer gewünscht. Aber ich bin schließlich zu alt, und dieses mühsame Studium alleine…..“ Ja, es geht vielen so. Oft sind wir beruflich so gefordert, dass uns dies, und noch ein paar familiäre und häusliche Dinge nicht leicht machen, einen Freiraum zum Musizieren zu finden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es eine gewisse Weile dauert, und ausdauernden Übens bedarf, bis man schließlich zum ersehnten Resultat kommt, nämlich mit Anderen zusammen zu musizieren. Und schon ist man so weit, dass der heimlich gehegte Wunsch sehr rasch wieder in die Kiste der „in diesem Leben leider nicht erfüllbaren Wünsche“, verstaut wird.

Anfangsunterricht in der Gruppe

Anfangsunterricht in der Gruppe, auf dem Cello …

Nun, diesen Prozess des Lernens und die Mühe, die es macht, ein Instrument zu lernen, kann man zwar nicht außer Kraft setzen, aber man kann zu Formen des Unterrichtens suchen, die es einem Lernenden ermöglichen, dieses gemeinsame Musizieren gleich von Anfang an zu praktizieren. Was spricht dagegen, in einer größeren Gruppe die Grundbegriffe des Streichens erklärt zu bekommen? Immerhin sind bestimmte Grundbegriffe für alle Instrumente die gleichen, und es lernt sich doch in der Regel leichter, wenn man sieht, wie andere um einen herum ebenfalls an der Bewältigung dieser Anfangshürden wachsen. Man hat so nicht nur den Lehrer (der „es schon kann“) um sich, sondern sieht , wie es sich um ganz normale Prozesse handelt, die im Grunde jeder erlernen kann.

Zum Beispiel ist es sehr gut möglich, Grundbewegungen, die zur Tonbildung am Streichinstrument führen, gleichzeitig an allen vier Streichinstrumenten zu erklären. Immerhin haben ja die Instrumente der Geigenfamilie sehr viele Dinge gemeinsam. Sie haben vier Saiten. Die Physik des Anstreichens einer Saite ist im Prinzip bei allen Instrumenten gleich. Ich sage im „Prinzip“ da es aufgrund der verschiedenen Größe der Instrumente schon Differenzen in den Kräfteverhältnissen gibt. Aber die Grundlage des Streichens ist bei allen Streichinstrumenten gleich. Das Prinzip des Abgreifens von Tönen durch das Auflegen von Fingern auf die Saite zieht sich ebenfalls durch die ganze Familie der  Streichinstrumente.

… wie auf dem Kontrabass …

In den letzten Jahren wurde daher eine Fülle an Notenmaterial für den gemeinsamen Unterricht der verschiedenen Streichinstrumente entwickelt. Das Schöne: Gemeinsam lernt sich manches leichter. Und: gemeinsam musiziert kann schon vom ersten Ton an werden.
Immer wieder ist zu beobachten, dass sich Streichbewegungen unter den Spielern fortsetzen. Das heißt, bekommt ein Spieler heraus, wie eine bestimmte Passage geht, verbreitet sich dies unter den anderen Spielern. So wirken gute Streichbewegungen regelrecht „ansteckend“ unter den Teilnehmern eines Workshops. So kommt man schließlich zu dem Eindruck, dass sich das Lernen auf diese Weise leichter vollzieht. Zu sehen wie jemand neben mir als Teilnehmer mit einer Aufgabenstellung fertig wird, ist oft ein regelrechter Startschuss, selbst auch sehr einfach da hin zu kommen, dass es funktioniert. Nehmen wir zum Beispiel einen gut durchgezogenen Bogenstrich. Wie schwer ist das oft, wenn man es sich nicht richtig vorstellen kann. Und dann machen es die Teilnehmer um mich herum, und haben auch grad erst begonnen. So kann es doch gar nicht so schwer sein, und siehe da, es geht auch bei mir. Dieses Szenario lässt sich in der Gruppe des Öfteren beobachten, und macht die Sache so interessant.

… als auch auf Geige und Bratsche

Oft bemerkt man, dass innerhalb eines Workshops daher sehr freimütig gestrichen wird. Das übervorsichtige Streichen das im Einzelunterricht sehr oft beoobachtet wird, bleibt beim Lernenden zumeist aus, was wieder ein Vorteil ist. Das rührt daher, dass man in den gemeinsamen großen Klang eingebunden ist. Man hört mehr den Gesamtklang als sich selbst. Daher ist man zunächst nicht ganz so selbstkritisch und traut sich mehr zu streichen. Natürlich ist das nicht nur ein Vorteil. Es ist natürlich genauso wichtig, dass der einzelne Spieler, wenn er das Instrument  lernt, sehr genau bei sich selbst hin hört und auch in sich selbst hinein spürt. Dies kann ein Workshop nicht ersetzen. Daher ist es für das Lernen unbedingt wichtig, selbst zu üben, und auch individuelle Anleitung zu bekommen, besonders wenn es über das Anfangsstadium hinaus geht.
Zunächst ist allerdings eine Kombination aus Workshops und eigenem Üben durchaus eine gute Möglichkeit, um mit viel Freude gleich von Anfang an ins Volle zu greifen. Ein gelungener Start kann so auf jeden Fall gesetzt werden. Damit, geneigter Leser, sei hiermit eines hervorgehoben. Ein Lernen eines Streichinstruments in einer Gruppe, zumal in einer Großen, kann und will nicht einen individuellen Unterricht auf dem jeweiligen Instrument ersetzen. Bestimmte Dinge lassen sich wirklich wenn nicht sogar ausschließlich so doch besser im Einzelunterricht bewältigen. Aber gerade in der Anfangsphase stellt der Unterricht in Form eines Workshops eine sehr schöne Möglichkeit dar, einen gelungenen Start zu vollziehen.

mit freundlichen Grüßen
Felix Seiffert

Gute Bogenführung durch "Stützen"

Wenn sie einen Bogen führen, und einen ansprechenden Ton auf Ihrem Streichinstrument erzeugen möchten, dann kommt es vor allem auf eins an: Durchlässigkeit im Bogengriff.

Nehmen Sie den Bogen so in die Hand, dass es Ihrer Hand möglich wird, durch den Bogen hindurch, der Ihnen als verlängertes Tastorgan dient, das Anstreichen der Saite zu spüren.
Der Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt, ist der Schlüsselpunkt. Hier entsteht aller Klang und aller musikalischer Ausdruck. Man nennt ihn die „Kontaktstelle“. Hier gestalten Sie den Ton, und hier liegt beim Musizieren Ihre volle Aufmerksamkeit. Und damit dies überhaupt möglich wird, müssen Sie alles daran setzen, den Bogen so  in die Hand zu nehmen, dass die Finger durch den Griff hindurch die Reibung des Bogens an der Saite spüren können.

Den Bogen halten, aber durchlässig, das ist erst einmal gar nicht so einfach. Mit einem festen Handgriff ist es nicht möglich. Aber andererseits will man diesen empfindlichen Bogen auch nicht gerade fallen lassen. Es wird nötig sein zu einem Bogengriff zu finden, bei dem alle Glieder der Finger die Möglichkeit haben, beweglich zu bleiben. Man kann sich ganz leicht vorstellen, dass es einen Unterschied gibt, ob man nun einen Gegenstand fest in die Hand nimmt, oder ob man dies so tut, dass man den Gegenstand in der Hand bewegen kann. Dieses wollen wir beim Bogengriff erreichen.  Für den Anfang empfehle ich Ihnen daher einige Übungen mit einem Stift. Ein dickerer Buntstift erscheint mir hierzu geradezu ideal.

leicht zu halten – der Stift

Für weitere Übungen eignet sich ein einfacher Holzstab. Aber dazu später. Auch die genaue Stellung der Finger am Bogen erfahren Sie in einem gesonderten Posting.
Bleiben wir hier zunächst allgemein beim Thema Bogenführung, das uns zum nächsten Punkt führt, der für das Erreichen eines durchlässigen Bogengriffs die unbedingte Grundvoraussetzung ist. Es geht um das……

Stützen

leicht zu balancieren - in der Senkrechten

leicht zu balancieren – in der Senkrechten

Also angenommen, Sie haben den Bogengriff gelernt und halten den Bogen nun vor sich in der Hand. Dies ist sehr leicht möglich, wenn Sie die Stange senkrecht nach oben halten. Sie können so den Bogen am leichtesten ausbalancieren. Halten Sie nun aber die Spitze des Bogens waagrecht nach links, merken Sei ganz deutlich, wie er auf dieser Seite Übergewicht bekommt. Sie müssen nun mit dem kleinen Finger dagegen stützen. Der Bogen erhält in dieser Stellung lediglich von unten tragende Unterstützung durch den Daumen der rechten Hand. Das Ausbalancieren im Falle eines Ungleichgewichts wird von den Fingern übernommen, in diesem Fall dem kleinen Finger.

etwas schwieriger – in der Waagrechten

Ganz anders stellt sich die Sache dar, wenn Sie den Bogen auf die Saite bringen. Nun wird der Bogen von zwei Punkten unterstützt. Vom Instrument auf der einen Seite und dem Daumen der rechten Hand auf der anderen Seite. Auf das Gegenstützen des kleinen Fingers können Sie jetzt verzichten. Die Finger der rechten Hand sind nun frei für ihre eigentlichen Funktionen: einerseits den Bogen in der Balance zu halten und andererseits die Steuerung des Bogenstrichs feinfühlig zu übernehmen.

beim Stützen ist der Kleine „verzichtbar“

gestützt spielen, an der Geige …

… und am Cello …

… auch ohne den „Kleinen“ möglich

Mit diesem Wissen haben Sie die Grundlage angelegt für eine flexible und feinfühlige Bogenführung. Natürlich wird im Einzelnen noch viel über die Tongestaltung zu reden sein. Aber die unbedingte Grundlage für alles sinnvolle Streichen ist die Stütze.

Sehen Sie, hier liegt das Geheimnis einer guten Tonbildung auf der Geige, der Bratsche, dem Cello oder dem Kontrabass. Der Ton entsteht genau an dem Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt. Und an diesem Punkt kann der Anstrich auf vielfältige Weise ablaufen. Zum Beispiel mit viel Gewicht, oder mit weniger Gewicht aber dafür mehr Bogengeschwindigkeit, aber dies immer abgestimmt auf die Möglichkeiten und Erfordernisse, die Ihnen die jeweilige Saite bietet. Und damit dies immer in Hinblick auf den guten Ton geschehen kann, stützen sich der Bogen und das Armgewicht genau auf diese Stelle. Und mit der Stütze werden Sie auch beim Spielen Ihre Aufmerksamkeit genau auf diesen Punkt fokussieren.

Kommen wir im nächsten Posting zu den Funktionen uns Stellungen der einzelnen Finger. Erfahren Sei dabei auch mehr zu den Unterschieden im Bogengriff zwischen Geige und Bratsche, und andererseits dem Cello. Der Kontrabass hingegen verlangt eine komplett andere Bogenhaltung, die in einem gesonderten Teil zu behandeln ist.

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert