Mit dem Kontrabassbogen verhält sich die Sache nun ganz anders, als bei den übrigen Streichern. Er wird hierzulande im „Untergriff“ gehalten. Sieht man einmal nach Frankreich, wird man feststellen, dass dort in den Orchestern, der Kontrabass ähnlich gespielt wird wie hierzulande das Cello (also mit dem Obergriff auf einem Bogen, der dem des Cellos doch abgesehen von seiner Stärke recht ähnlich ist).
Auch Das Unterrichtsmaterial, das ich in meiner Arbeit mit Streicherklassen verwende, beschreibt beide Haltungen, sodass ich zunächst einmal geneigt war, sogar den Bassisten den französischen Obergriff, um der Einheitlichkeit Willen, beizubringen. Als ich dann einmal einen solchen französischen Bassbogen in den Hand bekam, wurde mir allerdings sehr schnell klar, um wie viel leichter es ist, den Deutschen Bogen im Untergriff zu führen. Und so möchte ich (die Fans der französischen Spielweise mögen mir bitte verzeihen) sowohl in den Streicherklassen als auch in meinen Erwachsenenkursen gerne beim Deutschen Bogen mit dem Untergriff bleiben.
Aber auch hier gibt es eine Menge Varianten den Bogen zu halten. Ich verlege mich daher auf eine recht bewährte Methode, die aber wie gesagt, nur eine von verschiedenen Möglichkeiten darstellt.
Das Grundgerüst der Bogenhaltung lässt sich recht einfach an einem Holzstab üben. Lassen Sie den rechten Arm im Stehen gerade herab hängen und betrachten Sie Ihre Hand. Sehen Sie sich an, welche Stellung Ihre Finger natürlicher Weise einnehmen. Beim einen Spieler stehen sie etwas gebeugter , beim Anderen etwas gerader. Legen Sie sich nun den Holzstab in die Beuge zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger. Wichtig ist hierbei, dass Sie das Handgelenk nicht kippen. Der Handrücken steht in direkter Verlängerung zum Unterarm. Dies soll beim Bogengriff so bleiben. Den Holzstab hingegen halten Sie zunächst mit der linken Hand so, dass er waagrecht im Raum steht. Nun kommt Ihr Mittelfinger, krümmt sich, und balanciert den Stab, sodass zwischen ihm und dem Arm ein rechter Winkel entsteht. Also Arm senkrecht – Holzstab waagrecht.

Hand senkrecht – Stab waagrecht

auf dem Mittelfinger balanciert
Versuchen wir genau das Gleiche mit dem Bassbogen, so legen wir ihn hinter dem Frosch in die Beuge des Daumens. Der Mittelfinger balanciert den Bogen am vorderen Ende. Nun kommt der Zeigefinger dazu und legt sich zum Mittelfinger.

Der Bassbogen auf Mittel- und Zeigefinger
Also nächstes kommt der kleine Finger dran. Er hat die wichtige Funktion, die „Kantung“ des Bogens zu kontrollieren. Die Kantung meint den Winkel den die Haare im Verhältnis zur Schräge der Saiten einnehmen. Vergleichen Sie es ganz einfach mit der Kantung beim Skifahren. Möchten Sie quer zum Berg einmal stehen bleiben, dann sind Sie gut beraten, die Skier zu kanten, da Sie sonst seitlich den Berg hinunter rutschen würden. Das nennt man Kantung, und sie ist auch beim Streichinstrument je nach Anforderung an den Ton mehr oder weniger angesagt. Stellen Sie nun den kleinen Finger gekrümmt mit seiner Spitze auf die Unterseite des Frosches. Der Ringfinger hat nun eher die Funktion eines „Mitläufers“ er legt sich an den Mittelfinger und kommt so im „Maul“ des Frosches zu liegen.

Der Kleine stützt
Wichtig ist es nun, dass die Finger so weit gebeugt an der Bogenstange anliegen, dass durch das Beugen und Strecken der Finger der Frosch des Bogens in Strichrichtung verschoben werden kann. Erst dies ermöglicht einen flexiblen Anstrich der Saite. Hier sind wir wieder beim Thema „Durchlässigkeit“ der Gelenke der Hand und des Arms. Nur mit der Möglichkeit, dem Reibungswiderstand der Saite unter dem Bogen in gewisser Art nach zu geben, sind wir in der Lage den Anstrich auch zu spüren und entsprechend bewusst zu formen.

gebeugte Finger

gestreckte Finger
Auf einen oft gesehenen Kapitalfehler sei hier noch aufmerksam gemacht. Bitte richten Sie die Handfläche so ein, dass sie zunächst zum Bogen in einem 90 Grad Winkel steht. Andernfalls werden Sie sich im Bemühen um einen gut gestrichenen Ton das Rückgrad verbiegen und nicht glücklich werden. Die Höhe des Basses sollte möglichst so eingestellt werden, dass es möglich ist bei waagrecht gehaltenem Bogen und ausgestrecktem Arm in etwa in der Mitte zwischen Griffbrett und Steg zu streichen. Stellen Sie sich Ihren Arm wie ein großes Pendel vor. In etwa streichen Sie mit einer solchen Bewegung auf dem Bass gerade. Versuchen Sie allerdings durch eine Beugebewegung im Ellbogen zu streichen, kommt es zwangsläufig zu der oben beschriebenen Fehlhaltung mit sowohl körperlichen als auch tonlichen Konsequenzen.
Es grüßt Sie herzlich
Felix Seiffert
Danke für dir hilfreichen Tipps. Ich kann nun
ruhigen Gewissens mit dem deutschen Bogen spielen.
Mit bassigen Grüßen
Eckhard
Lieber Herr Seiffert,
vielen Dank für die sehr gewinnbringenden Ausführungen zum Bogenstrich!