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BogenBalance Workshops, wie es begann

Liebe Leser,

heute möchte ich Ihnen einmal ein klein wenig erzählen, wie es zu der Idee eines  Workshops mit Anfängerunterricht auf Streichinstrumenten und insbesondere zu dieser Website kam.

Wenn man selbst als Schüler gewisse Erfahrungen mit dem Unterricht auf einem Instrument gemacht hat, ist man geprägt durch die Art und Weise, wie einem die Materie beigebracht wurde. Nach anfänglichen musikalischen Grundlagen, die ich auf der Blockflöte (wie so viele) erlernte, war mein erstes ernsthaft gelerntes Instrument die Geige. Obwohl mir das Spielen auf diesem Instrument große Freude bereitete, prasselten damals schon früh die gängigen Leitsätze auf mich ein wie: „Geige ist ein schwer zu erlernendes Instrument.“ „Du wirst viel üben müssen und eine längere Durststrecke durchstehen müssen bis es nach etwas klingt.“ „Bis Du mit anderen zusammen Musizieren kannst und es dann richtig Freude macht, musst Du viele lästige Fingerübungen hinter Dich bringen.“
So oder so ähnlich klangen die Aussagen, die Lehrer, Eltern und das gesamte persönliche Umfeld im allgemeinen Konsens uns Schülern vermittelten. Aus meiner heutigen Sicht wirkt das nicht gerade anregend. Als Zweitinstrument lernte ich Violoncello, und ich entdeckte meine große Liebe zu diesem Instrument, die mich später dazu brachte dieses auch zu meinem Hauptinstrument zu machen und im Beruf Cellist zu werden.

Natürlich ist das Studium eines Musikinstrumentes anstrengend. Es braucht viel Übung, und Hingabe, bis man dahin gelangt, sein Instrumentalspiel auf professionelles Niveau zu heben, daran ist gar nicht zu zweifeln. Nur störte mich immer diese Aussage, dass es keine Freude machen soll, wenn man seine Fähigkeiten am Instrument vertieft. Ich habe so viele andere Erfahrungen gemacht, und wenn ich nicht gerade an einen Lehrer geriet, der mit seinem Perfektionssinn alles zunichte machte, was nicht annähernd in ein starres Schema von „Schallplattenreife“ passte, dann war das Studium und jedes Lernen am Instrument eine erhebende Erfahrung.

Als ich dann selbst in den Lehrberuf einstieg, hatte ich wieder unmittelbar vor mir, in welchem Gegensatz unsere eigene Ausbildung zu dem stand, was wir letztlich beruflich zu bewerkstelligen hatten. Die Art, wie wir selbst ausgebildet worden waren, zielte auf größtmögliche Präzision im Hinblick auf unsere zukünftige Bühnenpräsens ab. Soweit ist das nicht verwunderlich und auch nötig, denn gerade dafür muss man sich auf ein Niveau begeben, das für unseren Beruf eben erforderlich ist. Nur passiert es eben all zu leicht, dass man genau diesen Aspekt bei der Förderung von Kindern, Jugendlichen und eben Anfängern und fortgeschrittenen jeden Alters zu sehr in den Vordergrund rückt. Das Resultat ist, dass es dem Lehrer und dem Schüler Freude macht, wenn der Schüler begabt ist, und wenn Aussicht besteht, dass der Schüler sozusagen auf des Lehrers Schulter steigen, und ein ähnliches Niveau wie er erreichen kann.
Nun besteht aber der größten Teil der Schülerschaft an einer Musikschule nicht aus solchen Personen, sondern an Menschen, die ihre Freizeit opfern, um am Musizieren zu spüren, wie sie innerlich wachsen. Es sind viele Schüler, die innerlich einen Hang zur Musik spüren, und dem nachgehen. Ein gewisser Zauber liegt in der Materie, den sie manchmal gar nicht so genau ausdrücken können. Vielen imponiert auch einfach das gemeinsame Musizieren in Orchestern beispielsweise oder bei der Kammermusik.

Dabei spielt es in meinen Augen gar keine so große Rolle, wie „begabt“ ein Schüler ist. In meinen Augen gibt es so etwas wie einen „weniger Begabten“ überhaupt nicht. Jeder Schüler hat im Grunde das Recht da abgeholt zu werden, wo er eben steht und vor allem kann man in jedem Teilbereich und jeder Könnensstufe erfahren, was für eine wohltuende Angelegenheit das Musizieren ist. Ich denke eher, dass man diese Ansicht differenzieren, und feststellen muss, dass der eine Mensch eben in gewissen Teilbereichen der Materie einen anderen Zugang hat, als ein anderer. So gibt es beispielsweise eher rhythmisch begabte Menschen. andere tun sich beim Erfassen von Notentext leicht. Haben aber vielleicht eher einen schwierigen Umgang mit der Koordination ihrer Bewegungen u.s.w.
Allerdings besteht für eine Lehrer schon die latente Gefahr, die man auch schon als Schüler erlebt hatte, nämlich den Schülern einen Stempel auf zu setzen, und damit die Motivation bei vielen im Keim zu ersticken.

Glücklicher Weise, traf ich im Laufe meiner Tätigkeit auf die Arbeit von Paul Rolland, die mir in dieser Hinsicht wirklich weiter half. Der Geigenprofessor Paul Rolland erarbeitete in den 70er Jahren in Zusammenarbeit mit der University Illinois ein Konzept, mit dem man den damals in den USA praktizierten Instrumentalunterricht in Großgruppen verfeinern und  effektiver machen konnte. Dabei stützte er sich auf seine sehr klare Beobachtungsgabe was effektive und harmonische Bewegungen anbelangte. Im Kern brachte er dabei heraus, wie in vieler Hinsicht Bewegungen immer dann sinnvoll und effektiv erscheinen, wenn sie auf die richtige Art und Weise ausbalanciert werden.

Basierend auf seinen Erkenntnissen machte eine neue Form von Instrumentalpädagogik in den letzen zwanzig Jahren auch in Europa die Runde, und so gibt es heute immer mehr Projekte an Deutschen Schulen, die „Klassenmusizieren“ im Anfängerbereich im normalen Musikunterricht anbieten. So zum Beispiel auch das Projekt am Kepler Gymnasium in Ulm, das seit 10 Jahren existiert,und an dem ich mitwirken darf.

Ein sehr schönes und freudiges Erlebnis war die Ausbildung zum „Rolland Lehrer“. 25 gestandene Musiker trafen sich immer wieder zu einem Wochenende gemeinsamen Musizierens, bei dem die Vorgehensweise der Pädagogik in der großen Gruppe vermittelt wurde. Vor allem aber musste sich jeder Musiker sich mit den anderen drei Streichinstrumenten auseinander setzen, die er nicht studiert hat. So saßen wir nun als „Quasi – Anfänger“ mit unseren Instrumenten da und spielten einfachste Stücke und brachten uns das Spielen sozusagen neu bei. Besonders lustig ging es zu, als alle Teilnehmer mit einem Kontrabass anrücken mussten und ein gemeinsames Wochenende nur Bass spielten.

Und gerade in diesem Moment durchfuhr es mich wie ein Blitz. Und ich dachte mir: Warum sollen wir diese Art des Lernens auf unsere Kinder beschränken. Es gibt gerade heute so viele Menschen, die im erwachsenen Alter einen Ausgleich suchen und gerne ein Streichinstrument erlernen wollen. Macht es nicht gerade für Erwachsene Sinn, sein Musizieren mit Workshops zu beginnen und zu Hause eigenverantwortlich unter Anleitung zu üben? Ja, dachte ich mir, bei Erwachsenen kann ein Konzept, basierend auf gemeinsamen Lernen, funktionieren. Gemeinsames freudiges Musizieren an Workshops, und eigenverantwortliches Üben zu Hause bis zum nächsten Workshop oder einer sonstigen Gelegenheit zum Musizieren In Gesellschaft. So kann aktives Musizieren wirklich Freude bringen und auch in unseren doch sehr überfrachteten Berufsalltag integriert werden.

 

So entstand dann der Workshop für Anfänger, den mittlerweile doch etliche Teilnehmer besucht haben. Am meisten freut es mich, dass so viele der Teilnehmer diesen Workshop zum Anlass nahmen und wirklich mit dem Erlernen eines Instruments begannen. Immerhin ist ja gerade der Workshop für Anfänger eine Veranstaltung zur groben Orientierung. Sozusagen könnte man diesen Workshop auch als einen Schnupperkurs bezeichnen. Der Die Voraussetzungen, die man übrigens mitbringen muss sind ausdrücklich überhaupt keine. Wir musizieren als blutige Anfänger miteinander,und erfahren das erste mal, was es bedeutet, auf einem Streichinstrument zu spielen und bilden vom ersten Ton an ein kleines Orchester. Das dies funktioniert? Letztlich kann man es nur selbst erleben. Jedenfalls danke ich allen bisherigen Teilnehmern, dass sie dies einmal gewagt haben, und dass Sie auch so viele positive Rückmeldung zu diesem Konzept gebracht haben.

nach dem Workshop am 6. und 7. Januar 2012

StreicherWorkshop am 6. und 7. Januar 2012

Derzeit besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich durch eine regelmäßige Hausaufgabe, die sie per Mail bekommen, weiter in die Materie einzuarbeiten, und es fanden auch schon einige Folgeveranstaltungen statt. Im Laufe dieses Jahres möchte ich diese Art der aus der Ferne geführten Eigenarbeit in einen Online – Lehrgang umwandeln. Aber dazu braucht es noch ein bisschen Zeit.

Bis dahin alles Gute und viel Freude am Musizieren, oder der Vorfreude daran.

Ihr Felix Seiffert

BogenBalance 2011 Ein Rückblick auf ein Jahr gemeinsamen Lernens

Geneigter Leser,

Im November 2010 fand der letzte Workshop für Anfänger statt. Ein Wochenende lang kamen die Teilnehmer zusammen, um sich als absolute Neulinge mit dem Umgang mit den klassischen Streichinstrumenten zu beschäftigen. Ein gewagtes Unterfangen, möchte man meinen.

Wie kann es sein, dass man auf einem Instrument, das normalerweise jahrelang mühsam studiert werden muss, innerhalb eines Wochenendes Musik machen kann? Und vor allem: wie kann es sein, dass man gleich zu Beginn gemeinsamen musizieren kann?

Ich glaube, wir machen uns zu sehr die Vorstellung, Musizieren, wäre nur möglich, wenn man sehr viele trockene Übungen hinter sich, und sich somit sein Können „hart erkämpft“ hat. Einerseits sind wir mit diesen Vorstellungen aufgewachsen, andererseits ist der Tatsache auch nicht zu widersprechen, wenn man an die Höchstleistungen denkt, die in unserem heutigen Konzertleben geboten werden. Natürlich sind die Anforderungen an professionelles Instrumentalspiel enorm hoch und für jemanden, der nicht in frühester Jugend mit seinem Instrumentalstudium anfängt, kaum zu stemmen.

In meiner Jungend führte das dazu, dass genau diese Glaubensmuster meine Vorstellung von einem Erlernen des Streichinstrumentes beherrschten. Eine der ersten Aussage, die ich bei meinem frühen Geigenunterricht erfuhr, war: „dass es anstrengend wird, dass man viel und ausdauernd üben muss, dass es eine ganze Weile nicht schön sein wird, dass es kratzen wird“ und so weiter. Für mich waren das schon früh Signale, die die im Grunde von Vornherein das Lernen und die Freude daran nur erschwerten.

Aber erlauben Sie mir die Frage: Ist es wirklich das, was wir wollen? Wollen wir uns in fortgeschrittenem Alter wirklich mit den ganz Großen des Musiklebens messen? Ist das professionelle Niveau für uns auch das Maß aller Dinge? Wollen wir nicht vielmehr selbst erleben, was es bedeutet, zu musizieren? Ist es nicht unser eigentliches Interesse, Musik nicht nur hörend zu genießen, sondern selbst zu erleben, wie es ist, Musik zu machen?

Ich möchte einmal eine kühne Behauptung ins Spiel bringen: „Wenn es möglich ist, dass alte Menschen beginnen, Sport zu machen und beispielsweise zu Läufern werden, wieso sollte es dann nicht möglich sein, als Erwachsener ein Streichinstrument so weit zu lernen, dass man eine Symphonie von Haydn oder Beethoven, oder vergleichbare Kammermusik spielen kann.“ Dies habe ich des Öfteren bei Schülern erlebt, und es war für mich immer ein freudiges Erlebnis, zu sehen, mit welchem inneren Schwung diese Leute an die Sache heran gingen.

Und so war es der Grundgedanke des Workshops: genau dies anzuregen. Lust zu machen auf das Musizieren, die Scheu zu nehmen, und natürlich dem einzelnen Teilnehmer die Gelegenheit zu geben, so ein Instrument einmal auszuprobieren. Und damit gleich von Vornherein das zustande kommt, was man ja eigentlich will, nämlich das gemeinsame Musizieren mit Gleichgesinnten; machten wir es von Anfang an. Dies funktioniert, wenn man sich genau überlegt, welche Stücke man spielen kann. Es gibt bestimmte Aspekte, die man in einem Wochenendworkshop sehr schnell aufnehmen kann. Und wenn man sich mit der Auswahl der Musikstücke auf diese Dinge beschränkt, dann steht einem gemeinsamen Musizieren auch am Anfang nichts im Weg.

Das Wochenende selbst war dann reich an Anregungen und Erfahrungen. Man macht es ja nicht alle Tage, dass man sich in ein vollkommen neues Thema begibt, und das gleich in der Gruppe. Jedenfalls haben 12 Teilnehmer es gewagt und innerhalb eines Wochenendes die ersten Grundlagen auf einem Streichinstrument zu erwerben. Das war natürlich ein absoluter Crashkurs. Zusammengepackt auf ein Wochenende haben wir Dinge angesprochen und angelegt, die sonst durchaus einmal 7-8 Unterrichtswochen im Einzelunterricht benötigen. Dies war körperlich überhaupt nur durch zu halten, weil die Unterrichtseinheiten immer wieder von Pausen durchzogen waren, und weil das Thema auf unterschiedlichste Weise angegangen wurde.

So gab es Phasen, in denen reine Körper- und Balanceübungen ohne Instrument gemacht wurden. An anderer Stelle wurde ein kleiner Lehrgang zum Thema Rhythmusschule durchgemacht. Vornehmlich wurde natürlich mit dem Instrument gearbeitet; zunächst an der Haltung, dann an der Strichtechnik, und schließlich am Greifen der Töne. Das Ganze gipfelte dann im gemeinsamen Spiel, das mit ein paar einfachen aber anregenden Stücken durchwegs gut gelang. Das herausragende Erlebnis ist es dabei immer, wenn zum ersten Mal mehrstimmig gespielt wird, und das gleich nach ein paar Stunden am ersten Wochenende.

Nun geht man nach diesem anregenden Wochenende voller Input und viel neuen Erfahrungen im Kopf nach Hause. Allerdings kann das, was so kurz und bündig angelegt ist, auf Dauer nur dann zu einer Fähigkeit reifen, wenn sie nicht durch kontinuierliche und dauerhafte Übung und etliche Wiederholungen ins Unterbewusstsein sacken kann.

Aus diesem Grund mündete dieser erste Workshop in eine Phase, in der anhand eines Arbeitsheftes zu Hause privat geübt wurde. Unterstützt wurde diese Eigenarbeit von mir durch „Hausaufgabenmails“ die in gewissen Abständen Anregungen und Aufgaben für das eigene Üben brachten. Eine einfache Liste zur Selbstkontrolle ergänzte diese Unterstützung und wurde von denjenigen, die die Arbeit am Instrument weiter treiben wollten gerne angenommen.

Und so kam es dann in gegenseitiger Absprache dazu dass sich die Gruppe insgesamt noch an fünf Tagen wieder traf und immer ein Stück weiteren Stoff, sowie weitere Stücke durchnahm. Als dann Anfang November der erste Workshop ein Jahr zurück lag, war bei den Cellisten immerhin die zweite Lage erreicht, und im Kontrabass war man bereits in die dritte Lage vorgedrungen. Insgesamt waren die Spieler in der Lage, sich Stücke recht ordentlich selbst anzueignen, und der gemeinsame Klang hat sich zu einem sehr ansehnlichen kammermusikalischen Ton gemausert. Insgesamt ein ansehnliches Ergebnis, sollte man meinen. Ich bin ja gespannt wohin unsere gemeinsame Reise noch führt.

Vielen herzliche Dank an Euch Teilnehmer, die Ihr diesen Weg gewählt habt und dieses Wagnis unternommen habt, ein solches Hineinwachsen ins Instrumentalspiel gemeinsam zu unternehmen.

Felix Seiffert

Streichen lernen im Workshop

Geige im Workshop lernen, oder ein anderes Streichinstrument; kann man das? Und warum eigentlich?
Heutzutage trifft man immer wieder Menschen, die sich sagen: „Also Geige oder ein anderes Streichinstrument zu lernen, das hab ich mir ja schon immer gewünscht. Aber ich bin schließlich zu alt, und dieses mühsame Studium alleine…..“ Ja, es geht vielen so. Oft sind wir beruflich so gefordert, dass uns dies, und noch ein paar familiäre und häusliche Dinge nicht leicht machen, einen Freiraum zum Musizieren zu finden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es eine gewisse Weile dauert, und ausdauernden Übens bedarf, bis man schließlich zum ersehnten Resultat kommt, nämlich mit Anderen zusammen zu musizieren. Und schon ist man so weit, dass der heimlich gehegte Wunsch sehr rasch wieder in die Kiste der „in diesem Leben leider nicht erfüllbaren Wünsche“, verstaut wird.

Anfangsunterricht in der Gruppe

Anfangsunterricht in der Gruppe, auf dem Cello …

Nun, diesen Prozess des Lernens und die Mühe, die es macht, ein Instrument zu lernen, kann man zwar nicht außer Kraft setzen, aber man kann zu Formen des Unterrichtens suchen, die es einem Lernenden ermöglichen, dieses gemeinsame Musizieren gleich von Anfang an zu praktizieren. Was spricht dagegen, in einer größeren Gruppe die Grundbegriffe des Streichens erklärt zu bekommen? Immerhin sind bestimmte Grundbegriffe für alle Instrumente die gleichen, und es lernt sich doch in der Regel leichter, wenn man sieht, wie andere um einen herum ebenfalls an der Bewältigung dieser Anfangshürden wachsen. Man hat so nicht nur den Lehrer (der „es schon kann“) um sich, sondern sieht , wie es sich um ganz normale Prozesse handelt, die im Grunde jeder erlernen kann.

Zum Beispiel ist es sehr gut möglich, Grundbewegungen, die zur Tonbildung am Streichinstrument führen, gleichzeitig an allen vier Streichinstrumenten zu erklären. Immerhin haben ja die Instrumente der Geigenfamilie sehr viele Dinge gemeinsam. Sie haben vier Saiten. Die Physik des Anstreichens einer Saite ist im Prinzip bei allen Instrumenten gleich. Ich sage im „Prinzip“ da es aufgrund der verschiedenen Größe der Instrumente schon Differenzen in den Kräfteverhältnissen gibt. Aber die Grundlage des Streichens ist bei allen Streichinstrumenten gleich. Das Prinzip des Abgreifens von Tönen durch das Auflegen von Fingern auf die Saite zieht sich ebenfalls durch die ganze Familie der  Streichinstrumente.

… wie auf dem Kontrabass …

In den letzten Jahren wurde daher eine Fülle an Notenmaterial für den gemeinsamen Unterricht der verschiedenen Streichinstrumente entwickelt. Das Schöne: Gemeinsam lernt sich manches leichter. Und: gemeinsam musiziert kann schon vom ersten Ton an werden.
Immer wieder ist zu beobachten, dass sich Streichbewegungen unter den Spielern fortsetzen. Das heißt, bekommt ein Spieler heraus, wie eine bestimmte Passage geht, verbreitet sich dies unter den anderen Spielern. So wirken gute Streichbewegungen regelrecht „ansteckend“ unter den Teilnehmern eines Workshops. So kommt man schließlich zu dem Eindruck, dass sich das Lernen auf diese Weise leichter vollzieht. Zu sehen wie jemand neben mir als Teilnehmer mit einer Aufgabenstellung fertig wird, ist oft ein regelrechter Startschuss, selbst auch sehr einfach da hin zu kommen, dass es funktioniert. Nehmen wir zum Beispiel einen gut durchgezogenen Bogenstrich. Wie schwer ist das oft, wenn man es sich nicht richtig vorstellen kann. Und dann machen es die Teilnehmer um mich herum, und haben auch grad erst begonnen. So kann es doch gar nicht so schwer sein, und siehe da, es geht auch bei mir. Dieses Szenario lässt sich in der Gruppe des Öfteren beobachten, und macht die Sache so interessant.

… als auch auf Geige und Bratsche

Oft bemerkt man, dass innerhalb eines Workshops daher sehr freimütig gestrichen wird. Das übervorsichtige Streichen das im Einzelunterricht sehr oft beoobachtet wird, bleibt beim Lernenden zumeist aus, was wieder ein Vorteil ist. Das rührt daher, dass man in den gemeinsamen großen Klang eingebunden ist. Man hört mehr den Gesamtklang als sich selbst. Daher ist man zunächst nicht ganz so selbstkritisch und traut sich mehr zu streichen. Natürlich ist das nicht nur ein Vorteil. Es ist natürlich genauso wichtig, dass der einzelne Spieler, wenn er das Instrument  lernt, sehr genau bei sich selbst hin hört und auch in sich selbst hinein spürt. Dies kann ein Workshop nicht ersetzen. Daher ist es für das Lernen unbedingt wichtig, selbst zu üben, und auch individuelle Anleitung zu bekommen, besonders wenn es über das Anfangsstadium hinaus geht.
Zunächst ist allerdings eine Kombination aus Workshops und eigenem Üben durchaus eine gute Möglichkeit, um mit viel Freude gleich von Anfang an ins Volle zu greifen. Ein gelungener Start kann so auf jeden Fall gesetzt werden. Damit, geneigter Leser, sei hiermit eines hervorgehoben. Ein Lernen eines Streichinstruments in einer Gruppe, zumal in einer Großen, kann und will nicht einen individuellen Unterricht auf dem jeweiligen Instrument ersetzen. Bestimmte Dinge lassen sich wirklich wenn nicht sogar ausschließlich so doch besser im Einzelunterricht bewältigen. Aber gerade in der Anfangsphase stellt der Unterricht in Form eines Workshops eine sehr schöne Möglichkeit dar, einen gelungenen Start zu vollziehen.

mit freundlichen Grüßen
Felix Seiffert