Kategorie: Allgemein

Noten lesen lernen – aber leicht! Folge 6 Rhythmus

Nun wissen Sie ja bereits einiges über Tonhöhen, über Vorzeichen, Notenköpfe, Schlüssel und Linien. Dennoch erschließt sich die Darstellung von Musik in Noten aber erst, wenn Sie sich mit den Zusammenhängen des Rhythmus auseinandersetzen.

Musik ist eine Kunst, die in der Zeit abläuft. Ein stehender Klang ist keine Musik. Musik entsteht erst, wenn Töne hintereinander in einer bestimmten Zeitabfolge erklingen.

Und das sollte sich in einer Notenschrift darstellen lassen, dass es für jedermann verständlich ist.

Im unten bereit gestellten Video werden Sie sehen, dass für das zeitliche Geschehen in der Musik drei Dinge wichtig sind:

Der Rhythmus

Der Takt

Das Tempo

Nun, wenn sie den Rhythmus betrachten wollen, dann werden Sie sehen dass die Notenschrift Sie in die elementaren Bereiche des Bruchrechnens zurück führt. Rhythmus lässt sich sehr einfach definieren durch einfache Teilungen (in diesem Video ausschließlich die Zweiteilung)

Wenn Sie den Takt betrachten, wird es darum gehen, wie er in den Noten definiert wird und wie Noten zu ihm im Verhältnis stehen. Eine Definitionsfrage.

Und das Tempo, das geschieht natürlich meist aus dem Bauch heraus, hat auch sehr viel mit dem Geschmack des Musikers zu tun. Aber es gibt in der Notenschrift gewisse Vorgaben, die man durchaus beherzigen sollte. Und man besitzt auch dann, wenn man sich an diese Vorgaben hält, noch einigen Gestaltungsspielraum.

Aber sehen Sie sich die Sache einmal im Video an.

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Dies sind also die Grundzüge der Darstellung von Rhythmus, Takt und Tempo. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten rhythmischer Darstellung in Noten. Es wäre ja auch ein recht dürftiges Musizieren, wenn alle Rhythmen nur durch die Zweiteilung zustande kämen.

Nein, Musik ist viel lebendiger, als Sie denken, es gibt hier noch Vieles, was man rhythmisch tun und auch in Noten darstellen kann.

Aber das müssen wir zunächst einmal vertagen bis zum nächsten blogartikel Noten lesen lernen, aber leicht! Beim nächsten mal wird es um die Verlängerung von Noten gehen und außerdem darum, wie man Noten auch anders als durch Zweiteilung zueinander ins Verhältnis seht.

Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute

F. Seiffert

p.S.: Möchten Sie noch einmal im letzten Blogbeitrag zum Thema noten lesen etwas nachlesen?

Noten lesen lernen – aber leicht! Folge 5 Was bedeutet „Dur“?

Und der nächste Artikel den finden Sie hier (Folge 7)

 

Richtiges Greifen am Cello

Wenn wir uns einmal ansehen wollen, wie eine sinnvolle und gute Haltung der linken Hand am Cello aussieht, dann sollten wir zunächst überlegen, was wir mit der linken Hand eigentlich bezwecken wollen.

„Ist doch eigentlich klar“, werden Sie sagen: „Wir wollen Töne auf der Saite greifen. Wir wollen die Saite auf das Griffbrett drücken und somit die Saite abgreifen, sodass sie in einer anderen Länge und damit auf einem anderen Ton schwingt“.

Wenn Sie das aber zum ersten mal tun, dann werden Sie eventuell entdecken, dass schon diese Aktion mit etwas Kraft verbunden ist. Die Saiten sind nämlich gar nicht so leicht auf das Griffbrett zu bringen, wie beispielsweise bei einer Geige oder Bratsche. Von einer Gitarre wollen wir hier gar nicht reden. Und je nachdem, wie Ihre Hand gebaut ist (Kinder die sehr jung anfangen Cello zu spielen werden Ihnen ein Lied davon singen) kann es auch zunächst recht anstrengend sein, eine gegriffene Saite zum Klingen zu bringen.

Deshalb meine ich, ist es äußerst wichtig, sich gleich zu Beginn eine Haltung der Hand anzugewöhnen, mit der das möglichst leicht geht.

Es kommen noch weitere Forderungen hinzu. Wir wollen:

  • möglichst beweglich schnelle Läufe mit den Fingern spielen können
  • mit der Hand vibrieren können
  • die Stellung der ganzen Hand auf dem Griffbrett möglichst leicht verändern (Lagenwechsel)
  • und schließlich allerlei Verzierungen wie zum Beispiel Triller oder Vorschläge mit Leichtigkeit ausführen.

Und dies alles schaffen wir am leichtesten, wenn wir uns klar machen, dass wir uns mit der Hand auf das Griffbrett aufstützen. Bemerken Sie die Analogie zu den Bogenführungsartikeln in diesem Blog?

Gute Bogenführung durch „Stützen“

Ja, besonders beim Cello ist fast alles mit der Gewichtskraft zu machen, auch das Greifen von Tönen.
Wir stellen uns also mit den Fingern auf das Griffbrett, aber wir hängen uns nicht daran, wie man glauben könnte. (und wie es viele leider am Beginn ihrer Cellokarriere tun)

Sehen Sie sich einmal das unten stehende Video an, es wird Ihnen den Sachverhalt noch besser erläutern können als der reine Text.

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Wenn Sie möchten, dann machen Sie doch einmal die Aufstellübung für die Finger am Tisch. Sie können die Übung gerne mit beiden Händen gleichzeitig machen. Für die rechte Hand ist im Prinzip die gleiche Übung notwendig, um zu einer flexiblen Bogenhaltung zu kommen.

Halten sie den Arm waagrecht über der Tischplatte und lassen Sie Ihre Hand einfach hängen. Nun senken sie den Arm ab, bis die Finger die Tischplatte berühren. Dabei krümmen sich die Finger, und Sie stehen schließlich mit den 4 Fingern auf der Tischplatte.

Wichtig ist es dabei, dass Sie wirklich merken, wie Ihre Finger das Gewicht abfedern. Die Grundregel hierbei: Die Finger stehen auf der Fingerspitze, die vorderen beiden Gelenke sind gekrümmt und dis Grundgelenke der Finger federn das Gewicht des Arms ab. so tragen die Finger die Hand und den ganzen Arm.

Viel Erfolg beim Umsetzen der Übungen (sofern Sie denn zufällig Cello spielen)

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

Vorübungen für einen gelungenen Bogengriff

Wenn wir uns im letzten Newsletter damit beschäftigt haben, was wir mit einem Bogen eigentlich ausrichten wollen, dann soll uns die heutige Ausgabe an Vorübungen heran führen, die Sie mit einem Stift und einem einfachen Holzstab machen können.

Sehen Sie sich im folgenden Video einmal diese Übungen an, und probieren Sie sie einfach aus.

Stifte und Stäbe

Ich verwende gerne Stifte und Stäbe um den Bogengriff grundlegend beizubringen. Einen Stift hat man viel selbstverständlicher in der Hand als zunächst einen Bogen. Vielleicht liegt das daran, dass man diesen empfindlichen Bogen auf keinen Fall auf den Boden fallen lassen will. Und wenn man dann nicht gewohnt ist, mit ihm umzugehen, dann fasst man ihn gerne etwas verkrampft oder einfach zu fest an. Und schon wird die Sache schwierig.

Erinnern Sie sich? Unser Hauptanliegen war es doch, zu einem Bogengriff zu finden,der so flexibel ist, dass wir die Ansprache der Saite unter dem Bogen mit den Fingern, der Hand und dem ganzen Arm spüren können.

Und dies schaffen wir am besten, wenn wir so einen unkomplizierten Gegenstand wie eine Stift oder einen einfachen Holzstab in die Hand nehmen. er kann ruhig einmal hinunter fallen, wenn wir ihn aus Versehen fallen lassen, das macht gar nichts.
Und wir gewöhnen uns an eine gelassene Haltung.

 

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Ich würde mir für diese Übung einen einfachen Holzstab in der Stärke von 10 oder 12 mm zulegen. Sie finden Sie in jedem Baumarkt. Ob der Stab nun eine glatte Oberfläche hat oder geriffelt ist wie ein Holzdübel, tut eigentlich nichts zur Sache.

Sehen Sie sich einmal das Video an und achten Sie genau auf die locker fließende Haltung der Finger. Gut möglich, dass Ihnen das nicht auf Anhieb gelingt. Sehen Sie sich die Sache ruhig mehrfach an.

Stellen Sie sich einmal vor, wie Ihre Finger ganz natürlich hängen, wenn sie den rechten Arm waagrecht vor sich halten und den Handrücken einfach fallen lassen. Das, was Sie dann sehen, ist die beste Bogenhaltung, die Sie haben können. Ihre Greifkraft ist auf ein Minimum reduziert. So können Sie am Besten mit Gefühl streichen.

Aber es wird Sie einige Zeit kosten, bis Sie es so einfach ausführen können. Normalerweise dauert das Monate, bis man wirklich heraus hat, wie leicht man mit einem Bogen umgehen kann. Lassen Sie sich davon bitte nicht beunruhigen. Früher oder später werden Sie immer mehr merken, wie die Leichtigkeit in Ihr Spiel kommt.

Wichtig ist zunächst die Vorstellung, dass es gehen kann, dann findet sich auch der Weg dorthin

So, und nun kann ich Sie nur noch ermuntern: Probieren Sie es aus! Es wird Ihnen gefallen.

Alles Gute bis zur nächsten Woche

Ihr Felix Seiffert

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hin bekommen Folge 3

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Jetzt haben Sie bereits 2 Blogartikel gelesen, in denen es um Vorübungen zum Geigenspiel geht. Kann es denn jetzt nicht langsam einmal losgehen? Mit einer guten Haltung alleine und mit dem Zupfen der Saiten mit dem kleinen Finger ist doch noch keine Musik gemacht. Wir wollen doch Geige spielen lernen, und nicht nur halten.

Jetzt soll es aber richtig los gehen! Wir werden heute die ersten Töne greifen. Zunächst einmal finden wir eine gute Handstellung an der Geige, die uns alles ermöglicht.

Es geht darum, dass Sie auf natürliche Weise und ganz beweglich zu ihrer ersten Handstellung auf der Geige finden. Man nennt diese Stellung die „erste Griffart“ und sie liegt innerhalb der „ersten Lage“.

Sollten Sie bereits im stolzen Besitz einer Geige oder Bratsche sein, dann kennen sie ja vielleicht den Umstand, dass man sich beim Greifen auf dem Instrument irgendwie leicht verkrampft. Ja die ganze Haltung lädt gewissermaßen dazu ein, etwas zu fest zuzupacken, und schon leicht hat man einem Krampf im Arm, oder man fühlt sich sonderbar unbeweglich bei der Sache.
Wenn Sie allerdings Geige lernen möchten, und dabei viel Freude haben wollen, dann sollten sie diesen Grundaspekt möglichst gleich von Anfang an beherzigen, und sich wirklich in die Lage bringen, sich beim Spielen wohl fühlen zu können.

Um dies zu ermöglichen, hat Paul Rolland sinngemäß den Satz geprägt, dass man „immer aus der Bewegung in eine Stellung“ finden soll. Beim Musizieren bleibt der Mensch stets in seiner Beweglichkeit. Alles starre in einer Position Verharren, (um ja nichts verkehrt zu machen) ist der Sache weniger förderlich. Und deshalb reden wir am Anfang gar nicht von einer Haltung oder von einer Stellung des Arms. Nein die Sache findet sich aus der Bewegung heraus.

Aus diesem Grund habe ich Ihnen im unten stehenden Video einmal gezeigt, wie das bei der Geige geht. Muss ich noch erwähnen, dass es im Prinzip bei der Bratsche genauso funktioniert?

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Die Sache beginnt mit eben jener Harfenpizzicato Übung, die Sie schon kennen, allerdings jetzt in Spielhaltung. Sie halten die Geige auf dem Arm, sichern sie mit der rechten Hand und jetzt geht es vor allem darum, dass der Ellbogen unter dem Instrument frei schwingen kann.

Diese Pendelbewegung des Ellbogens ist der Garant, dass Sie später auf den verschiedenen Saiten greifen können, ohne sich im Handgelenk verbiegen zu müssen. Eine sehr sinnvolle Maßnahme ist das. Es entsteht sozusagen ein Pendel, und über dem Griffbrett ein kleines Gegenpendel, das die Finger über die verschiedenen Saiten bringt.

Nun gibt es aber eine weitere wichtige Bewegung, nämlich die des Arms, dem Griffbrett entlang auf- und abwärts. Diese Bewegung ist später nötig, um die Hand in die verschiednen Lagen auf dem Griffbrett zu bringen. Im Kleinen korrigieren Bewegungen in dieser Richtung die Tonhöhe, also die Intonation. Und außerdem ist das Vibrato, auf welche Weise man es am Ende auch immer macht, eine Bewegung in eben dieser Richtung. Zunächst benötigen wir allerdings diese Bewegung, um aus der Bewegung heraus eine gute Handstellung für unseren ersten Griff zu finden.

Gleiten Sie also zunächst mit der linken Hand bei nach oben gestreckten Fingern am Griffbrett entlang.
Als Zweites lassen Sie Ihre Finger leicht auf der Saite hin und her gleiten und halten Sie an, wenn der 3. Finger am 2. Punkt zu liegen gekommen ist. Nun drücken Sie die Saite mit ihren Fingern leicht auf das Griffbrett. Kümmern Sie sich dabei zunächst einmal nicht um die Abstände der Finger. Es geht einfach darum, zu spüren, wie Ihre Finger die Saite auf das Griffbrett bringen. Sie brauchen dabei kaum Kraft. Versuchen Sie es so leicht wie möglich zu machen. In dieser Stellung haben Sie zumindest die Stellung von 2. und 3. Finger gefunden. Wollen Sie die erste Griffart vervollständigen, müssen Sie nur noch den 1. Finger leicht zum ersten Punkt zurück ziehen.

Es mag Ihnen vielleicht etwas absonderlich erscheinen. Aber bei dieser Methode, die Stellung vor allem alleine zu finden, ist es sehr gut, wenn man zunächst mit ein paar geklebten Orientierungspunkten auf dem Griffbrett arbeitet. Auf diese Punkte kann man bald verzichten, aber die erste Orientierung ist wirklich sehr viel leichter zu bewerkstelligen.

möchten Sie noch einmal sehen, wie das geht mit den Klebepunkten?

Markierungen auf dem Griffbrett

Viel Vergnügen mit dem Video. Ich hoffe, es gibt Ihnen genügend Aufschluss darüber, wie Sie sich die Beweglichkeit am Instrument gleich von Anfang an bewahren können.

In diesem Sinne: frohes und bewegliches Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert

Folge 1   Folge 2

BogenBalance 2011 Ein Rückblick auf ein Jahr gemeinsamen Lernens

Geneigter Leser,

Im November 2010 fand der letzte Workshop für Anfänger statt. Ein Wochenende lang kamen die Teilnehmer zusammen, um sich als absolute Neulinge mit dem Umgang mit den klassischen Streichinstrumenten zu beschäftigen. Ein gewagtes Unterfangen, möchte man meinen.

Wie kann es sein, dass man auf einem Instrument, das normalerweise jahrelang mühsam studiert werden muss, innerhalb eines Wochenendes Musik machen kann? Und vor allem: wie kann es sein, dass man gleich zu Beginn gemeinsamen musizieren kann?

Ich glaube, wir machen uns zu sehr die Vorstellung, Musizieren, wäre nur möglich, wenn man sehr viele trockene Übungen hinter sich, und sich somit sein Können „hart erkämpft“ hat. Einerseits sind wir mit diesen Vorstellungen aufgewachsen, andererseits ist der Tatsache auch nicht zu widersprechen, wenn man an die Höchstleistungen denkt, die in unserem heutigen Konzertleben geboten werden. Natürlich sind die Anforderungen an professionelles Instrumentalspiel enorm hoch und für jemanden, der nicht in frühester Jugend mit seinem Instrumentalstudium anfängt, kaum zu stemmen.

In meiner Jungend führte das dazu, dass genau diese Glaubensmuster meine Vorstellung von einem Erlernen des Streichinstrumentes beherrschten. Eine der ersten Aussage, die ich bei meinem frühen Geigenunterricht erfuhr, war: „dass es anstrengend wird, dass man viel und ausdauernd üben muss, dass es eine ganze Weile nicht schön sein wird, dass es kratzen wird“ und so weiter. Für mich waren das schon früh Signale, die die im Grunde von Vornherein das Lernen und die Freude daran nur erschwerten.

Aber erlauben Sie mir die Frage: Ist es wirklich das, was wir wollen? Wollen wir uns in fortgeschrittenem Alter wirklich mit den ganz Großen des Musiklebens messen? Ist das professionelle Niveau für uns auch das Maß aller Dinge? Wollen wir nicht vielmehr selbst erleben, was es bedeutet, zu musizieren? Ist es nicht unser eigentliches Interesse, Musik nicht nur hörend zu genießen, sondern selbst zu erleben, wie es ist, Musik zu machen?

Ich möchte einmal eine kühne Behauptung ins Spiel bringen: „Wenn es möglich ist, dass alte Menschen beginnen, Sport zu machen und beispielsweise zu Läufern werden, wieso sollte es dann nicht möglich sein, als Erwachsener ein Streichinstrument so weit zu lernen, dass man eine Symphonie von Haydn oder Beethoven, oder vergleichbare Kammermusik spielen kann.“ Dies habe ich des Öfteren bei Schülern erlebt, und es war für mich immer ein freudiges Erlebnis, zu sehen, mit welchem inneren Schwung diese Leute an die Sache heran gingen.

Und so war es der Grundgedanke des Workshops: genau dies anzuregen. Lust zu machen auf das Musizieren, die Scheu zu nehmen, und natürlich dem einzelnen Teilnehmer die Gelegenheit zu geben, so ein Instrument einmal auszuprobieren. Und damit gleich von Vornherein das zustande kommt, was man ja eigentlich will, nämlich das gemeinsame Musizieren mit Gleichgesinnten; machten wir es von Anfang an. Dies funktioniert, wenn man sich genau überlegt, welche Stücke man spielen kann. Es gibt bestimmte Aspekte, die man in einem Wochenendworkshop sehr schnell aufnehmen kann. Und wenn man sich mit der Auswahl der Musikstücke auf diese Dinge beschränkt, dann steht einem gemeinsamen Musizieren auch am Anfang nichts im Weg.

Das Wochenende selbst war dann reich an Anregungen und Erfahrungen. Man macht es ja nicht alle Tage, dass man sich in ein vollkommen neues Thema begibt, und das gleich in der Gruppe. Jedenfalls haben 12 Teilnehmer es gewagt und innerhalb eines Wochenendes die ersten Grundlagen auf einem Streichinstrument zu erwerben. Das war natürlich ein absoluter Crashkurs. Zusammengepackt auf ein Wochenende haben wir Dinge angesprochen und angelegt, die sonst durchaus einmal 7-8 Unterrichtswochen im Einzelunterricht benötigen. Dies war körperlich überhaupt nur durch zu halten, weil die Unterrichtseinheiten immer wieder von Pausen durchzogen waren, und weil das Thema auf unterschiedlichste Weise angegangen wurde.

So gab es Phasen, in denen reine Körper- und Balanceübungen ohne Instrument gemacht wurden. An anderer Stelle wurde ein kleiner Lehrgang zum Thema Rhythmusschule durchgemacht. Vornehmlich wurde natürlich mit dem Instrument gearbeitet; zunächst an der Haltung, dann an der Strichtechnik, und schließlich am Greifen der Töne. Das Ganze gipfelte dann im gemeinsamen Spiel, das mit ein paar einfachen aber anregenden Stücken durchwegs gut gelang. Das herausragende Erlebnis ist es dabei immer, wenn zum ersten Mal mehrstimmig gespielt wird, und das gleich nach ein paar Stunden am ersten Wochenende.

Nun geht man nach diesem anregenden Wochenende voller Input und viel neuen Erfahrungen im Kopf nach Hause. Allerdings kann das, was so kurz und bündig angelegt ist, auf Dauer nur dann zu einer Fähigkeit reifen, wenn sie nicht durch kontinuierliche und dauerhafte Übung und etliche Wiederholungen ins Unterbewusstsein sacken kann.

Aus diesem Grund mündete dieser erste Workshop in eine Phase, in der anhand eines Arbeitsheftes zu Hause privat geübt wurde. Unterstützt wurde diese Eigenarbeit von mir durch „Hausaufgabenmails“ die in gewissen Abständen Anregungen und Aufgaben für das eigene Üben brachten. Eine einfache Liste zur Selbstkontrolle ergänzte diese Unterstützung und wurde von denjenigen, die die Arbeit am Instrument weiter treiben wollten gerne angenommen.

Und so kam es dann in gegenseitiger Absprache dazu dass sich die Gruppe insgesamt noch an fünf Tagen wieder traf und immer ein Stück weiteren Stoff, sowie weitere Stücke durchnahm. Als dann Anfang November der erste Workshop ein Jahr zurück lag, war bei den Cellisten immerhin die zweite Lage erreicht, und im Kontrabass war man bereits in die dritte Lage vorgedrungen. Insgesamt waren die Spieler in der Lage, sich Stücke recht ordentlich selbst anzueignen, und der gemeinsame Klang hat sich zu einem sehr ansehnlichen kammermusikalischen Ton gemausert. Insgesamt ein ansehnliches Ergebnis, sollte man meinen. Ich bin ja gespannt wohin unsere gemeinsame Reise noch führt.

Vielen herzliche Dank an Euch Teilnehmer, die Ihr diesen Weg gewählt habt und dieses Wagnis unternommen habt, ein solches Hineinwachsen ins Instrumentalspiel gemeinsam zu unternehmen.

Felix Seiffert

Streichen lernen im Workshop

Geige im Workshop lernen, oder ein anderes Streichinstrument; kann man das? Und warum eigentlich?
Heutzutage trifft man immer wieder Menschen, die sich sagen: „Also Geige oder ein anderes Streichinstrument zu lernen, das hab ich mir ja schon immer gewünscht. Aber ich bin schließlich zu alt, und dieses mühsame Studium alleine…..“ Ja, es geht vielen so. Oft sind wir beruflich so gefordert, dass uns dies, und noch ein paar familiäre und häusliche Dinge nicht leicht machen, einen Freiraum zum Musizieren zu finden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es eine gewisse Weile dauert, und ausdauernden Übens bedarf, bis man schließlich zum ersehnten Resultat kommt, nämlich mit Anderen zusammen zu musizieren. Und schon ist man so weit, dass der heimlich gehegte Wunsch sehr rasch wieder in die Kiste der „in diesem Leben leider nicht erfüllbaren Wünsche“, verstaut wird.

Anfangsunterricht in der Gruppe

Anfangsunterricht in der Gruppe, auf dem Cello …

Nun, diesen Prozess des Lernens und die Mühe, die es macht, ein Instrument zu lernen, kann man zwar nicht außer Kraft setzen, aber man kann zu Formen des Unterrichtens suchen, die es einem Lernenden ermöglichen, dieses gemeinsame Musizieren gleich von Anfang an zu praktizieren. Was spricht dagegen, in einer größeren Gruppe die Grundbegriffe des Streichens erklärt zu bekommen? Immerhin sind bestimmte Grundbegriffe für alle Instrumente die gleichen, und es lernt sich doch in der Regel leichter, wenn man sieht, wie andere um einen herum ebenfalls an der Bewältigung dieser Anfangshürden wachsen. Man hat so nicht nur den Lehrer (der „es schon kann“) um sich, sondern sieht , wie es sich um ganz normale Prozesse handelt, die im Grunde jeder erlernen kann.

Zum Beispiel ist es sehr gut möglich, Grundbewegungen, die zur Tonbildung am Streichinstrument führen, gleichzeitig an allen vier Streichinstrumenten zu erklären. Immerhin haben ja die Instrumente der Geigenfamilie sehr viele Dinge gemeinsam. Sie haben vier Saiten. Die Physik des Anstreichens einer Saite ist im Prinzip bei allen Instrumenten gleich. Ich sage im „Prinzip“ da es aufgrund der verschiedenen Größe der Instrumente schon Differenzen in den Kräfteverhältnissen gibt. Aber die Grundlage des Streichens ist bei allen Streichinstrumenten gleich. Das Prinzip des Abgreifens von Tönen durch das Auflegen von Fingern auf die Saite zieht sich ebenfalls durch die ganze Familie der  Streichinstrumente.

… wie auf dem Kontrabass …

In den letzten Jahren wurde daher eine Fülle an Notenmaterial für den gemeinsamen Unterricht der verschiedenen Streichinstrumente entwickelt. Das Schöne: Gemeinsam lernt sich manches leichter. Und: gemeinsam musiziert kann schon vom ersten Ton an werden.
Immer wieder ist zu beobachten, dass sich Streichbewegungen unter den Spielern fortsetzen. Das heißt, bekommt ein Spieler heraus, wie eine bestimmte Passage geht, verbreitet sich dies unter den anderen Spielern. So wirken gute Streichbewegungen regelrecht „ansteckend“ unter den Teilnehmern eines Workshops. So kommt man schließlich zu dem Eindruck, dass sich das Lernen auf diese Weise leichter vollzieht. Zu sehen wie jemand neben mir als Teilnehmer mit einer Aufgabenstellung fertig wird, ist oft ein regelrechter Startschuss, selbst auch sehr einfach da hin zu kommen, dass es funktioniert. Nehmen wir zum Beispiel einen gut durchgezogenen Bogenstrich. Wie schwer ist das oft, wenn man es sich nicht richtig vorstellen kann. Und dann machen es die Teilnehmer um mich herum, und haben auch grad erst begonnen. So kann es doch gar nicht so schwer sein, und siehe da, es geht auch bei mir. Dieses Szenario lässt sich in der Gruppe des Öfteren beobachten, und macht die Sache so interessant.

… als auch auf Geige und Bratsche

Oft bemerkt man, dass innerhalb eines Workshops daher sehr freimütig gestrichen wird. Das übervorsichtige Streichen das im Einzelunterricht sehr oft beoobachtet wird, bleibt beim Lernenden zumeist aus, was wieder ein Vorteil ist. Das rührt daher, dass man in den gemeinsamen großen Klang eingebunden ist. Man hört mehr den Gesamtklang als sich selbst. Daher ist man zunächst nicht ganz so selbstkritisch und traut sich mehr zu streichen. Natürlich ist das nicht nur ein Vorteil. Es ist natürlich genauso wichtig, dass der einzelne Spieler, wenn er das Instrument  lernt, sehr genau bei sich selbst hin hört und auch in sich selbst hinein spürt. Dies kann ein Workshop nicht ersetzen. Daher ist es für das Lernen unbedingt wichtig, selbst zu üben, und auch individuelle Anleitung zu bekommen, besonders wenn es über das Anfangsstadium hinaus geht.
Zunächst ist allerdings eine Kombination aus Workshops und eigenem Üben durchaus eine gute Möglichkeit, um mit viel Freude gleich von Anfang an ins Volle zu greifen. Ein gelungener Start kann so auf jeden Fall gesetzt werden. Damit, geneigter Leser, sei hiermit eines hervorgehoben. Ein Lernen eines Streichinstruments in einer Gruppe, zumal in einer Großen, kann und will nicht einen individuellen Unterricht auf dem jeweiligen Instrument ersetzen. Bestimmte Dinge lassen sich wirklich wenn nicht sogar ausschließlich so doch besser im Einzelunterricht bewältigen. Aber gerade in der Anfangsphase stellt der Unterricht in Form eines Workshops eine sehr schöne Möglichkeit dar, einen gelungenen Start zu vollziehen.

mit freundlichen Grüßen
Felix Seiffert