Kategorie: Töne greifen

Wie wird das Spiel endlich sauber? Der unabhängige 2. Finger

Sicherlich sind Sie beim Spiel auf der Geige oder der Bratsche schon darauf gestoßen, dass Sie gemerkt haben, wie schwierig es doch ist, einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger zu spielen.

Sie kennen das bestimmt! Sie spielen ein Stück, beispielsweite in G-Dur. Jetzt sollen Sie auf der D-Saite ein fis’ greifen. Das fällt Ihnen überhaupt nicht schwer, denn schließlich greifen Sie hier mit dem hohen zweiten Finger in der ersten Griffart, einer Greifweise, mit der Sie vermutlich mit dem Geigenspiel begonnen haben.

Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Melodie auf der A-Saite weiter geht, und Sie dort die Töne h’, c’’ und d’’ spielen müssen. Auf einmal brauchen Sie den tiefen zweiten Finger; Sie haben einen Halbtonschritt zwischen dem h’ und dem c’’ also zwischen dem 1. und 2. Finger. Man nennt diese Greifweise die „zweite Griffart“.

Oft höre ich bei Schülern, dass diese Unterscheidung zwischen den Griffarten nicht wirklich hörbar getroffen wird. Man hört oft Zwischen Töne, die zwischen f’ und fis’ liegen oder zwischen c’’ und cis’’.

Dies sollte Grund genug sein, dass wir uns einmal eingehend mit der selbstständigen Beweglichkeit dieses 2. Fingers beschäftigen.

Wenn wir mit unserer Hand einen Gegenstand greifen, ist es eher ihre normale Funktion, mit allen Fingern gleichzeitig zuzugreifen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie nehmen einen Apfel in die Hand. Dann haben Sie genau diese Funktion der Hand vor Augen.

Das Greifen auf einem Griffbrett eines Saiteninstrumentes hingegen fordert einen wesentlich differenzierteren Gebrauch der einzelnen Finger, wie man sich denken kann. Einzelne Finger millimetergenau auf eine Saite zu setzen, erfordert daher wirkliches Training.

Dieses Training zielt zum Einen auf die Kraft und die Dehnbarkeit der Finger ab. Ja man darf sich wirklich vorstellen, dass man auf den verschiedenen Instrumenten teilweise richtig Kraftarbeit zu leisten hat. Und zwar kann man ganz pauschal sagen, dass man in den Fingern umso mehr Kraft braucht, je größer das Instrument ist, das man gerade spielt. Wer einmal das Glück gehabt hat, alle vier Streichinstrumente vor sich zu haben und darauf etwas herum zu probieren kann das bestätigen. Auf einem Kontrabass die Saiten auf das Griffbrett nieder zu drücken ist eine ganz andere Sache als auf der Geige.

Gleichzeitig, ist es aber zweck der Übung, beim Greifen geschmeidige Finger zu behalten, die sich fein in ihrer Stellung korrigieren lassen und am Ende sogar vibrieren, trillern und leichtgängige Lagenwechsel fabrizieren. All dies schafft ein kräftiger Finger leichter, als ein Schwacher.

Ein Weiteres ist die Dehnbarkeit der Finger. Wir müssen bestimmte Tonabstände zwischen den Fingern bewerkstelligen. Besonders auf Geige und Bratsche ist es nötig, zwischen den Fingern verschiedene Abstände zu erreichen. in der Regel sind das Ganz- und Halbtonabstände die auf diesem Instrumenten zwischen den Fingern liegen.

Unser Training sollte daher auf beides abzielen: Beweglichkeit der Finger allgemein und Unabhängigkeit im Aufstellen der Finger auf verschiedenen Positionen.

Sehen Sie sich einmal im Video an, wie man das macht.

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Und so funktioniert die Übung im Einzelnen:

Trainieren Sie zuerst nur den 1. und 2. Finger. Richten Sie dafür zuerst den 1. Finger auf seinem Platz (D-Saite, Ton e’) ein und verschaffen Sie ihm einen guten Stand. Jetzt wird dieser Ton zuerst mit dem hohen 2. Finger abgewechselt und danach mit dem Tiefen. (unten finden sie ein kleines PDF Blatt mit den entsprechenden Noten für Geige und Bratsche) Heben Sie dabei den 2. Finger möglichst hoch über das Griffbrett und lassen Sie ihn von dort oben auf die Saite fallen. Das Heben des Fingers macht das Treffen der Töne zunächst schwerer, verbessert dadurch aber enorm die Treffsicherheit. Außerdem wird durch das Heben der Finger die Beweglichkeit sowie die Spreizfähigkeit gestärkt.

In einem zweiten Schritt stellen Sie nun den korrekten Abstand zum 3. Finger her. Sie spielen dazu eine kleine Tonleiterübung, die ausgehend von der leeren Saite die Finger 1, 2 und 3 nacheinander aufstellt. Vervollständigt wir diese Übung durch das Abwechseln von 2. und 3. Finger. Dabei spielen Sie zunächst auch wieder mit dem hohen 2. Finger. Als Tonabstände zwischen den einzelnen Fingern haben Sie daher einen Ganztonschritt zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger. Der 2. Finger steht zum 1. ebenfalls im Ganztonabstand. Und schließlich steht der 3. Finger zum 2. im Halbtonabstand. Diese Greifweise dürfte Ihrer Hand recht entgegen kommen.

Weniger angenehm ist die zweite Fingerfolge, die nun an die letzte Übung anschließt. Spielen Sie die gleiche Fingerfolge, aber diesmal mit dem tiefen 2. Finger. Es entsteht so ein Halbtonabstand  zwischen 1. und 2. Finger. Zwischen dem 2. und dem 3. Finger haben Sie nun einen Ganztonabstand. Spüren Sie die Spannung zwischen diesen beiden Fingern? An diese Spannung müssen Sie sich gewöhnen. Versuchen Sie Ihre Hand und Ihren Arm so zu stellen, dass das ohne große Mühen gelingt. Achten Sei im Besonderen darauf, dass Ihr Handrücken mit dem Unterarm eine Linie bildet. Jeglicher Knick im Handgelenk, macht die Sache nur schwieriger.

Und die Quintessenz dieser Übung ist die Kontrollübung, bei der versucht wird, den 2. und den 3. Finger gleichzeitig aufzusetzen, jeden auf seinem Platz. Die Fingerfolge ist 1-3-2-3. Setzen Sie den zweiten Finger unbedingt zusammen mit dem Dritten auf. sie spüren das gemeinsame Aufklopfen der beiden Finger. Und wenn nach dem dritten der zweite Finger gespielt wird soll er auf seinem Platz stehen. Und auch diese Übung wird einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger gespielt.

Und hier finden Sie das Übungsblatt jeweils für die:

Geige

Bratsche

Diese Übungen bringen Ihnen die Grundbeweglichkeit und die Unabhängigkeit des zweiten Fingers bei. machen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten, und wenn sie bereits Lagen spielen, dann wandeln Sie die Übung doch auch so ab, dass sie im Prinzip in jeder Lage gespielt werden kann. sie werden merken, dass Sie auf diese Weise einen deutlichen Fortschritt in Ihrem Spielen machen werden.

Alles Gute bei Ihren Übungen

Felix Seiffert

Sauber Greifen auf verschiedenen Saiten – wie geht das?

Sicherlich haben Sie schon einmal beim Spielen auf Ihrem Instrument die Erfahrung gemacht, dass Sie eine Passage oder ein Stück in der ersten Lage gespielt haben, und sich am Ende gewundert haben, dass Sie ab einem bestimmten Punkt nicht mehr sauber gegriffen haben.

Kennen Sie die Situation?

Sie wollen ein Stück spielen. Dafür stellen Sie zunächst Ihre Finger auf dem Griffbrett ein. Sie greifen beispielsweise einen Tetrachord, also die Griffkombination 0 – 1 – 2 – 3  auf den hohen Streichinstrumenten. Und je nachdem, wie die Halbtöne in dieser Griffkombination liegen, greifen Sie auf den tiefen Streichinstrumenten eine dem entsprechende Fingerfolge auf dem Cello wäre das beispielsweise 0 – 1 – 3 – 4 oder 0 – 1 – 2 – 4; am Kontrabass 0 – 1 – 4  oder 0 – 1  2.
Auf jeden Fall haben Sie nun auf einer Saite die Finger genau auf das Griffbrett gestellt und können sich nun darauf verlassen, dass Sie die entsprechenden Töne schon treffen, wenn Sie die Finger abheben oder auf das Griffbrett fallen lassen.

Aber wenn Sie das Stück, das Sie sich vorgenommen haben, anfangen zu spielen, werden Sie merken, dass es in dem Moment mit den sauberen Tönen schwierig wird, in dem Sie auf einer anderen Saite als der Ursprünglichen spielen wollen.

Das Thema, um das es heute gehen soll, ist die daher die Problematik des Greifens auf verschiedenen Saiten.

Sie können es sich, sofern Sie mit dem Spielen auf Ihrem Instrument bereits begonnen haben, bestimmt vorstellen, was es für ein Gefühl ist, Ihre vier Finger auf der D-Saite in der ersten Lage aufzustellen. Bei Geigen und Bratschen muss man vielleicht etwas Differenzieren und sagen: Sie stellen sich das Gefühl in der Hand in der ersten Griffart auf der D-Saite vor.
Wenn Sie nun einige Male die Tonfolge D – E – Fis – G auf Ihrem Instrument gespielt haben (am Kontrabass ist es nur die Folge D – E – Fis), werden sich Ihre Finger bestenfalls selbst auf die richtige Intonation (Tonhöhe) der Töne eingestellt haben. Falls dies noch nicht so sicher von alleine ging, hilft die Vorstellung, dass es klingen soll wie der Anfang von „Alle meine Entchen“. Aber am Ende haben Sie es geschafft: Ihre Finger stehen nun auf den richtigen Plätzen. Bei Cellisten nennt man das die erste Lage in der engen Griffart, beim Kontrabass die erste Lage und auf Geige und Bratsche geht es hier um besagte erste Lage in der ersten Griffart.

Bei diesem genauen Einstellen der Hand auf die erste Lage haben Sie verschiedene Dinge gleichzeitig getan. Sie haben sich intellektuell damit auseinander gesetzt, was für Noten Sie gerade spielen. Eventuell haben Sie nebenbei die Noten auch gelesen und sich somit das Notenbild eingeprägt. Sie haben sich ferner eine Vorstellung geschaffen davon, wie die Sache klingt. Sie haben ein Gefühl dafür erworben, wie Ganz- und Halbtöne nebeneinander klingen. Und Sie haben sich ein Gefühl erworben, wie sich die Sache in der Hand anfühlt. Sie haben ein Gefühl für die Abstände der Finger untereinander erworben.

Wenn Sie nun im nächsten Schritt das Gleiche auf einer anderen Satie tun wollen, wird es sinnvoll sein, wenn das Aufsetzen der Finger mit dem gleichen Spielgefühl in der Hand, mit dem gleichen Gefühl der Abstände der Finger untereinander geschehen kann.
Dies ist dann möglich wenn Sie es schaffen, die Hand als Ganzes so zu bewegen, dass die Fingerkuppen in der gleichen Fingerstellung über einer anderen Saite schweben können.
Lassen Sie also die Fingerstellung so wie sie ist und bewegen Sie mit der ganzen Hand, bzw dem ganzen Arm über eine andere Saite.

Und wie das genau funktioniert, zeigt das Video, dass Sie unten ansehen können.

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Fassen wir noch einmal zusammen:

Wieder einmal ist die Bewegung der linken Hand für die Saitenwechselbewegung von dem Grundsatz geprägt, dass die „grobe“ Bewegung der inneren Gliedmaßen (Oberarm) am ehesten geeignet ist, eine genaue aber feine Bewegung für den Saitenwechsel sinnvoll auszuführen.

Auf der Geige und der Bratsche führt der Arm dazu eine Pendelbewegung unter dem Hals des Instrumentes aus. Stellen Sei sich vor, dass der Daumen, auf dem der Hals des Instrumentes liegt, der Drehpunkt der ganze Einheit aus Arm, Hand und Fingern ist. Möchte man nun die Finger auf eine tiefe Saite stellen, hebt man die Finger etwas an und  bewegt den Ellbogen weiter unter dem Instrument durch, sodass die Finger über dieser tieferen Saite schweben. Lässt man sie nun wie gewohnt fallen, treffen sie in der Regel die Töne genau. Die Hand und die Finger mussten sich nicht verformen um auf der tieferen Saite zu spielen.

Am Cello geht es im Prinzip um die gleiche Bewegung wobei die Bewegungsrichtung eine andere ist. Das Instrument wird ja grundlegend anders gehalten und der Hals des Instrumentes steht sozusagen schräg im Raum. Will man dieser Ausrichtung des Halses und der Saiten Rechnung tragen, muss man sich die Bewegung des Ellbogens als eine Bewegung nach „Schräg vorne“ vorstellen. Wieder ist der Daumen unten am Hals der Drehpunkt der Bewegung. Wenn nun der Ellbogen nach schräg vorne wandert, bewegen sich die Finger automatisch auf die tiefere Saite hin. So ist es auch hier zu schaffen, dass die Finger auf einer anderen Saite die Töne wirklich sauber treffen. Die Bewegung der Hand verläuft genau quer zu den Saiten.

Und da der Kontrabass nahezu senkrecht im Raum steht, ist die Saitenwechselbewegung des linken Arms hier vor allem eine Bewegung nach vorne. Der ganze Arm dreht sich gewissermaßen um den Hals des Instrumentes herum. Die Finger kommen auf einer tieferen Saite zum Greifen, ohne ihre Krümmung oder ihre Abstände groß ändern zu müssen, wenn so der Arm die ganze Hand in die andere Position bringt.

Und nun wünsche ich Ihnen gute Experimente. Probieren Sie die Übung anhand eines Stückes oder einer Etüde einmal aus. Versuchen Sie die Armbewegung nicht übertrieben zu machen aber eben doch mit dem ganzen Arm. Wieder einmal zeigt es sich, dass hier die einfachste Bewegung, die mit dem innersten Teil der Extremität (also dem Oberarm) gemacht wird, diejenige ist, die uns am ehesten zum Ziel führt.

Felix Seiffert

 

Die Grundbewegung bei Lagenwechseln – oder: Wie trifft man Töne?

In diesem Beitrag möchte ich ihnen einmal ein sehr wichtiges Prinzip erklären, das Sie an verschiedenen Aspekten des Instrumentalspiels immer wieder entdecken können.

Es geht um die Tatsache, dass eine einfache, eher grobmotorische Bewegung oft zu genaueren Ergebnissen führt, als eine Ausführung der gleichen Bewegung mit vielen einzelnen feinmotorischen Aktionen.

Nehmen wir einmal an, Sie haben sich eine Weile mit Griffarten innerhalb der ersten Lage auf Ihrem Instrument befasst. Sie haben sich Ihre Hand eingerichtet. Sie haben die Handstellung gefunden, die Ihnen ein Greifen all der vorgegebenen Töne innerhalb dieser Lage ermöglicht. Das ging einher mit einer ganz bestimmten Haltung des Unterarms und der ganzen Hand. Sie haben herausgefunden, was für diese Stellung die optimale Daumenstellung ist.

Und Sie haben sich daran gewöhnt, welche Noten Sie mit welchen Fingern spielen. Auch dieses will zunächst erlernt sein. Nicht nur, dass man beim Abspielen von Noten schnell den richtigen Finger parat haben muss; man sollte auch die Töne, die unter den Fingern auf dem Griffbrett liegen, so weit kennen, dass man sich genau erinnern kann, wie sie sich anhören.

Was bei Ihnen nun nach dem Einüben der ersten Lage eingetreten ist, ist Folgendes. Dadurch, dass Sie sich eine bestimmte Handstellung und bestimmte Stellungen Ihrer Finger eingeübt haben, entstand in Ihnen ein ganz bestimmtes Gefühl für diese Zusammenhänge. Sie haben ganz bestimmt gemerkt, wie es für Sie von mal zu mal selbstverständlicher wurde, das Instrument zu nehmen und die Hand in genau diese Stellung zu bringen. Auf dieses Spielgefühl können Sie sich mehr und mehr verlassen. Es entsteht mit Hilfe Ihres Tast- und Ihres kinästhetischen Sinns. Sie ertasten die richtigen Töne nicht nur; Sie haben auch ein Gefühl dafür, welche Stellung Ihre Hand und Ihr Arm in Bezug auf Ihre gesamte Körperhaltung einnimmt.

Gleichzeitig verknüpft Ihr Gehirn diese Informationen mit den ganzen anderen wahrgenommenen Gegebenheiten, wie dem Notenbild der Töne oder dem, was am Ende das Instrument hörbar von sich gibt.

Dies alles zusammen gibt Ihnen nun die Möglichkeit, dass Sie sich, bevor Sie in Aktion treten, eine genaue Vorstellung Ihres Einsatzes machen können. Und mit Hilfe dieser genauen Vorstellung, gelingt Ihnen das genaue Treffen der von Ihnen eingeübten Passage auch von Mal zu Mal besser.

Ihre Gliedmaßen werden Ihnen umso besser folgen, je genauer Ihre Vorstellung von dem ist, was Sie tun werden.

Aber kommen wir zurück zu den Lagenwechseln.

Wenn man also in einer Handstellung genau die Zuordnung der einzelnen Finger eingeübt hat, macht es dann nicht Sinn, diese Stellung in anderen Lagen genauso weiter zu verwenden? Es macht Sinn!

Sehen Sie sich einmal im Video an, was die direkte Konsequenz dieser Regel ist. Sehen Sie, dass die Lagenwechsel in den unteren Halslagen auf allen vier Streichinstrumenten im Grunde gleich funktionieren.

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Fassen wir also noch einmal zusammen:

  • Die einfachste Möglichkeit, in verschiedenen Lagen Töne genau zu treffen besteht darin, dass man die Handstellung zum Hals und Griffbrett des Instrumentes beibehält.
  • Durch das Verschieben der ganzen Hand einschließlich der Stellung des Armes und der Stellung des Daumens gegenüber dem Finger bleibt die Hand in ihrer Form. Sie können sich also weiterhin auf das Gefühl der Abstände Ihrer Finger verlassen!
  • Das Verschieben der Hand ohne die Stellung des Daumens zu den Fingern zu verändern ist in den unteren Halslagen der Instrumente möglich. Bei allen Instrumenten sind das die Lagen 1 bis 3.
  • Die scheinbar grobe Bewegung des ganzen Arms von einer Lage zur Anderen hat eines solche Ruhe in sich, dass letztlich das Treffen der Töne nur mit dieser Bewegung am leichtesten gelingt.
  • Üben Sie die Stellung der verschiedenen Lagen bei sich dadurch ein, dass Sie Töne, die in verschiedenen Lagen mit verschiedenen Fingern vorkommen abwechselnd in diesen Lagen spielen und genau darauf achten, wie Ihre Hand sich als Ganzes von der einen zur anderen Lage bewegt.

Wenn Sie diese Grundlage bei Ihrem Spiel beherzigen, werden Sie sehr bald sehen, wie sich die Treffsicherheit in Ihrem Lagenspiel einstellt. Man kann also durchaus sagen dass hier in der „Ruhe die Kraft“ liegt.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder einmal gutes Gelingen an Ihrem Instrument. Machen Sie es gut bis zum nächsten Mal.

Felix Seiffert

Flageolett auf Streichinstrumenten – wie funktioniert das?

Flageolett? Haben Sie schon einmal davon gehört? Bestimmt, oder? Wer sich mit Streichinstrumenten auseinandersetzt kommt zwangsläufig irgendwann damit in Berührung. Aber was ist ein Flageolett? Wie kommen diese Töne zustande? Warum tippt man dabei nur eine Saite leicht an und es klingt so fein und „flötenartig“?

Erster Ansatz: Beginnen wir einmal mit der Herkunft des Namens. „Flageolett“ wurde eine frühe, in Frankreich gebaute, Form der Blockflöte genannt. Sie hatte vier Grifflöcher vorne und zwei hinten für die Daumen. In der Barockmusik fand dieses Instrument einigen Gebrauch, setzte sich aber nicht dauerhaft gegen die heute immer noch gebräuchliche Form der barocken Blockflöte durch.

Wenn man eine besondere Spielweise auf einem Streichinstrument als „Flageolett“ bezeichnet, kann es sich dabei wohl nur darum handeln, einen Klang zu produzieren, der irgendwie „flötenartig“ daher kommt. Aber was ist „flötenartig“?

Es wird sich um einen feinen vielleicht auch etwas dünnen Klang handeln. Er wird recht konstant klingen und er wird wohl auch nicht vibriert werden, so wie das ja bei Blockflöten auch nicht üblich ist.

Zweiter Ansatz: Kommen wir zu dem Vater vieler mathematischen Grundlagen, die im Altertum herausgefunden und formuliert wurden – Pythagoras.

Dieser Herr fand mit Hilfe eines Monochordes (eines Klangkastens, auf dem eine Saite gespannt war, bereit damit die verschiedensten Experimente anzustellen) heraus, dass eine Saite in ihrer doppelten Schwingungszahl schwingt, sobald man sich in ihrer Mitte am Schwingen hindert.

Noch einmal genau: Stellen Sie sich vor, dass eine Saite einen Schwingungsbauch hat wenn man sie anstreicht oder -zupft. Halten Sie nun genau in der Mitte dieses Schwingungsbauches, also genau auf halber Strecke zwischen den Enden der Saite, einen Finger auf die Saite und hindern Sie sie demnach genau an dieser Stelle am Schwingen, wird sich der Schwingungsbauch in zwei Teilschwingungen aufteilen. In diesen Teilschwingungen schwingt die Saite nun in ihrer halben Saitenlänge. Und Pythagoras fand heraus, dass die Schwingungszahl einer Saite ich dann verdoppelt, wenn sich die Saitenlänge bei gleichbleibender Spannung der Saite halbiert. Und mit diesr Verdoppelung der Schwingungszahl erklingt die Oktave des vorherigen Tons.

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Dritter Ansatz: kommen wir zum Praktischen.

Messen Sie einmal die Länge Ihrer Saiten vom Sattel bis zum Steg. Dies ist die „schwingende Saitenlänge“. Und nun legen Sie genau den Punkt fest, an dem die Saite halbiert ist. Vielleicht machen Sie sich mit einem weichen Bleistift an dieser Stelle eine kleine Markierung auf das Griffbrett. Keine Sorge, der lässt sich leicht wieder weg radieren.

Streichen Sie nun abwechselnd die leere Saite und ihren Flageoletton, den Sie dadurch erzeugen, dass Sie mit dem Finger leicht auf die markierte Stelle der Saite tippen. Sie werden merken, dass die Saite nun vor und hinter dem Finger zu schwingen anfängt. Sie kennen es ja: wenn Sie eine Saite normal abgreifen, dann schwingt immer nur der Teil der Saite, der zwischen dem Finger und dem Steg liegt. Nur dieser Teil wird durch das Anstreichen angeregt.
Streichen Sie hingegen ein Flageolett an, schwingt immer die ganze Saite, und damit eben auch der Teil der Saite, der hinter dem Spielfinger liegt.

Und damit kommen wir auch zu der grundsätzlichen Forderung für das Ausführen von Flageolettönen: die alte Regel, dass die Finger unterhalb eines Spielfingers auf dem Griffbrett liegen bleiben und sozusagen den Spielfinger beim Niederhalten der Saite unterstützen, entfällt!

Tippen Sie bitte nur mit dem Spielfinger auf genau dies Stelle an der sich die Saite halbiert. Nur so kann die ganze Saite schwingen. Übrigens spielt man auf der Geige und der Bratsche das Flageolett gerne mit dem 4. und auf Cello und Kontrabass gerne mit dem 3. Finger. Gewöhnen Sie sich das am besten gleich an.

Noch etwas: Wenn eine Saite in ihrer Teilschwingung erklingt, ist sie um einiges auf Bogendruck empfindlicher als sonst. Streichen Sie also eine Saite im Flageolett an, achten Sie bitte auf einen sehr schnell gestrichenen Bogen, der gleichzeitig sehr leicht über die Saiten streicht. Gewöhnen Sie sich daran dass die Saite wirklich komplett anders unter dem Bogen reagiert als sonst. Sie können auch einmal versuchen die Saite so nah am Steg anzustreichen, wie Sie es sonst nie wagen würden. Sie werden merken, dass nun die Saite sehr schön klar und deutlich klingt.

Probieren Sie es aus!

Und damit wünsche ich ihnen wieder gute Experimente auf Ihrem Instrument.

Felix Seiffert

Die Bratsche, wie orientiert man sich hier auf dem Griffbrett? Folge 1 erste und zweite Griffart

Im Grunde haben Sie es schon begriffen, wie das Greifen auf der Bratsche funktioniert, wenn Sie sich einmal mit der Geige auseinander gesetzt haben.

Es gibt eine ganze Menge an Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Instrumenten. Sie werden beide in der gleichen Haltung auf der Schulter gespielt, sie sehen sehr ähnlich aus, und sie werden auf die gleiche Weise gegriffen.

Der Unterschied? Die Bratsche ist größer, dadurch vielleicht ein wenig unhandlicher und sie hat andere Saiten.

Geigen und Bratschen sind in Quinten gestimmt. Sie haben die Geige in der Stimmung (von unten nach oben) g d‘ a‘ e“. Jetzt nehmen Sie der Geige ihre oberste Saite weg und setzten ihr dafür unter der tiefsten Saite eine Weitere hinzu.
So hat dann die Bratsche die Stimmung c g d‘ a‘.

Und in dieser insgesamt tieferen Stimmung muss die Bratsche einfach größer gebaut sein. Die tiefste Saite wird sonst niemals richtig klingen.

Aber kommt Ihnen diese Stimmung irgendwie bekannt vor?

Exakt die gleiche Stimmung, nur eine Oktave tiefer hat nämlich das Violoncello. Dies ist auch der Grund, warum Bratschisten recht gerne Bearbeitungen von Cellostücken spielen. Sie liegen sozusagen dem Bratschisten ebenso gut in der Hand wie dem Cellisten. Beispielsweise werden die Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach sehr gerne auf der Bratsche gespielt.

Aber kommen wir zurück zur Greifweise.

Im Grunde genommen brauchen Sie auf der Bratsche nicht anders zu greifen als auf der Geige. Das Video zeigt daher auch wieder, genau wie bei der Geige, die erste und zweite Griffart. Sie müssen sich nur die Töne neu einprägen, die Sie auf der C-Saite spielen.

Und, was ebenfalls neu ist: Sie haben es mit dem Alt- oder Bratschenschlüssel zu tun.
Wie der genau funktioniert können Sie gerne einmal in dem betreffenden Blogartikel über die Noten und ihre Schlüssel nachlesen.

Gehen wir jetzt einfach einmal davon aus, dass Sie verstanden haben, warum auf der dritten Linie das c‘ liegt, dann sind Sie bestens gerüstet, sich im Video einmal anzusehen, wie nun in den Noten und gekoppelt dazu auf dem Griffbrett die verschiedenen Töne liegen.

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Fassen wir noch einmal kurz zusammen:

Da die Griffarten auf der Bratsche genau gleich wie auf der Geige laufen, beschränken wir uns in der Zusammenfassung einmal auf die C-Saite, die wirklich neu ist.

In der ersten Griffart stehen der 2. Und der 3. Finger im Halbtonabstand nah beieinander. Der erste Finger steht im Ganztonabstand zur leeren Saite, dann folgt wieder ein Ganztonschritt zum 2. Finger. Danach kommt der besagte Halbtonschritt und am Schluss wieder der Ganztonschritt zum 4. Finger, der dann exakt den Ton greift, den Sie auch mit der nächsthöheren leeren Saite spielen können. In Tönen ausgedrückt wäre das die Folge c – d – e – f – g.

In der zweiten Griffart ändert sich nur die Stellung des zweiten Fingers, der nun einen halben Ton tiefer und damit im Halbtonabstand zum 1. Finger steht. Alle anderen Finger stehen exakt auf dem gleichen Platz. So ergibt sich die Tonfolge c – d – es – f – g.

Ich würde Ihnen auch hier wieder den Vorschlag machen, sich die ganzen Töne in eine Grifftabelle einzutragen. Hier steht sie für Sie zum Download bereit:

Grifftabelle Bratsche erste Lage – Partitur

Ich würde Ihnen dabei raten, die einzelnen Töne in die entsprechenden Positionen ein zu tragen, und unbedingt den exakten Namen des Tons darunter zu schreiben. So machen Sie sich am besten mit den Dingen vertraut. Über die Noten würde ich die Fingerangaben schreiben, also 1. Oder 2. Finger tief, oder wie es Ihnen eben am liebsten ist. Wenn Sie nun die Liste beim Einstudieren eines Stückes oder einer Übung griffbereit haben, dann wird sie Ihnen wertvolle Dienste leisten können.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder eine gute Zeit bis zum nächsten Mal, und viel Freude beim Musizieren.

Felix Seiffert

 

Die Bratsche – was weiß ich über die Bratsche?

Als ich die Artikel dieses Blogs neulich einmal durchsah, entdeckte ich mit Schrecken, dass hier noch fast überhaupt nichts über die Bratsche geschrieben steht.

Warum führt dieses Instrument sogar hier, wo es doch ausdrücklich um alles vier Streichinstrumente geht, so ein verstecktes Dasein? Warum tritt sie so wenig in Erscheinung?

Das scheint mal wieder typisch zu sein für dieses Instrument, das ja sowieso das Image des eher belächelten Instrumentes für unterbemittelte Musiker trägt. Über kaum ein Instrument und deren Spieler werden im Orchester so viele Witze gerissen, wie über die Bratsche.

Wie kommt das eigentlich?

Was hat es mit diesem Instrument auf sich?

Wenn wir den Namen des Instrumentes betrachten, kommen wir schon darauf. „Viola da Braccio“ heißt das Instrument in Italien. Ihre kleinere Schwester heißt „Violino da Braccio“ „Viola“, scheint mir dabei wohl das Ursprungswort des Instrumentes zu sein und  „Violino“ die Verkleinerungsform. Aha, ist die Viola wohl das ursprüngliche Instrument?

Wahrscheinlich eher nicht, denn erwähnt werden beide Instrumente in der alten Literatur zusammen. Wichtig ist aber der Zusatz „da Braccio“. Braccio ist das Italienische Wort für „Arm“. Das Instrument wird auf dem Arm getragen.

Daher stammt wohl der Name “Bratsche“. In meiner Wahlheimat Bayern, gibt es das umgangssprachliche Wort für die Hände, die „Bratzen“. Woher diese Bezeichnung wohl kommt?

Halten wir also einmal fest: es handelt sich um das größere der beiden auf dem Arm gepielten Instrumente.

Wenn wir uns das Instrument betrachten, fällt abgesehen von seiner Größe als erstes auf, dass es wesentlich tiefer klingt. Die Stimmung der Saiten lautet c, g, d‘ und a‘. Vergleicht man das mit der Stimmung der Geige (g, d‘, a‘ und e“), dann sieht man, dass ihre unteren drei Saiten mit den höchsten drei Seiten der Bratsche übereinstimmen.

Man hat also der Geige eine tiefere Saite hinzugefügt und die Oberste weg gelassen. Damit das Instrument mit diesen tiefen Saiten klingen kann, muss es größer sein, als die Geige. Und jetzt passiert etwas merkwürdiges: Im Grunde müsste dieses Instrument aufgrund seiner Tonlage noch wesentlich größer sein, um einen der Geige wirklich ähnlichen Ton produzieren zu können. Da aber die menschliche Armlänge gewisse Grenzen aufweist, mussten sich die Geigenbauer auf eine gewisse Größe beschränken.

Und aufgrund dieses Kompromisses büßt die Bratsche etwas vom klaren und durchdringenden Charakter des Geigentons ein und bekommt ihren etwas herben, rauchigen Ton. Dieses ist aber gerade das spezifische Merkmal, das den Ton der Bratsche ausmacht.

Wenn Sie einmal eine Bratsche in der Hand haben und vielleicht die Geige gewohnt sind, werden Sie als erstes ganz deutlich merken, dass Sie ein schwereres und größeres Instrument auf Ihrer Schulter liegen haben. Die schwingende Saitenlänge, (das ist der Abstand vom Steg, bis zum Obersattel) ist bei der Bratsche um einiges größer.

Die schwingende Saitenlänge beträgt bei der Geige ungefähr 33 cm und bei der Bratsche schwankt sie je nach Modell von 36 bis sogar 43 cm. Sie sehen schon, die Geigenbauer verwenden durchaus verschiedene Modelle. Es wird bei der Bratsche viel mit der Größe herumexperimentiert. Zwar gilt die grundsätzliche Annahme, dass ein größeres Instrument auch besser klingt. Andererseits ist es nicht für jeden Spieler geeignet. Und deswegen lassen sich die Geigenbauer alle möglichen baulichen Tricks einfallen, damit auch ein kleineres Instrument einen großen und schönen Bratschenton bekommt. Und – sie haben oft Erfolg damit. So kommt es, dass es durchaus verschiedene Größen von Bratschen gibt, die gut klingen. Als Bratscher sollte man sich daher sehr genau überlegen, was für ein Instrument für einen wirklich geeignet ist.

Aber was muss nun eine Bratschist auf seinem Instrument anders machen, um es zum Klingen zu bringen? Sehen Sie sich einmal das folgende Video an. Es sind vor allem zwei Dinge, die man auf diesem Instrument beachten sollte.

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Es sind also diese zwei Komponenten, die beim Bratsche Spielen wirklich anders sind.

Da das Instrument insgesamt größer ist, liegen die zu greifenden Töne auch weiter auseinander als auf der Geige. Man verwendet aber grundsätzlich gesehen keine andere Greifweise als die der Geige, wie jetzt zum Beispiel beim Cello. Nein, man muss sich einfach an die größeren Griffe gewöhnen. Außerdem muss man den Arm weiter ausstrecken, um die Töne zu erreichen, schließlich ist das Instrument ja insgesamt länger.

Der wesentliche Punkt im Streichen besteht nun darin, dass Sie die längeren, schwereren und daher auch etwas trägeren Saiten mit mehr Bogengewicht angehen müssen. Gerade in diesem Punkt liegt aber auch das Reizvolle am Bratschenspiel. Wenn man es als Geiger kennt, wie leicht man einen Ton mit dem Bogen „zerdrücken“ kann, dann wird man es schätzen lernen, wenn man sich einmal mit voller Seele in die C-Saite hineinlegen kann.

Hören Sie sich einmal den Beginn des Streichquartetts „Aus meinem Leben“ von Friedrich Smetana an, dann wissen Sie, was ich meine. Oder hören sie sich die „Arpeggione Sonate“ von Franz Schubert an. Dieses Stück wird zwar genauso auf dem Cello gespielt, aber ich sagen Ihnen, Sie werden den Bratschenton lieben.

Aber wissen Sie eigentlich, woher die Bratschenspieler dieses Image des leicht unterbemittelten und immer ein wenig zu trägen Spielers mitbekommen haben?

Schon in der Mannheimer Hofkapelle, dem Orchester des Kurfürsten Karl Theodor, war es so, dass man dem jungen Geigenspieler, zunächst einmal im Orchester den Platz in der Bratschenstimme zuwies. Die Bratschenstimme ist in der Orchesterliteratur zumindest in der Barockzeit und der frühen Klassik weniger virtuos gestaltet, sodass hier der Orchesterspieler sich leichter in das Orchesterspiel einfügen konnte. Somit war damals die Bratsche sozusagen das „Lehrlingsinstrument“. Können Sie sich vorstellen, was diese Stellung für ein Licht auf das Berufsbild der Bratscher wirft?

Aber eine Sache ist interessant daran. Wenn man die Geschichte des Instrumentalspiels betrachtet, bemerkt man, dass es gerade in der Barockzeit und der Klassik wesentlich selbstverständlicher war, mehrere Instrumente zu spielen. Das ein Geiger damals auch Bratsche spielte, war völlig normal. Eine Spezialisierung, wie wir sie heute betreiben war damals undenkbar.

Und so möchte ich Sie auch gerne anregen: sofern sie Geige spielen: Probieren sie es doch auch mit der Bratsche. Sie werden es ganz bestimmt nicht bereuen. Und – Bratscher sind in Laienorchestern meistens in der Unterzahl und daher stets willkommen.

Machen Sie es gut, und haben Sie viel Vergnügen bei Ihren Experimenten an der Bratsche

Felix Seiffert

Cello lernen – die Geographie der ersten Lage Teil 2

Können Sie sich noch an den letzten Artikel dieses Themas erinnern?

Wir haben beim letzten Artikel gelernt, wie die erste Lage auf dem Cello funktioniert. Steht in der ersten engen Lage der 1. Finger einen Ganzton über der leeren Saite, ergibt sich, dass der 4. Finger die Oktave der nächsttieferen leeren Saite greift.

Wenn Sie das Ganze noch einmal genau nachlesen möchten, dann hier. Außerdem können Sie dort auch eine Grifftabelle herunterladen die Sie selbst ausfüllen können. Sie werden merken, dass Sie sich so die Töne am besten einprägen. Außerdem wir Ihnen die Tabelle beim Üben treue Dienste leisten.

Wie schon angedeutet, fehlt uns aber in der ersten Lage ein Ton. Und bestimmte Tonarten kann man so in dieser Lage ohne diesen Ton gar nicht spielen.
Es geht um den Halbton der zwischen unserem 4. Finger und der nächsten leeren Saite liegt. Wie Sie sich erinnern, greifen wir beispielsweise auf der G-Saite ein c mit dem 4. Finger. Der nächste Ton, den wir dann spielen können (alle Finger liegen ja bereits auf dem Griffbrett) ist die D-Saite.

Nun könnte man sich fragen, warum man es nicht genauso macht, wie mit dem 1. Finger. Also, warum streckt man den 4. Finger nicht einfach aus, und spielt den Halbton über seinem normalen Platz?

Der Gedanke liegt natürlich nahe. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies bei den meisten Spielern, zumindest wenn sie noch Cello lernen, schlicht und einfach nicht sauber und ohne Komplikationen funktioniert. Es gibt natürlich Spieler mit sehr großen Händen (zu denen ich selbst aber auch nicht gehöre) die so etwas machen können. Aber weitaus die meisten Spieler tun gut daran, die Sache auf eine andere Art zu lösen.

Wir verschieben einfach die ganze Hand. Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihre Hand in der weiten ersten Lage auf das Griffbrett und rutschen nun mit der Hand um einen Fingerplatz weiter nach oben.

Wenn man mit der ganzen Hand auf dem Griffbrett verrutscht, kann man am besten die Abstände der Finger und damit das saubere Treffen der Töne gewährleisten. Man verschiebt einfach den Arm, aber die Abstände der Finger untereinander bleiben gleich.

Allerdings ist beim Verrutschen der „ganzen Hand“ eines wichtig. Nämlich, dass man sich wirklich mit der „ganzen Hand“ bewegt. Zur ganzen Hand gehört nämlich der Daumen auch dazu. Sie ahnen gar nicht, wie wichtig es ist, den Daumen am korrekten Platz unter den Fingern zu haben.

Normaler Weise steht er in etwa unter dem 2. Finger. Gewöhnt sich der Daumen an diese Stelle unter den Fingern, gibt er ihnen dadurch eine große Sicherheit. Sie werden nämlich in bestimmten Abständen zum Daumen auf das Griffbrett fallen und damit treffsicher auf ihren Tönen landen.

Und wenn Sie nun die Hand verrutschen und den Daumen stehen lassen, (was übrigens fast jeder Anfänger instinktiv tut) was passiert dann? Na dann verschiebt sich die ganze Zuordnung der Finger zum Daumen, und die Sache wird normalerweise unsauber.

Von daher beachten Sie unbedingt meine eindringliche Bitte an Sie: Wenn Sie schon Cello lernen, dann bitte gleich richtig! Verrutschen Sie mit der ganzen Hand! (und ich meine mit der „ganzen Hand“)

Was das nur für Konsequenzen für die Töne hat, die Sie nun auf dem Griffbrett abgreifen, das zeigt Ihnen das Video.

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Die im Video dargestellte erhöhte erste Lage ist somit tatsächlich eine richtige neue Lage, auch wenn sie zum Großraum der ersten Lage gezählt wird.

Die folgende Definition gilt zumindest für die unteren Halslagen: Eine Lage ist durch die Stellung des Daumens am Hals des Instrumentes definiert. Man wechselt also immer dann die Lage, wenn man mit dem Daumen unter dem Hals verrutscht.

Die erste und die erhöhte erste Lage zusammen bieten nun die Möglichkeit, alles Halbtöne im Bereich zwischen der tiefsten und der höchsten leeren Saite zu spielen. Damit sind wir im Prinzip in der Lage, alle Tonarten zu spielen.

Und damit wünsche ich Ihnen eine erfolg- und erkenntnisreiche Zeit am Instrument

Felix Seiffert

 

Was machen Ihre Finger? oder: Befolgen Sie gerne Regeln, die Sie nicht einsehen?

Sie spielen seit geraumer Zeit auf Ihrem Instrument. Nun kommen Sie in die Situation, in der Sie sich wundern, warum eine Passage einfach nicht sauber klingen will, oder warum Ihre Finger einfach nicht im Rhythmus laufen wollen. Und das passiert Ihnen nicht nur bei einer einzigen Passage, nein das passiert Ihnen ständig.

Sie tüfteln herum und finden es einfach nicht heraus.

Kennen Sie das?

Es ist zum Verzweifeln. Sie glauben schon fast daran, dass Sie einfach nicht begabt genug für Ihr Instrument sind. (Was einem da nicht alles im Kopf herum geht)

Aber ziemlich sicher haben Sie bei der ganzen Sache nur ein winziges Detail übersehen, das Ihnen diese ganzen Mühen bereitet hat.
Und dieses Detail übersehen sehr viele Anfänger. (Definieren wir hier mal Anfänger als Spieler, die mit Ihrem Instrument seit weniger als drei Jahren umgehen)
Sie übersehen es, weil sie hier, angeleitet durch ihren Lehrer, eine Handlung vollziehen müssen, die sie nicht einsehen können.
Irgendwie geht es doch auch ohne diese „Schikane“ die ihnen ihr Lehrer auferlegt. Und wer tut schon gerne Sachen, die er nicht einsieht.

Können Sie sich denken, um was es geht?

Versuchen wir es einmal so:

Möchten Sie saubere Töne greifen, brauchen Sie für Ihre Finger die richtige Orientierung auf dem Griffbrett. Übrigens ist das saubere Treffen von Tönen auf einem Griffbrett eines Streichinstruments Millimeterarbeit. Sie müssen es also irgendwie zustande bringen, Ihre Finger auf den Millimeter genau auf einen Punkt zu stellen. Und nun gibt es je nach Instrument und Griffart durch aus verschiedene Stellen, an denen Ihr Finger zu liegen kommt. Schon in der ersten Lage haben Sie beispielsweise für jeden Finger auf jeder Saite mindestens zwei verschiedene Stellungen. Diese Stellungen sollten Sie zielsicher treffen können.

Dämmert es?

Ein weiteres Argument:

Je nachdem, was Sie für ein Instrument spielen, werden Sie in der Lage sein, dass Ihre Finger mehr oder weniger Kraft aufwenden müssen, um die Saite auf das Griffbrett zu drücken und den Ton nun sauber und klangvoll abzugreifen. Dies fällt natürlich bei einer Geige nicht so sehr ins Gewicht wie beispielsweise bei einem Cello oder einem Kontrabass. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies durchaus ein Faktor ist, der die Geläufigkeit der Finger beeinflusst.

Die Geläufigkeit Ihrer Finger ist entscheidend davon abhängig, wie viel Kraft Sie aufwenden müssen um die Saite abzugreifen. Es geht ja darum einerseits pünktlich eine Saite zu greifen, aber auch schnell und energisch die Finger auch wieder von der Saite weg zu bekommen, wenn Sie einen anderen Ton spielen wollen.

Kommen Sie jetzt drauf?

Noch ein kleiner Hinweis um das Rätsel zu lösen: Klavierspieler tun genau dieses nicht!

Nebenbei tun sich daher auch manche Pianisten genau mit diesem Punkt schwer, wenn Sie ein Streichinstrument erlernen wollen.

Immer noch nicht klar, worum es geht?

Und jetzt das Dümmste:

Wenn Sie erfahrenen Instrumentalisten zusehen, wie sie Melodien ausformen und mit Vibrato spielen, dann werden Sie sehen, dass jetzt diese Regel außer Kraft gesetzt worden ist. Dinge gibt‘s! Aber wenn Sie einmal genau hin sehen, dann werden Sie merken, dass eben jene Profis in dem Moment, wo sie schnelle Läufe spielen, diese Technik doch wieder anwenden.

Aber jetzt wird es wohl Zeit für das Video

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Meine eindringliche Bitte an Sie:

Bitte nehmen Sie diese Regel wirklich ernst.
Es wird Sie bestimmt einiges an Überwindung kosten, bis Sie sich das Liegenlassen der Finger unterhalb des Spielfingers eintrainiert haben. Aber Ihre gesamte Geläufigkeit und Ihre Intonation hängen entscheidend von diesem Umgang mit Ihren Fingern ab.

Steht bereits einer Ihrer Finger auf dem Griffbrett (nehmen wir zum Beispiel einmal den 1. Finger) dann ist es für einen anderen Finger um ein Vielfaches leichter einen anderen Ton zu treffen. Es stellt sich ein ganz bestimmtes Gefühl für den Abstand dieser beiden Finger auf dem Griffbrett ein. Der Sinn, der dies ermöglicht, wir Ihr „kinästhetischer Sinn“ genannt. Es ist der Bewegungssinn, der Ihnen ermöglicht, Körpererfahrungen zu machen und auch abzuspeichern. Mit Hilfe dieses Sinns, „kennen Ihre Finger“ das Gefühl wenn Sie beispielsweise ein e‘ mit dem 1. und ein fis‘ mit dem 2. Finger greifen. Sie können sich nun auf das Treffen dieser Töne wesentlich besser verlassen, als wenn Sie versuchen würden, diese Töne im „Adlersuchsystem“ einzeln auf dem Griffbrett zu erhaschen. Können Sie es sich jetzt vorstellen?

Also achten Sie beim Üben bitte einmal auf Folgendes:

  • Finger, die unterhalb eines Spielfingers liegen sollten grundsätzlich mit diesem Spielfinger zusammen die Saite niederhalten. Die Finger sollten dabei auf den zu der aktuellen Tonart passenden Plätzen stehen.
  • Wenn Sie eine Bewegung vom 1. zum 3. Finger machen, sollten Sie spüren, wie der 2. mit dem 3. Finger zusammen auf die Saite aufklopfen. Ds gleiche gilt natürlich auch für alle anderen erdenklichen Fingerkombinationen.
  • Auch das Abheben der Finger sollte energisch mit allen Fingern gleichzeitig stattfinden.
  • Manchmal, wenn Sie in einer Melodie die Saite wechseln kann es sein, dass einer oder mehrere Finger auf einer Saite stehen bleiben, während sich der Finger der als nächstes gebraucht wird, auf die neue Saite begibt. Auch dieses fördert die Intonation, da auch hier die Finger die genauen Abstände zueinander spüren können.

Sie merken schon, ich bin hier derjenige, der mit Engelszungen versucht, Sie zu dieser scheinbar so umständlichen Greifweise zu überreden. Aber ich tu es gerne, schließlich werden Sie sich nach einiger Zeit sehr gerne daran erinnern, dass Sie es damit geschafft haben Ihre Hand gut und sicher auf dem Griffbrett zu positionieren.

Und damit wünsche ich Ihnen wieder einmal:

Viel Erfolg und viel Vergnügen bei Ihren Experimenten!

Felix Seiffert

Ein einfaches Stück auf der Geige – experimentieren Sie gerne?

Jetzt haben Sie so viel Theorie mitbekommen. Nun wollen wir es doch einmal ganz praktisch angehen. Wie wäre es, wenn wir zusammen einmal ein einfaches Stück einüben.

Im Wesentlichen geht es mir dabei darum, das Sie sehen, welche verschiedenen Teilbewegungen bei einem Stück miteinander koordiniert werden, und wie hernach daraus ein einfaches Stück wird.

Und Sie werden sehen, dass die Sache dadurch dermaßen einfach wird, dass Sie sie ohne weiteres selbst am Instrument heraus bringen können, und nicht einmal einen Lehrer brauchen, der es Ihnen unmittelbar zeigt. Sehen wir uns dieses mal das Stück auf der Geige an. Was man dann auf einem anderen Instrument anders machen muss, darauf soll dann der nächste Blogartikel eingehen.

Wenn man mit einem Instrument beginnt, wählt man zunächst Stücke, die in Ihren Anforderungen auf jeden Fall bewältigbar sind. Auf jeden Fall sollten sie aber gleich von vornherein Spielfreude aufkommen lassen. Sie sind ja nicht am Instrument angetreten um erst einmal durch das Tränenreich ewiger Fingerübungen zu gehen, sondern Sie wollen ja wohl gleich von Anfang an musizieren.

Und da habe ich in einer alten, aber immer noch aktuellen Violinschule ein ungarisches Kinderlied gefunden, das mit für diesen Zweck sehr geeignet scheint.

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Sie werden lachen, es kommt nur mit vier verschiedenen Tönen aus. Das heißt, Sie können sich auf dem Griffbrett die Finger auf einer Saite sehr schon in Position bringen, und lernen gleichzeitig einen recht schwungvollen Strich.

Lassen wir uns einmal mit den Tönen, die Sie greifen, beginnen. Am Besten Sie nehmen zunächst einmal Ihre Geige in der Gitarrenhaltung. Können Sie sich noch an den Blogartikel erinnern, in dem es darum ging, wie man auf der Geige zu einer guten Handstellung findet?

Hier finden Sie ihn, falls Sie noch einmal nachlesen möchten.

Wenn Sie nun das Stück beginnen wollen, dann machen Sie einmal diese Übung dazu. Setzen Sie 3 Finger auf die D-Saite Ihres Instruments auf und verschieben Sie die Hand, damit sie in Bewegung bleibt. Nun halten Sie in dem Moment in der Bewegung inne, in dem Sie mit dem 3. Finger den Ton g‘ erreichen. Dieser Ton liegt genau eine Oktave über der leeren G-Saite, sodass Sie ihn nun durch Vergleichen kontrollieren können. Wenn Sie sich nicht so ganz sicher sind, dann kleben Sie sich doch einen Punkt auf das Griffbrett, oder machen Sie eine kleine Markierung mit dem Bleistift, die Sie jederzeit wieder entfernen können.

wie das geht? Hier die Lösung

So, und wenn Sie nun diese Stelle erreicht haben, dann ziehen Sie noch Ihren ersten Finger etwas nach hinten um den Ton e‘ zu greifen. Auch hierfür könnte man wieder einen Punkt auf das Griffbrett kleben. Sie werden aber gleich ganz leicht merken, dass man sehr gut beim Spielen hört, ob man den richtigen Ton trifft.

Mit dieser kleinen „Trockenübung“ haben Sie nun einmal Ihre Greifhand in die richtige Stellung gebracht. Und nun geht es an das Lied. Das Stück besteht aus Viertelnoten, die ungefähr das Tempo von Schritten bei einem Spaziergang haben und halben Noten, die doppelt so lang sind.

Spielen Sie nun das Stück einfach ab, wie im Video beschrieben. Die Folge der Finger steht über den Noten gedruckt, sodass Sie sich gleich von vornherein ganz nebenbei einprägen, welcher Finger welche Note spielt.

Zupfen Sie also auf der D-Saite und greifen Sie:

0 – 1 – 2- 3 – 3 – 3 – 3 und so weiter, bis Sie durch das Stück durch sind. Und das Ganze machen Sie ein paar mal, bis Ihnen das Stück geläufig wird. Sie werden merken, es fällt Ihnen von mal zu mal leichter.

Dieses ist auch nötig, denn Sie wollen ja am Ende das Stück auch mit dem Bogen streichen. Und dabei ist es hilfreich, wenn man sich nicht auf jedes Detail seiner Aktion voll konzentrieren muss. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten beim Autofahren ständig neu überlegen, in welche Richtung Sie nun den Schaltknüppel bewegen müssen um in den nächsten Gang zu kommen. Sie haben doch weiß Gott besseres zu tun, oder?

Apropos Bogenbewegung:

Streichen Sie das Stück doch einmal mit dem Bogen, ohne mit den Finger zu greifen.

Sie erinnern sich ja noch an den Bogengriff. Nehmen Sie das Instrument nun in Spielhaltung, und setzen Sie den Bogen auf. Können Sie sich noch erinnern an die Übung mit dem Aufsetzen und dem Rollen auf den Saiten?

Setzen Sie nun den Bogen auf und spüren Sie, wie angenehm es ist, wenn sich das Armgewicht mit dem Bogen auf die Saiten stützt.

Streichen Sie nun zwei kleine Schwungstriche im Abstrich und im Aufstrich, und danach zwei lange Striche bis zu Spitze. Die Übung endet dann wieder mit zwei kurzen Strichen. Streichen Sie sie nicht zu kurz, sie sollen schon richtig mit Schwung durch gestrichen werden.

Im Prinzip streichen Sie diese Prozedur einfach vier mal hintereinander und schon haben Sie das Stück gestrichen.

Sie können es aber auch in einer „Endlosschleife“ so oft wiederholen, bis Ihnen diese Bewegung vollkommen selbstverständlich durch den Arm läuft. Merken Sie den Schwung, den Sie im Arm haben und im Bogen? So soll es sein.

Was bleibt am Schluss? Na wenn Sie die beiden Komponenten so ausgiebig geübt haben sollten Sie die ganze Sache einmal zusammensetzen. Bringen Sie dazu Ihr Instrument in Spielhaltung.

Setzen Sie nun auch wieder Ihre Finger auf die D-Saite und verschieben Sie die Hand, um beweglich zu sein Halten Sie nun wieder auf dem richtigen Platz an.

Setzen Sie den Bogen auf, und es kann los gehen.

Greifen und Steichen Sie jetzt einfach zusammen. Sie glauben nicht das es geht? Probieren Sie es! Sie werden sehen, es kann gar nicht daneben gehen, weil Sie die Teilbewegungen schon so weit in Ihrem Unterbewusstsein haben, dass es einfach laufen muss.

Und wenn nicht? Dann wieder holen Sie noch einmal ohne greifende Finger und zupfen Sie die Tonfolge noch einmal (aber jetzt in Spielhaltung) durch.

Also, wenn es jetzt nicht geht. Haben sie es gemerkt? Irgendwie hat das Koordinieren doch etwas zu tun mit Selbstüberlistung. Oder was meinen Sie?

Viel Vergnügen bei Ihren eigenen Experimenten

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

p.S.: gehören Sie auch zu der Spezies Mensch, die so ein Stück gerne von Noten spielt? Hier bekommen Sie sie zum Ausdrucken. Ungarisches Kinderlied für Geige

 

Geographie auf der Geige Teil 2 – die dritte und vierte Griffart in der ersten Lage

Im letzten Blogbeitrag haben wir uns um die Töne gekümmert, die auf der Geige in der ersten und der zweiten Griffart zu greifen sind.

Nun lassen sich allerdings mit diesen beiden Griffarten noch nicht wirklich alle Töne abgreifen, die es auf dem Griffbrett innerhalb der ersten Lage gibt. Sollten Sie im letzten Beitrag die Grifftabelle herunter geladen, ausgedruckt und ausgefüllt haben werden Sie bestimmt bemerken, dass Sie auf dem Griffbrett durchaus noch weiße Flecken haben, also Bereiche, auf denen Sie greifen, und auf denen irgendwelche Töne liegen, die Sie bislang noch nicht gegriffen haben.

Haben Sie die Grifftabelle noch nicht heruntergeladen, und möchten das jetzt noch tun?

Dann hier:

Geographie auf der Geige. Oder: Was für Töne spiele ich da eigentlich?

Wenn Sie sich diese Grifftabelle ansehen, werden Sie merken, dass eine Position, die Sie noch nicht gegriffen haben, die Stelle zwischen dem Platz des ersten Fingers und der leeren Saite ist. Ja, hier gibt es noch einen Ton, den Halbton zwischen den besagten Tönen. Auf der A-Saite wäre das der Ton b‘ (zwischen a‘ und h‘ gelegen), auf der D-Saite der Ton es‘.
Diese Töne erreichen Sie , indem Sie den ersten Finger beim Greifen nach hinten zum Sattel hin ziehen. Sie können das am besten nachvollziehen, wenn Sie den beigefügten Videobeitrag einmal ansehen.

Die Griffart, die diese Fingerstellung möglich macht, nennt man die „dritte Griffart“. Sie greifen mit dem ersten Finger auf eben diesem tiefen Platz, mit dem 2. Finger ebenfalls auf seinem tiefen Platz, danach steht der dritte Finger auf seinem ganz normalen Platz und der vierte Finger ebenfalls. Auf diese Weise sehen Sie dass alle Ihre Finger nun in einem Ganztonabstand zueinander stehen.

Nebenbei etwas Merkwürdiges. Wenn Sie mit Ihren Fingern auf der E-Saite stehen, brauchen Sie für den ganz normalen Ton f“ den tiefen ersten Finger. Sie brauchen also die dritte Griffart, um hier den Ton f“ ohne Vorzeichen greifen zu können. Wenn Geige auf ihrem Instrument anfangen, greifen sie zunächst Übungen und Stücke in der ersten und zweiten Griffart. Die Stücke sind dann immer so angelegt, dass dieser Ton f“ gar nicht vorkommt. Statt dessen kommt immer der Ton fis“ vor, den die Geiger mühelos in der ersten Griffart spielen können.

Am besten Sie sehen sich jetzt das Video einmal an.

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Ein weiterer Ton, den Sie bislang nicht greifen konnten steht an dem Platz zwischen dem dritten und dem vierten Finger. Sie erinnern sich ja sicherlich, dass der vierte Finger immer im Ganztonabstand zum Dritten stand. Und natürlich gibt es zwischen diesen beiden Positionen noch einen Platz. Diesen fehlenden Ton könnten Sie zum Beispiel dadurch greifen, dass Sie den vierten Finger einfach nah zum Dritten stellen. Dies wird auch ab und zu getan, wenn es musikalisch sinnvoll ist. Die vierte Griffart jedoch setzt darauf, dass der dritte Finger um einen Halbton nach oben gestellt wird, und nun zum Platzt des vierten Fingers im Halbtonabstand steht. Wie die Töne, die Sie dann greifen können, heißen, haben Sie ja auch im Video gesehen.

Sie brauchen diese Griffart immer dann, wenn Sie eine Dur- Tonleiter spielen, und mit dem ersten Finger als Grundton beginnen wollen. Eins werden Sie merken: Diese Griffart liegt sehr gut in der Hand. Die Anatomie der Hand ist wirklich so angelegt, dass merkwürdiger Weise der Halbtonabstand zwischen 3. und 4. Finger sehr leicht zu bewerkstelligen ist. Probieren Sie es aus. Sie werden merken, dass es um vieles unangenehmer ist, den 1 und 2. Finger im Halbtonabstand zu halten als dieses.

Und mit diesen vier Griffarten haben Sie nun die Möglichkeit, alle Töne und Halbtöne zwischen der leeren tiefsten Saite und dem vierten Finger auf der höchsten Saite zu greifen. Sie haben damit die Möglichkeit grundsätzlich jede Tonart zu greifen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Felix Seiffert