Schlagwort: Viola

Geige lernen – wie Sie zu einem gefühlvoll angestichenen Ton kommen

Heute kommen wir zu einem Thema, dass beim Lernen des Instrumentes so wichtig ist, das es mit entscheidet, ob Sie an Ihrem Instrument auf Dauer Freude haben, oder irgendwann resigniert das Handtuch werfen.

Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wie Sie es schaffen können, gerade am Anfang Ihres Werdegangs am Instrument zu einem wohlklingenden Ton zu kommen.

Sie haben ja bestimmt auch dieses Klischeebild im Kopf vom kleinen Kind, das die ersten Gehversuche auf der Geige macht, und es kratzt und quietscht dabei fürchterlich. Wenn Sie noch einmal in Ihre Vorstellung gehen, werden Sie auch merken, dass das Kind sehr zögerlich und langsam streicht. Gell das kennt man?

Ja und zum Glück lässt sich diese Sache im Prinzip durch zwei Dinge recht gut gerade am Anfang beheben.

Die erste Sache ist ganz einfach: Sehen Sie zu, dass Sie gerade am Anfang mit dem Bogen recht flott über Ihr Instrument streichen. Streichen Sie nicht zu nahe am Steg, und streichen Sie mit schnellen Strichen. In der Geschwindigkeit, kommen Sie viel Besser an die Tongestaltung heran, als bei langsamem Bogen.

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Wasserskifahrer. Wenn der zu langsam wird, dann tragen ihn seine Skier nicht mehr. Er säuft ab.

Nun sind die Auswirkungen beim Streichen nicht ganz so drastisch, aber man könnte schon die Parallele ziehen, und sagen: „Der Ton säuft ab“. Und das tut er buchstäblich. Eine Saite kann nur klingen, wenn der Bogen auf ihr in Bewegung bleibt. Wenn er zu langsam wird, dann bricht der Ton ab, und es kommt zu besagtem Kratzen.

Nun aber zum zweiten Gesichtspunkt, der so wichtig ist, dass sich ihm alleine der heutige Videobeitrag widmet.

Sie müssen es schaffen, die Saite mit Gefühl anzustreichen. Wie schon oben beschrieben, braucht die Saite einen ganz bestimmten Zug des Bogens, aber sie benötigt auch einen ganz bestimmten Druckkontakt des Bogens auf die Saite.

Wir Streicher sprechen dabei allerdings lieber vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. Redet man von „Druck“ beinhaltet das schon wieder den Gedanken einer gewissen Festigkeit, die wir ja unbedingt vermeiden wollen.

Also: reden wir vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. In der Tat ist es so, dass wir das Gewicht unseres Arms (aber nicht da ganze Gewicht, das wäre deutlich zu viel) mit dem Bogen auf das Instrument stützen. Hinzu kommt noch, dass wir mit unseren Fingern dabei flexibel bleiben.

Und genau mit diesen besagten flexiblen Fingern sind Sie in der Lage, gefühlvoll genau zu erspüren, welches Gewicht und welche Bogengeschwindigkeit die Saite verträgt. Dies ändert sich nämlich auch je hach Saite auf der Sei streichen und je nach Ton, den Sie greifen.

Und wie das geht, zeigt uns der Videobeitrag.

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Rekapitulieren wir noch einmal die Übung, die uns zum Ziel einer beweglichen Bogenhaltung führt.

  • Halten Sie den Bogen mit zwei Händen. Sie können eine flexible Bogenhaltung einnehmen, weil Sie ihn mit der linken Hand sichern.
  • Legen Sie zunächst nur Ihre Finger auf den Bogen. Dabei sollen alle Finger ihren richtigen Platz auf der Stange finden.
  • Der ausschlaggebende Punkt ist nun, dass die Finger bei unserer Beweglichkeitsübung nicht ihren Platz auf der Stange verlassen. Sie rutschen also weder seitlich, noch in ihrer Länge auf der Stange herum.
  • Probieren Sie nun eine horizontale Beweglichkeit in ihren Fingern zu zu lassen. Am Anfang geht es leichter, wenn Sie den Daumen nicht auf die Stange setzen.
  • Erst wenn Sie ein Gefühl für die Beweglichkeit in den Fingern bekommen haben, dann versuchen Sie das Gleiche einmal mit mit dem Daumen zu machen.

Funktioniert es?

Letztlich geht es darum, dass Ihre Finger so flexibel den Bogen in der Hand haben, dass sie den Widerstand der Saite gegen die Bogenbewegung spüren können.

Wenn der Bogen auf der Saite still steht, hat die Saite einen recht hohen Widerstand. Sie spüren es richtig, dass sich der Bogen erst einmal gar nicht in die Fahrt bewegen will.

Nun passiert beim Losstreichen folgendes: Ihre Finger geben zuerst nach, bis sich schließlich der Bogen löst und in Fahrt kommt. Nun streichen Sie mit gefühlvoll gekrümmten Fingern und spüren den Kontakt des Bogens zur Saite während der Fahrt.

Ihre Finger sind immer dann in der Lage, gefühlvoll auf den Bogen und die Saite ein zu gehen, wenn sie sich selbst nicht durch Druck und Gegendruck der Finger zum Daumen hin behindern.

Lassen Sie sich aber bitte um Gottes Willen nicht beeindrucken, wenn es nicht sofort klappt. Diese Flexibilität ist eine Sache, die in der Regel erst nach einer gewissen Zeit des Übens funktioniert. Auch Ihre Finger brauchen ein gewisses Training um beim Bogenstrich flexibel zu sein.

Aber besser, Sie lenken möglichst schnell Ihre Aufmerksamkeit darauf, anstatt sich nach einem halben Jahr zu wundern warum es auf Ihrem Instrument immer noch kratzt. Oder was meinen Sie?

Machen Sie es gut und viel Vergnügen bei Ihren Übungen.

Ihr Felix Seiffert

Was machen Ihre Finger? oder: Befolgen Sie gerne Regeln, die Sie nicht einsehen?

Sie spielen seit geraumer Zeit auf Ihrem Instrument. Nun kommen Sie in die Situation, in der Sie sich wundern, warum eine Passage einfach nicht sauber klingen will, oder warum Ihre Finger einfach nicht im Rhythmus laufen wollen. Und das passiert Ihnen nicht nur bei einer einzigen Passage, nein das passiert Ihnen ständig.

Sie tüfteln herum und finden es einfach nicht heraus.

Kennen Sie das?

Es ist zum Verzweifeln. Sie glauben schon fast daran, dass Sie einfach nicht begabt genug für Ihr Instrument sind. (Was einem da nicht alles im Kopf herum geht)

Aber ziemlich sicher haben Sie bei der ganzen Sache nur ein winziges Detail übersehen, das Ihnen diese ganzen Mühen bereitet hat.
Und dieses Detail übersehen sehr viele Anfänger. (Definieren wir hier mal Anfänger als Spieler, die mit Ihrem Instrument seit weniger als drei Jahren umgehen)
Sie übersehen es, weil sie hier, angeleitet durch ihren Lehrer, eine Handlung vollziehen müssen, die sie nicht einsehen können.
Irgendwie geht es doch auch ohne diese „Schikane“ die ihnen ihr Lehrer auferlegt. Und wer tut schon gerne Sachen, die er nicht einsieht.

Können Sie sich denken, um was es geht?

Versuchen wir es einmal so:

Möchten Sie saubere Töne greifen, brauchen Sie für Ihre Finger die richtige Orientierung auf dem Griffbrett. Übrigens ist das saubere Treffen von Tönen auf einem Griffbrett eines Streichinstruments Millimeterarbeit. Sie müssen es also irgendwie zustande bringen, Ihre Finger auf den Millimeter genau auf einen Punkt zu stellen. Und nun gibt es je nach Instrument und Griffart durch aus verschiedene Stellen, an denen Ihr Finger zu liegen kommt. Schon in der ersten Lage haben Sie beispielsweise für jeden Finger auf jeder Saite mindestens zwei verschiedene Stellungen. Diese Stellungen sollten Sie zielsicher treffen können.

Dämmert es?

Ein weiteres Argument:

Je nachdem, was Sie für ein Instrument spielen, werden Sie in der Lage sein, dass Ihre Finger mehr oder weniger Kraft aufwenden müssen, um die Saite auf das Griffbrett zu drücken und den Ton nun sauber und klangvoll abzugreifen. Dies fällt natürlich bei einer Geige nicht so sehr ins Gewicht wie beispielsweise bei einem Cello oder einem Kontrabass. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies durchaus ein Faktor ist, der die Geläufigkeit der Finger beeinflusst.

Die Geläufigkeit Ihrer Finger ist entscheidend davon abhängig, wie viel Kraft Sie aufwenden müssen um die Saite abzugreifen. Es geht ja darum einerseits pünktlich eine Saite zu greifen, aber auch schnell und energisch die Finger auch wieder von der Saite weg zu bekommen, wenn Sie einen anderen Ton spielen wollen.

Kommen Sie jetzt drauf?

Noch ein kleiner Hinweis um das Rätsel zu lösen: Klavierspieler tun genau dieses nicht!

Nebenbei tun sich daher auch manche Pianisten genau mit diesem Punkt schwer, wenn Sie ein Streichinstrument erlernen wollen.

Immer noch nicht klar, worum es geht?

Und jetzt das Dümmste:

Wenn Sie erfahrenen Instrumentalisten zusehen, wie sie Melodien ausformen und mit Vibrato spielen, dann werden Sie sehen, dass jetzt diese Regel außer Kraft gesetzt worden ist. Dinge gibt‘s! Aber wenn Sie einmal genau hin sehen, dann werden Sie merken, dass eben jene Profis in dem Moment, wo sie schnelle Läufe spielen, diese Technik doch wieder anwenden.

Aber jetzt wird es wohl Zeit für das Video

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Meine eindringliche Bitte an Sie:

Bitte nehmen Sie diese Regel wirklich ernst.
Es wird Sie bestimmt einiges an Überwindung kosten, bis Sie sich das Liegenlassen der Finger unterhalb des Spielfingers eintrainiert haben. Aber Ihre gesamte Geläufigkeit und Ihre Intonation hängen entscheidend von diesem Umgang mit Ihren Fingern ab.

Steht bereits einer Ihrer Finger auf dem Griffbrett (nehmen wir zum Beispiel einmal den 1. Finger) dann ist es für einen anderen Finger um ein Vielfaches leichter einen anderen Ton zu treffen. Es stellt sich ein ganz bestimmtes Gefühl für den Abstand dieser beiden Finger auf dem Griffbrett ein. Der Sinn, der dies ermöglicht, wir Ihr „kinästhetischer Sinn“ genannt. Es ist der Bewegungssinn, der Ihnen ermöglicht, Körpererfahrungen zu machen und auch abzuspeichern. Mit Hilfe dieses Sinns, „kennen Ihre Finger“ das Gefühl wenn Sie beispielsweise ein e‘ mit dem 1. und ein fis‘ mit dem 2. Finger greifen. Sie können sich nun auf das Treffen dieser Töne wesentlich besser verlassen, als wenn Sie versuchen würden, diese Töne im „Adlersuchsystem“ einzeln auf dem Griffbrett zu erhaschen. Können Sie es sich jetzt vorstellen?

Also achten Sie beim Üben bitte einmal auf Folgendes:

  • Finger, die unterhalb eines Spielfingers liegen sollten grundsätzlich mit diesem Spielfinger zusammen die Saite niederhalten. Die Finger sollten dabei auf den zu der aktuellen Tonart passenden Plätzen stehen.
  • Wenn Sie eine Bewegung vom 1. zum 3. Finger machen, sollten Sie spüren, wie der 2. mit dem 3. Finger zusammen auf die Saite aufklopfen. Ds gleiche gilt natürlich auch für alle anderen erdenklichen Fingerkombinationen.
  • Auch das Abheben der Finger sollte energisch mit allen Fingern gleichzeitig stattfinden.
  • Manchmal, wenn Sie in einer Melodie die Saite wechseln kann es sein, dass einer oder mehrere Finger auf einer Saite stehen bleiben, während sich der Finger der als nächstes gebraucht wird, auf die neue Saite begibt. Auch dieses fördert die Intonation, da auch hier die Finger die genauen Abstände zueinander spüren können.

Sie merken schon, ich bin hier derjenige, der mit Engelszungen versucht, Sie zu dieser scheinbar so umständlichen Greifweise zu überreden. Aber ich tu es gerne, schließlich werden Sie sich nach einiger Zeit sehr gerne daran erinnern, dass Sie es damit geschafft haben Ihre Hand gut und sicher auf dem Griffbrett zu positionieren.

Und damit wünsche ich Ihnen wieder einmal:

Viel Erfolg und viel Vergnügen bei Ihren Experimenten!

Felix Seiffert

Leichtigkeit in der Greifhand auf Geige und Bratsche

Wenn Sie mit der Geige beginnen oder schon längere Zeit dabei sind, dann werden Sie bestimmt auf einen Punkt stoßen, der sich Ihnen als ein Hindernis in den Weg stellt.

Bestimmt haben sie an irgend einem Zeitpunkt gemerkt, dass Ihr linker Arm sich durch die Verdrehung, die die Geigen- oder Bratschenhaltung mit sich bringt, irgendwie verspannt oder kraftlos anfühlt.

Vielleicht haben Sie auch gemerkt, wie Ihre Finger beim Spielen müde werden.

Nun, wenn wir mit dieser Sache klar kommen wollen, dann hier müssen wir uns den Gegebenheiten, die die Geigenhaltung mit sich bringt, auf sinnvolle Weise anpassen.

Die Geige ist ein Instrument, dass nun mal diese verdrehte Haltung der linken Hand mit sich bringt. Daran lässt sich zunächst nichts ändern.

Wenn es aber keine Möglichkeit gäbe, damit sinnvoll umzugehen, dann gäbe es keine geschickten und beweglichen Geiger auf der Welt.

Der Weg zu einem geschickteren Umgang mit uns selbst, führt dabei über das hinein spüren in unsere Gliedmaßen. Spüren Sie einmal in Ihrem Arm, was Sie tatsächlich an Spannung benötigen, um Ihre Hand in die erforderliche Stellung zu bringen.

Andernfalls passiert folgendes:

Die hauptsächliche Schwierigkeit für uns als Spieler besteht zunächst darin, dass wir immer geneigt sind, wenn wir uns an einer bestimmten Stelle unwohl fühlen, dass wir uns gerne an irgendetwas festhalten möchten.

Kennen Sie das?

Sie stehen an einer Uferpromenade, vielleicht irgendwo an der Nordsee. Sie möchten auf das Meer hinaus schauen, und es weht Ihnen ein Wind ins Gesicht, der Sie fast umwirft.

Auf der anderen Seite möchten Sie gerne diese wunderbare Aussicht genießen. Was tun Sie also?

Na klar: Sie halten sich an der Reling fest. Das würde doch jeder so machen.

Das ist ein psychologisches Moment, das hier eintritt. Schon die Vorstellung davon, oder die kurze Erfahrung, über längere Zeit Ihre Muskeln anspannen zu müssen um dem Wind zu trotzen, bringt Sie dazu, nach einer angenehmeren Möglichkeit zu suchen.

Was Sie sich aber dadurch verwehren, ist die Möglichkeit, einmal auszuloten, was es in Ihrem Halteapparat wirklich bedarf, um aus eigenem Stand heraus dem Wind so viel Widerstand zu leisten, wie nötig ist, damit sie nicht umfallen. Eventuell ist es ja gar nicht so viel, wie zunächst angenommen. wer weiß es?

Aber was hat das Ganze nun mit dem Geigenspiel zu tun?

Bei sehr vielen Schülern des Geigenspiels sehe ich genau diese Komponente:

Sie fühlen sich ein wenig unwohl, mit ihrem verdrehten Arm. Dann kommen sie in die Lage, an dem sie einen Ausweg suchen. Und der Ausweg ist das Festhalten mit der Hand am Instrument.

Aber dies ist nur ein scheinbarer Ausweg. Leider!

Denn das Festhalten mit den Fingern bringt auf jeden Fall weniger Beweglichkeit der Finger mit sich. Man kann sich das ganz leicht vorstellen: Wenn Sie sich mit Ihrem Fingern irgendwo festhalten, ist es auch gar nicht so einfach sich aus diesem Zustand wieder zu lösen. Wie einfach ist es dagegen, wenn Sie Ihren Finger einfach irgendwo hinstellen und wieder hoch heben. Das hat eine ganz andere Qualität.

Zum Anderen wird durch das Festhalten in der Hand auch wieder eine Spannung aufgebaut, die den Arm nicht unbedingt entlastet.

Sie sehen schon, wir sollten nach einem Weg suchen, mit dem Arm so um zu gehen, dass sich die Spannung der Verdrehung nicht negativ auf die Hand auswirkt.

Und wie man da hin kommen, kann, das zeig ich Ihnen im Video.

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Fassen wir noch einmal kurz zusammen.

  • Bauen Sie langsam und gefühlvoll die Verdrehung im Arm auf. Sperren Sie sich nicht gegen die Spannung, die entsteht. Am Ende werden Sie merken, es ist gar nicht so tragisch, wie man gemeinhin annimmt.
  • Halten Sie Ihre Geige oder Bratsche in „Gitarrenhaltung“
  • Jetzt nähern Sie sich schrittweise der Spielhaltung am Instrument.
  • Zunächst stehen drei Finger in engem Abstand auf dem Griffbrett. der 3. Finger auf dem Oktavpunkt.
  • Dann ziehen Sie den 1. Finger leicht nach hinten sodass er im Ganztonabstand zum 2. steht.
  • Als letztes legen Sie den 4. Finger auf und achten dabei genau auf die Spannungen in Ihrem Arm. Passen Sie bitte auf, dass Sie keinen übermäßigen Druck in der Hand aufbauen. Die Finger so kräftig auf die Saite stellen, sodass diese gezupft klingt, reicht völlig.
  • Klopfen Sie sich immer wieder mit dem Daumen frei.
  • Und als Hilfsmittel, mit dem Sie die Leichtigkeit in der Hand am besten spüren können, dient das Anlehnen an die Wand.

Und nun wünsch ich Ihnen viele gute Erkenntnisse bei Ihrem eigenen Experimentieren, viel Leichtigkeit und Freude bei Ihrem Spiel

Felix Seiffert

Detachè und Martelé, zwei verschiedene Arten, einen Ton anzustreichen

Ist Ihnen beim Beobachten eines Streichers einmal aufgefallen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, Töne zu gestalten? Wie viele verschiedene Klangfarben man einem Streichinstrument entlocken kann? Bei all der Vielfalt, wird Ihnen da fast schwindelig, wenn Sie daran denken, was Sie noch alles lernen wollen?

Nun, Ihnen kann aber geholfen werden.

Es gibt zum Glück grundsätzlich zwei verschiedene Arten, Töne zu behandeln. Man kann sie anstoßen oder man kann sie weich anstreichen. Diese zwei Arten der Gestaltung bilden die Grundlage, auf der sich noch verschiedene andere verfeinerte Formen der Tongestaltung aufbauen lassen. Aber wenn Sie erst einmal diese zwei Arten beherrschen, haben Sie schon die wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten im Repertoire.

Zunächst gibt es einmal die Möglichkeit, Töne klar voneinander abzusetzen. Und wenn man Töne voneinander absetzen möchte, dann braucht man kleine Pausen zwischen den Tönen.

Beim Marcato oder Martelè haben wir genau diese Situation. Sie streichen einen deutlich angesetzten Ton, halten danach an und machen eine minimale Pause zum nächsten Ton, der dann auch wieder einen deutlichen Ansatz (ich nenne ihn hier einmal „Anstoß“ auch wenn das vielleicht etwas hart klingt) hat.

Um einen Ton mit einem solchen Ansatz beginnen zu lassen, ist es wichtig, dass Sie den Bogen vorher auf die Saite stützen und mit genügend Gewicht unter Spannung bringen. So entsteht ein Haftwiderstand, der beim Los – streichen die Saite sozusagen „anspringen“ lässt. Und schon haben Sie einen klar akzentuierten Ton.

Das Wichtigste ist aber hierbei, dass sie in dem Moment, wo der Ton beginnt das Gewicht des Bogens auf der Saite verringern zu einem normalen Bogengewicht, wie es bei jeden schön klingenden Ton gebräuchlich ist. Sie werden sich ganz schnell darauf einstellen, Sie kennen ja das Gefühl, wie ein Bogen auf der Saite liegt und sie wirklich gut mitnimmt.

Die Falle: Versuchen Sie bloß nicht, den Anstoß des Tons aktiv zu machen. Wenn Sie den ton aktiv anstoßen wollen werden Sie immer zu viel Druck beim Anstrich geben und so den Ton mit einem Kratzen anstreichen. Das Ergebnis wird immer sein, dass Sie erstens leicht ermüden und zweitens nie einen zufrieden stellenden Ton beginnen werden. Sie müssen sich also gleich zu Beginn Ihrer Übungen mit diesem Strich in Ihrer Vorstellung umstellen, dann wird es gelingen. Es ist aber gar nicht so schwer, wie es zunächst scheint.

Am besten Sie sehen sich die Sache einmal im Video an.

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Die zweite Art, den Ton anzustreichen ist der weiche Tonbeginn. Im Détaché vermeiden Sie so gut es geht diesen klaren Tonansatz und beginnen den Ton in seiner warmen Klangfarbe direkt.

Und um dies zu schaffen, sollten Sie den Bogen mit einer sehr flexiblen Hand führen. Damit der Ton weich beginnen kann, sollte der Haftwiderstand des Bogens mit Ihren flexiblen Fingern abgemildert werden. Beginnen Sie die Bogenbewegung mit Ihrem Arm und geben Sie mit Ihren Fingern am Bogen der Bewegung noch, bis sich ganz von selbst der Bogen in Bewegung setzt. Auf diese Weise sperren sich die Finger nicht gegen die Bewegung und der Bogen kann den Ton ohne einen Stoß beginnen.

Wenn Sie nun die Wechsel der Töne immer mit dieser Ausgleichsbewegung versehen, wenden Sie sehen, dass die Töne fast nahtlos ineinander übergehen können. So lassen sich Melodien gestalten, die aus flexiblen und weichen Noten bestehen, und daher äußerst verbunden klingen. Der Zuhörer nimmt nun nicht mehr die einzelnen Noten sondern vor allem die Bewegung wahr, die in der Melodie steckt.

Viel Erfolg bei Ihren Übungen wünscht Ihnen

Felix Seiffert

 

Die ersten gegriffenen Töne auf Cello, Geige, Bratsche oder Kontrabass

So, da haben sie jetzt also eine Geige geliehen oder gekauft. Oder ist es vielleicht ein Cello? Oder ein Kontrabass?

Und jetzt packen Sie das Instrument aus, und dann sehen Sie es an und überlegen sich: „Oha, hier haben wir ein vollkommen ebenes Griffbrett ohne jeden Hinweis, wo ich welche Töne greifen kann. Wie um Himmels Willen soll ich darauf als vollkommener Neuling die Töne greifen?

Ja, ich glaube vor dieser Frage steht jeder einmal, der mit einem Streichinstrument beginnt. So ging es mir auch als ich begann Geige zu spielen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es gehen kann, dass man hier auf den Millimeter genau Töne treffen kann, die so sauber klingen, als würde der Tölzer Knabenchor ein Weihnachtslied singen.

Irgendwann merkte ich natürlich, dass es eben doch geht. Aber was war dazu nötig?

Zunächst lernte ich im Unterricht nach der damals vorherrschenden Unterrichtsmethode Geige. Ich lernte die erste Lage mit ihren Griffarten, dann die zweite Lage und so weiter. Und ich probierte herum, übte mich durch verschiedenste Stücke durch, und es gelang dann und wann, und auch immer besser. Aber erst einige Zeit später wurde mir wirklich klar, dass das Treffen der Töne dadurch zustande kommt, dass unser Körper ein phänomenales Gedächtnis besitzt.

Ich meine nicht das intellektuelle Gedächtnis, mit dem wir uns Telefonnummern und Gedichte merken. Nein, ich meine eine Form von Gedächtnis, die es uns beispielsweise ermöglicht, morgens schlaftrunken die Zahnbürste zu finden, und das, ohne die Augen richtig auf zu machen. Kennen sie das?

Der Körper ist in der Lage, sich die Stellungen seiner Gliedmaßen und ihre Bewegungen über das innere Gefühl zu merken. Beobachten Sie sich einmal, wie oft Sie, ganz ohne innerlich dabei zu sein, bestimmte Routinearbeiten erledigen. Sehen Sie sich selbst einmal zu, mit welcher Präzision, Sie diese Tätigkeiten oft haargenau gleich ausführen. Wie stecken Sie Ihren Schlüssel ins Zündschloss Ihres Autos?

Es fragt sich nur, wie wir es unserem Körper beibringen, mit sinnvollen Bewegungen dem Instrument das zu entlocken, was wir uns klanglich so wünschen.

Machen Sie einmal einen kleinen Test:

Nehmen Sie ihre Geige, Ihre Bratsche, Cello oder was Sie eben spielen möchten einmal zur Hand. Sie kennen ja bestimmt den Kanon „Bruder Jakob“. Jeder kann ihn singen. Es geht um das Treffen der ersten drei Töne. „Bru – der  Ja – kob“.

Legen Sie die Geige oder Bratsche einmal an, oder halten sie sie wie eine Gitarre vor sich. (Das ist im Moment sogar noch einfacher). Sie zupfen eine Saite an, ohne mit Fingern auf das Instrument zu greifen. (man nennt das das Anzupfen einer „leeren Saite“). Für den nächsten Ton brauchen Sie Ihren 1. Finger ,das ist der Zeigefinger. (Pianisten aufgemerkt! Bei Streichinstrumenten zählen wir die Finger anders)
Mit diesem Finger greifen wir nun den nächsten Ton. Und zwar setzen wir den Finger so auf die Saite, dass sie bei etwa 8/9 ihrer gesamten Saitenlänge abgegriffen wird. Sie werden es schon hören, ob es dann nach „Bruder Jakob“ klingt.

Wenn Sie es ganz genau haben wollen, dann müssen Sie sich einmal den Artikel über das Markieren des Griffbretts ansehen. Hier können Sie sich eine ganz genaue Vorlage für den 1 Finger auf das Griffbrett kleben.

So, wenn sie Geige oder Bratsche spielen wollen, dann nehmen Sie für den nächsten Ton den 2. Finger. (Mittelfinger) Der Cellist benützt den 3. und der Kontrabassist den 4. Finger. Legen Sie nun den jeweiligen Finger im selben Abstand zum 1. Finger auf das Griffbrett wie der zur oberen Begrenzung der leeren Saite steht. (wir nennen das den Obersattel)

Haben Sie es? Jetzt können Sie mit 0 – 1 – 2 – 0 (bei Geige und Bratsche) den Anfang von Bruder Jakob spielen. Hören Sie einmal genau hin! Stimmen die Töne? Wenn nicht, dann können Sie Ihre Finger leicht auf dem Griffbrett verschieben bis es stimmt.

So, und wenn Sie das dann hin bekommen und am ersten Tag mindestens 7 mal wieder holen, dann haben sie recht gute Chancen, am nächsten Tag die Griffstellen wieder zu finden. Wenn Sie das dann noch einmal wiederholen und noch einmal 3 Tage in Folge so weiter, dann haben Sie die Griffplätze unter Ihren Fingern gesichert.

Sie sehen schon, die Speicherfunktion Ihres Körpers funktioniert nicht ganz so schnell und leicht wie das Diskettensymbol (Speichern) ihres Computers. Es braucht mehrere identische Wiederholungen einer Tätigkeit. Aber es funktioniert.

Das Dumme ist nur, es funktioniert bei uns wirklich genauso wie bei einem Computer: Speichern Sie einen fehlerhaften Text ab, dann ist er genauso gespeichert wie einer ohne Fehler.

Auf das Instrument übertragen: Je genauer Sie beim Aufstellen Ihrer Finger von vornherein auf die korrekte Tonhöhe achten, desto schneller werden Sie sauber spielen.

Sie merken schon, Ihre ganze Aufmerksamkeit ist gefragt. Aber ist das nicht gerade das Schöne an der ganzen Sache? In voller Aufmerksamkeit aufgehen in unserer Tätigkeit und sich dann der Resultate erfreuen.

Viel Freude bei Ihren Experimenten wünscht Ihnen

Felix Seiffert

Geige lernen – die Sache mit dem „geraden“ Streichen

Wie oft haben sie es schon gehört? Wenn man Geige, Bratsche, Cello oder Kontrabass lernen will, muss man zusehen, dass man gerade streicht. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Viel Aufhebens wird um die Sache gemacht, und es sieht doch so einfach aus, wenn man einem geübten Spieler zusieht. Man streicht mit dem Bogen über die Saiten, und der Bogen steht immer im 90 grad Winkel zu ihnen. Das ist der ganze Zauber.

Und dann versucht man es selber und denkt sich: „ach wenn es doch so einfach wäre, wie es aussieht“!

Was hat es denn damit überhaupt auf sich?

Ganz allgemein kann man sagen, dass eine Saite auf einem Instrument aufgespannt ist, und je nachdem wie man es hält, hat sie damit eine bestimmte Längenausrichtung. Bei der Geige beispielsweise ist die Saite mehr oder weniger waagrecht ausgerichtet. Beim Kontrabass eher senkrecht.

Nun kann man sich vorstellen dass das Streichen am besten funktioniert, wenn die Saite genau quer zu ihrer Längenausrichtung angestrichen wird. (Da sie ja in eben dieser Richtung auch schwingt) Und genau darum geht es.

Und hier stellen sich zwei Probleme.

Erstens sind unsere Arme an der Schulter angewachsen und damit zunächst geneigt, eine eher kreisförmige Bewegung zu vollziehen als eine gerade. Das klingt vielleicht unlogisch, ist auch etwas überspitzt ausgedrückt, sind wir doch allerorten in der Lage unsere Gliedmaßen so zu bewegen, dass wir beispielsweise eine gerade Linie auf einer Tafel aufzeichnen können und vieles mehr. Schließlich besteht unser Arm ja aus verschiedenen Teilen, die durch Gelenke beweglich miteinander verbunden sind.

Daher wiegt weit schwerer die zweite Sache, dass wir nämlich als Spieler unsere Bewegung nicht richtig beobachten können, beziehungsweise die Ausrichtung unseres Bogens. Sie könnten sehr schön sehen, ob der Bogen quer über das Instrument streicht, wenn Sie von oben auf das Instrument schauen würden. Aber aus dem Winkel Ihrer Spielerposition heraus ist die Sache schwieriger. Hier müssen Sie ein ganz bestimmtes Bewegungsgefühl, mit der Sichtweise aus Ihrer Spielposition heraus kombinieren. Und dies ist wirklich eine der Herausforderungen, wenn man Geige, oder ein anderes Streichinstrument lernen will.

Für diesen Zweck hat sich der Geigenprofessor Paul Rolland eine Übung ausgedacht, die ich Ihnen hier vorstellen will. Sie ist so bestechend einfach, dass ich immer wieder staune, wie sie bei jedem Anfänger funktioniert. Und sie ist mit einfachen Hilfsmitteln zu realisieren. Sie brauchen dazu noch nicht einmal ein Instrument.

Alles, was Sie brauchen ist ein etwa ein Meter langer Holzstab (Durchmesser 0,8 bis 1 cm) und eine Pappröhre. Außerdem sollten Sie wissen, wie man einen Bogen hält.

Schauen Sie doch einmal im Video, da wird es erklärt.

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Am Ende sei noch einmal betont: Bitte halten Sie die Röhre ruhig und in der richtigen Ausrichtung. Nur so wird gewährleistet, dass Sie wirklich die richtige Armbewegung einüben.

Machen sie sich keinen Stress, dass Sie sich jetzt diese Bewegung beim Üben genau „merken“ müssen. Es braucht einfach einige Wiederholungen an mehreren Tagen hintereinander. Ihr Arm merkt sich sich Bewegung ganz von alleine, darauf können Sie voll vertrauen.

Gehen Sie nach der Übung immer wieder ans Instrument und versuchen Sie wieder zu streichen. Sie werden mit jedem mal sehen, wie das Streichen leichter geht. Sehen Sie einmal Ihrem Bogen zu. Wenn Sie es schaffen, wirklich gerade zu streichen, dann wird Ihr Bogen im Strich genau die Kontaktstelle halten. Mit anderen Worten: Der Bogen wird den Punkt, an dem er auf der Saite liegt, beibehalten, also genau genommen den Abstand zum  Steg des Instruments.

Viel Vergnügen beim Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert