Schlagwort: Geige

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hin bekommen Folge 3

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Jetzt haben Sie bereits 2 Blogartikel gelesen, in denen es um Vorübungen zum Geigenspiel geht. Kann es denn jetzt nicht langsam einmal losgehen? Mit einer guten Haltung alleine und mit dem Zupfen der Saiten mit dem kleinen Finger ist doch noch keine Musik gemacht. Wir wollen doch Geige spielen lernen, und nicht nur halten.

Jetzt soll es aber richtig los gehen! Wir werden heute die ersten Töne greifen. Zunächst einmal finden wir eine gute Handstellung an der Geige, die uns alles ermöglicht.

Es geht darum, dass Sie auf natürliche Weise und ganz beweglich zu ihrer ersten Handstellung auf der Geige finden. Man nennt diese Stellung die „erste Griffart“ und sie liegt innerhalb der „ersten Lage“.

Sollten Sie bereits im stolzen Besitz einer Geige oder Bratsche sein, dann kennen sie ja vielleicht den Umstand, dass man sich beim Greifen auf dem Instrument irgendwie leicht verkrampft. Ja die ganze Haltung lädt gewissermaßen dazu ein, etwas zu fest zuzupacken, und schon leicht hat man einem Krampf im Arm, oder man fühlt sich sonderbar unbeweglich bei der Sache.
Wenn Sie allerdings Geige lernen möchten, und dabei viel Freude haben wollen, dann sollten sie diesen Grundaspekt möglichst gleich von Anfang an beherzigen, und sich wirklich in die Lage bringen, sich beim Spielen wohl fühlen zu können.

Um dies zu ermöglichen, hat Paul Rolland sinngemäß den Satz geprägt, dass man „immer aus der Bewegung in eine Stellung“ finden soll. Beim Musizieren bleibt der Mensch stets in seiner Beweglichkeit. Alles starre in einer Position Verharren, (um ja nichts verkehrt zu machen) ist der Sache weniger förderlich. Und deshalb reden wir am Anfang gar nicht von einer Haltung oder von einer Stellung des Arms. Nein die Sache findet sich aus der Bewegung heraus.

Aus diesem Grund habe ich Ihnen im unten stehenden Video einmal gezeigt, wie das bei der Geige geht. Muss ich noch erwähnen, dass es im Prinzip bei der Bratsche genauso funktioniert?

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Die Sache beginnt mit eben jener Harfenpizzicato Übung, die Sie schon kennen, allerdings jetzt in Spielhaltung. Sie halten die Geige auf dem Arm, sichern sie mit der rechten Hand und jetzt geht es vor allem darum, dass der Ellbogen unter dem Instrument frei schwingen kann.

Diese Pendelbewegung des Ellbogens ist der Garant, dass Sie später auf den verschiedenen Saiten greifen können, ohne sich im Handgelenk verbiegen zu müssen. Eine sehr sinnvolle Maßnahme ist das. Es entsteht sozusagen ein Pendel, und über dem Griffbrett ein kleines Gegenpendel, das die Finger über die verschiedenen Saiten bringt.

Nun gibt es aber eine weitere wichtige Bewegung, nämlich die des Arms, dem Griffbrett entlang auf- und abwärts. Diese Bewegung ist später nötig, um die Hand in die verschiednen Lagen auf dem Griffbrett zu bringen. Im Kleinen korrigieren Bewegungen in dieser Richtung die Tonhöhe, also die Intonation. Und außerdem ist das Vibrato, auf welche Weise man es am Ende auch immer macht, eine Bewegung in eben dieser Richtung. Zunächst benötigen wir allerdings diese Bewegung, um aus der Bewegung heraus eine gute Handstellung für unseren ersten Griff zu finden.

Gleiten Sie also zunächst mit der linken Hand bei nach oben gestreckten Fingern am Griffbrett entlang.
Als Zweites lassen Sie Ihre Finger leicht auf der Saite hin und her gleiten und halten Sie an, wenn der 3. Finger am 2. Punkt zu liegen gekommen ist. Nun drücken Sie die Saite mit ihren Fingern leicht auf das Griffbrett. Kümmern Sie sich dabei zunächst einmal nicht um die Abstände der Finger. Es geht einfach darum, zu spüren, wie Ihre Finger die Saite auf das Griffbrett bringen. Sie brauchen dabei kaum Kraft. Versuchen Sie es so leicht wie möglich zu machen. In dieser Stellung haben Sie zumindest die Stellung von 2. und 3. Finger gefunden. Wollen Sie die erste Griffart vervollständigen, müssen Sie nur noch den 1. Finger leicht zum ersten Punkt zurück ziehen.

Es mag Ihnen vielleicht etwas absonderlich erscheinen. Aber bei dieser Methode, die Stellung vor allem alleine zu finden, ist es sehr gut, wenn man zunächst mit ein paar geklebten Orientierungspunkten auf dem Griffbrett arbeitet. Auf diese Punkte kann man bald verzichten, aber die erste Orientierung ist wirklich sehr viel leichter zu bewerkstelligen.

möchten Sie noch einmal sehen, wie das geht mit den Klebepunkten?

Markierungen auf dem Griffbrett

Viel Vergnügen mit dem Video. Ich hoffe, es gibt Ihnen genügend Aufschluss darüber, wie Sie sich die Beweglichkeit am Instrument gleich von Anfang an bewahren können.

In diesem Sinne: frohes und bewegliches Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert

Folge 1   Folge 2

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hinbekommen Folge 2

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Nachdem Ihre erste Übung im letzten Video gezeigt wurde, und Sie schon etwas selbstverständlicher Ihre Geige im Arm halten, möchte ich Ihnen den Übergang zu der wirklichen Spielhaltung zeigen.

Wie man ja weiß wird die Geige auf dem Arm getragen, und diese Haltung bedarf etwas Vorbereitung.

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Nebenbei bemerkt: Wissen sie dass italienische Ursprungswort der Geige „Viola da braccia“ heißt? Daraus leitet sich auch der Name der etwas größeren Geige – der „Bratsche“ ab. „Braccia“ heißt nichts anderes als der „Arm“. Es geht also um die Geige, die auf dem Arm getragen wird.
Hier in Bayern, wo ich wohne, verwendet man für die Arme oder Hände das Wort „Bratzen“. Woher das wohl kommen mag?
Im Gegensatz dazu steht die Familie der „Gamben“ Gamba bedeutet das „Bein“. Die Viola da Gamba ist die Geige, die auf dem Knie gespielt wird. (Was jetzt aber nicht bedeutet, dass das Violoncello dadurch automatisch den Gamben zugeordnet wird)

Aber nun zu unserer Spielhaltung: Es gibt verschiedene Wege, zu dieser Haltung zu finden. Einen anatomisch besonders wertvollen Weg möchte ich Ihnen hier zeigen, wobei sie diesen Weg niemals sehen, wenn ein Geiger seine Geige anlegt. Er ist vielmehr am Anfang sehr gut dazu geeignet, den Spieler zu einer gewissen Leichtigkeit beim Halten der Geige zu führen.

Halten Sie die Geige zunächst mit der Linken Hand am Halsansatz und mit der Rechten am Schlussknopf. Jetzt halten Sie die Geige über ihrem Kopf, sodass Ihre Arme nach oben gestreckt sind. Gute wäre es auch, die Hände mit der Geige über dem Kopf ins Schwingen zu bringen. Gute Haltung entsteht immer aus Bewegung, nie aus Starrheit.

Nun lassen Sie die Geige nach unten auf Ihre Schulter sinken. Sobald die Schulterstütze auf der Schulter angekommen ist, dürfen Sie die rechte Hand loslassen und das Kinn leicht auf den Kinnhalter legen.

Wichtig hierbei: Drücken Sie nicht mit dem Kopf auf die Geige! Wenn Sie den Kopf leicht mit seinem Eigengewicht auf die Geige legen, reicht es vollkommen aus.

Als weiteres sollten Sie beachten: Lassen Sie die Schulter in ihrer ganz natürlichen Höhe. Ziehen Sie sie nicht nach oben um die Geige zu halten. Sollte es der Fall sein, dass Sie entweder die Schulter hoch ziehen oder den Kopf zu sehr neigen müssen, ist wahrscheinlich die Schulterstütze zu tief eingestellt. Je nach Länge des Halses eines Menschen, muss man die ideale Höheneinstellung der Schulterstütze heraus finden.

Aber warum verwenden wir diesen Trick, die Geige von weit oben aufzusetzen?

Nun, bei vielen Anfängern auf der Geige ist zu beobachten, dass sie eine gewisse Mühe haben, das Instrument hoch genug zu halten. Oft wird der Arm schwer und dann soll auch noch die Geige waagrecht gehalten werden. Dem soll durch das Aufsetzen der Geige von oben entgegen gewirkt werden. Probieren Sie es einmal aus. Sie werden merken, wie leicht sich die Geigen Haltung anfühlt, wenn Sie die Geige zuerst weit über dem Kopf gehalten haben.

In diesem Sinne wünsche ich frohe Stunden mit Ihrem Instrument.

F.Seiffert

Folge 1    Folge 3

 

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hinbekommen Folge 1

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Haben Sie sich entschlossen, Geige zu lernen? Oder liebäugeln Sie damit? Nun, es ist ja immer so eine Sache, sich auf etwas Neues einzulassen und nicht richtig zu wissen, was auf einen zu kommt. Diese kleine Folge von Blogbeiträgen soll etwas Licht in die Sache bringen. Sie soll Ihren Fokus aber auch auf einen wesentlichen Punkt richten: auf Ihre eigene Körperwahrnehmung. Bestimmt ist Ihnen aufgefallen, dass ausgebildete Musiker die Sache immer mit großer Leichtigkeit angehen. Oft wirkt es, als mache das Instrumentalspiel dem Musiker überhaupt keine Mühe.

Diese Leichtigkeit, die man bei den Musikern beobachten kann, kann man durch intensives Üben erzielen. Früher wurde gesagt, dass dieses geduldige Üben, über viele Jahre hin, und am besten vom frühesten Kindesalter an, überhaupt die einzige Lösung ist, die zu solch einem Resultat führt. Heute haben sich hingegen Lehrmethoden entwickelt, die diesen Prozess differenzierter betrachten. Sie richten ihr Augenmerk wesentlich mehr darauf, was genau die Aktionen sind, die wir bei Musizieren anwenden und wie wir dies tun, ohne uns gleichzeitig an anderer Stelle dabei zu behindern.

Alles, was Sie am Instrument tun, sollte in jeder Hinsicht gefühlvoll und zielgerichtet sein. Geige lernen bedeutet unter anderem, dass Sie Bewegungen kennen lernen, die genau das bewirken, was Sie tun wollen, nämlich Streichen und Töne greifen. Sie werden lernen, wie Sie dies kraftvoll und zugleich mit Leichtigkeit tun können. Sie werden sich aber auch mit anderen Bewegungen befassen, die Ihre eigene Beweglichkeit steigern und erhalten. Und Sie werden dabei merken, dass es von entscheidender Bedeutung ist, dass Sie sich Ihrer Bewegungen bewusst werden. Ihre Bewegungen werden gerade durch diese innere Aufmerksamkeit flexibel und einfach, so dass Sie sich beim Instrumentalspiel wohl und voller Leichtigkeit fühlen können.

Wenn Sie jetzt mit dem Erlernen des Geigenspiels beginnen und dabei gleich auf die richtigen und ausgewogenen Bewegungen achten (und dabei gut angeleitet werden) können Sie bemerken, dass Sie mit der Zeit immer mehr Beweglichkeit entwickeln. Sie werden merken, dass Sie das Instrument nach einer Weile immer selbstverständlicher in die Hand nehmen, und Ihnen das Wesentliche, die Gestaltung des Tons immer leichter fallen wird. Vielleicht werden Sie zuerst ein paar kleinere Hürden überwinden müssen, aber dann werden Sie mit Leichtigkeit die Saiten abgreifen und Ihrem Instrument die angenehmsten Klänge entlocken.

Und das Beste: Sie werden bemerken, was es für eine Freude macht, wenn Sie mit Gleichgesinnten, in einem Orchester oder in einer anderen kleineren Formation miteinander musizieren.

Habe ich Ihnen bereits Lust dazu gemacht?

Dann wollen wir einmal damit beginnen, Geige zu lernen.

Zuerst müssen Sie ein Gefühl dafür bekommen, was Sie da für ein Instrument in der Hand halten.

Dafür eine kleine Übung. Nehmen Sie die Geige, und halten Sie sie, ähnlich wie eine Gitarre, vor Ihre Brust. Die Schnecke des Instruments halten Sie in etwa auf der Höhe der Schulter.
Nun geht es darum, dass Sie mit Ihrer linken Hand um das Instrument herum greifen und mit Ihrem kleinen Finger alle vier Saiten der Reihe nach anzupfen. Dabei legen Sie den Daumen in die Beuge am unteren Ende des Halses. Dieses Anzupfen machen Sie nicht einzeln Saite für Saite, sondern in einer Bewegung. Dadurch ergibt sich eine harfenähnliche Tonfolge. Wichtig hierbei: Die Bewegung muss aus dem ganzen Arm kommen. Begeben Sie sich dabei mit dem Ellbogen unter die Geige, und ziehen Sie ihn bei der Zupfbewegung nach hinten. So erlangen Sie sowohl die Stabilität im Handgenk, also auch die Stärkung des kleine Fingers. Wenn Sie Geige lernen möchten, ist es wichtig, dass Sie gleich am Anfang einen beweglichen Umgang mit dem Instrument bekommen und es wie selbstverständlich und mühelos im Arm tragen.

Habe ich etwas vergessen? Ja klar: Die vier Saiten heißen von unten nach oben: G D A E

 

Wenn Sie wollen, schauen Sie sich das Ganze einfach noch einmal im Video an:

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Ich hoffe, diese kleinen Übungen helfen Ihnen beim Vorankommen. Im nächsten Beitrag (Teil 2 der Folge) befassen wir uns mit der leichtesten Methode, mit der Sie zu einer ausbalancierten Spielhaltung kommen.

bis dahin herzlichst

Ihr Felix Seiffert

Folge 2     Folge 3

 

Markierungen auf dem Griffbrett, bei Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass – so wird es gemacht:

Haben Sie sich einmal gefragt, wie es gehen kann, dass man gleich zu Beginn des Instrumentalspiels, richtig saubere Töne greifen kann?

In unseren Workshops soll das möglichst schnell funktionieren, und daher verwenden wir zur groben Orientierung kleine Markierungen auf dem Griffbrett. Im Gegensatz zu einer Gitarre hat ja das heutige Streichinstrument der Violinfamilie keine Bünde auf dem Griffbrett. Sie haben also eine glatte Fläche, auf der Sie, basierend auf ihrem Bewegungsgefühl und natürlich ihrem Gehör, die Töne, die Sie greifen wollen, selbst finden müssen.
Das kommt einem auf den ersten Blick fast unmöglich vor. Bei einiger Übung stellt man allerdings fest, dass dies gar nicht so furchtbar schwer ist. Immerhin haben wir in unseren Händen und auch in unserem Bewegungsgefühl die Fähigkeit, uns dermaßen genau an bestimmte Fingerstellungen zu gewöhnen und sie auch immer wieder zu finden, dass ich selbst auch immer wieder staune.

Führen sie sich nur einmal vor Augen, was Sie alles tun, wenn sei in einem Auto (in Ihrem Auto) sitzen. Wie Sie selbstverständlich den Blinker finden, von en Pedalen ganz zu schweigen. Wie Sie ohne weiteres sämtliche Knöpfe bedienen, während Sie fahren. Dies haben Sie alles einmal gelernt. (und zwar innerhalb kürzester Zeit, nachdem Sie genau dieses Auto erworben haben). So etwas ähnliches passiert mit allem, was Sie am Instrument tun. Nur müssen wir zunächst einmal genau zu sehen, dass Sie sich das Richtige aneignen.

So, zunächst wird es allerdings eine gute Hilfe sein, wenn sie sich grobe Anhaltspunkte auf dem Griffbrett zurecht legen, eben mit den oben genannten Markierungen. In den ersten paar Wochen hilft dies wirklich ganz erstaunlich. Sie werden recht bald feststellen, dass Sie diese Hilfe gar nicht mehr brauchen.

Und hier die Anleitung:

Zunächst, und das betrifft alle Streichinstrumente müssen Sie die „schwingende Saitenlänge“ ihres Instrumentes feststellen. Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Das Streichinstrument hat einen „Obersattel“. Dieser liegt an der Schnittstelle zwischen dem Griffbrett und dem Wirbelkasten. Hier liegen die Saiten fest auf und von dort aus sind sie über das Griffbrett gespannt.

Saiten liegen auf dem Obersattel auf

Der andere Begrenzungspunkt für die schwingende Saitenlänge ist der „Steg“. Hier liegen die Saiten ebenfalls fest auf. Der Steg stellt nun die Verbindung zwischen der schwingenden Saite und dem Klangkörper des Instruments dar.

ebenso auf dem Steg

Messen wir nun die schwingende Saitenlänge. Bei der Geige sind es etwa 32 Zentimeter, bei allen anderen Streichinstrumenten natürlich mehr. Messen Sie es einfach aus.

von Obersattel zu Steg: die schwingende Saitenlänge

Nun kommt ein wenig Rechenarbeit ins Spiel:

Die erste Markierung liegt 10% der Saitenlänge entfernt vom Obersattel. Bei meiner Geige  zum Beispiel, mit Saitenlänge 32,4 sind das 3,3 cm. (auf halbe Millimeter kommt es hier nicht an. Wie gesagt, wir brauchen eine grobe Orientierung) Kleben Sie sich dahin einen Punkt, oder markieren Sie sich das Griffbrett mit einem unscheinbaren Bleistiftstrich, ganz wie Sie wollen.

Der zweite Markierungspunkt liegt bei 24% der Strecke. (bei mir sind das 7,8 cm vom Obersattel aus gemessen. Achtung! Dies gilt nur für Geige, Bratsche und Cello. Beim Kontrabass brauchen wir aufgrund der unterschiedlichen Greifweise den Punkt bei 20% der Saitenlänge.

Nun brauchen wir für unsere Übungen noch eine dritte Markierung, die wiederum beim Kontrabass unterschiedlich liegt. Beim Bass brauchen wir einen Punkt bei 32% der Saitenlänge, und bei den übrigen Instrumenten auf 50% der Strecke. Geben wir zum Schluss dem Bass noch eine vierte Markierung, ebenfalls bei 50% der Saitenlänge, dann haben wir es geschafft.

Hier ein paar grobe Werte die Sie mit der Formel auf Ihre spezielle Saitenlänge anpassen können.

Geige:       z.B.: Saitenlänge 32,4 cm

  • Markierung 1: 3,3 cm (10%)
  • Markierung 2: 7,8 cm (24%)
  • Markierung 3: 16,2 cm (50%)

Bratsche    z.B.: Saitenlänge 36,4 cm

  • Markierung 1: 3,6 cm(10%)
  • Markierung 2: 8,7 cm (24%)
  • Markierung 3: 18,2 cm (50%)

Cello        z.B.: Saitenlänge 69 cm

  • Markierung 1: 6,9 cm (10%)
  • Markierung 2: 16,6 cm (24%)
  • Markierung 3: 34,5 cm (50%)

Bass        z.B.: Saitenlänge 104 cm

  • Markierung 1: 10,4 cm (10%)
  • Markierung 2: 20,8 cm (20%)
  • Markierung 3: 33,6 cm (32%)
  • Markierung 4: 52 cm (50%)

Die Zentimeterangaben beziehen sich hier immer auf die Entfernung des Punktes zum Obersattel.

Damit Sie aber auch wissen, wofür das Ganze dienen soll, sei Folgendes gesagt: Der erste Markierungspunkt ist die Stelle an dem der 1. Finger (Zeigefinger) auf dem Griffbrett sitzt. Auf der 2. Markierung sitzt bei Geige und Bratsche der 3. (Ringfinger) und bei Cello und Bass der 4. Finger. Dies stellt die Grundposition der 1. Lage dar, die wir zunächst einmal brauchen.

Und so sieht die Sache aus, wenn wir fertig sind.

bei Geige, Bratsche Cello etwa so ….

… und beim Bass sieht es so aus

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei Ihren anfänglichen Übungen. Haben Sie viel Freude daran.

er grüßt Sie herzlichst.

Felix Seiffert

BogenBalance Workshops, wie es begann

Liebe Leser,

heute möchte ich Ihnen einmal ein klein wenig erzählen, wie es zu der Idee eines  Workshops mit Anfängerunterricht auf Streichinstrumenten und insbesondere zu dieser Website kam.

Wenn man selbst als Schüler gewisse Erfahrungen mit dem Unterricht auf einem Instrument gemacht hat, ist man geprägt durch die Art und Weise, wie einem die Materie beigebracht wurde. Nach anfänglichen musikalischen Grundlagen, die ich auf der Blockflöte (wie so viele) erlernte, war mein erstes ernsthaft gelerntes Instrument die Geige. Obwohl mir das Spielen auf diesem Instrument große Freude bereitete, prasselten damals schon früh die gängigen Leitsätze auf mich ein wie: „Geige ist ein schwer zu erlernendes Instrument.“ „Du wirst viel üben müssen und eine längere Durststrecke durchstehen müssen bis es nach etwas klingt.“ „Bis Du mit anderen zusammen Musizieren kannst und es dann richtig Freude macht, musst Du viele lästige Fingerübungen hinter Dich bringen.“
So oder so ähnlich klangen die Aussagen, die Lehrer, Eltern und das gesamte persönliche Umfeld im allgemeinen Konsens uns Schülern vermittelten. Aus meiner heutigen Sicht wirkt das nicht gerade anregend. Als Zweitinstrument lernte ich Violoncello, und ich entdeckte meine große Liebe zu diesem Instrument, die mich später dazu brachte dieses auch zu meinem Hauptinstrument zu machen und im Beruf Cellist zu werden.

Natürlich ist das Studium eines Musikinstrumentes anstrengend. Es braucht viel Übung, und Hingabe, bis man dahin gelangt, sein Instrumentalspiel auf professionelles Niveau zu heben, daran ist gar nicht zu zweifeln. Nur störte mich immer diese Aussage, dass es keine Freude machen soll, wenn man seine Fähigkeiten am Instrument vertieft. Ich habe so viele andere Erfahrungen gemacht, und wenn ich nicht gerade an einen Lehrer geriet, der mit seinem Perfektionssinn alles zunichte machte, was nicht annähernd in ein starres Schema von „Schallplattenreife“ passte, dann war das Studium und jedes Lernen am Instrument eine erhebende Erfahrung.

Als ich dann selbst in den Lehrberuf einstieg, hatte ich wieder unmittelbar vor mir, in welchem Gegensatz unsere eigene Ausbildung zu dem stand, was wir letztlich beruflich zu bewerkstelligen hatten. Die Art, wie wir selbst ausgebildet worden waren, zielte auf größtmögliche Präzision im Hinblick auf unsere zukünftige Bühnenpräsens ab. Soweit ist das nicht verwunderlich und auch nötig, denn gerade dafür muss man sich auf ein Niveau begeben, das für unseren Beruf eben erforderlich ist. Nur passiert es eben all zu leicht, dass man genau diesen Aspekt bei der Förderung von Kindern, Jugendlichen und eben Anfängern und fortgeschrittenen jeden Alters zu sehr in den Vordergrund rückt. Das Resultat ist, dass es dem Lehrer und dem Schüler Freude macht, wenn der Schüler begabt ist, und wenn Aussicht besteht, dass der Schüler sozusagen auf des Lehrers Schulter steigen, und ein ähnliches Niveau wie er erreichen kann.
Nun besteht aber der größten Teil der Schülerschaft an einer Musikschule nicht aus solchen Personen, sondern an Menschen, die ihre Freizeit opfern, um am Musizieren zu spüren, wie sie innerlich wachsen. Es sind viele Schüler, die innerlich einen Hang zur Musik spüren, und dem nachgehen. Ein gewisser Zauber liegt in der Materie, den sie manchmal gar nicht so genau ausdrücken können. Vielen imponiert auch einfach das gemeinsame Musizieren in Orchestern beispielsweise oder bei der Kammermusik.

Dabei spielt es in meinen Augen gar keine so große Rolle, wie „begabt“ ein Schüler ist. In meinen Augen gibt es so etwas wie einen „weniger Begabten“ überhaupt nicht. Jeder Schüler hat im Grunde das Recht da abgeholt zu werden, wo er eben steht und vor allem kann man in jedem Teilbereich und jeder Könnensstufe erfahren, was für eine wohltuende Angelegenheit das Musizieren ist. Ich denke eher, dass man diese Ansicht differenzieren, und feststellen muss, dass der eine Mensch eben in gewissen Teilbereichen der Materie einen anderen Zugang hat, als ein anderer. So gibt es beispielsweise eher rhythmisch begabte Menschen. andere tun sich beim Erfassen von Notentext leicht. Haben aber vielleicht eher einen schwierigen Umgang mit der Koordination ihrer Bewegungen u.s.w.
Allerdings besteht für eine Lehrer schon die latente Gefahr, die man auch schon als Schüler erlebt hatte, nämlich den Schülern einen Stempel auf zu setzen, und damit die Motivation bei vielen im Keim zu ersticken.

Glücklicher Weise, traf ich im Laufe meiner Tätigkeit auf die Arbeit von Paul Rolland, die mir in dieser Hinsicht wirklich weiter half. Der Geigenprofessor Paul Rolland erarbeitete in den 70er Jahren in Zusammenarbeit mit der University Illinois ein Konzept, mit dem man den damals in den USA praktizierten Instrumentalunterricht in Großgruppen verfeinern und  effektiver machen konnte. Dabei stützte er sich auf seine sehr klare Beobachtungsgabe was effektive und harmonische Bewegungen anbelangte. Im Kern brachte er dabei heraus, wie in vieler Hinsicht Bewegungen immer dann sinnvoll und effektiv erscheinen, wenn sie auf die richtige Art und Weise ausbalanciert werden.

Basierend auf seinen Erkenntnissen machte eine neue Form von Instrumentalpädagogik in den letzen zwanzig Jahren auch in Europa die Runde, und so gibt es heute immer mehr Projekte an Deutschen Schulen, die „Klassenmusizieren“ im Anfängerbereich im normalen Musikunterricht anbieten. So zum Beispiel auch das Projekt am Kepler Gymnasium in Ulm, das seit 10 Jahren existiert,und an dem ich mitwirken darf.

Ein sehr schönes und freudiges Erlebnis war die Ausbildung zum „Rolland Lehrer“. 25 gestandene Musiker trafen sich immer wieder zu einem Wochenende gemeinsamen Musizierens, bei dem die Vorgehensweise der Pädagogik in der großen Gruppe vermittelt wurde. Vor allem aber musste sich jeder Musiker sich mit den anderen drei Streichinstrumenten auseinander setzen, die er nicht studiert hat. So saßen wir nun als „Quasi – Anfänger“ mit unseren Instrumenten da und spielten einfachste Stücke und brachten uns das Spielen sozusagen neu bei. Besonders lustig ging es zu, als alle Teilnehmer mit einem Kontrabass anrücken mussten und ein gemeinsames Wochenende nur Bass spielten.

Und gerade in diesem Moment durchfuhr es mich wie ein Blitz. Und ich dachte mir: Warum sollen wir diese Art des Lernens auf unsere Kinder beschränken. Es gibt gerade heute so viele Menschen, die im erwachsenen Alter einen Ausgleich suchen und gerne ein Streichinstrument erlernen wollen. Macht es nicht gerade für Erwachsene Sinn, sein Musizieren mit Workshops zu beginnen und zu Hause eigenverantwortlich unter Anleitung zu üben? Ja, dachte ich mir, bei Erwachsenen kann ein Konzept, basierend auf gemeinsamen Lernen, funktionieren. Gemeinsames freudiges Musizieren an Workshops, und eigenverantwortliches Üben zu Hause bis zum nächsten Workshop oder einer sonstigen Gelegenheit zum Musizieren In Gesellschaft. So kann aktives Musizieren wirklich Freude bringen und auch in unseren doch sehr überfrachteten Berufsalltag integriert werden.

 

So entstand dann der Workshop für Anfänger, den mittlerweile doch etliche Teilnehmer besucht haben. Am meisten freut es mich, dass so viele der Teilnehmer diesen Workshop zum Anlass nahmen und wirklich mit dem Erlernen eines Instruments begannen. Immerhin ist ja gerade der Workshop für Anfänger eine Veranstaltung zur groben Orientierung. Sozusagen könnte man diesen Workshop auch als einen Schnupperkurs bezeichnen. Der Die Voraussetzungen, die man übrigens mitbringen muss sind ausdrücklich überhaupt keine. Wir musizieren als blutige Anfänger miteinander,und erfahren das erste mal, was es bedeutet, auf einem Streichinstrument zu spielen und bilden vom ersten Ton an ein kleines Orchester. Das dies funktioniert? Letztlich kann man es nur selbst erleben. Jedenfalls danke ich allen bisherigen Teilnehmern, dass sie dies einmal gewagt haben, und dass Sie auch so viele positive Rückmeldung zu diesem Konzept gebracht haben.

nach dem Workshop am 6. und 7. Januar 2012

StreicherWorkshop am 6. und 7. Januar 2012

Derzeit besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich durch eine regelmäßige Hausaufgabe, die sie per Mail bekommen, weiter in die Materie einzuarbeiten, und es fanden auch schon einige Folgeveranstaltungen statt. Im Laufe dieses Jahres möchte ich diese Art der aus der Ferne geführten Eigenarbeit in einen Online – Lehrgang umwandeln. Aber dazu braucht es noch ein bisschen Zeit.

Bis dahin alles Gute und viel Freude am Musizieren, oder der Vorfreude daran.

Ihr Felix Seiffert

Stützen 3

Balance ist, wie wir alle wissen, ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“.

Möchten Sie noch einmal in den vorherigen Kapiteln zum Thema nachlesen?

Gute Bogenführung durch Stützen

Stützen 2

Dieser Satz aus dem letzten Beitrag, ist die wichtigste Forderung für eine gute Tongebung am Streichinstrument. Nur ist die Sache nicht ganz so einfach am Instrument zu realisieren. Immerhin können wir ja unsere Hand nicht direkt auf dem Instrument abstützen.

Direkt aufstützen: am Frosch ist dies noch möglich

Mit Hilfe unseres Bogens übertragen wir unser Armgewicht auf die Saiten des Instruments. Nun ist ein Bogen, je nach Instrument, 70 bis 80 Zentimeter lang. Dies bedeutet, dass wir die Gewichtskraft unseres Arms über eine gewisse Strecke hinweg auf die Kontaktstelle des Bogens mit  der Saite übertragen müssen. Kaum vorzustellen, dass man auf dieser Basis einen „ausbalancierten“ Zustand erlangen kann. Andererseits wird nur in einem ausbalancierten Zustand ein wirklich gefühlvolles Anstreichen der Saite möglich sein, da jede unnötige Kraftanstrengung im Arm zu einer Verminderung des feinen Gespürs im Arm führen wird.

Hier ist Kraftübertragung notwendig: „in der Mitte….

…und an der Spitze“

Aber wie kommt der ausbalancierte Zustand nun zustande? Nun, unsere Finger berühren auf eine solche Weise die Bogenstange, dass es möglich ist, zwischen einzelnen Fingern eine Hebelwirkung aufzubauen, und so mit leichter Verdrehung des Arms (Pronation) zu einer Verlagerung eines Auflagepunktes zu kommen.
Um dies zu demonstrieren, benützen wir wieder einen Holzstab. Bauen Sie zunächst den Bogengriff am Holzstab auf. Lassen sie danach den Stab senkrecht in die Luft zeigen. Es wird sich sehr leicht anfühlen, den Stab so zu halten; ohne viel Kraft ist er auszubalancieren. Drehen sie jetzt Ihre Hand so, dass das lange Ende der Stange nach rechts außen zeigt. Der Stab wird nun mit seinem Gewicht einerseits in ihrem Zeigefinger hängen, andererseits vom Daumen gestützt werden. Dieses sind die beiden „Hebelfinger“ die letztlich für die Übertragung des Armgewichts auf die Saite zuständig sind. Im Moment wirkt die Gewichtskraft der Stange auf die Finger ein; später wird es umgekehrt sein. Spüren Sie, wie der Zeigefinger die Stange trägt?

Der Bogengriff, einmal umgekehrt

Der Zeigefinger trägt die Stange

Drehen wir nun die Stange, sodass sie auf unserer linken Hand aufgestützt wird. Sie spüren ähnliche Kräfte auf Ihre Finger wirken, nur dass Sie eben nicht das Eigengewicht der Stange, sondern das Armgewicht auf der Stange spüren. Wichtig hierbei: Lassen Sie ihren Arm in der Schulter los. Sie brauchen den Arm nicht selbst hoch zu heben, er stützt sich mit Hilfe der Stange auf einem Punkt auf, der ihn trägt. Spüren Sie, wie sich das Schultergelenk entspannt, wie der Arm regelrecht aus der Schulter „heraus fällt“?

das Gleiche passiert beim Stützen

Der Arm wir d von der Bogenstange „getragen“

Und in dieser Stellung können wir jetzt um den Auflagepunkt herum mit dem Arm „rollen“. Bewegen sie sich so mit dem ganzen Arm um den Auflagepunkt der Stange herum, dass das Gewicht dort in jeder Stellung des Arms gleich bleibt. Dies schaffen Sie, wenn Sie mit dem ganzen Arm rollen, nicht etwa nur mit dem Unterarm. Nein, der ganze Arm muss mit gehen. Probieren Sie es aus!
Anregende Übungen und viel Vergnügen beim Musizieren wünscht Ihnen
F. Seiffert

Mit dem ganzen Arm nach unten gerollt

in einer mittleren Stellung

und ganz oben

 

Gute Bogenführung durch Stützen – 2

Erinnern wir uns daran, dass wir mit unseren Bewegungen, dann zu einer guten Tonbildung finden, wenn wir es schaffen, während des Streichens in unseren Gelenken beweglich zu bleiben. Wir wollen ja schließlich spüren, wie unser Bogen die Saite anstreicht. Es ist eine der besten Erfahrungen, die wir beim Streichen machen können, zu spüren, wie wir einerseits uns einen Ton vorstellen, ihn dann ausführen und dabei spüren wie er entsteht. Und letztlich hören und spüren wir das gleichzeitig das Resultat, und sind so auf mehreren Ebenen mit dem Entstehen der Musik verbunden. Ein wirklich erhebendes Gefühl, so im Fluss des Geschehens zu sein. Möchten Sie dazu das voranstehende Kapitel noch einmal zu Gesicht bekommen? Gute Bogenführung durch Stützen

Erinnern wir uns außerdem daran, dass wir in unseren Bewegungen größtmögliche Beweglichkeit erlangen, wenn wir uns in einem ausbalancierten Zustand befinden. Und Balance ist, wie wir alle wissen ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“. Und wenn wir uns nun grundsätzlich mit der Thematik des aufgestützten Streichens (Link) auseinandersetzen, müssen wir uns überlegen, wie denn nun das notwendige Gewicht des Bogens auf der Saite zustande kommt.

Nun ist die Sache einfach zu verstehen, wenn man sich beispielsweise mit den Fingern der rechten Hand auf einer Tischplatte aufstützt. Diese Übung ist nun zunächst für die Bogenhand gedacht, aber es würde Sinn machen, die gleich mit beiden Händen auszuführen. Welche positive Auswirkung die auf die Funktion der linken „Greifhand“ hat, darüber in einem anderen Kapitel. Tragen Sie zunächst Ihre Hand einige Zentimeter über der Tischplatte. Spüren sie das Gewicht Ihres Arms? Sie tragen nun Ihren Arm und die Hand.

Arm trägt Hand

Ein ganz anderer Zustand tritt ein, wenn Sie nun ihre Hand auf die Tischplatte stellen. Stellen Sie dabei Ihre Finger mit den Fingerspitzen so steil auf die Tischplatte dass sie beim Aufsetzen das Gewicht des Arms abfedern können. Bei diesem Abfedern beugen sich die vorderen Fingergelenke und die Grundgelenke federn durch, biss sie auf einen Anschlag treffen. Zunächst ist es leichter, diese Übung ohne Mitwirkung des Daumens zu machen; wichtig ist aber hier noch einmal, dass die Fingerspitzen steil genug auf dem Tisch stehen, damit die vordersten Fingergelenke sich beim Abfedern, beugen können und nicht die Tendenz haben, sich durch zu drücken.

ohne Daumen

so sollte es nicht aussehen

Machen Sie jetzt die gleiche Übung und nehmen Sie den Daumen dazu. Sehen Sei bitte zu dass sich auch der Daumen beim Abfedern biegt. Alle Gelenke des Daumens sind flexibel und in der Lage, sich durch zu biegen. Versuchen Sie es. Das Schöne an dieser Übung ist, das sie sich sozusagen überall durchführen lässt. Am Schreibtisch, während einer Arbeitspause, oder wo Sie auch wollen. Und ich würde Ihnen auch empfehlen eine solche Übung auch sehr oft zu üben, da es für das ganze Spielen des Instrumentes enorm förderlich ist, wenn die grundlegenden Bewegungen völlig selbstverständlich ablaufen können. Und das ist auch ohne große Mühen möglich , wenn man sie sich auf einfache Weise eintrainiert.

aufsetzen

„Eintauchen“ mit den Grundgelenken

Spüren Sie, wie sich das Gewicht des Arms auf der Hand abstellt? Spüren Sie, wie sich die Muskulatur des Schultergelenks bei dieser Aktion entspannen kann. Man kann regelrecht das Gefühl bekommen, dass der Oberarm ein kleines Stück weit aus dem Schultergelenk „herausfällt“ Dies ist nun der Zustand, an dem das Armgewicht von der Hand getragen wird.

Machen wir uns noch einmal die beiden Zustände bewusst.

Hand in der Luft: Arm trägt Hand
Hand aufgestützt: Hand trägt Arm

Mehr davon im nächsten Beitrag

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert

Gute Bogenführung durch "Stützen"

Wenn sie einen Bogen führen, und einen ansprechenden Ton auf Ihrem Streichinstrument erzeugen möchten, dann kommt es vor allem auf eins an: Durchlässigkeit im Bogengriff.

Nehmen Sie den Bogen so in die Hand, dass es Ihrer Hand möglich wird, durch den Bogen hindurch, der Ihnen als verlängertes Tastorgan dient, das Anstreichen der Saite zu spüren.
Der Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt, ist der Schlüsselpunkt. Hier entsteht aller Klang und aller musikalischer Ausdruck. Man nennt ihn die „Kontaktstelle“. Hier gestalten Sie den Ton, und hier liegt beim Musizieren Ihre volle Aufmerksamkeit. Und damit dies überhaupt möglich wird, müssen Sie alles daran setzen, den Bogen so  in die Hand zu nehmen, dass die Finger durch den Griff hindurch die Reibung des Bogens an der Saite spüren können.

Den Bogen halten, aber durchlässig, das ist erst einmal gar nicht so einfach. Mit einem festen Handgriff ist es nicht möglich. Aber andererseits will man diesen empfindlichen Bogen auch nicht gerade fallen lassen. Es wird nötig sein zu einem Bogengriff zu finden, bei dem alle Glieder der Finger die Möglichkeit haben, beweglich zu bleiben. Man kann sich ganz leicht vorstellen, dass es einen Unterschied gibt, ob man nun einen Gegenstand fest in die Hand nimmt, oder ob man dies so tut, dass man den Gegenstand in der Hand bewegen kann. Dieses wollen wir beim Bogengriff erreichen.  Für den Anfang empfehle ich Ihnen daher einige Übungen mit einem Stift. Ein dickerer Buntstift erscheint mir hierzu geradezu ideal.

leicht zu halten – der Stift

Für weitere Übungen eignet sich ein einfacher Holzstab. Aber dazu später. Auch die genaue Stellung der Finger am Bogen erfahren Sie in einem gesonderten Posting.
Bleiben wir hier zunächst allgemein beim Thema Bogenführung, das uns zum nächsten Punkt führt, der für das Erreichen eines durchlässigen Bogengriffs die unbedingte Grundvoraussetzung ist. Es geht um das……

Stützen

leicht zu balancieren - in der Senkrechten

leicht zu balancieren – in der Senkrechten

Also angenommen, Sie haben den Bogengriff gelernt und halten den Bogen nun vor sich in der Hand. Dies ist sehr leicht möglich, wenn Sie die Stange senkrecht nach oben halten. Sie können so den Bogen am leichtesten ausbalancieren. Halten Sie nun aber die Spitze des Bogens waagrecht nach links, merken Sei ganz deutlich, wie er auf dieser Seite Übergewicht bekommt. Sie müssen nun mit dem kleinen Finger dagegen stützen. Der Bogen erhält in dieser Stellung lediglich von unten tragende Unterstützung durch den Daumen der rechten Hand. Das Ausbalancieren im Falle eines Ungleichgewichts wird von den Fingern übernommen, in diesem Fall dem kleinen Finger.

etwas schwieriger – in der Waagrechten

Ganz anders stellt sich die Sache dar, wenn Sie den Bogen auf die Saite bringen. Nun wird der Bogen von zwei Punkten unterstützt. Vom Instrument auf der einen Seite und dem Daumen der rechten Hand auf der anderen Seite. Auf das Gegenstützen des kleinen Fingers können Sie jetzt verzichten. Die Finger der rechten Hand sind nun frei für ihre eigentlichen Funktionen: einerseits den Bogen in der Balance zu halten und andererseits die Steuerung des Bogenstrichs feinfühlig zu übernehmen.

beim Stützen ist der Kleine „verzichtbar“

gestützt spielen, an der Geige …

… und am Cello …

… auch ohne den „Kleinen“ möglich

Mit diesem Wissen haben Sie die Grundlage angelegt für eine flexible und feinfühlige Bogenführung. Natürlich wird im Einzelnen noch viel über die Tongestaltung zu reden sein. Aber die unbedingte Grundlage für alles sinnvolle Streichen ist die Stütze.

Sehen Sie, hier liegt das Geheimnis einer guten Tonbildung auf der Geige, der Bratsche, dem Cello oder dem Kontrabass. Der Ton entsteht genau an dem Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt. Und an diesem Punkt kann der Anstrich auf vielfältige Weise ablaufen. Zum Beispiel mit viel Gewicht, oder mit weniger Gewicht aber dafür mehr Bogengeschwindigkeit, aber dies immer abgestimmt auf die Möglichkeiten und Erfordernisse, die Ihnen die jeweilige Saite bietet. Und damit dies immer in Hinblick auf den guten Ton geschehen kann, stützen sich der Bogen und das Armgewicht genau auf diese Stelle. Und mit der Stütze werden Sie auch beim Spielen Ihre Aufmerksamkeit genau auf diesen Punkt fokussieren.

Kommen wir im nächsten Posting zu den Funktionen uns Stellungen der einzelnen Finger. Erfahren Sei dabei auch mehr zu den Unterschieden im Bogengriff zwischen Geige und Bratsche, und andererseits dem Cello. Der Kontrabass hingegen verlangt eine komplett andere Bogenhaltung, die in einem gesonderten Teil zu behandeln ist.

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert