Warum Du am Kontrabass in B-Dur beginnen solltest

Was musst Du zunächst lernen, wenn Du mit dem Kontrabass beginnst?

Du willst lernen wie man streicht, Du willst Deine ersten Töne greifen, und Du willst am besten sofort Deine ersten Stücke spielen.

Dabei wird es zunächst wichtig sein, dass Du beim Greifen zunächst in einer vorgegebenen Handstellung bleibst, in der sich Deine Finger dran gewöhnen, in korrektem Abstand zueinander zu stehen und damit ganz bestimmte Tonabstände untereinander zu greifen.

Diese eine Handstellung bringt Dich dazu, sicher zu hören und zu verstehen, welche Töne Du da greifst.

Auf den anderen Instrumenten macht man das genauso, da lernt man beispielsweise auf der Geige und Bratsche die „erste Griffart“ oder die „enge Griffart in der ersten Lage“ beim Cello.

In einigen voran gegangenen Artikeln habe ich Dir außerdem erklärt, in welcher Tonart der Start auf der Geige, der Bratsche und auf dem Cello gelingt.

Wir kamen dabei aufgrund der Stimmung der Instrumente und der Gegebenheiten, die uns die menschliche Hand bietet auf die naheliegende Tonart D-Dur.

Aber wie geht es nun auf dem Kontrabass? Funktioniert es da ebenso?

Nein, leider funktioniert es diesmal ganz anders!

Der Kontrabass ist ein solch großes Instrument, dass eine menschliche Hand auf seinem Griffbrett in der Regel gerade mal einen Ganzton abgreifen kann. Zwischen jeweils dem 1. und 2. Finger und dem 2. und 4. Finger ist nur der Abstand eines Halbtons möglich.

Vergleichst Du das mit der Geige, wo Du einen Ganzton mühelos zwischen je zwei Fingern greifen kannst, dann hast Du ein ungefähres Bild von den Ausmaßen des Griffbretts beim Kontrabass.

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Denken wir einen Schritt weiter:

Wenn Du nur einen Ganzton zwischen dem 1. und 4. Finger greifen kannst, und den 1. Finger auch einen Ganzton über die leere Saite stellst, hast du von der leeren Saite aus gesehen drei Töne gegriffen.

Wenn Du nun einen vierten Ton spielen willst, so muss der schon auf der nächsten leeren Saite liegen. Du kannst auf einer Saite keinen weiteren Ton greifen, ohne die Hand zu versetzen.

Aus genau diesem Grund ist der Bass in Quarten gestimmt. Ohne die Quartenstimmung wäre es nicht möglich, alle Töne einer Tonleiter zu spielen, ohne die Hand dabei in verschiedene Stellungen zu versetzen. Hier ist der vierte Ton der Tonleiter nun einfach die nächste leere Saite.

Aber wie funktioniert nun die Tonart, ohne Versetzen der Hand?

Zwei Dinge musst Du zusammenbringen, wenn Du eine Tonleiter in beschriebener Art spielen willst.

Zunächst hast Du die Gestalt einer Dur-Tonleiter, die aus Ganztönen besteht und jeweils einem Halbton zwischen dem 3. und 4. und dem 7. und 8. Ton.

Zum Anderen hast du die Grundbedingungen des Greifens auf dem Bass, die wir hier noch einmal genauer beleuchten müssen.

Die Quart, in der der Bass gestimmt ist besteht aus zwei Ganztönen und einem Halbton.

Mit der oben angegebenen Greifweise Deiner Finger hast du nun zwei Möglichkeiten.

Erste Möglichkeit: Du stellst die Hand in die Stellung, in der Dein 1. Finger (Zeigefinger) genau einen Ganzton über der leeren Saite steht. Man nennt diese Stellung die „erste Lage“.

Zweite Möglichkeit: Deine Hand steht mit dem 1. Finger einen Halbton über der leeren Saite. Man nennt diese Stellung die „halbe“ oder „gewöhnliche Lage“.

Vielleicht ist der Name der „gewöhnlichen Lage“ (wie sie bei Franz Simandl genannt wird) genau daher entstanden, dass man in ihr zunächst am leichtesten in einer Tonart spielen kann, ohne die Hand zu versetzen.

Jedenfalls bietet uns diese gewöhnliche Lage die Möglichkeit eine Dur Tonleiter (und damit alle Töne einer Dur Tonart innerhalb einer Oktave) zu spielen.

Und das geht so:

Du beginnst auf der A-Saite mit dem 1. Finger auf dem B. Es folgt der Ton c gespielt mit dem 4. Finger auf der gleichen Saite.

Du wechselst auf die D-Saite und spielst mit der leeren Saite das d. Danach folgt der Ton es mit dem 1. Finger und das f mit dem 4. Finger.

Danach wechselst Du auf die G-Saite und spielst wieder mit der leeren Saite das g. Danach kommt der 2. Finger dran, mit dem du das a spielst, und am Schluss hast Du noch einen Halbtonschritt zum b, das Du mit dem 4. Finger greifst.

Deine Fingerfolge sieht demnach folgendermaßen aus:

A Saite: 1 – 4 D-Saite: 0 – 1 – 4 G-Saite: 0 – 2 – 4

Wenn Du das noch einmal mit den Gesetzmäßigkeiten einer Dur Tonleiter vergleichst, in der ja bekanntlich die Halbtöne zwischen dem 3. und 4. Ton und dem 7. und 8. Ton liegen, dann erklärt sich die Griffweise folgendermaßen.

In der halben oder gewöhnlichen Lage besteht immer zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger ein Halbton. Außerdem sind Halbtöne zwischen dem 1. und 2, und zwischen dem 2. und 4. Finger möglich. Der Abstand des 4. Fingers und der nächsthöheren leeren Saite ist ein Ganzton.

Und wenn Du jetzt die Anwendung unserer Tonleiter anschaust, siehst du dass der 3. und 4. Ton unserer Tonleiter der Tonschritt auf der D-Saite zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger ist.

Und den anderen Halbtonschritt zwischen dem 7. und 8. Ton der Tonleiter spielst Du mit dem 2. und 4. Finger auf der G-Saite.

Du siehst jetzt, dass es auf diese Weise tatsächlich möglich ist, eine ganze Dur Tonleiter zu spielen. Übrigens ist es tatsächlich die einzige Möglichkeit, in der die Hand nicht versetzt werden muss.

Mit dieser Tonart ist es nun möglich, die ersten Stücke zu üben. Es gibt in den einschlägigen Bassschulen einiges an Material, das auf diese Weise gespielt werden kann.

Insgesamt kann man sagen, dass es durchaus Sinn macht, in der halben Lage am Bass zu beginnen. In der halben Lage stehen die Finger am weitesten auseinander und die Hand kann sich sehr gut auf die ihr bevorstehende Aufgabe des Greifens vorbereiten.

Stell Dir vor, es ist gar nicht so leicht, die kräftigen Basssaiten mit den Fingern auf das Griffbrett zu drücken. Immerhin muss die Saite ja richtig fest auf dem Griffbrett anliegen, damit der gegriffene Ton wirklich zum Klingen kommt.

Und unter diesen Umständen (das wirst Du merken) ist es gar nicht so einfach die Finger auch in den ihnen gebührenden Abständen zu halten. Die Töne sollen ja schließlich sauber klingen.

Und da nun in der halben Lage die Finger am weitesten auseinander liegen, übst Du dieses gleich an der schwierigsten Stelle. Das macht doch Sinn oder?

Auf diese Weise wirst Du später feststellen, dass es eher leichter ist, in anderen Lagen zu spielen.

Und so wünsche ich einen guten Start und viel Freude an Deinen ersten Übungen am Kontrabass.

Fazit:

Wenn man Kontrabass beginnt braucht man ebenso wie bei den anderen Streichinstrumenten eine Tonart, in der man die Hand in einer Grundposition einstellen kann.

Diese Tonart ist beim Kontrabass B-Dur. In dieser Tonart ist es möglich innerhalb der halben oder „Gewöhnlichen“ Lage eine ganze Tonleiter zu spielen ohne dabei die Hand zu versetzen.

herzlichst

Felix

p.S.: eine Bitte hätte ich noch: Schrieb doch einmal einen Kommentar darüber, wie es Dir am Anfang ergangen ist. In welcher Tonart hast Du begonnen, wie lief bei Dir die Sache ab?

4 Kommentare

  1. Hallo Felix, bin auch KBass Anfänger.
    B Dur mag ich nicht. 😉
    G Dur geht doch auch, sondern noch besser, oder irre ich mich?
    Dann spare ich mir die halbe Lage. Ich fange unten, E Seite, im zweiten Finger an.
    Rutscht man für die Töne der halben Lage wie beim Cello auch für den einen Ton mit der ganzen Hand runter? Dann wieder hoch und weiter geht’s?
    Frage zur Geige. Wofür braucht man die Lagen, speziell die dritte? Ich spiele seit 50 Jahren nur erste Lage, ausser auf der E Seite, sonst komme ich nicht rauf. Ja, ich hatte Lehrer für Geige. Der erste und beste war mein Vater selig.
    Servus, Monika

    • Felix Seiffert

      Hallo Monika,

      Ja das kann ich mir vorstellen. G-Dur ist zunächst bekömmlicher weil es leichter zu lesen ist. Du würdest Dich aber wundern wenn Du alte Kontrabassschulen ansiehst. Bei denen heißt die halbe Lage teilweise die „gewöhnliche Lage“ und sie fangen tatsächlich in dieser Lage an zu spielen. Ich als Cellist habe mich darüber auch zunächst sehr gewundert. Du kannst in dieser Lage übrigens auch in F-Dur ohne einen Lagenwechsel eine ganze Tonleiter durchspielen. Vielleicht fangen sie deswegen in dieser Lage an. Allerdings musst Du dabei auf der tiefen E-Saite beginnen, was auch Fingerkraft beansprucht.

      Auf jeden Fall wünsche ich Dir einen guten Start mit Deinem Bass.

      herzlichen Gruß

      Felix Seiffert

  2. M. Schneider

    Ich habe auch mit B-Dur begonnen, die spiele ich heute auch noch immer wieder mal zwischendurch beim Einspielen.
    Es ist auch schön, wenn man nach einer Weile zu den Anfängen zurück kommt und feststellt, dass man die ersten Übungen auf einmal so leicht findet 🙂

    • Felix Seiffert

      Hallo Mechtild,

      ja, das ist das gute Erlebnis, einfache Sachen machen und dabei erleben, wie sie immer leichter gehen. Für mich ist das auch nach 30 Berufsjahren immer wieder erhebend.

      herzliche Grüße

      Felix Seiffert

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