Stift oder Stab – wie Du mit einfachen Mitteln Deinen Bogengriff trainierst

Der Bogengriff kann leicht starr und unbeweglich werden. Um dem vorzubeugen bediene Dich eines sehr einfachen Hilfsmittels.

Erinnerst Du Dich daran? Im letzten Blogbeitrag, haben wir ein wenig über die Möglichkeiten philosophiert, mit denen der Spieler mit seinem Bogen einen Ton erzeugen kann.

Jetzt fragst du Dich bestimmt, wie Du bei Dir die optimalen Voraussetzungen schaffen kannst, um so präzise mit dem Bogen den Ton gestalten zu können.

Lass und daher ein paar Übungen für Deinen Bogengriff mit einem Stift oder einem einfachen Holzstab unternehmen.

Stifte und Stäbe

Ich verwende gerne Stifte und Stäbe, um den Bogengriff grundlegend zu erklären. Einen Stift hast Du zunächst viel selbstverständlicher in der Hand als einen Bogen. Einen Holzstab hast Du schon viele hunderte Male selbstverständlich in den Händen gehabt. Den Holzstab kannst Du fallen lassen und er wird nicht beschädigt. Einen Bogen hingegen möchtest Du auf keinen Fall auf den Boden fallen lassen. Und daher fasst Du ihn am Anfang gerne etwas verkrampft oder einfach zu fest an.

Erinnerst Du Dich? Unser Hauptanliegen war es doch, zu einem Bogengriff zu finden,der so flexibel ist, dass Du die Ansprache der Saite unter dem Bogen mit den Fingern, der Hand und dem ganzen Arm spüren kannst.

Und dies schaffst Du am besten, wenn Du mit einen unkomplizierten Gegenstand wie eine Stift oder einen einfachen Holzstab beginnst. So gewöhnst Du Dich gleich an eine gelassene Haltung.

Lege Dir für diese Vorübungen einen einfachen Holzstab in der Stärke von 10 oder 12 mm zu. Du findest Sie in jedem Baumarkt. Ob der Stab nun eine glatte Oberfläche hat oder geriffelt ist wie ein Holzdübel, tut eigentlich nichts zur Sache.

Sieh Dir im Video einmal an, worum es geht.

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Bogengriff bei Geige, Bratsche und Cello

Und hier noch einmal die einzelnen Schritte, die zum Bogengriff geführt haben.

  • Du schließt als Erstes den Mittelfinger und den Daumen zu einem Ring zusammen. Die Daumenspitze liegt dabei im ersten Gelenk des Mittelfingers. Beide Finger sind dabei in allen Gelenken leicht gekrümmt. Es entsteht ein Ring zwischen Daumen und Mittelfinger.
  • Als Nächstes legst Du zwischen die Daumenspitze und den Mittelfinger Deine Stange oder Deinen Stift. Lass die Stange am Mittelfinger etwa zwischen den beiden ersten Fingergelenken liegen.
  • Im Dritten Schritt legt sich der Ringfinger neben den Mittelfinger. auch er umschließt locker die Stange, ist also natürlich gerundet.
  • Der kleine Finger stellt sich gerundet auf die Stange. Ich würde dies in dieser Vorübung so machen, auch wenn ich Cello spiele. Du hast ja im Video gesehen, dass die eigentliche Stellung des kleinen Fingers bei Cellisten etwas anders ist. Der Finger streckt sich leicht (bis zum ersten Fingergelenk) über die Stange. Du kannst aber die „Pronation“ der Hand viel besser trainieren, wenn Du den kleinen Finger zunächst auf die Stange stellst.
  • Zuletzt legst Du den Zeigefinger auf die Stange. Lege ihn vor dem zweiten Fingergelenk auf. Lass dieses Gelenk nicht über die Stange ragen. Du hättest dann für die Fingerbeweglichkeit ein Gelenk zu wenig.

Bogengriff für Geige Bratschen und Cello

Ich hoffe, Du hast beobachten können, wie dieser Griff in der Hand sehr natürlich aussieht. Kein Gelenk ist im Video übermäßig gebeugt oder durchgedrückt. Dies ist natürlich das Resultat von Übung.

Ich habe im Laufe der Jahre bei Schülern gesehen, das weitaus die Mehrzahl der Anfänger den Bogen zunächst in einer sehr festen Haltung in die Hand nehmen. Oft wirken die Finger dann sehr gespannt oder die Finger sind vollkommen gestreckt und die Grundgelenke stark gebeugt.

Daher möchte ich Dich bitten, Dir ruhig mehrmals das Video anzusehen und immer wieder zu kontrollieren, ob Du es schon auch so selbstverständlich und in Leichtigkeit hinbekommst. Auf jeden Fall ist es möglich.

Bogengriff für den Kontrabassbogen

Am Kontrabass hältst Du den Bogen auf komplett andere Weise. Daher ist auch die Vorübung ganz anders angelegt.

  • Nimm den Holzstab zunächst in die Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger. Lass Deinen Arm dabei einfach gerade herunter hängen.
  • Jetzt versuche den Holzstab mit dem Zeige- und dem Mittelfinger zu balancieren. Du hebst dazu die Finger leicht an und setzt sei so an den Stab, dass er waagrecht im Raum schwebt. Gelingt es?
  • Lass nun den Ring- und den kleinen Finger natürlich neben den anderen Fingern stehen. Du brauchst überhaupt nicht an sie zu denken, oder sie irgendwie in eine bestimmte Stellung bringen.
  • solltest Du die Übung mit einem richtigen Kontrabassbogen machen wollen, stellst Du den kleinen Finger auf den unteren Rand des Frosches (da, wo der schöne Perlmuttschuber liegt).
  • Der Ringfinger macht es sich im „Maul“ des Frosches bequem.

Bogengriff am Kontrabassbogen

 

Übungen

Wenn Du nun in Deiner Haltung den Stab in der Hand hast, dann mache die folgenden Übungen:

Zuerst hältst Du den Stab senkrecht vor Dir. Spüre in Deine Finger hinein. Hast Du den Stab leicht in der Hand. Brauchst Du wirklich die Kraft in den Fingern, die Du gerade aufwendest, um den Stab zu halten. Mach es möglichst leicht. Stell Dir zum Beispiel vor, der Stab wäre eine Tulpe, deren Stengel nicht verletzt werden sollte.

Jetzt schwenkst Du die Stange leicht nach rechts und links. Stell Dir einen Scheibenwischer vor. Wenn Du in Bewegung kommst, sieh bitte zu, dass Deine Finger ihre Positionen an der Stange nicht verändern. Der ganze Arm soll sich drehen und so die Stange zum Schwingen bringen.

Du könntest auch einmal so tun, als sei die Stange eine Eisenbahnschranke, die Du schließt. Wenn die Stange waagrecht steht, spüre bitte wieder in Deine Hand hinein. Auf welchen Fingern liegt das Gewicht der Stange? Dieses gewahr Werden der Gewichtskräfte, wird Deine Finger, Deine Hand und Deinen ganzen Arm sensibilisieren. Und diese Sensibilität brauchst Du, wenn Du später mit einem gefühlvollen Arm eine Saite anstreichen willst.

Mache die Übung auch einmal andersherum: drehe Deine Hand um 180 Grad und spüre jetzt, auf welchen Deiner Finger die Gewichtskraft der Stange jetzt wirkt. Merkst Du, wie der Stab jetzt mehr auf dem Zeigefinger lastet? (beim Geigen-, Bratschen- und Cello- Bogengriff) Mit dem Kontrabass- Bogengriff wirst Du den Arm gar nicht weit genug drehen können, um diese Erfahrung zu machen. Du wirst aber merken, wie der Stab im Daumen Hängt, wenn Du mit der Stange so weit, wie es eben geht, nach rechts schwenkst.

Alles, was Du mit diesen Übungen bezweckst, ist ein beweglicher Umgang mit dem Stab, der Dir später beim Bogen sehr helfen wird. Versuche doch zum Schluss einmal, den Stab wie einen Bleistift zwischen dm Daumen und Deinen Fingern zu rollen. Mach dies nur ein klein wenig. Es reicht, wenn sich deine Finger überhaupt etwas bewegen. Bekomme dabei Vertrauen, dass Dir die Stange nicht aus der Hand fällt.

Und wie Du schließlich den Bogen genau in die Hand nimmst, das wird dann Thema eines weiteren Beitrags sein.

Alles Gute und viel Freude bei Deinen Experimenten wünscht Dir

Felix Seiffert

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