So geht Pizzicato

Pizzicato

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Bist Du in den Noten schon auf das Zeichen: pizz. gestoßen? Ausgeschrieben heißt der Begriff: Pizzicato, was nichts anderes bedeutet als “gezupft”.

Also: Zupfen mit dem Streichinstrument. Wie geht das? Worauf sollst Du achten? Wann wird es eingesetzt? Davon handelt dieser Artikel. 

Pizzicato auf einem Ton?

Zunächst wollen wir uns anschauen, wie Du Melodien zupfen kannst, also einstimmig spielst.

Beim Pizzicato zupfst Du meistens mit dem Zeigefinger. Probierst Du das auf deinem Instrument, wirst Du ganz schnell feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, mit dem Finger die Seite zu treffen, die klingen soll.

Ein kleiner Tipp: Einfacher ist es, wenn Du Deinen Daumen benutzt, um Dich mit ihm am Griffbrettrand abzustützen. Auf dem Foto erkennst Du es deutlich. Versuche beide Möglichkeiten auf deinem Instrument zu realisieren, mit und ohne Hilfe des Daumens. Du wirst sofort sehen, dass es mit dem Daumen am Griffbrett wesentlich leichter geht. 

Pizzicato Zupfen eines Tons auf der Geige mit angelegtem Daumen
Zupfen mit angelegtem Daumen, Geige
Pizzicato - Zupfen eines Tons am Cello mit angelegtem Daumen
Zupfen mit angelegtem Daumen, Cello

Übrigens wird es Dir auf diese Weise auch sehr viel leichter gelingen, das Pizzicato im Orchester im Zusammenspiel präzise auszuführen. 

Hast Du es auf dem Foto gesehen? Die Fingerstellung beim Pizzicato ist auf den Instrumenten verschieden. Es hängt mit der Art zusammen, wie Du das Instrument hältst. Auf Geige und Bratsche zeigt der zupfende Finger in Richtung Greifhand, auf Cello und Kontrabass hältst Du den Finger in Richtung zum Steg. In beiden Fällen ist es die anatomisch einfachere Möglichkeit der Handhaltung: Du hältst den Zeigefinger einfach immer von Dir weg. 

Schau es Dir gerne in unserem ersten Video an:

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Pizzicato immer mit dem Zeigefinger?

Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Wenn Du Geiger fragst, wirst Du meistens die Antwort bekommen: “Nur mit dem Zeigefinger”! Meistens sieht man es auch so in den Orchestern. Schaust Du allerdings einmal einem Jazz Bassisten zu, wie er auf seinem Kontrabass zupft, dann siehst Du dort ein munteres Abwechseln von Zeige- und Mittelfinger. Das ist übrigens eine Technik, die Gitarristen sehr gerne anwenden. Zwei Finger im Wechsel hintereinander auf einer Saite sind schlicht und einfach schneller als mit einem Finger gezupft.

Am Cello frage ich mich bei schnellen Partien, ob es nicht besser ist, mit zwei Fingern zu zupfen. Man muss es üben, doch in manchen Fällen gelingt es wirklich leichter. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Cello- und Kontrabasssaiten deutlich schwerer zu zupfen sind als die Saiten der hohen Streichinstrumente. Hier wird schon mal der Finger lahm. Ich möchte Dich bitten: probiere es einfach selbst aus. Du wirst erkennen, was Dir besser liegt. 

Zupfen von ganzen Akkorden

Pizzicato wird nicht nur bei einzelnen Tönen angewandt. Nein, Du kannst gerne ganze Akkorde zupfen. Und auch dafür hast Du verschiedene Möglichkeiten. 

Denkst Du an die Gitarre, wie sie in ihren Akkorden angeschlagen wird, dann fällt Dir sicherlich der Daumen ein. Ja natürlich, mit dem Daumen kann das Instrument angezupft werden. Das Ergebnis ist ein satter Klang. Wenngleich die verschiedenen Seiten des Akkordes nicht gleichzeitig erklingen. Die Töne klingen leicht versetzt, hintereinander. Dies ist auch der so typische Klang der Harfe. Man nennt diese Art des Anschlags deswegen “Arpeggio” (harfenartig).

Beim Cello und beim Bass kann man das sehr schön erzielen. Die Instrumente liegen hier besonders gut in der Hand. Schwierig wird es bei der Geige und der Bratsche. Besonders dann, wenn man das Instrument in der normalen Spielhaltung halten will. Irgendwie gelingt das nur schwer, nicht richtig gut. Gerne startet man das Arpeggio nämlich mit der tiefsten Saite. Da musst Du bei der Geige eine Verrenkung machen, um den Daumen an die passende Stelle zu setzen.

Mein Rat, bei der Geige zupfst Du Akkorde lieber mit dem Zeigefinger. Mit ihm kommst Du gut von der tiefsten zur höchsten Seite, und es flutscht einfach leichter. Ausnahme: Nimm die Geige in die Gitarrenhaltung, dann klappt es auch mit dem Daumen.

Manchmal willst Du Akkorde komplett gleichzeitig anzupfen. Das nennt man “secco” also “trocken”. Hier brauchst Du nun doch mehrere Finger und gegebenenfalls auch den Daumen. Das macht man tatsächlich auf den vier Streichinstrumente identisch. Am besten siehst Du Dir dazu unserer zweites Video an:

Pizzicato - Auf der Geige einen Akkord mit dem Zeigefinger durchachlagen
Geige - einen Akkord mit dem Zeigefinger anschlagen
Pizzicato - Am Cello einen Akkord mit dem Zeigefinger durchschlagen
Cello - einen Akkord mit dem Zeigefinger duchschlagen

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Was machst Du beim Pizzicato mit dem Bogen?

Sehr schön und einfach geht das Zupfen, wenn Du eine längere Passage spielst und den Bogen dafür einfach weglegen kannst. Leider hast Du in den seltensten Fällen dazu Gelegenheit. Sehr oft kommt es vor, dass innerhalb eines Stücks eine kleine Partie gezupft, und danach der Bogen wieder eingesetzt wird. Dann schaffst Du es in der Regel nicht, den Bogen wegzulegen und wieder in die Hand zu nehmen. Wir brauchen also eine Möglichkeit zu zupfen und dabei den Bogen in der Hand zu halten. Hierfür gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten: 

  • Du nimmst den Bogen in die Faust, und zwar so, dass Du den Zeigefinger und den Daumen frei hast. Dann kannst Du Dich am Griffbrettrand abstützen und gleichzeitig mit dem Zeigefinger zupfen. Das funktioniert sehr schön. Du musst nur üben, wie Du den Bogen in seinem Griff wechselst.

    Hier kommt unser drittes Video ins Spiel. Ich zeige Dir dort, wie Du das akkurat machen kannst. Ich würde Dir allerdings empfehlen, dies tatsächlich im Vorfeld zu üben und am besten über einem Teppich. Denn, wenn Dir dabei der Bogen hinunterfällt, dann möchtest Du nicht, dass er zu Bruch geht. Also übe es, Du wirst sehr schnell herausbekommen, wie einfach das glückt.

Pizzicato am Cello mit dem bogen in der Faust
Cello - Pizzicato mit dem Bogen in der Faust
Geige - Pizzicato mit Bogen in der Faust
Geige - Pizzicato mit dem Bogen in der Faust

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  • Manchmal musst Du so schnell vom Streichen (arco) zum Pizzicato (pizz.) wechseln, dass Du buchstäblich keine Zeit hast, den Bogen umzugreifen. Hierfür gibt es eine weitere Zupftechnik, mit der auch dieses gelingen kann. Allerdings hast Du im normalen Bogengriff tatsächlich nur einen Finger, mit dem Du dann “freihändig” zupfen musst. Du hast keinen Daumen, um Dich am Griffbrett abzustützen. Aber auch das ist eine Methode und wird sehr oft praktiziert.
Geige - Pizzicato mit Bogen in Spielhaltung
Geige - Pizzicato mit dem Bogen in Spielhaltung
Cello - Pizzicato mit Bogen in Spielhaltung
Cello - Pizzicato mit dem Bogen in Spielhaltung

Und nun wünsche ich dir viel Erfolg beim Zupfen. Viel Freude daran, und sieh Dir gerne die drei Videos an. In Ihnen gebe ich Dir noch ein paar weitere Tipps, zum Beispiel für die Intonation und wie Du es schaffst, wirklich klangvoll zu zupfen. 

Ich bin übrigens sehr gespannt, welche Erfahrungen Du uns im Kommentar zu diesem Blogartikel mitteilst. Kennst Du noch andere Techniken? Wie gelingt Dir das Zupfen? Bei welchen Stücken hast Du denn bisher gezupft? All das würde mich interessieren.

Einen herzlichen Gruß,
Felix Seiffert

Rückmeldungen

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  1. Felix, danke!
    Das sind wieder einige wirklich interessante Anregungen und Feinheiten. Danke besonders für die Mehrfinger- und Arpeggio-Techniken!

    Spannend war für mich, dass du für Pizzicato-Passagen das vorangehende Üben mit Bogen empfiehlst.
    Für mich funktioniert die völlige Umkehrung: wenn ich etwas Schwieriges streichen muss (besondere Lagenwechsel, Doppelgriffe, komplizierter zu greifende Passagen – manchmal ganze Stücke) übe ich zuerst im Pizzicato. Da brauche ich mich zuerst einmal nur um die linke Hand zu kümmern. Dabei geht es mir natürlich nicht um den super edlen Pizzicato-Klang. Für die Intonation wirkt das sehr disziplinierend: weil man nicht nachkorrigieren kann, MUSS der Finger gleich richtig sitzen – und wenn ich dann zum Streichen übergehe, wissen die Finger der Linken bereits, was zu tun ist…
    Bin schon gespannt auf weitere Erfahrungen! 🙂

    1. Hallo Christina,
      ein interessanter Aspekt. Ja, so kann man die Sache auch angehen. Meine Erfahrung zeigt aber, dass ich noch besser die Intonation kontrollieren kann, wenn der Ton gestrichen wird. (einfach weil man länger Zeit, hat den Ton anzuhören) Auf der anderen Seite gebe ich Dir völlig recht. Eine wirklich gute Intonation bekommst Du, wenn Du übst, den Finger aufzusetzen und nicht nachzukorrigieren. Das ist absolut wertvoll. Ich kann das aber auch, wenn ich streiche. allerdings kann ich auch wieder verstehen, wenn Du Dich nur auf die linke Hand konzentrieren willst. Auch das hat seinen Sinn. Wenn dich also beim Üben der Umgang mit dem Bogen nur ablenkt, dann mach es so wie Du gesagt hast. Und bei der ganzen Sache können wir mal wieder sehr gut sehen, wie viele Wege und Aspekte es beim Üben geben kann. Spannend, gell?
      herzlichen Gruß, Felix Seiffert