Noten lesen lernen, aber leicht! Folge 12 Die Intervalle Sexte, Septime und Oktave

Inhalt

Sehen wir uns heute einmal die höheren Intervalle Sexte, Septime und Oktave an.

Die Sexte ist ein sehr wohlklingendes Intervall. Sie hat klanglich gewisse Ähnlichkeiten mit der Terz.
Warum das so ist? Der Sache liegt ein interessantes Phänomen zugrunde.

Sie kennen sich doch bestimmt in der Farbenlehre aus. Da gibt es die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb. Und diese Farben ergänzen sich zu Weiß, wenn man sie beispielsweise als Lichtstahlen an eine Wand wirft. Sie kennen bestimmt das Bild.

Wenn man nun jeweils zwei dieser Grundfarben mischt und sie der dritten gegenüber stellt, erhält man sogenannte Komplimentärfarben. Die kennen Sie auch, wenn Sie beispielsweise einmal Negative von Farbfotos angesehen haben. Also Rot ergänzt sich mit Grün, Blau mit Orange und Gelb mit Violett.

Statt weiß, die Oktave

Und lustiger Weise gibt es ein ähnliches Phänomen auch in der Welt der Klänge. Zwei Intervalle ergänzen sich nicht zu der Farbe Weiß, aber zum Intervall der Oktave.

Ein Beispiel: Habe ich den Ton C und setze eine Terz darüber, komme ich zum Ton E.  Dieses Intervall hat einen bestimmten Klang. Gehe ich aber von unserem Ton E hinauf, wiederum zum nächsthöheren Ton C, habe ich es mit einer Sexte zu tun.

Höre ich mir nun diese beiden Klänge an, dann komme ich darauf, dass sie gar nicht so verschieden klingen. Immerhin habe ich es ja mit den gleichen Tönen zu tun. Einziger Unterschied: das C taucht in zwei verschiedenen Oktavlagen auf.

Aus diesem Grund sagt man: die Terz und die Sexte sind „Komplimentärintervalle“. Genauso verhält es sich mit der Sekunde und der Septime. Auch sie ergänzen sich zur Oktave. Wenn man so will, sind die Oktave selbst und die Prime auch Komplimentärintervalle, aber das grenzt an Haarspalterei. (Ja: 0 und 8 ist auch 8 )

Sehen und hören Sie sich im Video an, wie diese Intervalle Sexte und Septime klingen und notiert werden.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Halten wir also noch einmal fest, wie diese Intervalle genau funktionieren.

Die Sexte gibt es als kleines und großes Intervall. Wie schon im Film aufgezeigt, besteht zwischen diesen beiden Intervallen der Unterschied darin, dass einmal zwei und im zweiten Fall nur ein Halbton auf dem Weg zwischen den beiden Tönen des Intervalls liegen.

Man kann es sich aber auch einfacher machen, wenn man mit einbezieht, dass Terzen und Sexten Komplimentärintervalle sind. Über einer großen Sexte steht nämlich eine kleine Terz und über einer kleinen Sexte die große Terz.

Von welchem Intervall interessiert Sie die Größe?

Wenn Sie nun praktisch mit diesen Dingen umgehen, brauchen Sie aber nicht ständig messen und rechnen. Sie werden über kurz oder lang ein Gefühl dafür entwickeln. Sie werden sich einfach die Töne auf dem Griffbrett vorstellen und die entsprechenden Noten greifen. Hernach werden Sie merken, dass es beispielsweise eine große Sexte war, die Sie gespielt haben. Gut wird es aber gerade auf Streichinstrumenten sein, wenn Sie sich den Klang eines Intervalls vorstellen können. Aber auch diese Vorstellung wächst mit Ihrem Können am Instrument.

Die Septime besteht aus fünf Ganztönen und einem Halbton, wenn sie als „kleines“ Intervall auftaucht. Und auch bei ihr ist es so, dass man lieber schaut, welches Intervall es noch braucht, bis die Oktave voll ist. In ihrem Fall wäre es die große Sekunde, oder der Ganzton, der noch fehlt.

Die Septime

Das Intervall klingt dissonant, hat aber eine Art angenehme Reibung. Ich weiß nicht, ob Sie sich vielleicht mit dem Blues auskennen. Im Blues gibt es die sogenannte „Blue Note“. Bei ihr handelt es sich um die kleine Septime, die allerdings noch ein klein wenig tiefer gespielt wird. Und sie prägt mit ihrem Charakter diesen immer etwas leidenden Klang des Blues maßgeblich.

Die große Septime hat einen ganz anderen Klang. Sie klingt völlig abgehoben, fast fern von dieser Welt. Sie ist noch einen Halbton größer und dementsprechend ist das zugehörige Komplimentärintervall die kleine Sekunde oder der Halbton.

Die Oktave

Am Ende sei noch die Oktave erwähnt. Bei ihr verschmelzen die beiden Töne des Intervalls fast zu einem Ton. Also C und c. Oder d und d‘, immer klingen hier zwei gleichnamige Töne.

Warum das so ist, erklärt vielleicht en wenig Physik. Sie werden es am Streichinstrument eventuell kennen oder sehr schnell kennen lernen. Hindert man eine Saite genau auf der Hälfte ihrer Länge am Schwingen, so schwingt diese Saite in zwei Schwingungsbäuchen. Diese Schwingungsbäuche sind jetzt halb so lang wie die originale Saite, aber sie schwingen doppelt so schnell. Und was glauben Sie, was man hören wird? Genau! Die Oktave des ursprünglichen Tons.

Die Oktave hat das Schwingungsverhältnis 2/1. Können Sie sich nun vorstellen, warum die zwei Töne fast gleich klingen?

Und damit wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit Ihren klanglichen Experimenten am Instrument.

Felix Seiffert

Den letzten Artikel dieser Reihe finden Sie hier.

p.S.: Sollte Ihnen dieser Artikel etwas sagen, seien Sie doch bitte so gut und sorgen Sie für etwas Verbreitung, indem Sie unten einen der Buttons benutzen und ihn un Facebook oder Twitter, oder in einem der anderen Soviel Media Dienste weiter empfehlen. Dafür wäre ich ihnen sehr verbunden.

Rückmeldungen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Hallo lieber Geigenlehrer,

    sind nicht Terz und Sext Komplementärintervalle ?
    Oder habe ich was falsch verstanden ?
    In Ihrem jüngsten Newsletter schreiben Sie Terz und Oktave.
    Der Newsletter ist diesmal besonders faszinierend!
    vielen vielen Dank
    mit musikalischen Grüssen
    Klaus finkenberger

    1. Lieber Herr Finkenberger,

      vielen Dank für Ihren Kommentar, Sie haben vollkommen Recht, Terz und Sexte sind Komplimentärintervalle. Ich kann wirklich froh sein, so aufmerksame Leser zu haben wie Sie. Mitunter passiert halt doch der ein- oder andere Schreib- Denkfehler und jemand mit einem gewissen Abstand zur Sache kommt manchmal einfach besser drauf, wenn etwas im Text nicht stimmt.

      herzliche Grüße
      Felix Seiffert

  2. Lieber Felix Seiffert,

    ab einem gewissen Alter erinnert man sich noch an die Stücke aus den 70er und 80er Jahren 😉 Daher fiel mir auf, dass Sie das Thema aus dem Film Love Story (Where Do I Begin) angespielt haben, aber meinten, es handle sich um die Ballade pour Adeline….. – dort ist allerdings der erste Zweiklang in der rechten Hand auch eine Sext (g-e).

    viele liebe Grüße,
    Helge Keller

    1. Lieber Herr Keller,

      Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ja, manchmal ist das schon so, dass ich eine Sache im Kopf habe und dann nicht genau genug recherchiere. Aber jetzt wissen wir es. Vor allem geht es mir einfach darum, dieses Intervall mit einer erinnerung ins Ohr zu bekommen, weil man so auf einmal viel mehr damit anfangen kann.

      herzliche Grüße
      Felix Seiffert

    1. Hallo Jan,

      zunächst gibt es einmal die Intervalle für sich. Von einem Ton zum nächsten ist eine Sekunde und so weiter.

      Dann gibt es große und kleine Intervalle. Die gibt es bei Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen.

      Als Weiteres die reinen Intervalle. Das sind: Prime, Quarte, Quinte und Oktave.

      Wird nun ein reines oder ein großes Intervall noch einmal vergrößert, heißt es übermäßig.

      Wird ein reines oder ein kleines Intervall noch einmal um einen Halbton verkleinert, heißt es vermindert.

      So viel dazu in Kürze.

      herzliche Grüße

      Felix Seiffert