Stücke für Cello – was kannst Du sofort in der ersten Lage spielen?

Inhalt
Wie “gut” musst Du sein, um fröhlich und sinnvoll musizieren zu können? Ab wann gibt es überhaupt gute Stücke für Cello?
Provokante Frage, gell?
Früher herrschte oft dieser Gedanke, dass das Musizieren zunächst mühsam sei und Überwindung koste. Und wenn man dann irgendwann „so weit ist“, dann macht Musizieren Spaß.
Zum Glück sind wir über diese Zeiten weit hinaus, und es gibt so viele Stücke für Cello, die man auch schon in der frühesten Phase spielen kann, dass ich Dir in diesem Blogartikel ein paar Anregungen geben will.
Natürlich ist es das Bestreben von uns Lehrenden, sehr genau auszuloten, was man den Schülern an Stücken für Cello zumuten kann. Und das variiert auch von Schüler zu Schüler. Und dennoch hat sich zumindest für mich beim Unterrichten herausgestellt, dass es durchaus sinnvoll ist, Stücke zu musizieren, für die die Grundlagen am Instrument bereits angelegt wurden.
So achte ich in der Regel darauf, dass ich mit einem Schüler bestimmte Lagen erst einmal grundsätzlich einübe, bevor ich dann dieses Können an einem Stück anwenden lasse. Und daher habe ich so meine Schubfächer mit Stücken und Etüden verschiedenster Art.
Heute möchte ich Dir eine Auswahlliste an Stücken vorstellen, die am Cello in der ersten Lage machbar sind. Als ich mich auf diesen Artikel vorbereitete, habe ich nicht schlecht gestaunt, was da alles für Hefte in meinem Schrank auftauchten. Du darfst gespannt sein.
Ich muss Dir allerdings sagen, dass die Liste von Stücken und Sammelheften, die ich Dir unten präsentiere, keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Es gibt mittlerweile eine dermaßen große Anzahl von Heften, sodass sich die Liste auf Hefte beschränkt, die ich selbst gerne verwende. Falls Du zusätzlich Anregungen hast, schreibe gerne einen Kommentar unter diesen Blogartikel. Ich sehe mir die Hefte an und nehme sie auch gerne in die Liste auf.
Sammelbände mit Stücken für Cello
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Mehr InformationenFangen wir mit Sammelbänden für Violoncello mit Klavierbegleitung an. In der Regel ist es am Anfang so, dass man gerne einzelne Stücke für Cello spielt. Sie haben meistens einen Satz und sind daher übersichtlich genug, um relativ schnell bewältigt zu werden. Und da man ja nicht gerne jedes kleine Stück extra kauft, findet man in Sammelbänden meist eine gute Auswahl. Ich habe mich hier auf Sammelbände beschränkt, die durchwegs in der ersten Lage spielbar sind.
Der Band Violoncellomusik 1* im EMB Verlag, herausgegeben von Endre Lengyel und Árpád Pejtsik, enthält Stücke vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Einige Stücke von ungarischen modernen Komponisten sind auch dabei. Das Schöne an diesem Heft: Alles ist in der engen ersten Lage spielbar.
Violoncellomusik 2* setzt dem nun eins drauf. Die Stücke fordern ebenso die 1. Lage im weiten Griff als auch die erhöhte erste Lage.
Klassische Stücke für den Anfang* ist ein Sammelband im Schott Verlag. Dieser Band enthält Arrangements für Cello mit Klavierbegleitung, ebenfalls in der ersten Lage. Es sind aber auch ein paar barocke Stücke und zwei kleine Werke aus der Romantik dabei, so zum Beispiel eine Romanza von Louis Spohr.
Klassische Stücke für den Anfang Band 2*: Auch zu diesem Heft gibt es einen zweiten Band. Hier werden die Stücke etwas gehobener und es kommen auch mehr romantische Stücke, wie zum Beispiel eine Bearbeitung „Schwedisch“ aus einem Divertimento von Bernhard Romberg.
Der Band Alte Meisterweisen für junge Cellisten* ist ebenfalls beim Schott Verlag erschienen. Dieser Band eignet sich gut, wenn man nach Stücken sucht, in denen man die erhöhte erste Lage trainieren kann. Hier finden sich barocke, klassische und romantische Stücke.
Das Cellobuch* von Peter Heilbut im Heinrichshofen Verlag hingegen kann man durchwegs in der ersten Lage im Enggriff spielen. Sehr beliebt in diesem Heft: eine Chaconne von Georg Friedrich Händel mit acht Variationen.
Eher für jüngere Spieler gedacht sind die Kompositionen, die Andrea Holzer-Rhomberg in ihrem Band Fiedel Max goes Cello* zusammengefasst hat. Das Heft ist didaktisch sehr sinnvoll aufgebaut und führt den Spieler in stetem kleinen Fortschritt durch jedes Stück. Der Band 1 ist ebenfalls in der engen ersten Lage zu spielen.
Fiedel Max goes Cello, Band 2* erfordert ebenso den weiten Griff und die erhöhte erste Lage.
Stücke für Cello und Klavier
Es gibt auch vereinzelt schon mehrsätzige Werke, die man mit Cello und Klavier in der ersten Lage spielen kann. Zum Teil handelt es sich dabei allerdings um Arrangements, die aber wirklich lohnend zu spielen sind. Zum Beispiel:
Die Sonatine in G-Dur von Joseph Reinagle*. Dieses Stück besteht aus drei Sätzen und ist sehr lohnend für ein erstes Zusammenspiel zwischen Cello und Klavier. Das Stück ist so klar strukturiert, dass es wirklich gut und leicht gelingt.
Sehr beliebt sind die beiden Concertini von Jean Baptiste Bréval. Hier muss man allerdings dazu sagen, dass es sich hierbei um Arrangements aus seiner sehr umfangreichen Celloschule handelt. Die Stücke sind aber geschickt für Cello und Klavier arrangiert, sodass sie sehr lohnend sind.
Das Concertino Nr. 4 in C-Dur* ist im Delrieu Verlag erschienen und wurde von Pierre Ruyssen arrangiert.
Das Concertino Nr. 5 in D-Dur* besticht durch sein freudiges Allegro mit einem Zwischenteil in Moll. Sehr spielenswert!
Duette für zwei Celli
Möchte man Stücke für Cello spielen, ist es oft sehr viel leichter, einen zweiten Cellisten als Duopartner zu gewinnen als einen Pianisten. Auch lassen sich im Unterricht oft Duette für zwei Celli leichter realisieren, weswegen es eine Fülle von Stücken für Cello dieser Art gibt.
Ein Sammelband sei gerade für die erste Lage hier noch einmal erwähnt: Ebenfalls beim Verlag EMB erschien der Band Violoncelloduos für Anfänger*, den ebenso Árpád Pejtsik herausgegeben hat. Hier finden sich wieder Stücke aus sehr frühen Zeiten bis in die Romantik. Sehr lohnend! Ich habe das Heft gerne mit meinen Schülern verwendet.
Die Zwölf leichten Violoncello-Duette von Joseph Reinagle* schätze ich als sehr lohnend ein. Mit ihnen kann man sehr schön das gemeinsame Musizieren trainieren, und gegenseitig auf den Rhythmus wie die Führung des Stückes achten. Die Stimmen liegen zwar meist in verschiedener Stimmlage, sind aber vom Anspruch her eher gleichberechtigt. Im ersten Band sind die Duette 1 bis 7 abgedruckt. Die Duette 1 bis 5 eignen sich für die erste Lage. Für die weiteren Stücke braucht man höhere Lagen.
Jacques Offenbach war vor seiner Karriere als Komponist als Cellist tätig, und so verwundert es nicht, dass er ebenso für den Werdegang der Cellisten in den ersten Jahren sehr reizvolle Duette komponiert hat. Für die erste Lage eignen sich besonders die Duette Op. 49. Sie sind so angelegt, dass sie völlig gleichberechtigt (Melodie und Begleitung tauschen innerhalb der Stücke immer wieder durch) von zwei Schülern gespielt werden können.
Im Schott Verlag sind sie in zwei Bänden verlegt:
- Jacques Offenbach Op. 49, Band 1* enthält die ersten drei dieser Duette.
- Jacques Offenbach Op. 49, Band 2* bringt drei weitere Duette.
Etüden für Cello
An dieser Stelle möchte ich noch eine Lanze für Etüden brechen. Schon das Wort allein ist vielen Spielenden, auch manchen Lehrenden, verhasst. Etüden sind Stücke, die von Cellisten für ihre Schüler komponiert wurden. Und zwar wurden diese Stücke mit didaktischem Hintergrund komponiert, um die Schüler immer ein kleines Stück weiter ins Cellospiel einzuführen.
Und hier mein Statement: Etüden müssen nicht langweilig sein! Es gibt eine solche Fülle an interessanten Stücken, die oft in nichts den “richtigen Stücken für Cello” nachstehen, sodass ich Dir hier auch eine kleine Auswahl zeigen möchte. Die Etüden, die ich Dir unten zeige, sind übrigens alle als Cello-Duette komponiert, sodass sie sich durchaus auch sehr unterhaltsam spielen lassen.
Sebastian Lee schrieb seine 40 leichten Etüden* genau unter dem Aspekt, dass man Schülern etwas in der ersten Lage an die Hand geben muss, was den Spieler Stück für Stück ins Spielen hineinbringt. Die Etüden verlangen alle Positionen der ersten Lage, so auch die erhöhte Erste und die halbe Lage.
Sehr interessant und musikalisch durchaus anspruchsvoll sind die Etüden Op. 76/1 von David Popper*, einem der größten Cellovirtuosen des vorletzten Jahrhunderts.
Einen interessanten Sammelband von Etüden habe ich noch beim Hofmeister Verlag gefunden. Hier sind wirklich viele Etüden von berühmten Meistern zusammengefasst. Der Band heißt: 24 leichte Etüden in der ersten Lage* – meine Empfehlung!
Und einen weiteren Sammelband haben Walter Mengler und Holger Best beim Schott Verlag herausgegeben. Dieser Band ist ebenso sehr lohnenswert. Das Heft heißt: Leichte Cello-Etüden 1*.
Nun hoffe ich, Dir ein paar wertvolle Anregungen gegeben zu haben.
In diesem Sinne wünsche ich Dir frohes Musizieren und eine Fülle an neuen Möglichkeiten.
Herzlichst
Felix Seiffert
PS: Über jede weitere Anregung die du als Kommentar hinterlässt, freue ich mich vor allem für die Community.
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