Schlagwort: Griffbrett

Geige lernen – oder, wie Sie einen gelungenen Start hin bekommen Folge 3

Ein kleiner Lehrgang, um gleich von Anfang an in einer natürlichen Grundhaltung das Geigenspiel zu lernen.

Jetzt haben Sie bereits 2 Blogartikel gelesen, in denen es um Vorübungen zum Geigenspiel geht. Kann es denn jetzt nicht langsam einmal losgehen? Mit einer guten Haltung alleine und mit dem Zupfen der Saiten mit dem kleinen Finger ist doch noch keine Musik gemacht. Wir wollen doch Geige spielen lernen, und nicht nur halten.

Jetzt soll es aber richtig los gehen! Wir werden heute die ersten Töne greifen. Zunächst einmal finden wir eine gute Handstellung an der Geige, die uns alles ermöglicht.

Es geht darum, dass Sie auf natürliche Weise und ganz beweglich zu ihrer ersten Handstellung auf der Geige finden. Man nennt diese Stellung die „erste Griffart“ und sie liegt innerhalb der „ersten Lage“.

Sollten Sie bereits im stolzen Besitz einer Geige oder Bratsche sein, dann kennen sie ja vielleicht den Umstand, dass man sich beim Greifen auf dem Instrument irgendwie leicht verkrampft. Ja die ganze Haltung lädt gewissermaßen dazu ein, etwas zu fest zuzupacken, und schon leicht hat man einem Krampf im Arm, oder man fühlt sich sonderbar unbeweglich bei der Sache.
Wenn Sie allerdings Geige lernen möchten, und dabei viel Freude haben wollen, dann sollten sie diesen Grundaspekt möglichst gleich von Anfang an beherzigen, und sich wirklich in die Lage bringen, sich beim Spielen wohl fühlen zu können.

Um dies zu ermöglichen, hat Paul Rolland sinngemäß den Satz geprägt, dass man „immer aus der Bewegung in eine Stellung“ finden soll. Beim Musizieren bleibt der Mensch stets in seiner Beweglichkeit. Alles starre in einer Position Verharren, (um ja nichts verkehrt zu machen) ist der Sache weniger förderlich. Und deshalb reden wir am Anfang gar nicht von einer Haltung oder von einer Stellung des Arms. Nein die Sache findet sich aus der Bewegung heraus.

Aus diesem Grund habe ich Ihnen im unten stehenden Video einmal gezeigt, wie das bei der Geige geht. Muss ich noch erwähnen, dass es im Prinzip bei der Bratsche genauso funktioniert?

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Die Sache beginnt mit eben jener Harfenpizzicato Übung, die Sie schon kennen, allerdings jetzt in Spielhaltung. Sie halten die Geige auf dem Arm, sichern sie mit der rechten Hand und jetzt geht es vor allem darum, dass der Ellbogen unter dem Instrument frei schwingen kann.

Diese Pendelbewegung des Ellbogens ist der Garant, dass Sie später auf den verschiedenen Saiten greifen können, ohne sich im Handgelenk verbiegen zu müssen. Eine sehr sinnvolle Maßnahme ist das. Es entsteht sozusagen ein Pendel, und über dem Griffbrett ein kleines Gegenpendel, das die Finger über die verschiedenen Saiten bringt.

Nun gibt es aber eine weitere wichtige Bewegung, nämlich die des Arms, dem Griffbrett entlang auf- und abwärts. Diese Bewegung ist später nötig, um die Hand in die verschiednen Lagen auf dem Griffbrett zu bringen. Im Kleinen korrigieren Bewegungen in dieser Richtung die Tonhöhe, also die Intonation. Und außerdem ist das Vibrato, auf welche Weise man es am Ende auch immer macht, eine Bewegung in eben dieser Richtung. Zunächst benötigen wir allerdings diese Bewegung, um aus der Bewegung heraus eine gute Handstellung für unseren ersten Griff zu finden.

Gleiten Sie also zunächst mit der linken Hand bei nach oben gestreckten Fingern am Griffbrett entlang.
Als Zweites lassen Sie Ihre Finger leicht auf der Saite hin und her gleiten und halten Sie an, wenn der 3. Finger am 2. Punkt zu liegen gekommen ist. Nun drücken Sie die Saite mit ihren Fingern leicht auf das Griffbrett. Kümmern Sie sich dabei zunächst einmal nicht um die Abstände der Finger. Es geht einfach darum, zu spüren, wie Ihre Finger die Saite auf das Griffbrett bringen. Sie brauchen dabei kaum Kraft. Versuchen Sie es so leicht wie möglich zu machen. In dieser Stellung haben Sie zumindest die Stellung von 2. und 3. Finger gefunden. Wollen Sie die erste Griffart vervollständigen, müssen Sie nur noch den 1. Finger leicht zum ersten Punkt zurück ziehen.

Es mag Ihnen vielleicht etwas absonderlich erscheinen. Aber bei dieser Methode, die Stellung vor allem alleine zu finden, ist es sehr gut, wenn man zunächst mit ein paar geklebten Orientierungspunkten auf dem Griffbrett arbeitet. Auf diese Punkte kann man bald verzichten, aber die erste Orientierung ist wirklich sehr viel leichter zu bewerkstelligen.

möchten Sie noch einmal sehen, wie das geht mit den Klebepunkten?

Markierungen auf dem Griffbrett

Viel Vergnügen mit dem Video. Ich hoffe, es gibt Ihnen genügend Aufschluss darüber, wie Sie sich die Beweglichkeit am Instrument gleich von Anfang an bewahren können.

In diesem Sinne: frohes und bewegliches Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert

Folge 1   Folge 2

Markierungen auf dem Griffbrett, bei Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass – so wird es gemacht:

Haben Sie sich einmal gefragt, wie es gehen kann, dass man gleich zu Beginn des Instrumentalspiels, richtig saubere Töne greifen kann?

In unseren Workshops soll das möglichst schnell funktionieren, und daher verwenden wir zur groben Orientierung kleine Markierungen auf dem Griffbrett. Im Gegensatz zu einer Gitarre hat ja das heutige Streichinstrument der Violinfamilie keine Bünde auf dem Griffbrett. Sie haben also eine glatte Fläche, auf der Sie, basierend auf ihrem Bewegungsgefühl und natürlich ihrem Gehör, die Töne, die Sie greifen wollen, selbst finden müssen.
Das kommt einem auf den ersten Blick fast unmöglich vor. Bei einiger Übung stellt man allerdings fest, dass dies gar nicht so furchtbar schwer ist. Immerhin haben wir in unseren Händen und auch in unserem Bewegungsgefühl die Fähigkeit, uns dermaßen genau an bestimmte Fingerstellungen zu gewöhnen und sie auch immer wieder zu finden, dass ich selbst auch immer wieder staune.

Führen sie sich nur einmal vor Augen, was Sie alles tun, wenn sei in einem Auto (in Ihrem Auto) sitzen. Wie Sie selbstverständlich den Blinker finden, von en Pedalen ganz zu schweigen. Wie Sie ohne weiteres sämtliche Knöpfe bedienen, während Sie fahren. Dies haben Sie alles einmal gelernt. (und zwar innerhalb kürzester Zeit, nachdem Sie genau dieses Auto erworben haben). So etwas ähnliches passiert mit allem, was Sie am Instrument tun. Nur müssen wir zunächst einmal genau zu sehen, dass Sie sich das Richtige aneignen.

So, zunächst wird es allerdings eine gute Hilfe sein, wenn sie sich grobe Anhaltspunkte auf dem Griffbrett zurecht legen, eben mit den oben genannten Markierungen. In den ersten paar Wochen hilft dies wirklich ganz erstaunlich. Sie werden recht bald feststellen, dass Sie diese Hilfe gar nicht mehr brauchen.

Und hier die Anleitung:

Zunächst, und das betrifft alle Streichinstrumente müssen Sie die „schwingende Saitenlänge“ ihres Instrumentes feststellen. Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Das Streichinstrument hat einen „Obersattel“. Dieser liegt an der Schnittstelle zwischen dem Griffbrett und dem Wirbelkasten. Hier liegen die Saiten fest auf und von dort aus sind sie über das Griffbrett gespannt.

Saiten liegen auf dem Obersattel auf

Der andere Begrenzungspunkt für die schwingende Saitenlänge ist der „Steg“. Hier liegen die Saiten ebenfalls fest auf. Der Steg stellt nun die Verbindung zwischen der schwingenden Saite und dem Klangkörper des Instruments dar.

ebenso auf dem Steg

Messen wir nun die schwingende Saitenlänge. Bei der Geige sind es etwa 32 Zentimeter, bei allen anderen Streichinstrumenten natürlich mehr. Messen Sie es einfach aus.

von Obersattel zu Steg: die schwingende Saitenlänge

Nun kommt ein wenig Rechenarbeit ins Spiel:

Die erste Markierung liegt 10% der Saitenlänge entfernt vom Obersattel. Bei meiner Geige  zum Beispiel, mit Saitenlänge 32,4 sind das 3,3 cm. (auf halbe Millimeter kommt es hier nicht an. Wie gesagt, wir brauchen eine grobe Orientierung) Kleben Sie sich dahin einen Punkt, oder markieren Sie sich das Griffbrett mit einem unscheinbaren Bleistiftstrich, ganz wie Sie wollen.

Der zweite Markierungspunkt liegt bei 24% der Strecke. (bei mir sind das 7,8 cm vom Obersattel aus gemessen. Achtung! Dies gilt nur für Geige, Bratsche und Cello. Beim Kontrabass brauchen wir aufgrund der unterschiedlichen Greifweise den Punkt bei 20% der Saitenlänge.

Nun brauchen wir für unsere Übungen noch eine dritte Markierung, die wiederum beim Kontrabass unterschiedlich liegt. Beim Bass brauchen wir einen Punkt bei 32% der Saitenlänge, und bei den übrigen Instrumenten auf 50% der Strecke. Geben wir zum Schluss dem Bass noch eine vierte Markierung, ebenfalls bei 50% der Saitenlänge, dann haben wir es geschafft.

Hier ein paar grobe Werte die Sie mit der Formel auf Ihre spezielle Saitenlänge anpassen können.

Geige:       z.B.: Saitenlänge 32,4 cm

  • Markierung 1: 3,3 cm (10%)
  • Markierung 2: 7,8 cm (24%)
  • Markierung 3: 16,2 cm (50%)

Bratsche    z.B.: Saitenlänge 36,4 cm

  • Markierung 1: 3,6 cm(10%)
  • Markierung 2: 8,7 cm (24%)
  • Markierung 3: 18,2 cm (50%)

Cello        z.B.: Saitenlänge 69 cm

  • Markierung 1: 6,9 cm (10%)
  • Markierung 2: 16,6 cm (24%)
  • Markierung 3: 34,5 cm (50%)

Bass        z.B.: Saitenlänge 104 cm

  • Markierung 1: 10,4 cm (10%)
  • Markierung 2: 20,8 cm (20%)
  • Markierung 3: 33,6 cm (32%)
  • Markierung 4: 52 cm (50%)

Die Zentimeterangaben beziehen sich hier immer auf die Entfernung des Punktes zum Obersattel.

Damit Sie aber auch wissen, wofür das Ganze dienen soll, sei Folgendes gesagt: Der erste Markierungspunkt ist die Stelle an dem der 1. Finger (Zeigefinger) auf dem Griffbrett sitzt. Auf der 2. Markierung sitzt bei Geige und Bratsche der 3. (Ringfinger) und bei Cello und Bass der 4. Finger. Dies stellt die Grundposition der 1. Lage dar, die wir zunächst einmal brauchen.

Und so sieht die Sache aus, wenn wir fertig sind.

bei Geige, Bratsche Cello etwa so ….

… und beim Bass sieht es so aus

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen bei Ihren anfänglichen Übungen. Haben Sie viel Freude daran.

er grüßt Sie herzlichst.

Felix Seiffert