Können Sie sich noch an den letzten Artikel dieses Themas erinnern?
Wir haben beim letzten Artikel gelernt, wie die erste Lage auf dem Cello funktioniert. Steht in der ersten engen Lage der 1. Finger einen Ganzton über der leeren Saite, ergibt sich, dass der 4. Finger die Oktave der nächsttieferen leeren Saite greift.
Wenn Sie das Ganze noch einmal genau nachlesen möchten, dann hier. Außerdem können Sie dort auch eine Grifftabelle herunterladen die Sie selbst ausfüllen können. Sie werden merken, dass Sie sich so die Töne am besten einprägen. Außerdem wir Ihnen die Tabelle beim Üben treue Dienste leisten.
Wie schon angedeutet, fehlt uns aber in der ersten Lage ein Ton. Und bestimmte Tonarten kann man so in dieser Lage ohne diesen Ton gar nicht spielen.
Es geht um den Halbton der zwischen unserem 4. Finger und der nächsten leeren Saite liegt. Wie Sie sich erinnern, greifen wir beispielsweise auf der G-Saite ein c mit dem 4. Finger. Der nächste Ton, den wir dann spielen können (alle Finger liegen ja bereits auf dem Griffbrett) ist die D-Saite.
Nun könnte man sich fragen, warum man es nicht genauso macht, wie mit dem 1. Finger. Also, warum streckt man den 4. Finger nicht einfach aus, und spielt den Halbton über seinem normalen Platz?
Der Gedanke liegt natürlich nahe. Die Erfahrung zeigt aber, dass dies bei den meisten Spielern, zumindest wenn sie noch Cello lernen, schlicht und einfach nicht sauber und ohne Komplikationen funktioniert. Es gibt natürlich Spieler mit sehr großen Händen (zu denen ich selbst aber auch nicht gehöre) die so etwas machen können. Aber weitaus die meisten Spieler tun gut daran, die Sache auf eine andere Art zu lösen.
Wir verschieben einfach die ganze Hand. Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihre Hand in der weiten ersten Lage auf das Griffbrett und rutschen nun mit der Hand um einen Fingerplatz weiter nach oben.
Wenn man mit der ganzen Hand auf dem Griffbrett verrutscht, kann man am besten die Abstände der Finger und damit das saubere Treffen der Töne gewährleisten. Man verschiebt einfach den Arm, aber die Abstände der Finger untereinander bleiben gleich.
Allerdings ist beim Verrutschen der „ganzen Hand“ eines wichtig. Nämlich, dass man sich wirklich mit der „ganzen Hand“ bewegt. Zur ganzen Hand gehört nämlich der Daumen auch dazu. Sie ahnen gar nicht, wie wichtig es ist, den Daumen am korrekten Platz unter den Fingern zu haben.
Normaler Weise steht er in etwa unter dem 2. Finger. Gewöhnt sich der Daumen an diese Stelle unter den Fingern, gibt er ihnen dadurch eine große Sicherheit. Sie werden nämlich in bestimmten Abständen zum Daumen auf das Griffbrett fallen und damit treffsicher auf ihren Tönen landen.
Und wenn Sie nun die Hand verrutschen und den Daumen stehen lassen, (was übrigens fast jeder Anfänger instinktiv tut) was passiert dann? Na dann verschiebt sich die ganze Zuordnung der Finger zum Daumen, und die Sache wird normalerweise unsauber.
Von daher beachten Sie unbedingt meine eindringliche Bitte an Sie: Wenn Sie schon Cello lernen, dann bitte gleich richtig! Verrutschen Sie mit der ganzen Hand! (und ich meine mit der „ganzen Hand“)
Was das nur für Konsequenzen für die Töne hat, die Sie nun auf dem Griffbrett abgreifen, das zeigt Ihnen das Video.
Die im Video dargestellte erhöhte erste Lage ist somit tatsächlich eine richtige neue Lage, auch wenn sie zum Großraum der ersten Lage gezählt wird.
Die folgende Definition gilt zumindest für die unteren Halslagen: Eine Lage ist durch die Stellung des Daumens am Hals des Instrumentes definiert. Man wechselt also immer dann die Lage, wenn man mit dem Daumen unter dem Hals verrutscht.
Die erste und die erhöhte erste Lage zusammen bieten nun die Möglichkeit, alles Halbtöne im Bereich zwischen der tiefsten und der höchsten leeren Saite zu spielen. Damit sind wir im Prinzip in der Lage, alle Tonarten zu spielen.
Und damit wünsche ich Ihnen eine erfolg- und erkenntnisreiche Zeit am Instrument
Felix Seiffert