Antwort auf: Musikalischer Ausdruck

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Felix Seiffert
Administrator

Hallo Katrin,

nachdem hier schon eine sehr reiche Diskussion entstanden ist, möchte ich mich spät aber doch noch ein wenig einklinken. Bitte verzeih, dass das erst jetzt geschieht. Aber ich muss mir meine Zeit bei der ganzen Produktion von Inhalten gut einteilen und gehe daher einmal in der Woche über das Forum.

Was Du schilderst, ist eine zwar ernüchternde, aber doch sehr wichtige und heilsame Beobachtung. Es klingt auf der Aufnahme wirklich ganz anders, als man selbst es vermutet. Dabei bist Du bei Weitem nicht alleine. Das geht wirklich jedem so. Ich kann mich auch noch gut erinnern, an meine ersten Aufnahmeversuche. Und was meinst Du, was wohl heraus kommt, wenn Du Dich das erste Mal mit Doppelriffen aufnimmst? …

Aber es schult Deine Wahrnehmung. Du wirst Stück für Stück Dein Hören auf das einrichten lernen, was „tatsächlich beim Publikum ankommt“. Und das ist gut so.

Was ich aber auch herauszuhören glaube: Ich habe das Gefühl, dass es bei Dir umschlägt, und Du auf einmal jede Schwingung Deiner Geige auf die Goldwaage legst. Und dann machst Du Dich unglücklich. Damit überfordert Du Dich komplett. Und davor möchte ich Dich warnen.

Ja, ein schöner Ton ist zum Beispiel eine Kombination aus Bogengewicht, Kontaktstelle und Bogengeschwindigkeit. Aber wenn Du nun versuchst, es mit einem Mal richtig zu machen, funktioniert das nicht.

Ich möchte dir daher einen Vorschlag machen:

Übe bitte immer nur einen Aspekt. Du hast oben beschrieben, dass Du dazu neigst, alle Noten, kurz oder lang mit der gleichen Bogenmenge zu streichen. Übe zum Beispiel das: streich die kurzen Noten mit weniger Bogen und die Langen mit mehr. Und dabei ignoriere bitte, wenn mal ein ton nicht sauber gegriffen ist. Konzentriere Dich nur auf das Eine. Jede Komponente Deines Spiels muss in Dein selbstverständliches Gefühl übergehen. Und das schafft Du nur, wenn du Dich auf eines konzentrierst.

Und dann geh die nächste Sache an. So kannst Du mit der Zeit „Herr der Lage“ werden. Du musst sozusagen ein Repertoire an Gestaltungsmöglichkeiten in Dein Unterbewusstes bringen. Darauf kannst Du mit der Zeit immer mehr zurück greifen. Und dann wirst Du sehen, dass es immer besser klingt.

Aber bitte lass Dich nicht verunsichern. Das ist der ganz normale Weg des immer bewussteren Spiels.

ganz herzliche Grüße

Felix