Antwort auf: Was ist Dein Grund?

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#19937
Sourie
Teilnehmer

Guten Morgen! Nach einem Blockflötenunterricht in der Volksschule wollte der Musiklehrer im Gymnasium, dass ich Geige lerne, um im musikalischen Zweig aufgenommen zu werden. Geige war für mich als 10-jährige ein unmögliches Instrument, daher habe ich privat einen eher erfolglosen Klavierunterricht bekommen und habe den bildnerischen Zweig gewählt. Während meines Studiums an der Akademie der bildenden Künste hat sich eine Gruppe von Studenten gefunden, die Experimentalmusik machen wollte, Voraussetzung war, dass anfangs jeder ein Instrument spielen sollte, das er nicht beherrschte. Ich habe mir am Flohmarkt ein Flügelhorn gekauft und darauf einige Jahre als Autodidakt geübt und damit in unserer Band gespielt. Die Studenten haben sich nach Beendigung des Studium in viele Winde zerstreut, die Band hat sich aufgelöst. Während des Beruflebens und der Kindererziehung spielte ich überhaupt kein Instrument mehr regelmässig, nur gelegentlich klimperte ich auf dem verstimmten Klavier, mein Keyboard blieb weitgehend unbenutzt, weil mir die Tasten zu wenig waren, manchmal holte ich meine gesammelten Klanginstrumente hervor, um mit den Kindern und deren Freunden ein bisschen Lärm zu produzieren.
Aber ich hörte sehr gerne Streichquarette.
Als ich in den Vorruhestand trat, kaufte ich mir eine irische Flöte und begann, die Notenhefte der irischen Lieder, die ich vor vielen Jahren erstanden hatte, zu transponieren, um sie auf der Thin Whistle zu blasen. Irgendwann war mir aber der Tonumfang zu wenig und die hohen Töne einfach zu quälend, auch der Melodien, die ich auf der Thin Whistle blasen konnte, wurde ich überdrüssig. Ich begann, mich nach einer Harfe umzusehen, war aber von den Preisen gleich abgeschreckt, also beschloss ich, einen Harfenbaukurs zu besuchen. Leider hält meine selbstgebaute Lyra die Stimmung nicht bei den beiden tiefsten Tönen, so dass ich gar nicht in Erwägung zog, dieses Instrument zu lernen. In der Werksatt stand aber ein kaputtes Cello und ich denke, dass der Anblick dieses armen Cellos den Gedanken beschleunigt hat, dieses Instrument spielen zu wollen. Während des Corona Lockdowns habe ich mich dann spontan entschlossen, im Internet nach einem Cello zu suchen, wurde fündig und über seither jeden Tag. Ich habe mir die irischen Lieder auf den Bassschlüssel transponiert, versuche allerlei Musikstücke , die mir gefallen, zu spielen, habe nach fast einem Jahr herumprobieren den Bogenbalance-Kurs gefunden und von vorne begonnen. Es macht mir grosse Freude. Meine vielfältigen Knochenbrüche verhindern zwar wahrscheinlich ein virtuoses Spiel, trotzdem geht einiges voran. Ich probe seit einiger Zeit regelmässig mit einer Bratschistin Stücke, die wir bewältigen können.
Manche Unpässlichkeiten der Hände (Gefühllosigkeit, Verkrampfungen) sind, seit ich regelmässig Cello übe, verschwunden. Das Cellospiel hat also auch durchaus eine therapeutische Wirkung!