Kategorie: Geige lernen

Wie wird das Spiel endlich sauber? Der unabhängige 2. Finger

Sicherlich sind Sie beim Spiel auf der Geige oder der Bratsche schon darauf gestoßen, dass Sie gemerkt haben, wie schwierig es doch ist, einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger zu spielen.

Sie kennen das bestimmt! Sie spielen ein Stück, beispielsweite in G-Dur. Jetzt sollen Sie auf der D-Saite ein fis’ greifen. Das fällt Ihnen überhaupt nicht schwer, denn schließlich greifen Sie hier mit dem hohen zweiten Finger in der ersten Griffart, einer Greifweise, mit der Sie vermutlich mit dem Geigenspiel begonnen haben.

Ganz anders sieht die Sache allerdings aus, wenn die Melodie auf der A-Saite weiter geht, und Sie dort die Töne h’, c’’ und d’’ spielen müssen. Auf einmal brauchen Sie den tiefen zweiten Finger; Sie haben einen Halbtonschritt zwischen dem h’ und dem c’’ also zwischen dem 1. und 2. Finger. Man nennt diese Greifweise die „zweite Griffart“.

Oft höre ich bei Schülern, dass diese Unterscheidung zwischen den Griffarten nicht wirklich hörbar getroffen wird. Man hört oft Zwischen Töne, die zwischen f’ und fis’ liegen oder zwischen c’’ und cis’’.

Dies sollte Grund genug sein, dass wir uns einmal eingehend mit der selbstständigen Beweglichkeit dieses 2. Fingers beschäftigen.

Wenn wir mit unserer Hand einen Gegenstand greifen, ist es eher ihre normale Funktion, mit allen Fingern gleichzeitig zuzugreifen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie nehmen einen Apfel in die Hand. Dann haben Sie genau diese Funktion der Hand vor Augen.

Das Greifen auf einem Griffbrett eines Saiteninstrumentes hingegen fordert einen wesentlich differenzierteren Gebrauch der einzelnen Finger, wie man sich denken kann. Einzelne Finger millimetergenau auf eine Saite zu setzen, erfordert daher wirkliches Training.

Dieses Training zielt zum Einen auf die Kraft und die Dehnbarkeit der Finger ab. Ja man darf sich wirklich vorstellen, dass man auf den verschiedenen Instrumenten teilweise richtig Kraftarbeit zu leisten hat. Und zwar kann man ganz pauschal sagen, dass man in den Fingern umso mehr Kraft braucht, je größer das Instrument ist, das man gerade spielt. Wer einmal das Glück gehabt hat, alle vier Streichinstrumente vor sich zu haben und darauf etwas herum zu probieren kann das bestätigen. Auf einem Kontrabass die Saiten auf das Griffbrett nieder zu drücken ist eine ganz andere Sache als auf der Geige.

Gleichzeitig, ist es aber zweck der Übung, beim Greifen geschmeidige Finger zu behalten, die sich fein in ihrer Stellung korrigieren lassen und am Ende sogar vibrieren, trillern und leichtgängige Lagenwechsel fabrizieren. All dies schafft ein kräftiger Finger leichter, als ein Schwacher.

Ein Weiteres ist die Dehnbarkeit der Finger. Wir müssen bestimmte Tonabstände zwischen den Fingern bewerkstelligen. Besonders auf Geige und Bratsche ist es nötig, zwischen den Fingern verschiedene Abstände zu erreichen. in der Regel sind das Ganz- und Halbtonabstände die auf diesem Instrumenten zwischen den Fingern liegen.

Unser Training sollte daher auf beides abzielen: Beweglichkeit der Finger allgemein und Unabhängigkeit im Aufstellen der Finger auf verschiedenen Positionen.

Sehen Sie sich einmal im Video an, wie man das macht.

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Und so funktioniert die Übung im Einzelnen:

Trainieren Sie zuerst nur den 1. und 2. Finger. Richten Sie dafür zuerst den 1. Finger auf seinem Platz (D-Saite, Ton e’) ein und verschaffen Sie ihm einen guten Stand. Jetzt wird dieser Ton zuerst mit dem hohen 2. Finger abgewechselt und danach mit dem Tiefen. (unten finden sie ein kleines PDF Blatt mit den entsprechenden Noten für Geige und Bratsche) Heben Sie dabei den 2. Finger möglichst hoch über das Griffbrett und lassen Sie ihn von dort oben auf die Saite fallen. Das Heben des Fingers macht das Treffen der Töne zunächst schwerer, verbessert dadurch aber enorm die Treffsicherheit. Außerdem wird durch das Heben der Finger die Beweglichkeit sowie die Spreizfähigkeit gestärkt.

In einem zweiten Schritt stellen Sie nun den korrekten Abstand zum 3. Finger her. Sie spielen dazu eine kleine Tonleiterübung, die ausgehend von der leeren Saite die Finger 1, 2 und 3 nacheinander aufstellt. Vervollständigt wir diese Übung durch das Abwechseln von 2. und 3. Finger. Dabei spielen Sie zunächst auch wieder mit dem hohen 2. Finger. Als Tonabstände zwischen den einzelnen Fingern haben Sie daher einen Ganztonschritt zwischen der leeren Saite und dem 1. Finger. Der 2. Finger steht zum 1. ebenfalls im Ganztonabstand. Und schließlich steht der 3. Finger zum 2. im Halbtonabstand. Diese Greifweise dürfte Ihrer Hand recht entgegen kommen.

Weniger angenehm ist die zweite Fingerfolge, die nun an die letzte Übung anschließt. Spielen Sie die gleiche Fingerfolge, aber diesmal mit dem tiefen 2. Finger. Es entsteht so ein Halbtonabstand  zwischen 1. und 2. Finger. Zwischen dem 2. und dem 3. Finger haben Sie nun einen Ganztonabstand. Spüren Sie die Spannung zwischen diesen beiden Fingern? An diese Spannung müssen Sie sich gewöhnen. Versuchen Sie Ihre Hand und Ihren Arm so zu stellen, dass das ohne große Mühen gelingt. Achten Sei im Besonderen darauf, dass Ihr Handrücken mit dem Unterarm eine Linie bildet. Jeglicher Knick im Handgelenk, macht die Sache nur schwieriger.

Und die Quintessenz dieser Übung ist die Kontrollübung, bei der versucht wird, den 2. und den 3. Finger gleichzeitig aufzusetzen, jeden auf seinem Platz. Die Fingerfolge ist 1-3-2-3. Setzen Sie den zweiten Finger unbedingt zusammen mit dem Dritten auf. sie spüren das gemeinsame Aufklopfen der beiden Finger. Und wenn nach dem dritten der zweite Finger gespielt wird soll er auf seinem Platz stehen. Und auch diese Übung wird einmal mit dem hohen und einmal mit dem tiefen zweiten Finger gespielt.

Und hier finden Sie das Übungsblatt jeweils für die:

Geige

Bratsche

Diese Übungen bringen Ihnen die Grundbeweglichkeit und die Unabhängigkeit des zweiten Fingers bei. machen Sie diese Übung bitte auf allen Saiten, und wenn sie bereits Lagen spielen, dann wandeln Sie die Übung doch auch so ab, dass sie im Prinzip in jeder Lage gespielt werden kann. sie werden merken, dass Sie auf diese Weise einen deutlichen Fortschritt in Ihrem Spielen machen werden.

Alles Gute bei Ihren Übungen

Felix Seiffert

Sauber Greifen auf verschiedenen Saiten – wie geht das?

Sicherlich haben Sie schon einmal beim Spielen auf Ihrem Instrument die Erfahrung gemacht, dass Sie eine Passage oder ein Stück in der ersten Lage gespielt haben, und sich am Ende gewundert haben, dass Sie ab einem bestimmten Punkt nicht mehr sauber gegriffen haben.

Kennen Sie die Situation?

Sie wollen ein Stück spielen. Dafür stellen Sie zunächst Ihre Finger auf dem Griffbrett ein. Sie greifen beispielsweise einen Tetrachord, also die Griffkombination 0 – 1 – 2 – 3  auf den hohen Streichinstrumenten. Und je nachdem, wie die Halbtöne in dieser Griffkombination liegen, greifen Sie auf den tiefen Streichinstrumenten eine dem entsprechende Fingerfolge auf dem Cello wäre das beispielsweise 0 – 1 – 3 – 4 oder 0 – 1 – 2 – 4; am Kontrabass 0 – 1 – 4  oder 0 – 1  2.
Auf jeden Fall haben Sie nun auf einer Saite die Finger genau auf das Griffbrett gestellt und können sich nun darauf verlassen, dass Sie die entsprechenden Töne schon treffen, wenn Sie die Finger abheben oder auf das Griffbrett fallen lassen.

Aber wenn Sie das Stück, das Sie sich vorgenommen haben, anfangen zu spielen, werden Sie merken, dass es in dem Moment mit den sauberen Tönen schwierig wird, in dem Sie auf einer anderen Saite als der Ursprünglichen spielen wollen.

Das Thema, um das es heute gehen soll, ist die daher die Problematik des Greifens auf verschiedenen Saiten.

Sie können es sich, sofern Sie mit dem Spielen auf Ihrem Instrument bereits begonnen haben, bestimmt vorstellen, was es für ein Gefühl ist, Ihre vier Finger auf der D-Saite in der ersten Lage aufzustellen. Bei Geigen und Bratschen muss man vielleicht etwas Differenzieren und sagen: Sie stellen sich das Gefühl in der Hand in der ersten Griffart auf der D-Saite vor.
Wenn Sie nun einige Male die Tonfolge D – E – Fis – G auf Ihrem Instrument gespielt haben (am Kontrabass ist es nur die Folge D – E – Fis), werden sich Ihre Finger bestenfalls selbst auf die richtige Intonation (Tonhöhe) der Töne eingestellt haben. Falls dies noch nicht so sicher von alleine ging, hilft die Vorstellung, dass es klingen soll wie der Anfang von „Alle meine Entchen“. Aber am Ende haben Sie es geschafft: Ihre Finger stehen nun auf den richtigen Plätzen. Bei Cellisten nennt man das die erste Lage in der engen Griffart, beim Kontrabass die erste Lage und auf Geige und Bratsche geht es hier um besagte erste Lage in der ersten Griffart.

Bei diesem genauen Einstellen der Hand auf die erste Lage haben Sie verschiedene Dinge gleichzeitig getan. Sie haben sich intellektuell damit auseinander gesetzt, was für Noten Sie gerade spielen. Eventuell haben Sie nebenbei die Noten auch gelesen und sich somit das Notenbild eingeprägt. Sie haben sich ferner eine Vorstellung geschaffen davon, wie die Sache klingt. Sie haben ein Gefühl dafür erworben, wie Ganz- und Halbtöne nebeneinander klingen. Und Sie haben sich ein Gefühl erworben, wie sich die Sache in der Hand anfühlt. Sie haben ein Gefühl für die Abstände der Finger untereinander erworben.

Wenn Sie nun im nächsten Schritt das Gleiche auf einer anderen Satie tun wollen, wird es sinnvoll sein, wenn das Aufsetzen der Finger mit dem gleichen Spielgefühl in der Hand, mit dem gleichen Gefühl der Abstände der Finger untereinander geschehen kann.
Dies ist dann möglich wenn Sie es schaffen, die Hand als Ganzes so zu bewegen, dass die Fingerkuppen in der gleichen Fingerstellung über einer anderen Saite schweben können.
Lassen Sie also die Fingerstellung so wie sie ist und bewegen Sie mit der ganzen Hand, bzw dem ganzen Arm über eine andere Saite.

Und wie das genau funktioniert, zeigt das Video, dass Sie unten ansehen können.

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Fassen wir noch einmal zusammen:

Wieder einmal ist die Bewegung der linken Hand für die Saitenwechselbewegung von dem Grundsatz geprägt, dass die „grobe“ Bewegung der inneren Gliedmaßen (Oberarm) am ehesten geeignet ist, eine genaue aber feine Bewegung für den Saitenwechsel sinnvoll auszuführen.

Auf der Geige und der Bratsche führt der Arm dazu eine Pendelbewegung unter dem Hals des Instrumentes aus. Stellen Sei sich vor, dass der Daumen, auf dem der Hals des Instrumentes liegt, der Drehpunkt der ganze Einheit aus Arm, Hand und Fingern ist. Möchte man nun die Finger auf eine tiefe Saite stellen, hebt man die Finger etwas an und  bewegt den Ellbogen weiter unter dem Instrument durch, sodass die Finger über dieser tieferen Saite schweben. Lässt man sie nun wie gewohnt fallen, treffen sie in der Regel die Töne genau. Die Hand und die Finger mussten sich nicht verformen um auf der tieferen Saite zu spielen.

Am Cello geht es im Prinzip um die gleiche Bewegung wobei die Bewegungsrichtung eine andere ist. Das Instrument wird ja grundlegend anders gehalten und der Hals des Instrumentes steht sozusagen schräg im Raum. Will man dieser Ausrichtung des Halses und der Saiten Rechnung tragen, muss man sich die Bewegung des Ellbogens als eine Bewegung nach „Schräg vorne“ vorstellen. Wieder ist der Daumen unten am Hals der Drehpunkt der Bewegung. Wenn nun der Ellbogen nach schräg vorne wandert, bewegen sich die Finger automatisch auf die tiefere Saite hin. So ist es auch hier zu schaffen, dass die Finger auf einer anderen Saite die Töne wirklich sauber treffen. Die Bewegung der Hand verläuft genau quer zu den Saiten.

Und da der Kontrabass nahezu senkrecht im Raum steht, ist die Saitenwechselbewegung des linken Arms hier vor allem eine Bewegung nach vorne. Der ganze Arm dreht sich gewissermaßen um den Hals des Instrumentes herum. Die Finger kommen auf einer tieferen Saite zum Greifen, ohne ihre Krümmung oder ihre Abstände groß ändern zu müssen, wenn so der Arm die ganze Hand in die andere Position bringt.

Und nun wünsche ich Ihnen gute Experimente. Probieren Sie die Übung anhand eines Stückes oder einer Etüde einmal aus. Versuchen Sie die Armbewegung nicht übertrieben zu machen aber eben doch mit dem ganzen Arm. Wieder einmal zeigt es sich, dass hier die einfachste Bewegung, die mit dem innersten Teil der Extremität (also dem Oberarm) gemacht wird, diejenige ist, die uns am ehesten zum Ziel führt.

Felix Seiffert

 

Die Grundbewegung bei Lagenwechseln – oder: Wie trifft man Töne?

In diesem Beitrag möchte ich ihnen einmal ein sehr wichtiges Prinzip erklären, das Sie an verschiedenen Aspekten des Instrumentalspiels immer wieder entdecken können.

Es geht um die Tatsache, dass eine einfache, eher grobmotorische Bewegung oft zu genaueren Ergebnissen führt, als eine Ausführung der gleichen Bewegung mit vielen einzelnen feinmotorischen Aktionen.

Nehmen wir einmal an, Sie haben sich eine Weile mit Griffarten innerhalb der ersten Lage auf Ihrem Instrument befasst. Sie haben sich Ihre Hand eingerichtet. Sie haben die Handstellung gefunden, die Ihnen ein Greifen all der vorgegebenen Töne innerhalb dieser Lage ermöglicht. Das ging einher mit einer ganz bestimmten Haltung des Unterarms und der ganzen Hand. Sie haben herausgefunden, was für diese Stellung die optimale Daumenstellung ist.

Und Sie haben sich daran gewöhnt, welche Noten Sie mit welchen Fingern spielen. Auch dieses will zunächst erlernt sein. Nicht nur, dass man beim Abspielen von Noten schnell den richtigen Finger parat haben muss; man sollte auch die Töne, die unter den Fingern auf dem Griffbrett liegen, so weit kennen, dass man sich genau erinnern kann, wie sie sich anhören.

Was bei Ihnen nun nach dem Einüben der ersten Lage eingetreten ist, ist Folgendes. Dadurch, dass Sie sich eine bestimmte Handstellung und bestimmte Stellungen Ihrer Finger eingeübt haben, entstand in Ihnen ein ganz bestimmtes Gefühl für diese Zusammenhänge. Sie haben ganz bestimmt gemerkt, wie es für Sie von mal zu mal selbstverständlicher wurde, das Instrument zu nehmen und die Hand in genau diese Stellung zu bringen. Auf dieses Spielgefühl können Sie sich mehr und mehr verlassen. Es entsteht mit Hilfe Ihres Tast- und Ihres kinästhetischen Sinns. Sie ertasten die richtigen Töne nicht nur; Sie haben auch ein Gefühl dafür, welche Stellung Ihre Hand und Ihr Arm in Bezug auf Ihre gesamte Körperhaltung einnimmt.

Gleichzeitig verknüpft Ihr Gehirn diese Informationen mit den ganzen anderen wahrgenommenen Gegebenheiten, wie dem Notenbild der Töne oder dem, was am Ende das Instrument hörbar von sich gibt.

Dies alles zusammen gibt Ihnen nun die Möglichkeit, dass Sie sich, bevor Sie in Aktion treten, eine genaue Vorstellung Ihres Einsatzes machen können. Und mit Hilfe dieser genauen Vorstellung, gelingt Ihnen das genaue Treffen der von Ihnen eingeübten Passage auch von Mal zu Mal besser.

Ihre Gliedmaßen werden Ihnen umso besser folgen, je genauer Ihre Vorstellung von dem ist, was Sie tun werden.

Aber kommen wir zurück zu den Lagenwechseln.

Wenn man also in einer Handstellung genau die Zuordnung der einzelnen Finger eingeübt hat, macht es dann nicht Sinn, diese Stellung in anderen Lagen genauso weiter zu verwenden? Es macht Sinn!

Sehen Sie sich einmal im Video an, was die direkte Konsequenz dieser Regel ist. Sehen Sie, dass die Lagenwechsel in den unteren Halslagen auf allen vier Streichinstrumenten im Grunde gleich funktionieren.

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Fassen wir also noch einmal zusammen:

  • Die einfachste Möglichkeit, in verschiedenen Lagen Töne genau zu treffen besteht darin, dass man die Handstellung zum Hals und Griffbrett des Instrumentes beibehält.
  • Durch das Verschieben der ganzen Hand einschließlich der Stellung des Armes und der Stellung des Daumens gegenüber dem Finger bleibt die Hand in ihrer Form. Sie können sich also weiterhin auf das Gefühl der Abstände Ihrer Finger verlassen!
  • Das Verschieben der Hand ohne die Stellung des Daumens zu den Fingern zu verändern ist in den unteren Halslagen der Instrumente möglich. Bei allen Instrumenten sind das die Lagen 1 bis 3.
  • Die scheinbar grobe Bewegung des ganzen Arms von einer Lage zur Anderen hat eines solche Ruhe in sich, dass letztlich das Treffen der Töne nur mit dieser Bewegung am leichtesten gelingt.
  • Üben Sie die Stellung der verschiedenen Lagen bei sich dadurch ein, dass Sie Töne, die in verschiedenen Lagen mit verschiedenen Fingern vorkommen abwechselnd in diesen Lagen spielen und genau darauf achten, wie Ihre Hand sich als Ganzes von der einen zur anderen Lage bewegt.

Wenn Sie diese Grundlage bei Ihrem Spiel beherzigen, werden Sie sehr bald sehen, wie sich die Treffsicherheit in Ihrem Lagenspiel einstellt. Man kann also durchaus sagen dass hier in der „Ruhe die Kraft“ liegt.

Und damit wünsche Ich Ihnen wieder einmal gutes Gelingen an Ihrem Instrument. Machen Sie es gut bis zum nächsten Mal.

Felix Seiffert

Geige lernen – wie Sie zu einem gefühlvoll angestichenen Ton kommen

Heute kommen wir zu einem Thema, dass beim Lernen des Instrumentes so wichtig ist, das es mit entscheidet, ob Sie an Ihrem Instrument auf Dauer Freude haben, oder irgendwann resigniert das Handtuch werfen.

Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wie Sie es schaffen können, gerade am Anfang Ihres Werdegangs am Instrument zu einem wohlklingenden Ton zu kommen.

Sie haben ja bestimmt auch dieses Klischeebild im Kopf vom kleinen Kind, das die ersten Gehversuche auf der Geige macht, und es kratzt und quietscht dabei fürchterlich. Wenn Sie noch einmal in Ihre Vorstellung gehen, werden Sie auch merken, dass das Kind sehr zögerlich und langsam streicht. Gell das kennt man?

Ja und zum Glück lässt sich diese Sache im Prinzip durch zwei Dinge recht gut gerade am Anfang beheben.

Die erste Sache ist ganz einfach: Sehen Sie zu, dass Sie gerade am Anfang mit dem Bogen recht flott über Ihr Instrument streichen. Streichen Sie nicht zu nahe am Steg, und streichen Sie mit schnellen Strichen. In der Geschwindigkeit, kommen Sie viel Besser an die Tongestaltung heran, als bei langsamem Bogen.

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Wasserskifahrer. Wenn der zu langsam wird, dann tragen ihn seine Skier nicht mehr. Er säuft ab.

Nun sind die Auswirkungen beim Streichen nicht ganz so drastisch, aber man könnte schon die Parallele ziehen, und sagen: „Der Ton säuft ab“. Und das tut er buchstäblich. Eine Saite kann nur klingen, wenn der Bogen auf ihr in Bewegung bleibt. Wenn er zu langsam wird, dann bricht der Ton ab, und es kommt zu besagtem Kratzen.

Nun aber zum zweiten Gesichtspunkt, der so wichtig ist, dass sich ihm alleine der heutige Videobeitrag widmet.

Sie müssen es schaffen, die Saite mit Gefühl anzustreichen. Wie schon oben beschrieben, braucht die Saite einen ganz bestimmten Zug des Bogens, aber sie benötigt auch einen ganz bestimmten Druckkontakt des Bogens auf die Saite.

Wir Streicher sprechen dabei allerdings lieber vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. Redet man von „Druck“ beinhaltet das schon wieder den Gedanken einer gewissen Festigkeit, die wir ja unbedingt vermeiden wollen.

Also: reden wir vom „Gewicht“ des Bogens auf der Saite. In der Tat ist es so, dass wir das Gewicht unseres Arms (aber nicht da ganze Gewicht, das wäre deutlich zu viel) mit dem Bogen auf das Instrument stützen. Hinzu kommt noch, dass wir mit unseren Fingern dabei flexibel bleiben.

Und genau mit diesen besagten flexiblen Fingern sind Sie in der Lage, gefühlvoll genau zu erspüren, welches Gewicht und welche Bogengeschwindigkeit die Saite verträgt. Dies ändert sich nämlich auch je hach Saite auf der Sei streichen und je nach Ton, den Sie greifen.

Und wie das geht, zeigt uns der Videobeitrag.

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Rekapitulieren wir noch einmal die Übung, die uns zum Ziel einer beweglichen Bogenhaltung führt.

  • Halten Sie den Bogen mit zwei Händen. Sie können eine flexible Bogenhaltung einnehmen, weil Sie ihn mit der linken Hand sichern.
  • Legen Sie zunächst nur Ihre Finger auf den Bogen. Dabei sollen alle Finger ihren richtigen Platz auf der Stange finden.
  • Der ausschlaggebende Punkt ist nun, dass die Finger bei unserer Beweglichkeitsübung nicht ihren Platz auf der Stange verlassen. Sie rutschen also weder seitlich, noch in ihrer Länge auf der Stange herum.
  • Probieren Sie nun eine horizontale Beweglichkeit in ihren Fingern zu zu lassen. Am Anfang geht es leichter, wenn Sie den Daumen nicht auf die Stange setzen.
  • Erst wenn Sie ein Gefühl für die Beweglichkeit in den Fingern bekommen haben, dann versuchen Sie das Gleiche einmal mit mit dem Daumen zu machen.

Funktioniert es?

Letztlich geht es darum, dass Ihre Finger so flexibel den Bogen in der Hand haben, dass sie den Widerstand der Saite gegen die Bogenbewegung spüren können.

Wenn der Bogen auf der Saite still steht, hat die Saite einen recht hohen Widerstand. Sie spüren es richtig, dass sich der Bogen erst einmal gar nicht in die Fahrt bewegen will.

Nun passiert beim Losstreichen folgendes: Ihre Finger geben zuerst nach, bis sich schließlich der Bogen löst und in Fahrt kommt. Nun streichen Sie mit gefühlvoll gekrümmten Fingern und spüren den Kontakt des Bogens zur Saite während der Fahrt.

Ihre Finger sind immer dann in der Lage, gefühlvoll auf den Bogen und die Saite ein zu gehen, wenn sie sich selbst nicht durch Druck und Gegendruck der Finger zum Daumen hin behindern.

Lassen Sie sich aber bitte um Gottes Willen nicht beeindrucken, wenn es nicht sofort klappt. Diese Flexibilität ist eine Sache, die in der Regel erst nach einer gewissen Zeit des Übens funktioniert. Auch Ihre Finger brauchen ein gewisses Training um beim Bogenstrich flexibel zu sein.

Aber besser, Sie lenken möglichst schnell Ihre Aufmerksamkeit darauf, anstatt sich nach einem halben Jahr zu wundern warum es auf Ihrem Instrument immer noch kratzt. Oder was meinen Sie?

Machen Sie es gut und viel Vergnügen bei Ihren Übungen.

Ihr Felix Seiffert

Was machen Ihre Finger? oder: Befolgen Sie gerne Regeln, die Sie nicht einsehen?

Sie spielen seit geraumer Zeit auf Ihrem Instrument. Nun kommen Sie in die Situation, in der Sie sich wundern, warum eine Passage einfach nicht sauber klingen will, oder warum Ihre Finger einfach nicht im Rhythmus laufen wollen. Und das passiert Ihnen nicht nur bei einer einzigen Passage, nein das passiert Ihnen ständig.

Sie tüfteln herum und finden es einfach nicht heraus.

Kennen Sie das?

Es ist zum Verzweifeln. Sie glauben schon fast daran, dass Sie einfach nicht begabt genug für Ihr Instrument sind. (Was einem da nicht alles im Kopf herum geht)

Aber ziemlich sicher haben Sie bei der ganzen Sache nur ein winziges Detail übersehen, das Ihnen diese ganzen Mühen bereitet hat.
Und dieses Detail übersehen sehr viele Anfänger. (Definieren wir hier mal Anfänger als Spieler, die mit Ihrem Instrument seit weniger als drei Jahren umgehen)
Sie übersehen es, weil sie hier, angeleitet durch ihren Lehrer, eine Handlung vollziehen müssen, die sie nicht einsehen können.
Irgendwie geht es doch auch ohne diese „Schikane“ die ihnen ihr Lehrer auferlegt. Und wer tut schon gerne Sachen, die er nicht einsieht.

Können Sie sich denken, um was es geht?

Versuchen wir es einmal so:

Möchten Sie saubere Töne greifen, brauchen Sie für Ihre Finger die richtige Orientierung auf dem Griffbrett. Übrigens ist das saubere Treffen von Tönen auf einem Griffbrett eines Streichinstruments Millimeterarbeit. Sie müssen es also irgendwie zustande bringen, Ihre Finger auf den Millimeter genau auf einen Punkt zu stellen. Und nun gibt es je nach Instrument und Griffart durch aus verschiedene Stellen, an denen Ihr Finger zu liegen kommt. Schon in der ersten Lage haben Sie beispielsweise für jeden Finger auf jeder Saite mindestens zwei verschiedene Stellungen. Diese Stellungen sollten Sie zielsicher treffen können.

Dämmert es?

Ein weiteres Argument:

Je nachdem, was Sie für ein Instrument spielen, werden Sie in der Lage sein, dass Ihre Finger mehr oder weniger Kraft aufwenden müssen, um die Saite auf das Griffbrett zu drücken und den Ton nun sauber und klangvoll abzugreifen. Dies fällt natürlich bei einer Geige nicht so sehr ins Gewicht wie beispielsweise bei einem Cello oder einem Kontrabass. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies durchaus ein Faktor ist, der die Geläufigkeit der Finger beeinflusst.

Die Geläufigkeit Ihrer Finger ist entscheidend davon abhängig, wie viel Kraft Sie aufwenden müssen um die Saite abzugreifen. Es geht ja darum einerseits pünktlich eine Saite zu greifen, aber auch schnell und energisch die Finger auch wieder von der Saite weg zu bekommen, wenn Sie einen anderen Ton spielen wollen.

Kommen Sie jetzt drauf?

Noch ein kleiner Hinweis um das Rätsel zu lösen: Klavierspieler tun genau dieses nicht!

Nebenbei tun sich daher auch manche Pianisten genau mit diesem Punkt schwer, wenn Sie ein Streichinstrument erlernen wollen.

Immer noch nicht klar, worum es geht?

Und jetzt das Dümmste:

Wenn Sie erfahrenen Instrumentalisten zusehen, wie sie Melodien ausformen und mit Vibrato spielen, dann werden Sie sehen, dass jetzt diese Regel außer Kraft gesetzt worden ist. Dinge gibt‘s! Aber wenn Sie einmal genau hin sehen, dann werden Sie merken, dass eben jene Profis in dem Moment, wo sie schnelle Läufe spielen, diese Technik doch wieder anwenden.

Aber jetzt wird es wohl Zeit für das Video

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Meine eindringliche Bitte an Sie:

Bitte nehmen Sie diese Regel wirklich ernst.
Es wird Sie bestimmt einiges an Überwindung kosten, bis Sie sich das Liegenlassen der Finger unterhalb des Spielfingers eintrainiert haben. Aber Ihre gesamte Geläufigkeit und Ihre Intonation hängen entscheidend von diesem Umgang mit Ihren Fingern ab.

Steht bereits einer Ihrer Finger auf dem Griffbrett (nehmen wir zum Beispiel einmal den 1. Finger) dann ist es für einen anderen Finger um ein Vielfaches leichter einen anderen Ton zu treffen. Es stellt sich ein ganz bestimmtes Gefühl für den Abstand dieser beiden Finger auf dem Griffbrett ein. Der Sinn, der dies ermöglicht, wir Ihr „kinästhetischer Sinn“ genannt. Es ist der Bewegungssinn, der Ihnen ermöglicht, Körpererfahrungen zu machen und auch abzuspeichern. Mit Hilfe dieses Sinns, „kennen Ihre Finger“ das Gefühl wenn Sie beispielsweise ein e‘ mit dem 1. und ein fis‘ mit dem 2. Finger greifen. Sie können sich nun auf das Treffen dieser Töne wesentlich besser verlassen, als wenn Sie versuchen würden, diese Töne im „Adlersuchsystem“ einzeln auf dem Griffbrett zu erhaschen. Können Sie es sich jetzt vorstellen?

Also achten Sie beim Üben bitte einmal auf Folgendes:

  • Finger, die unterhalb eines Spielfingers liegen sollten grundsätzlich mit diesem Spielfinger zusammen die Saite niederhalten. Die Finger sollten dabei auf den zu der aktuellen Tonart passenden Plätzen stehen.
  • Wenn Sie eine Bewegung vom 1. zum 3. Finger machen, sollten Sie spüren, wie der 2. mit dem 3. Finger zusammen auf die Saite aufklopfen. Ds gleiche gilt natürlich auch für alle anderen erdenklichen Fingerkombinationen.
  • Auch das Abheben der Finger sollte energisch mit allen Fingern gleichzeitig stattfinden.
  • Manchmal, wenn Sie in einer Melodie die Saite wechseln kann es sein, dass einer oder mehrere Finger auf einer Saite stehen bleiben, während sich der Finger der als nächstes gebraucht wird, auf die neue Saite begibt. Auch dieses fördert die Intonation, da auch hier die Finger die genauen Abstände zueinander spüren können.

Sie merken schon, ich bin hier derjenige, der mit Engelszungen versucht, Sie zu dieser scheinbar so umständlichen Greifweise zu überreden. Aber ich tu es gerne, schließlich werden Sie sich nach einiger Zeit sehr gerne daran erinnern, dass Sie es damit geschafft haben Ihre Hand gut und sicher auf dem Griffbrett zu positionieren.

Und damit wünsche ich Ihnen wieder einmal:

Viel Erfolg und viel Vergnügen bei Ihren Experimenten!

Felix Seiffert

Ein einfaches Stück auf der Geige – experimentieren Sie gerne?

Jetzt haben Sie so viel Theorie mitbekommen. Nun wollen wir es doch einmal ganz praktisch angehen. Wie wäre es, wenn wir zusammen einmal ein einfaches Stück einüben.

Im Wesentlichen geht es mir dabei darum, das Sie sehen, welche verschiedenen Teilbewegungen bei einem Stück miteinander koordiniert werden, und wie hernach daraus ein einfaches Stück wird.

Und Sie werden sehen, dass die Sache dadurch dermaßen einfach wird, dass Sie sie ohne weiteres selbst am Instrument heraus bringen können, und nicht einmal einen Lehrer brauchen, der es Ihnen unmittelbar zeigt. Sehen wir uns dieses mal das Stück auf der Geige an. Was man dann auf einem anderen Instrument anders machen muss, darauf soll dann der nächste Blogartikel eingehen.

Wenn man mit einem Instrument beginnt, wählt man zunächst Stücke, die in Ihren Anforderungen auf jeden Fall bewältigbar sind. Auf jeden Fall sollten sie aber gleich von vornherein Spielfreude aufkommen lassen. Sie sind ja nicht am Instrument angetreten um erst einmal durch das Tränenreich ewiger Fingerübungen zu gehen, sondern Sie wollen ja wohl gleich von Anfang an musizieren.

Und da habe ich in einer alten, aber immer noch aktuellen Violinschule ein ungarisches Kinderlied gefunden, das mit für diesen Zweck sehr geeignet scheint.

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Sie werden lachen, es kommt nur mit vier verschiedenen Tönen aus. Das heißt, Sie können sich auf dem Griffbrett die Finger auf einer Saite sehr schon in Position bringen, und lernen gleichzeitig einen recht schwungvollen Strich.

Lassen wir uns einmal mit den Tönen, die Sie greifen, beginnen. Am Besten Sie nehmen zunächst einmal Ihre Geige in der Gitarrenhaltung. Können Sie sich noch an den Blogartikel erinnern, in dem es darum ging, wie man auf der Geige zu einer guten Handstellung findet?

Hier finden Sie ihn, falls Sie noch einmal nachlesen möchten.

Wenn Sie nun das Stück beginnen wollen, dann machen Sie einmal diese Übung dazu. Setzen Sie 3 Finger auf die D-Saite Ihres Instruments auf und verschieben Sie die Hand, damit sie in Bewegung bleibt. Nun halten Sie in dem Moment in der Bewegung inne, in dem Sie mit dem 3. Finger den Ton g‘ erreichen. Dieser Ton liegt genau eine Oktave über der leeren G-Saite, sodass Sie ihn nun durch Vergleichen kontrollieren können. Wenn Sie sich nicht so ganz sicher sind, dann kleben Sie sich doch einen Punkt auf das Griffbrett, oder machen Sie eine kleine Markierung mit dem Bleistift, die Sie jederzeit wieder entfernen können.

wie das geht? Hier die Lösung

So, und wenn Sie nun diese Stelle erreicht haben, dann ziehen Sie noch Ihren ersten Finger etwas nach hinten um den Ton e‘ zu greifen. Auch hierfür könnte man wieder einen Punkt auf das Griffbrett kleben. Sie werden aber gleich ganz leicht merken, dass man sehr gut beim Spielen hört, ob man den richtigen Ton trifft.

Mit dieser kleinen „Trockenübung“ haben Sie nun einmal Ihre Greifhand in die richtige Stellung gebracht. Und nun geht es an das Lied. Das Stück besteht aus Viertelnoten, die ungefähr das Tempo von Schritten bei einem Spaziergang haben und halben Noten, die doppelt so lang sind.

Spielen Sie nun das Stück einfach ab, wie im Video beschrieben. Die Folge der Finger steht über den Noten gedruckt, sodass Sie sich gleich von vornherein ganz nebenbei einprägen, welcher Finger welche Note spielt.

Zupfen Sie also auf der D-Saite und greifen Sie:

0 – 1 – 2- 3 – 3 – 3 – 3 und so weiter, bis Sie durch das Stück durch sind. Und das Ganze machen Sie ein paar mal, bis Ihnen das Stück geläufig wird. Sie werden merken, es fällt Ihnen von mal zu mal leichter.

Dieses ist auch nötig, denn Sie wollen ja am Ende das Stück auch mit dem Bogen streichen. Und dabei ist es hilfreich, wenn man sich nicht auf jedes Detail seiner Aktion voll konzentrieren muss. Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten beim Autofahren ständig neu überlegen, in welche Richtung Sie nun den Schaltknüppel bewegen müssen um in den nächsten Gang zu kommen. Sie haben doch weiß Gott besseres zu tun, oder?

Apropos Bogenbewegung:

Streichen Sie das Stück doch einmal mit dem Bogen, ohne mit den Finger zu greifen.

Sie erinnern sich ja noch an den Bogengriff. Nehmen Sie das Instrument nun in Spielhaltung, und setzen Sie den Bogen auf. Können Sie sich noch erinnern an die Übung mit dem Aufsetzen und dem Rollen auf den Saiten?

Setzen Sie nun den Bogen auf und spüren Sie, wie angenehm es ist, wenn sich das Armgewicht mit dem Bogen auf die Saiten stützt.

Streichen Sie nun zwei kleine Schwungstriche im Abstrich und im Aufstrich, und danach zwei lange Striche bis zu Spitze. Die Übung endet dann wieder mit zwei kurzen Strichen. Streichen Sie sie nicht zu kurz, sie sollen schon richtig mit Schwung durch gestrichen werden.

Im Prinzip streichen Sie diese Prozedur einfach vier mal hintereinander und schon haben Sie das Stück gestrichen.

Sie können es aber auch in einer „Endlosschleife“ so oft wiederholen, bis Ihnen diese Bewegung vollkommen selbstverständlich durch den Arm läuft. Merken Sie den Schwung, den Sie im Arm haben und im Bogen? So soll es sein.

Was bleibt am Schluss? Na wenn Sie die beiden Komponenten so ausgiebig geübt haben sollten Sie die ganze Sache einmal zusammensetzen. Bringen Sie dazu Ihr Instrument in Spielhaltung.

Setzen Sie nun auch wieder Ihre Finger auf die D-Saite und verschieben Sie die Hand, um beweglich zu sein Halten Sie nun wieder auf dem richtigen Platz an.

Setzen Sie den Bogen auf, und es kann los gehen.

Greifen und Steichen Sie jetzt einfach zusammen. Sie glauben nicht das es geht? Probieren Sie es! Sie werden sehen, es kann gar nicht daneben gehen, weil Sie die Teilbewegungen schon so weit in Ihrem Unterbewusstsein haben, dass es einfach laufen muss.

Und wenn nicht? Dann wieder holen Sie noch einmal ohne greifende Finger und zupfen Sie die Tonfolge noch einmal (aber jetzt in Spielhaltung) durch.

Also, wenn es jetzt nicht geht. Haben sie es gemerkt? Irgendwie hat das Koordinieren doch etwas zu tun mit Selbstüberlistung. Oder was meinen Sie?

Viel Vergnügen bei Ihren eigenen Experimenten

wünscht Ihnen

Felix Seiffert

p.S.: gehören Sie auch zu der Spezies Mensch, die so ein Stück gerne von Noten spielt? Hier bekommen Sie sie zum Ausdrucken. Ungarisches Kinderlied für Geige

 

Geographie auf der Geige Teil 2 – die dritte und vierte Griffart in der ersten Lage

Im letzten Blogbeitrag haben wir uns um die Töne gekümmert, die auf der Geige in der ersten und der zweiten Griffart zu greifen sind.

Nun lassen sich allerdings mit diesen beiden Griffarten noch nicht wirklich alle Töne abgreifen, die es auf dem Griffbrett innerhalb der ersten Lage gibt. Sollten Sie im letzten Beitrag die Grifftabelle herunter geladen, ausgedruckt und ausgefüllt haben werden Sie bestimmt bemerken, dass Sie auf dem Griffbrett durchaus noch weiße Flecken haben, also Bereiche, auf denen Sie greifen, und auf denen irgendwelche Töne liegen, die Sie bislang noch nicht gegriffen haben.

Haben Sie die Grifftabelle noch nicht heruntergeladen, und möchten das jetzt noch tun?

Dann hier:

Geographie auf der Geige. Oder: Was für Töne spiele ich da eigentlich?

Wenn Sie sich diese Grifftabelle ansehen, werden Sie merken, dass eine Position, die Sie noch nicht gegriffen haben, die Stelle zwischen dem Platz des ersten Fingers und der leeren Saite ist. Ja, hier gibt es noch einen Ton, den Halbton zwischen den besagten Tönen. Auf der A-Saite wäre das der Ton b‘ (zwischen a‘ und h‘ gelegen), auf der D-Saite der Ton es‘.
Diese Töne erreichen Sie , indem Sie den ersten Finger beim Greifen nach hinten zum Sattel hin ziehen. Sie können das am besten nachvollziehen, wenn Sie den beigefügten Videobeitrag einmal ansehen.

Die Griffart, die diese Fingerstellung möglich macht, nennt man die „dritte Griffart“. Sie greifen mit dem ersten Finger auf eben diesem tiefen Platz, mit dem 2. Finger ebenfalls auf seinem tiefen Platz, danach steht der dritte Finger auf seinem ganz normalen Platz und der vierte Finger ebenfalls. Auf diese Weise sehen Sie dass alle Ihre Finger nun in einem Ganztonabstand zueinander stehen.

Nebenbei etwas Merkwürdiges. Wenn Sie mit Ihren Fingern auf der E-Saite stehen, brauchen Sie für den ganz normalen Ton f“ den tiefen ersten Finger. Sie brauchen also die dritte Griffart, um hier den Ton f“ ohne Vorzeichen greifen zu können. Wenn Geige auf ihrem Instrument anfangen, greifen sie zunächst Übungen und Stücke in der ersten und zweiten Griffart. Die Stücke sind dann immer so angelegt, dass dieser Ton f“ gar nicht vorkommt. Statt dessen kommt immer der Ton fis“ vor, den die Geiger mühelos in der ersten Griffart spielen können.

Am besten Sie sehen sich jetzt das Video einmal an.

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Ein weiterer Ton, den Sie bislang nicht greifen konnten steht an dem Platz zwischen dem dritten und dem vierten Finger. Sie erinnern sich ja sicherlich, dass der vierte Finger immer im Ganztonabstand zum Dritten stand. Und natürlich gibt es zwischen diesen beiden Positionen noch einen Platz. Diesen fehlenden Ton könnten Sie zum Beispiel dadurch greifen, dass Sie den vierten Finger einfach nah zum Dritten stellen. Dies wird auch ab und zu getan, wenn es musikalisch sinnvoll ist. Die vierte Griffart jedoch setzt darauf, dass der dritte Finger um einen Halbton nach oben gestellt wird, und nun zum Platzt des vierten Fingers im Halbtonabstand steht. Wie die Töne, die Sie dann greifen können, heißen, haben Sie ja auch im Video gesehen.

Sie brauchen diese Griffart immer dann, wenn Sie eine Dur- Tonleiter spielen, und mit dem ersten Finger als Grundton beginnen wollen. Eins werden Sie merken: Diese Griffart liegt sehr gut in der Hand. Die Anatomie der Hand ist wirklich so angelegt, dass merkwürdiger Weise der Halbtonabstand zwischen 3. und 4. Finger sehr leicht zu bewerkstelligen ist. Probieren Sie es aus. Sie werden merken, dass es um vieles unangenehmer ist, den 1 und 2. Finger im Halbtonabstand zu halten als dieses.

Und mit diesen vier Griffarten haben Sie nun die Möglichkeit, alle Töne und Halbtöne zwischen der leeren tiefsten Saite und dem vierten Finger auf der höchsten Saite zu greifen. Sie haben damit die Möglichkeit grundsätzlich jede Tonart zu greifen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Felix Seiffert

Geographie auf der Geige. Oder: Was für Töne spiele ich da eigentlich?

Liebe Leser,

Da lesen Sie einen Blog rund ums Geigen und über die anderen Streichinstrumente. Und Sie kümmern sich darum, wie richtig gestrichen wird, wie man zu einer Haltung findet und so weiter.

Aber was hier im Blog noch gar nicht vorgekommen ist, ist doch die ganz einfache Frage: Was für Töne spielt man denn eigentlich wo und mit welchen Fingern? Und wie sehen diese Töne in den Geigennoten aus.

Zeit, um einmal gründlich Orientierungsarbeit zu leisten. Meinen Sie nicht auch?

Wenn man ein Streichinstrument beginnt, läuft das in den allermeisten Fällen so, dass man sich erst einmal um die erste Lage bemüht. Die erste Lage ist die Stellung der Hand, in der der erste Finger einen Ton über der leeren Saite steht. Man kann somit ausgehend von der leeren Saite eine Tonleiter beginnen.

Nun haben die Töne einer Tonleiter ja bekanntlich auch unterschiedliche Abstände (Halb- und Ganztöne) und daher gibt es auf der Geige auch verschiedene Stellungen der Finger untereinander. Man bezeichnet dies als „Griffarten“.

Wiederum in den allermeisten Fällen beginnt der Geiger mit der ersten Griffart, in der der 2. und 3. Finger im Halbtonabstand zueinander stehen und alle übrigen Finger untereinander, sowie der erste Finger zur leeren Saite im Ganztonabstand.
Dies ist eine anatomisch sehr nahe liegende Griffart. Sie liegt deshalb sehr bequem in der Hand, weil die beiden mittleren Finger ohnehin nicht so ganz leicht auseinander stehen wollen, wie die Übrigen.

Nun lassen sich in dieser Griffart nicht alle Töne und Halbtöne auf der Geige spielen, aber eine wichtige Tonleiter ist doch damit zu schaffen, nämlich die Dur- Tonleiter, die auf einer leeren Saite anfängt. Und damit kann man einen sehr schönen Einstieg ins Geigenspiel hinbekommen.

Sehen Sie sich einmal das Video an, dort wird die Sache genau erklärt und vor allem werden Ihnen auch auf den verschiedenen Saiten die Töne in den Noten gezeigt.

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Und im zweiten Teil des Videos wurde die zweite Griffart gezeigt. Sie ist eben so sehr nötig, wie die Erste. Hier steht der zweite Finger tief, also nah am Ersten und Sie können daher auf der D-Saite den Ton f‘ spielen. Sie brauchen diese Griffart, wenn Sie eine Dur-Tonleiter mit dem dritten Finger beginnen wollen. Beispielsweise ist C-Dur beginnend mit dem dritten Finger auf der G-Saite nur so möglich.

Ich möchte Ihnen nun einen Vorschlag machen:

Wenn Sie Grifftabelle Geige erste Lage klicken, können Sie sich ein Blatt mit einer leeren Grifftabelle für die Geige herunter laden. Sehen Sie sich danach das Video noch einmal an und tragen Sie einfach die verschiedenen Töne in die Grifftabelle ein. Jede Saite der Geige wird hier durch eine Notenzeile dargestellt. Jede mögliche Halbtonposition ist ein Bereich, durch zwei Taktstriche rechts und links begrenzt. Die Sache sieht daher ähnlich aus, wie bei einer Gitarre mit Ihrem Bünden. Und der Ton der leeren Saite ist jeweils schon eingetragen.

Das ist kinderleicht, und Sie haben gleich für Ihre Übungen eine solide Anleitung an der Hand.

Fassen wir noch einmal kurz zusammen:

  • Die erste Griffart zeichnet sich dadurch aus, dass der Halbtonabstand zwischen dem 2. und 3. Finger liegt. Der 1. Finger steht im Ganztonabstand zur leeren Saite.
  • Die zweite Griffart unterscheidet sich von der Ersten nur durch die tiefe Stellung des 2. Fingers. Der Halbton steht zwischen den Fingern 1 und 2.

Und damit wünsche ich Ihnen eine gute Orientierungsarbeit und viel Erfolg bei Ihren Übungen.

mit freundlichen Grüßen

Felix Seiffert

Leichtigkeit in der Greifhand auf Geige und Bratsche

Wenn Sie mit der Geige beginnen oder schon längere Zeit dabei sind, dann werden Sie bestimmt auf einen Punkt stoßen, der sich Ihnen als ein Hindernis in den Weg stellt.

Bestimmt haben sie an irgend einem Zeitpunkt gemerkt, dass Ihr linker Arm sich durch die Verdrehung, die die Geigen- oder Bratschenhaltung mit sich bringt, irgendwie verspannt oder kraftlos anfühlt.

Vielleicht haben Sie auch gemerkt, wie Ihre Finger beim Spielen müde werden.

Nun, wenn wir mit dieser Sache klar kommen wollen, dann hier müssen wir uns den Gegebenheiten, die die Geigenhaltung mit sich bringt, auf sinnvolle Weise anpassen.

Die Geige ist ein Instrument, dass nun mal diese verdrehte Haltung der linken Hand mit sich bringt. Daran lässt sich zunächst nichts ändern.

Wenn es aber keine Möglichkeit gäbe, damit sinnvoll umzugehen, dann gäbe es keine geschickten und beweglichen Geiger auf der Welt.

Der Weg zu einem geschickteren Umgang mit uns selbst, führt dabei über das hinein spüren in unsere Gliedmaßen. Spüren Sie einmal in Ihrem Arm, was Sie tatsächlich an Spannung benötigen, um Ihre Hand in die erforderliche Stellung zu bringen.

Andernfalls passiert folgendes:

Die hauptsächliche Schwierigkeit für uns als Spieler besteht zunächst darin, dass wir immer geneigt sind, wenn wir uns an einer bestimmten Stelle unwohl fühlen, dass wir uns gerne an irgendetwas festhalten möchten.

Kennen Sie das?

Sie stehen an einer Uferpromenade, vielleicht irgendwo an der Nordsee. Sie möchten auf das Meer hinaus schauen, und es weht Ihnen ein Wind ins Gesicht, der Sie fast umwirft.

Auf der anderen Seite möchten Sie gerne diese wunderbare Aussicht genießen. Was tun Sie also?

Na klar: Sie halten sich an der Reling fest. Das würde doch jeder so machen.

Das ist ein psychologisches Moment, das hier eintritt. Schon die Vorstellung davon, oder die kurze Erfahrung, über längere Zeit Ihre Muskeln anspannen zu müssen um dem Wind zu trotzen, bringt Sie dazu, nach einer angenehmeren Möglichkeit zu suchen.

Was Sie sich aber dadurch verwehren, ist die Möglichkeit, einmal auszuloten, was es in Ihrem Halteapparat wirklich bedarf, um aus eigenem Stand heraus dem Wind so viel Widerstand zu leisten, wie nötig ist, damit sie nicht umfallen. Eventuell ist es ja gar nicht so viel, wie zunächst angenommen. wer weiß es?

Aber was hat das Ganze nun mit dem Geigenspiel zu tun?

Bei sehr vielen Schülern des Geigenspiels sehe ich genau diese Komponente:

Sie fühlen sich ein wenig unwohl, mit ihrem verdrehten Arm. Dann kommen sie in die Lage, an dem sie einen Ausweg suchen. Und der Ausweg ist das Festhalten mit der Hand am Instrument.

Aber dies ist nur ein scheinbarer Ausweg. Leider!

Denn das Festhalten mit den Fingern bringt auf jeden Fall weniger Beweglichkeit der Finger mit sich. Man kann sich das ganz leicht vorstellen: Wenn Sie sich mit Ihrem Fingern irgendwo festhalten, ist es auch gar nicht so einfach sich aus diesem Zustand wieder zu lösen. Wie einfach ist es dagegen, wenn Sie Ihren Finger einfach irgendwo hinstellen und wieder hoch heben. Das hat eine ganz andere Qualität.

Zum Anderen wird durch das Festhalten in der Hand auch wieder eine Spannung aufgebaut, die den Arm nicht unbedingt entlastet.

Sie sehen schon, wir sollten nach einem Weg suchen, mit dem Arm so um zu gehen, dass sich die Spannung der Verdrehung nicht negativ auf die Hand auswirkt.

Und wie man da hin kommen, kann, das zeig ich Ihnen im Video.

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Fassen wir noch einmal kurz zusammen.

  • Bauen Sie langsam und gefühlvoll die Verdrehung im Arm auf. Sperren Sie sich nicht gegen die Spannung, die entsteht. Am Ende werden Sie merken, es ist gar nicht so tragisch, wie man gemeinhin annimmt.
  • Halten Sie Ihre Geige oder Bratsche in „Gitarrenhaltung“
  • Jetzt nähern Sie sich schrittweise der Spielhaltung am Instrument.
  • Zunächst stehen drei Finger in engem Abstand auf dem Griffbrett. der 3. Finger auf dem Oktavpunkt.
  • Dann ziehen Sie den 1. Finger leicht nach hinten sodass er im Ganztonabstand zum 2. steht.
  • Als letztes legen Sie den 4. Finger auf und achten dabei genau auf die Spannungen in Ihrem Arm. Passen Sie bitte auf, dass Sie keinen übermäßigen Druck in der Hand aufbauen. Die Finger so kräftig auf die Saite stellen, sodass diese gezupft klingt, reicht völlig.
  • Klopfen Sie sich immer wieder mit dem Daumen frei.
  • Und als Hilfsmittel, mit dem Sie die Leichtigkeit in der Hand am besten spüren können, dient das Anlehnen an die Wand.

Und nun wünsch ich Ihnen viele gute Erkenntnisse bei Ihrem eigenen Experimentieren, viel Leichtigkeit und Freude bei Ihrem Spiel

Felix Seiffert

Die ersten gegriffenen Töne auf Cello, Geige, Bratsche oder Kontrabass

So, da haben sie jetzt also eine Geige geliehen oder gekauft. Oder ist es vielleicht ein Cello? Oder ein Kontrabass?

Und jetzt packen Sie das Instrument aus, und dann sehen Sie es an und überlegen sich: „Oha, hier haben wir ein vollkommen ebenes Griffbrett ohne jeden Hinweis, wo ich welche Töne greifen kann. Wie um Himmels Willen soll ich darauf als vollkommener Neuling die Töne greifen?

Ja, ich glaube vor dieser Frage steht jeder einmal, der mit einem Streichinstrument beginnt. So ging es mir auch als ich begann Geige zu spielen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es gehen kann, dass man hier auf den Millimeter genau Töne treffen kann, die so sauber klingen, als würde der Tölzer Knabenchor ein Weihnachtslied singen.

Irgendwann merkte ich natürlich, dass es eben doch geht. Aber was war dazu nötig?

Zunächst lernte ich im Unterricht nach der damals vorherrschenden Unterrichtsmethode Geige. Ich lernte die erste Lage mit ihren Griffarten, dann die zweite Lage und so weiter. Und ich probierte herum, übte mich durch verschiedenste Stücke durch, und es gelang dann und wann, und auch immer besser. Aber erst einige Zeit später wurde mir wirklich klar, dass das Treffen der Töne dadurch zustande kommt, dass unser Körper ein phänomenales Gedächtnis besitzt.

Ich meine nicht das intellektuelle Gedächtnis, mit dem wir uns Telefonnummern und Gedichte merken. Nein, ich meine eine Form von Gedächtnis, die es uns beispielsweise ermöglicht, morgens schlaftrunken die Zahnbürste zu finden, und das, ohne die Augen richtig auf zu machen. Kennen sie das?

Der Körper ist in der Lage, sich die Stellungen seiner Gliedmaßen und ihre Bewegungen über das innere Gefühl zu merken. Beobachten Sie sich einmal, wie oft Sie, ganz ohne innerlich dabei zu sein, bestimmte Routinearbeiten erledigen. Sehen Sie sich selbst einmal zu, mit welcher Präzision, Sie diese Tätigkeiten oft haargenau gleich ausführen. Wie stecken Sie Ihren Schlüssel ins Zündschloss Ihres Autos?

Es fragt sich nur, wie wir es unserem Körper beibringen, mit sinnvollen Bewegungen dem Instrument das zu entlocken, was wir uns klanglich so wünschen.

Machen Sie einmal einen kleinen Test:

Nehmen Sie ihre Geige, Ihre Bratsche, Cello oder was Sie eben spielen möchten einmal zur Hand. Sie kennen ja bestimmt den Kanon „Bruder Jakob“. Jeder kann ihn singen. Es geht um das Treffen der ersten drei Töne. „Bru – der  Ja – kob“.

Legen Sie die Geige oder Bratsche einmal an, oder halten sie sie wie eine Gitarre vor sich. (Das ist im Moment sogar noch einfacher). Sie zupfen eine Saite an, ohne mit Fingern auf das Instrument zu greifen. (man nennt das das Anzupfen einer „leeren Saite“). Für den nächsten Ton brauchen Sie Ihren 1. Finger ,das ist der Zeigefinger. (Pianisten aufgemerkt! Bei Streichinstrumenten zählen wir die Finger anders)
Mit diesem Finger greifen wir nun den nächsten Ton. Und zwar setzen wir den Finger so auf die Saite, dass sie bei etwa 8/9 ihrer gesamten Saitenlänge abgegriffen wird. Sie werden es schon hören, ob es dann nach „Bruder Jakob“ klingt.

Wenn Sie es ganz genau haben wollen, dann müssen Sie sich einmal den Artikel über das Markieren des Griffbretts ansehen. Hier können Sie sich eine ganz genaue Vorlage für den 1 Finger auf das Griffbrett kleben.

So, wenn sie Geige oder Bratsche spielen wollen, dann nehmen Sie für den nächsten Ton den 2. Finger. (Mittelfinger) Der Cellist benützt den 3. und der Kontrabassist den 4. Finger. Legen Sie nun den jeweiligen Finger im selben Abstand zum 1. Finger auf das Griffbrett wie der zur oberen Begrenzung der leeren Saite steht. (wir nennen das den Obersattel)

Haben Sie es? Jetzt können Sie mit 0 – 1 – 2 – 0 (bei Geige und Bratsche) den Anfang von Bruder Jakob spielen. Hören Sie einmal genau hin! Stimmen die Töne? Wenn nicht, dann können Sie Ihre Finger leicht auf dem Griffbrett verschieben bis es stimmt.

So, und wenn Sie das dann hin bekommen und am ersten Tag mindestens 7 mal wieder holen, dann haben sie recht gute Chancen, am nächsten Tag die Griffstellen wieder zu finden. Wenn Sie das dann noch einmal wiederholen und noch einmal 3 Tage in Folge so weiter, dann haben Sie die Griffplätze unter Ihren Fingern gesichert.

Sie sehen schon, die Speicherfunktion Ihres Körpers funktioniert nicht ganz so schnell und leicht wie das Diskettensymbol (Speichern) ihres Computers. Es braucht mehrere identische Wiederholungen einer Tätigkeit. Aber es funktioniert.

Das Dumme ist nur, es funktioniert bei uns wirklich genauso wie bei einem Computer: Speichern Sie einen fehlerhaften Text ab, dann ist er genauso gespeichert wie einer ohne Fehler.

Auf das Instrument übertragen: Je genauer Sie beim Aufstellen Ihrer Finger von vornherein auf die korrekte Tonhöhe achten, desto schneller werden Sie sauber spielen.

Sie merken schon, Ihre ganze Aufmerksamkeit ist gefragt. Aber ist das nicht gerade das Schöne an der ganzen Sache? In voller Aufmerksamkeit aufgehen in unserer Tätigkeit und sich dann der Resultate erfreuen.

Viel Freude bei Ihren Experimenten wünscht Ihnen

Felix Seiffert