Kategorie: Bogentechnik

Detachè und Martelé, zwei verschiedene Arten, einen Ton anzustreichen

Ist Ihnen beim Beobachten eines Streichers einmal aufgefallen, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, Töne zu gestalten? Wie viele verschiedene Klangfarben man einem Streichinstrument entlocken kann? Bei all der Vielfalt, wird Ihnen da fast schwindelig, wenn Sie daran denken, was Sie noch alles lernen wollen?

Nun, Ihnen kann aber geholfen werden.

Es gibt zum Glück grundsätzlich zwei verschiedene Arten, Töne zu behandeln. Man kann sie anstoßen oder man kann sie weich anstreichen. Diese zwei Arten der Gestaltung bilden die Grundlage, auf der sich noch verschiedene andere verfeinerte Formen der Tongestaltung aufbauen lassen. Aber wenn Sie erst einmal diese zwei Arten beherrschen, haben Sie schon die wichtigsten Gestaltungsmöglichkeiten im Repertoire.

Zunächst gibt es einmal die Möglichkeit, Töne klar voneinander abzusetzen. Und wenn man Töne voneinander absetzen möchte, dann braucht man kleine Pausen zwischen den Tönen.

Beim Marcato oder Martelè haben wir genau diese Situation. Sie streichen einen deutlich angesetzten Ton, halten danach an und machen eine minimale Pause zum nächsten Ton, der dann auch wieder einen deutlichen Ansatz (ich nenne ihn hier einmal „Anstoß“ auch wenn das vielleicht etwas hart klingt) hat.

Um einen Ton mit einem solchen Ansatz beginnen zu lassen, ist es wichtig, dass Sie den Bogen vorher auf die Saite stützen und mit genügend Gewicht unter Spannung bringen. So entsteht ein Haftwiderstand, der beim Los – streichen die Saite sozusagen „anspringen“ lässt. Und schon haben Sie einen klar akzentuierten Ton.

Das Wichtigste ist aber hierbei, dass sie in dem Moment, wo der Ton beginnt das Gewicht des Bogens auf der Saite verringern zu einem normalen Bogengewicht, wie es bei jeden schön klingenden Ton gebräuchlich ist. Sie werden sich ganz schnell darauf einstellen, Sie kennen ja das Gefühl, wie ein Bogen auf der Saite liegt und sie wirklich gut mitnimmt.

Die Falle: Versuchen Sie bloß nicht, den Anstoß des Tons aktiv zu machen. Wenn Sie den ton aktiv anstoßen wollen werden Sie immer zu viel Druck beim Anstrich geben und so den Ton mit einem Kratzen anstreichen. Das Ergebnis wird immer sein, dass Sie erstens leicht ermüden und zweitens nie einen zufrieden stellenden Ton beginnen werden. Sie müssen sich also gleich zu Beginn Ihrer Übungen mit diesem Strich in Ihrer Vorstellung umstellen, dann wird es gelingen. Es ist aber gar nicht so schwer, wie es zunächst scheint.

Am besten Sie sehen sich die Sache einmal im Video an.

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Die zweite Art, den Ton anzustreichen ist der weiche Tonbeginn. Im Détaché vermeiden Sie so gut es geht diesen klaren Tonansatz und beginnen den Ton in seiner warmen Klangfarbe direkt.

Und um dies zu schaffen, sollten Sie den Bogen mit einer sehr flexiblen Hand führen. Damit der Ton weich beginnen kann, sollte der Haftwiderstand des Bogens mit Ihren flexiblen Fingern abgemildert werden. Beginnen Sie die Bogenbewegung mit Ihrem Arm und geben Sie mit Ihren Fingern am Bogen der Bewegung noch, bis sich ganz von selbst der Bogen in Bewegung setzt. Auf diese Weise sperren sich die Finger nicht gegen die Bewegung und der Bogen kann den Ton ohne einen Stoß beginnen.

Wenn Sie nun die Wechsel der Töne immer mit dieser Ausgleichsbewegung versehen, wenden Sie sehen, dass die Töne fast nahtlos ineinander übergehen können. So lassen sich Melodien gestalten, die aus flexiblen und weichen Noten bestehen, und daher äußerst verbunden klingen. Der Zuhörer nimmt nun nicht mehr die einzelnen Noten sondern vor allem die Bewegung wahr, die in der Melodie steckt.

Viel Erfolg bei Ihren Übungen wünscht Ihnen

Felix Seiffert

 

Bogengewicht und Geschwindigkeit

Haben Sie es auch schon erlebt, dass Sie sich wundern, wie andere Leute es schaffen, ihr Instrument frei und leicht klingen zu lassen, während Sie selbst sich abmühen und das Resultat immer noch nicht Ihren Wünschen entspricht?

Heute möchte ich Ihnen einmal eine physikalische Tatsache nahe bringen, die Sie auf allen vier Streichinstrumenten finden.

Gehen wir einmal davon aus, dass sie einen wohlklingenden Ton auf Ihrem Instrument erzeugen wollen, der weder kratzt, noch pfeift oder irgendwie erdrückt klingt.
Um so einen Ton zum Klingen zu bringen ist es nötig, dass Sie sich folgende Gegebenheiten klar machen.

Sie brauchen, wenn Sie die Saite anstreichen, ein gutes Verhältnis zwischen Andruckgewicht und der Bogengeschwindigkeit. Nur wenn sie hier in einem bestimmten Rahmen bleiben, hat Ihr Instrument die Möglichkeit, frei und wohlklingend zu schwingen.

Geben Sie mehr Gewicht mit Ihrem Arm auf den Bogen, als es der Saite gut tut, wird sie gepresst klingen. Geben Sie hingegen zu wenig Gewicht auf den Bogen, wird er die Saite nicht richtig zum schwingen bringen können. Er „wischt“ dann über die Saite, die dann eher pfeift und unschöne Geräusche von sich gibt, als in ihrer vollen Klangschönheit zu schwingen.
Ähnlich verhält es sich mit der Geschwindigkeit des Bogens. Streichen Sie zu langsam, wird der Ton „abgequält“, schlimmstenfalls bricht er ganz ab. Streichen Sie hingegen zu schnell für die Saite, dann entsteht dieses „Wischen“ das ich oben schon für den Fall des Streichens mit zu wenig Gewicht beschrieben habe.

Und zudem ist die ganze Sache von der „Kontaktstelle“ abhängig, also der Stelle an der der Bogen auf der Saite liegt. Das unten stehenden Video demonstriert Ihnen, dass es möglich ist, einen Ton nahe am Griffbrett mit wenig Bogengewicht aber hoher Geschwindigkeit anzustreichen, der dann auch entsprechend etwas leiser, dünner und leichter klingt.
Streicht man hingegen nahe am Steg, findet man ganz andere Gegebenheiten vor. Hier stellt einem die Saite einen ganz anderen Widerstand entgegen. Sie können dort nur sehr viel langsamer streichen, können dabei mehr Gewicht auf die Saite bringen und der Ton klingt laut und voll.

Sie sehen schon, klangvoll schön streichen ist eine Art Gratwanderung. Es wird darauf ankommen, dass Sie mit der Zeit Ihre Bogenführung immer mehr in der Richtung verfeinern, dass Sie durch den Bogen hindurch spüren, wie Ihr Bogen die Saite anstreicht.

Das ist zunächst nicht selbstverständlich. Sie müssen lernen mit der Zeit den Bogen so zu führen, dass Sie möglichst alles „Festhalten“ am Griff beenden und sich nur noch mit dem Bogen auf die Saite stützen um dann wirklich zu spüren, wie die Saite angeht.
Stellen Sie sich einmal vor wie viel Gefühl dazu gehört, mit dem Pinsel eine feine gleichbleibende Linie auf ein Papier zu malen. So in etwa ist das schon, wenn man einen Ton streicht. Und das lernt man schon, nur braucht es seine Zeit, und man wird zeitlebens um genau dieses beim Streichen bemüht sein.

Aber sehen Sie sich einmal das Video an.

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Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze

  • Streichen Sie mit dem Bogen schnell, klingt der Ton frei und leicht, wenn sie nahe am Griffbrett streichen.
  • Möchten Sie einen langgezogenen Ton anstreichen, dann streichen Sie nahe am Steg. Dort bietet die Saite dem Bogen mehr Widerstand und klingt auch lauter, wenn man sie anstreicht.
  • Streichen Sie bitte mit „runden“ Fingern. Ihre Finger müssen flexibel sein, um beim Streichen wirklich spüren zu können, wie der Bogen auf der Saite liegt und wie viel  Widerstand sie im Moment bietet. Außerdem sollten Sie nicht nur hören, sondern auch spüren, ob die Saite frei klingt.
  • Das Gebot mit den runden Fingern gilt insbesondere für den rechten Daumen. Nur wenn er gekrümmt auf seiner vordersten Spitze steht, kann er durchlässig und flexibel sein, und der Hand ermöglichen, nicht den eigenen Griff zu spüren, sondern die Ansprache der Saite.

Und damit wünsche ich Ihnen ein frohes Experimentieren auf Ihrem Instrument.

herzlichst

F.Seiffert

 

Geige lernen – die Sache mit dem „geraden“ Streichen

Wie oft haben sie es schon gehört? Wenn man Geige, Bratsche, Cello oder Kontrabass lernen will, muss man zusehen, dass man gerade streicht. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Viel Aufhebens wird um die Sache gemacht, und es sieht doch so einfach aus, wenn man einem geübten Spieler zusieht. Man streicht mit dem Bogen über die Saiten, und der Bogen steht immer im 90 grad Winkel zu ihnen. Das ist der ganze Zauber.

Und dann versucht man es selber und denkt sich: „ach wenn es doch so einfach wäre, wie es aussieht“!

Was hat es denn damit überhaupt auf sich?

Ganz allgemein kann man sagen, dass eine Saite auf einem Instrument aufgespannt ist, und je nachdem wie man es hält, hat sie damit eine bestimmte Längenausrichtung. Bei der Geige beispielsweise ist die Saite mehr oder weniger waagrecht ausgerichtet. Beim Kontrabass eher senkrecht.

Nun kann man sich vorstellen dass das Streichen am besten funktioniert, wenn die Saite genau quer zu ihrer Längenausrichtung angestrichen wird. (Da sie ja in eben dieser Richtung auch schwingt) Und genau darum geht es.

Und hier stellen sich zwei Probleme.

Erstens sind unsere Arme an der Schulter angewachsen und damit zunächst geneigt, eine eher kreisförmige Bewegung zu vollziehen als eine gerade. Das klingt vielleicht unlogisch, ist auch etwas überspitzt ausgedrückt, sind wir doch allerorten in der Lage unsere Gliedmaßen so zu bewegen, dass wir beispielsweise eine gerade Linie auf einer Tafel aufzeichnen können und vieles mehr. Schließlich besteht unser Arm ja aus verschiedenen Teilen, die durch Gelenke beweglich miteinander verbunden sind.

Daher wiegt weit schwerer die zweite Sache, dass wir nämlich als Spieler unsere Bewegung nicht richtig beobachten können, beziehungsweise die Ausrichtung unseres Bogens. Sie könnten sehr schön sehen, ob der Bogen quer über das Instrument streicht, wenn Sie von oben auf das Instrument schauen würden. Aber aus dem Winkel Ihrer Spielerposition heraus ist die Sache schwieriger. Hier müssen Sie ein ganz bestimmtes Bewegungsgefühl, mit der Sichtweise aus Ihrer Spielposition heraus kombinieren. Und dies ist wirklich eine der Herausforderungen, wenn man Geige, oder ein anderes Streichinstrument lernen will.

Für diesen Zweck hat sich der Geigenprofessor Paul Rolland eine Übung ausgedacht, die ich Ihnen hier vorstellen will. Sie ist so bestechend einfach, dass ich immer wieder staune, wie sie bei jedem Anfänger funktioniert. Und sie ist mit einfachen Hilfsmitteln zu realisieren. Sie brauchen dazu noch nicht einmal ein Instrument.

Alles, was Sie brauchen ist ein etwa ein Meter langer Holzstab (Durchmesser 0,8 bis 1 cm) und eine Pappröhre. Außerdem sollten Sie wissen, wie man einen Bogen hält.

Schauen Sie doch einmal im Video, da wird es erklärt.

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Am Ende sei noch einmal betont: Bitte halten Sie die Röhre ruhig und in der richtigen Ausrichtung. Nur so wird gewährleistet, dass Sie wirklich die richtige Armbewegung einüben.

Machen sie sich keinen Stress, dass Sie sich jetzt diese Bewegung beim Üben genau „merken“ müssen. Es braucht einfach einige Wiederholungen an mehreren Tagen hintereinander. Ihr Arm merkt sich sich Bewegung ganz von alleine, darauf können Sie voll vertrauen.

Gehen Sie nach der Übung immer wieder ans Instrument und versuchen Sie wieder zu streichen. Sie werden mit jedem mal sehen, wie das Streichen leichter geht. Sehen Sie einmal Ihrem Bogen zu. Wenn Sie es schaffen, wirklich gerade zu streichen, dann wird Ihr Bogen im Strich genau die Kontaktstelle halten. Mit anderen Worten: Der Bogen wird den Punkt, an dem er auf der Saite liegt, beibehalten, also genau genommen den Abstand zum  Steg des Instruments.

Viel Vergnügen beim Üben wünscht Ihnen

F. Seiffert

Stützen 3

Balance ist, wie wir alle wissen, ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“.

Möchten Sie noch einmal in den vorherigen Kapiteln zum Thema nachlesen?

Gute Bogenführung durch Stützen

Stützen 2

Dieser Satz aus dem letzten Beitrag, ist die wichtigste Forderung für eine gute Tongebung am Streichinstrument. Nur ist die Sache nicht ganz so einfach am Instrument zu realisieren. Immerhin können wir ja unsere Hand nicht direkt auf dem Instrument abstützen.

Direkt aufstützen: am Frosch ist dies noch möglich

Mit Hilfe unseres Bogens übertragen wir unser Armgewicht auf die Saiten des Instruments. Nun ist ein Bogen, je nach Instrument, 70 bis 80 Zentimeter lang. Dies bedeutet, dass wir die Gewichtskraft unseres Arms über eine gewisse Strecke hinweg auf die Kontaktstelle des Bogens mit  der Saite übertragen müssen. Kaum vorzustellen, dass man auf dieser Basis einen „ausbalancierten“ Zustand erlangen kann. Andererseits wird nur in einem ausbalancierten Zustand ein wirklich gefühlvolles Anstreichen der Saite möglich sein, da jede unnötige Kraftanstrengung im Arm zu einer Verminderung des feinen Gespürs im Arm führen wird.

Hier ist Kraftübertragung notwendig: „in der Mitte….

…und an der Spitze“

Aber wie kommt der ausbalancierte Zustand nun zustande? Nun, unsere Finger berühren auf eine solche Weise die Bogenstange, dass es möglich ist, zwischen einzelnen Fingern eine Hebelwirkung aufzubauen, und so mit leichter Verdrehung des Arms (Pronation) zu einer Verlagerung eines Auflagepunktes zu kommen.
Um dies zu demonstrieren, benützen wir wieder einen Holzstab. Bauen Sie zunächst den Bogengriff am Holzstab auf. Lassen sie danach den Stab senkrecht in die Luft zeigen. Es wird sich sehr leicht anfühlen, den Stab so zu halten; ohne viel Kraft ist er auszubalancieren. Drehen sie jetzt Ihre Hand so, dass das lange Ende der Stange nach rechts außen zeigt. Der Stab wird nun mit seinem Gewicht einerseits in ihrem Zeigefinger hängen, andererseits vom Daumen gestützt werden. Dieses sind die beiden „Hebelfinger“ die letztlich für die Übertragung des Armgewichts auf die Saite zuständig sind. Im Moment wirkt die Gewichtskraft der Stange auf die Finger ein; später wird es umgekehrt sein. Spüren Sie, wie der Zeigefinger die Stange trägt?

Der Bogengriff, einmal umgekehrt

Der Zeigefinger trägt die Stange

Drehen wir nun die Stange, sodass sie auf unserer linken Hand aufgestützt wird. Sie spüren ähnliche Kräfte auf Ihre Finger wirken, nur dass Sie eben nicht das Eigengewicht der Stange, sondern das Armgewicht auf der Stange spüren. Wichtig hierbei: Lassen Sie ihren Arm in der Schulter los. Sie brauchen den Arm nicht selbst hoch zu heben, er stützt sich mit Hilfe der Stange auf einem Punkt auf, der ihn trägt. Spüren Sie, wie sich das Schultergelenk entspannt, wie der Arm regelrecht aus der Schulter „heraus fällt“?

das Gleiche passiert beim Stützen

Der Arm wir d von der Bogenstange „getragen“

Und in dieser Stellung können wir jetzt um den Auflagepunkt herum mit dem Arm „rollen“. Bewegen sie sich so mit dem ganzen Arm um den Auflagepunkt der Stange herum, dass das Gewicht dort in jeder Stellung des Arms gleich bleibt. Dies schaffen Sie, wenn Sie mit dem ganzen Arm rollen, nicht etwa nur mit dem Unterarm. Nein, der ganze Arm muss mit gehen. Probieren Sie es aus!
Anregende Übungen und viel Vergnügen beim Musizieren wünscht Ihnen
F. Seiffert

Mit dem ganzen Arm nach unten gerollt

in einer mittleren Stellung

und ganz oben

 

Gute Bogenführung durch Stützen – 2

Erinnern wir uns daran, dass wir mit unseren Bewegungen, dann zu einer guten Tonbildung finden, wenn wir es schaffen, während des Streichens in unseren Gelenken beweglich zu bleiben. Wir wollen ja schließlich spüren, wie unser Bogen die Saite anstreicht. Es ist eine der besten Erfahrungen, die wir beim Streichen machen können, zu spüren, wie wir einerseits uns einen Ton vorstellen, ihn dann ausführen und dabei spüren wie er entsteht. Und letztlich hören und spüren wir das gleichzeitig das Resultat, und sind so auf mehreren Ebenen mit dem Entstehen der Musik verbunden. Ein wirklich erhebendes Gefühl, so im Fluss des Geschehens zu sein. Möchten Sie dazu das voranstehende Kapitel noch einmal zu Gesicht bekommen? Gute Bogenführung durch Stützen

Erinnern wir uns außerdem daran, dass wir in unseren Bewegungen größtmögliche Beweglichkeit erlangen, wenn wir uns in einem ausbalancierten Zustand befinden. Und Balance ist, wie wir alle wissen ein Zustand zentrierten Gewichts auf einem Auflagepunkt. Nennen wir es „Stützen“. Und wenn wir uns nun grundsätzlich mit der Thematik des aufgestützten Streichens (Link) auseinandersetzen, müssen wir uns überlegen, wie denn nun das notwendige Gewicht des Bogens auf der Saite zustande kommt.

Nun ist die Sache einfach zu verstehen, wenn man sich beispielsweise mit den Fingern der rechten Hand auf einer Tischplatte aufstützt. Diese Übung ist nun zunächst für die Bogenhand gedacht, aber es würde Sinn machen, die gleich mit beiden Händen auszuführen. Welche positive Auswirkung die auf die Funktion der linken „Greifhand“ hat, darüber in einem anderen Kapitel. Tragen Sie zunächst Ihre Hand einige Zentimeter über der Tischplatte. Spüren sie das Gewicht Ihres Arms? Sie tragen nun Ihren Arm und die Hand.

Arm trägt Hand

Ein ganz anderer Zustand tritt ein, wenn Sie nun ihre Hand auf die Tischplatte stellen. Stellen Sie dabei Ihre Finger mit den Fingerspitzen so steil auf die Tischplatte dass sie beim Aufsetzen das Gewicht des Arms abfedern können. Bei diesem Abfedern beugen sich die vorderen Fingergelenke und die Grundgelenke federn durch, biss sie auf einen Anschlag treffen. Zunächst ist es leichter, diese Übung ohne Mitwirkung des Daumens zu machen; wichtig ist aber hier noch einmal, dass die Fingerspitzen steil genug auf dem Tisch stehen, damit die vordersten Fingergelenke sich beim Abfedern, beugen können und nicht die Tendenz haben, sich durch zu drücken.

ohne Daumen

so sollte es nicht aussehen

Machen Sie jetzt die gleiche Übung und nehmen Sie den Daumen dazu. Sehen Sei bitte zu dass sich auch der Daumen beim Abfedern biegt. Alle Gelenke des Daumens sind flexibel und in der Lage, sich durch zu biegen. Versuchen Sie es. Das Schöne an dieser Übung ist, das sie sich sozusagen überall durchführen lässt. Am Schreibtisch, während einer Arbeitspause, oder wo Sie auch wollen. Und ich würde Ihnen auch empfehlen eine solche Übung auch sehr oft zu üben, da es für das ganze Spielen des Instrumentes enorm förderlich ist, wenn die grundlegenden Bewegungen völlig selbstverständlich ablaufen können. Und das ist auch ohne große Mühen möglich , wenn man sie sich auf einfache Weise eintrainiert.

aufsetzen

„Eintauchen“ mit den Grundgelenken

Spüren Sie, wie sich das Gewicht des Arms auf der Hand abstellt? Spüren Sie, wie sich die Muskulatur des Schultergelenks bei dieser Aktion entspannen kann. Man kann regelrecht das Gefühl bekommen, dass der Oberarm ein kleines Stück weit aus dem Schultergelenk „herausfällt“ Dies ist nun der Zustand, an dem das Armgewicht von der Hand getragen wird.

Machen wir uns noch einmal die beiden Zustände bewusst.

Hand in der Luft: Arm trägt Hand
Hand aufgestützt: Hand trägt Arm

Mehr davon im nächsten Beitrag

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert

Die Streichbewegung beim Kontrabass

Eine wichtige Vorübung, um sich an die Streichbewegung zu gewöhnen, ist die Übung mit Stab und Röhre. Sie benötigen dazu einen Holzstab (ca. 12 mm Durchmesser; in jedem Baumarkt billig zu beziehen) und eine Pappröhre. Ich verwende am liebsten den inneren Kern einer Frischhalte- oder Alufolie. Sie hat einen schmalen Durchmesser und gibt dem Stab damit eine exaktere Führung als beispielsweise das Innere einer Haushaltsrolle

Zunächst bauen Sie am Stab Ihren Bogengriff auf.
Möchten Sie dies noch einmal nachsehen?  Der Bogengriff beim Kontrabass

Mit Ihrem linken ausgestreckten Arm halten Sie sich nun die Röhre in etwa 30 cm quer vor sich.

Grundstellung

Diese Stellung simuliert recht genau die Stelle, an der der Bogen beim Kontrabass auf der Saite liegt. Außerdem gibt die Röhre dem Bogen eine Führung, und zwingt ihn somit, sich auf einer Geraden zu bewegen. So stellt sich die Streichbewegung der einzelnen Teile des Arms fast von alleine ein.

Eines sei hierbei noch bemerkt. Diese Übung eignet sich für das allererste Einüben von Bewegungen. Wir gehen stets vom Groben zum Feinen. Das heißt, wir schließen die feinmotorischen Bewegungen der Finger zunächst noch nicht mit ein. Der Fachmann möge mir verzeihen, dass somit die Strichbewegung beim Kontrabass noch nicht in ihrer feinmotorischen Gesamtheit beschrieben ist. Meines Erachtens ist es zunächst besser, sich einmal mit der Bewegung des Armes und des Handgelenks zu beschäftigen und später erst zur Fingerbewegung zu kommen.

Also sehen Sie bitte zu, dass Sie während der ganzen Übung den Bogengriff an der Stange aufrecht erhalten. Lassen Sie es bitte nicht zu, dass die Finger auf der Stange verrutschen. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Arm die richtige Streichbewegung einübt. Ziel unserer Übungen ist es immer, dass eine Bewegung selbstverständlich wird. Es soll so leicht gehen wie Sie mit Ihrem Arm beispielsweise eine Tür öffnen, oder den Schaltknüppel Ihres Autos bedienen.

Stecken Sie nun den Stab in die Röhre und begeben Sie sich mit der Bogenhand ganz bis zur Röhre. Der rechte Arm hängt entspannt aus der Schulter ähnlich wie ein Pendel.

am „Frosch“

Wenn sie jetzt die Stange etwas aus der Röhre heraus ziehen, werden Sie sehen, dass sich der Arm, immer noch nahezu ausgestreckt, nach außen bewegt hat. Etwas mehr ist der Ellbogen nach außen gegangen, was den Druck auf den Daumen und somit den Andruck des Bogens an der Saite erhöht.

in der „Mitte“

Strecken Sie nun noch den Arm aus, bis die rechte Hand etwa 60 cm von der Röhre entfernt ist. Hier wäre der Bassbogen an der Spitze angelangt. Sehen Sie zu dass Sie die Schulter bei der ganzen Übung nicht anheben. Der Arm soll „aus der Schulter fallen“. Der Andruck des Bogens an der Saite ergibt sich durch die oben beschriebene Bewegung des Ellbogens nach außen. Der Arm dreht sich somit leicht einwärts, man nennt dies Pronation. Auf diese Weise bereiten Sie die Streichbewegung beim Kontrabass nahezu ideal vor, noch bevor sie das Instrument überhaupt in den Händen gehalten haben.

an der „Spitze“

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dieser einfachen Übung. Versuchen Sie die Bewegung flüssig auszuführen. Die Röhre wird Ihren Arm perfekt führen und sie werden damit eine wichtige Hürde für den Bogenstrich am Kontrabass gleich zu Beginn überwinden.

Herzlichst

Felix Seiffert

Die Streichbewegung auf dem Cello

Eine wichtige Vorübung, um sich an die Streichbewegung zu gewöhnen, ist die Übung mit Stab und Röhre. Sie benötigen dazu einen Holzstab (ca. 12 mm Durchmesser; in jedem Baumarkt billig zu beziehen) und eine Pappröhre. Ich verwende am liebsten den inneren Kern einer Frischhalte- oder Alufolie. Sie hat einen schmalen Durchmesser und gibt dem Stab damit eine exaktere Führung als beispielsweise das Innere einer Haushaltsrolle

Zunächst bauen Sie am Stab Ihren Bogengriff auf.
Möchten Sie dies noch einmal nachsehen?  Der Bogengriff bei Geige, Bratsche und Cello

Mit Ihrer Linken halten Sie sich nun die Röhre in Nabelhöhe etwa 30 cm quer vor Ihrem Bauch.

die Grundstellung

Diese Stellung simuliert recht genau die Stelle, an der der Bogen beim Cello auf der Saite liegt. Außerdem gibt die Röhre dem Bogen eine Führung, und zwingt ihn somit, sich auf einer Geraden zu bewegen. So stellt sich die gekoppelte Bewegung der einzelnen Teile des Arms fast von alleine ein, da sie die Basis bildet für die korrekte Streichbewegung auf dem Cello.

Eines sei hierbei noch bemerkt. Diese Übung eignet sich für das allererste Einüben von Bewegungen. Wir gehen stets vom Groben zum Feinen. Das heißt, wir schließen die feinmotorischen Bewegungen der Finger zunächst noch nicht mit ein. Der Fachmann möge mir verzeihen, dass somit die Streichbewegung auf dem Cello noch nicht in ihrer feinmotorischen Gesamtheit beschrieben ist. Meines Erachtens ist es zunächst besser, sich einmal mit der Bewegung des Armes und des Handgelenks zu beschäftigen und später erst zur Fingerbewegung zu kommen.

Also sehen Sie bitte zu, dass Sie während der ganzen Übung den Bogengriff an der Stange aufrecht erhalten. Lassen Sie es bitte nicht zu, dass die Finger auf der Stange verrutschen. Nur so ist gewährleistet, dass sich der Arm die richtige Bewegung einübt. Ziel unserer Übungen ist es immer, dass eine Bewegung selbstverständlich wird. Es soll so leicht gehen wie Sie mit Ihrem Arm beispielsweise eine Tür öffnen, oder den Schaltknüppel Ihres Autos bedienen.

Stecken Sie nun den Stab in die Röhre und begeben Sie sich mit der Bogenhand ganz bis zur Röhre. Fast automatisch wird sich Ihr Handgelenk leicht anheben. Lassen Sie es zu, aber übertreiben Sie es bitte nicht.

am „Frosch“

Wenn sie jetzt die Stange etwas aus der Röhre heraus ziehen, werden Sie sehen, dass der Handrücken in etwa mit dem Unterarm eine Linie bildet. Der Ellbogen hebt sich dabei leicht.

in der „Mitte“

Strecken Sei nun noch den Arm aus, bis sich Ihr Ellbogen durchstrecken muss. Wichtig hierbei noch einmal: Bitte verrutschen Sie mit den Fingern nicht auf der Stange. Die Stellung der Hand am Bogen sollte unbedingt aufrecht erhalten werden. Es bewegen sich dadurch während der Bewegung der Oberarm, die Schulter etwas, der Ellbogen und natürlich das Handgelenk. Dies sind die Hauptkomponenten, die die Streichbewegung auf dem Cello ausmachen.

Wenn Sie nun bei der Armstreckung angekommen sind, achten Sie bitte darauf, dass das Handgelenk nicht „einsinkt“. Der Handrücken soll mit dem Unterarm eine Linie bilden und das Handgelenk darf nicht darunter hängen.

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dieser einfachen Übung. Versuchen Sie die Bewegung flüssig auszuführen. Die Röhre wird Ihren Arm perfekt führen und sie werden damit eine wichtige Hürde für die Streichbewegung auf dem Cello gleich zu Beginn überwinden.

Herzlichst

Felix Seiffert

Gute Bogenführung durch "Stützen"

Wenn sie einen Bogen führen, und einen ansprechenden Ton auf Ihrem Streichinstrument erzeugen möchten, dann kommt es vor allem auf eins an: Durchlässigkeit im Bogengriff.

Nehmen Sie den Bogen so in die Hand, dass es Ihrer Hand möglich wird, durch den Bogen hindurch, der Ihnen als verlängertes Tastorgan dient, das Anstreichen der Saite zu spüren.
Der Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt, ist der Schlüsselpunkt. Hier entsteht aller Klang und aller musikalischer Ausdruck. Man nennt ihn die „Kontaktstelle“. Hier gestalten Sie den Ton, und hier liegt beim Musizieren Ihre volle Aufmerksamkeit. Und damit dies überhaupt möglich wird, müssen Sie alles daran setzen, den Bogen so  in die Hand zu nehmen, dass die Finger durch den Griff hindurch die Reibung des Bogens an der Saite spüren können.

Den Bogen halten, aber durchlässig, das ist erst einmal gar nicht so einfach. Mit einem festen Handgriff ist es nicht möglich. Aber andererseits will man diesen empfindlichen Bogen auch nicht gerade fallen lassen. Es wird nötig sein zu einem Bogengriff zu finden, bei dem alle Glieder der Finger die Möglichkeit haben, beweglich zu bleiben. Man kann sich ganz leicht vorstellen, dass es einen Unterschied gibt, ob man nun einen Gegenstand fest in die Hand nimmt, oder ob man dies so tut, dass man den Gegenstand in der Hand bewegen kann. Dieses wollen wir beim Bogengriff erreichen.  Für den Anfang empfehle ich Ihnen daher einige Übungen mit einem Stift. Ein dickerer Buntstift erscheint mir hierzu geradezu ideal.

leicht zu halten – der Stift

Für weitere Übungen eignet sich ein einfacher Holzstab. Aber dazu später. Auch die genaue Stellung der Finger am Bogen erfahren Sie in einem gesonderten Posting.
Bleiben wir hier zunächst allgemein beim Thema Bogenführung, das uns zum nächsten Punkt führt, der für das Erreichen eines durchlässigen Bogengriffs die unbedingte Grundvoraussetzung ist. Es geht um das……

Stützen

leicht zu balancieren - in der Senkrechten

leicht zu balancieren – in der Senkrechten

Also angenommen, Sie haben den Bogengriff gelernt und halten den Bogen nun vor sich in der Hand. Dies ist sehr leicht möglich, wenn Sie die Stange senkrecht nach oben halten. Sie können so den Bogen am leichtesten ausbalancieren. Halten Sie nun aber die Spitze des Bogens waagrecht nach links, merken Sei ganz deutlich, wie er auf dieser Seite Übergewicht bekommt. Sie müssen nun mit dem kleinen Finger dagegen stützen. Der Bogen erhält in dieser Stellung lediglich von unten tragende Unterstützung durch den Daumen der rechten Hand. Das Ausbalancieren im Falle eines Ungleichgewichts wird von den Fingern übernommen, in diesem Fall dem kleinen Finger.

etwas schwieriger – in der Waagrechten

Ganz anders stellt sich die Sache dar, wenn Sie den Bogen auf die Saite bringen. Nun wird der Bogen von zwei Punkten unterstützt. Vom Instrument auf der einen Seite und dem Daumen der rechten Hand auf der anderen Seite. Auf das Gegenstützen des kleinen Fingers können Sie jetzt verzichten. Die Finger der rechten Hand sind nun frei für ihre eigentlichen Funktionen: einerseits den Bogen in der Balance zu halten und andererseits die Steuerung des Bogenstrichs feinfühlig zu übernehmen.

beim Stützen ist der Kleine „verzichtbar“

gestützt spielen, an der Geige …

… und am Cello …

… auch ohne den „Kleinen“ möglich

Mit diesem Wissen haben Sie die Grundlage angelegt für eine flexible und feinfühlige Bogenführung. Natürlich wird im Einzelnen noch viel über die Tongestaltung zu reden sein. Aber die unbedingte Grundlage für alles sinnvolle Streichen ist die Stütze.

Sehen Sie, hier liegt das Geheimnis einer guten Tonbildung auf der Geige, der Bratsche, dem Cello oder dem Kontrabass. Der Ton entsteht genau an dem Punkt, an dem der Bogen die Saite berührt. Und an diesem Punkt kann der Anstrich auf vielfältige Weise ablaufen. Zum Beispiel mit viel Gewicht, oder mit weniger Gewicht aber dafür mehr Bogengeschwindigkeit, aber dies immer abgestimmt auf die Möglichkeiten und Erfordernisse, die Ihnen die jeweilige Saite bietet. Und damit dies immer in Hinblick auf den guten Ton geschehen kann, stützen sich der Bogen und das Armgewicht genau auf diese Stelle. Und mit der Stütze werden Sie auch beim Spielen Ihre Aufmerksamkeit genau auf diesen Punkt fokussieren.

Kommen wir im nächsten Posting zu den Funktionen uns Stellungen der einzelnen Finger. Erfahren Sei dabei auch mehr zu den Unterschieden im Bogengriff zwischen Geige und Bratsche, und andererseits dem Cello. Der Kontrabass hingegen verlangt eine komplett andere Bogenhaltung, die in einem gesonderten Teil zu behandeln ist.

Es grüßt Sie freundlich

Felix Seiffert