Gewohnheit – was hat Üben damit zu tun?
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Hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Üben manchmal leichter funktioniert und warum es manchmal so richtig hakt dabei? Kann es sein, dass das etwas mit Gewohnheit zu tun hat?
Wahrscheinlich witterst Du jetzt den leisen Widerspruch der in dem Thema steckt. Wieso Gewohnheit? Wir wollen doch wach und aktiv musizieren und nicht Stücke wie ein Computer herunterspulen.
Lass es uns genau betrachten.
Wenn Du zum Beispiel das Cellospiel betrachtest (im Prinzip geht es bei jedem Instrument um das Gleiche), dann gibt es dabei gar nicht so sehr viele Dinge, die man lernen muss.
- Auf irgendeine Art hältst Du das Instrument
- Du streichst mit dem Bogen nach gewissen Regeln über die Saiten
- Töne greifst Du (meist) mit der linken Hand auf dem Griffbrett
- Du liest das Notensystem nach bestimmten Regeln
Das ist jetzt grob vereinfacht. Als Instrumentalist, vor allem als Profi, merkst Du das aber mit der Zeit. Du arbeitest und verfeinerst 10 oder 12 grundlegende Dinge am Instrument Dein Leben lang.
Rein intellektuell erfassen wir das recht schnell. Sie zu meistern, ist etwas Anderes.
Die Sache mit der Aufmerksamkeit
Ein paar Regeln lernen und gleich umsetzen, funktioniert das? Nimm doch einmal ein Instrument das Du noch nie gespielt hast in die Hand und versuche es. Du wirst sehr schnell verzweifeln, wenn Du vom ersten Ton an alles sofort beachten willst.
Woran kann denn das liegen?
Nehmen wir zum Beispiel eine Note. Du erkennst die Note. Sie liegt im Bassschlüssel auf der vierten Linie und sie hat ein Kreuz. Du erkennst die Note als ein fis’. Das ist intellektuelles erfassen.
Dann lernst Du auf dem Cello, dass Du diesen Ton mit dem 3. Finger auf der D-Saite greifst. Auch dies lässt sich noch intellektuell fassen.
Aber jetzt nimmst Du das Cello in die Hand und legst Deine Hand mit drei Fingern auf das Griffbrett. Du spürst wie Dein ganzer Körper sich dabei anfühlt. Du spürst das Gefühl in diesem 3. Finger.
Ist das richtig so?
Du hörst, wie der Ton klingt, den Du da gerade anstreichst. Außerdem spürst Du durch den Bogen hindurch, wie die Saite anspricht, welchen Widerstand sie dem Bogen entgegenstellt. Das lässt sich nicht mehr intellektuell erfassen hier sind all Deine Sinne gefordert.
Wieder ist Dir nicht klar ob Du alles wirklich gut beachtest.
Bist Du da im Moment nicht total überfordert?
Hier hilft Dir Gewohnheit
Du bist überfordert, das kann gar nicht anders sein!
Zum Glück helfen Dir verschiedene Teilbereiche Deines Gedächtnisses.
Kommen wir noch einmal zu unserem „fis“. Du prägst Dir die Noten und die Spielweise auf verschiedne Art ein.
Du liest die Note. Dein intellektuelles Gedächtnis hilft Dir, in Zukunft diese Note jederzeit und schnell wieder zu erkennen.
Du setzt Deine Finger auf und hörst den gespielten Ton. Hier hilft Dir Dein akustisches Gedächtnis. Nachdem Du den Ton nämlich mit Hilfe Deines Lehrers fein eingestellt hast, wirst du immer leichter erkennen ob du ihn richtig getroffen hast.
Spürst Du Deinen Arm und Deine Finger?
Du merkst Dir das bestimmte Gefühl, das sich einstellt wenn jetzt Deine Hand so richtig auf dem Ton steht.
Und damit Du jetzt in Zukunft nicht alles wieder vollkommen neu suchen musst, hilft dir in Zukunft Deine Gewohnheit.
Deine Gewohnheit ist das Mittel das Dir erlaubt, Dinge die einmal eingeübt sind, wieder zu erreichen und zwar ohne jedes Mal das gesamte Bewusstsein neu dafür beanspruchen zu müssen.
Gewohnheit schafft in Deinem Bewusstsein Platz für Neues.
Du hast, nachdem Du bestimmte Dinge in Deine Gewohnheit gebracht hast, Aufmerksamkeit frei für andere Dinge: Zum Beispiel einen wirklich weich angestrichenen Ton. Zum Beispiel aber auch für das gemeinsame Musizieren.
Und das geschieht weil Du Dich mit Hilfe Deiner Gewohnheit auf Dich und Dein bereits erworbenes Können verlassen kannst.
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Mehr InformationenDer Weg des Übens führt daher immer vom Bewussten hinein ins Unbewusste. Zuerst brauchen neue Fertigkeiten beim Einüben unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Wenn wir es nach einer Weile schaffen, gut durchdachte Handlungen mehrmals hintereinander zu wiederholen, machen wir daraus für uns eine (gute) Gewohnheit.
Du schaffst Dir Gewohnheiten, die Dir dabei helfen, Dein Spiel immer weiter zu verfeinern, weil sich die Basis auf die Du Dich stützen kannst immer mehr erweitert.
Du musst nur zusehen, dass Du die richtigen Dinge einübst.
Dein Gedächtnis unterscheidet beim Üben nicht zwischen sinnvollen und fehlerhaften Tätigkeiten. Fehler werden mit dem gleichen Mechanismus eingeübt, wie korrekte Abläufe.
Wie heißt es so schön? Geübt ist geübt.
Hast Du gewusst dass Dir Gummibärchen beim Üben helfen können? Das dies kein Witz ist, zeige ich Dir in diesem Blogartikel.
mit freundlichen Grüßen
Felix Seiffert
Ach lieber Felix, wie wahr sind Deine Worte mal wieder.
Ich stecke mittendrin in diesem Lernprozess, und ich danke für jeden noch so kleinen Schritt, der mir zur „Gewohnheit“ wird. Es gilt immer noch das alte Sprichwort: Übung macht den Meister.
In diesem Sinne wünsche ich allen fröhliche Übungsstunden.
LG Sabine
Ja, diese Einsicht nimmt einem einerseits die Illusion, dass es schnell gehen könnte mit dem Fortschritt. Auf der anderen Seite gibt sie aber auch die Zuversicht, dass es weiter geht auch wenn man es jetzt sofort nicht merkt.
ganz herzliche Grüße
Felix