Die zweite Griffart auf Geige und Bratsche – wie Du Stress mit Vorzeichen vermeidest
Inhalt
Bist Du auf der Geige auch schon in die Situation geraten, dass Du Dich innerlich verkrampfst, weil Du auf einmal vier Kreuze vor Dir siehst? Und jetzt fragst Du Dich wahrscheinlich auch, warum ausgerechnet die zweite Griffart hetzt hilfreich sein soll.
Du spielst ein Stück, es kommen die Vorzeichen, und auf einmal wissen Deine Finger nicht mehr wohin. Da Du jemand bist, der es gerne richtig machen will, kommst du jetzt ins Stocken. Du bringst es nicht fertig mit falschen Tönen zu spielen, also brichst Du ab. Du bist aber jetzt auch aus dem Fluss heraus.
Falls Du jetzt gerade im Orchester sitzt, steigst Du aus und hoffentlich kommt gleich wieder eine Stelle an der es wieder funktioniert und Du einsteigen kannst.
Du warst kurzzeitig überfordert.
Wenn Du an dem Punkt stecken bleiben willst, dann beende jetzt die Lektüre dieses Artikels. Wenn Du aber eine inhaltliche Lösung hören willst, die Dir über kurz oder lang über diese Hürde hinweg hilft, dann lies weiter.
Eines verspreche ich Dir: Du bekommst Klarheit über einen wichtigen Zusammenhang der Dir mit der Zeit eine Leichtigkeit ins Spielen bringt, die Du bisher nicht kennst. Ich verspreche Dir aber nicht dass es ohne Üben geht. Denn verinnerlichen musst Du das, was ich Dir jetzt erläutere selbst.
Fangen wir an?
Fakt 1:
In über 80% aller Musikstücke sind die Vorzeichen in einem Musikstück Teil eines tonalen Systems. Du bewegst Dich meistens entweder in Dur oder in Moll. In diesen tonalen Systemen, (Tonarten genannt) haben die Töne untereinander in feste Beziehungen. Sie stehen in Ganz- und Halbtonabständen, die immer an der gleichen Stelle im System stehen. Diese Stellung macht den Charakter einer Tonart aus.
Fakt 2:
Die Geigen und Bratschen haben ein Griffsystem, das in perfektem Maß und auf sehr übersichtliche Weise genau diese Systeme abbilden kann.
Jetzt war es aber sehr theoretisch. Ich glaube, jetzt solltest Du Dir einmal das dazu passende Video ansehen: Ich zeige Dir dieses Prinzip anhand der 2. Griffart auf der Geige.
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Mehr InformationenHast Du es gesehen? Das Griffsystem mit dem Halbtonabstand zwischen 3. und 4. Finger passt perfekt zur Dur- Tonleiter begonnen mit dem 1. Finger.
Zusammenfassung: die zweite Griffart und die Dur Tonleiter
Eine Dur Tonleiter hat ihre Halbtonschritte zwischen dem 3. und 4. bzw. dem 7. und 8. Ton. Alle anderen Tonabstände sind Ganztonabstände
Die zweite Griffart funktioniert so, dass Du mit dem 1. Finger beginnst.
Es folgt:
- Ganztonabstand zum 2. Finger (2. Ton der Tonleiter)
- Ganztonabstand zum 3. Finger (3. Ton)
- Halbtonabstand zum 4. Finger (4. Ton- passt!)
- Ganztonabstand vom 4. Finger zum 1. Finger auf der nächsthöheren Saite (5. Ton)
- Ganztonabstand zum 2. Finger (6. Ton)
- Ganztonabstand zum 3. Finger (7. Ton)
- Halbtonabstand zum 4. Finger (8. Ton – passt wieder!)
Und das beste daran: Egal wo du beginnst, in welcher Lage auf welchem Ton – Die Sache funktioniert immer gleich in Dur. Und so kannst Du sehen dass Beispielsweise Fis-Dur (6 Kreuze) oder As-Dur (4 B Vorzeichen) oder was auch immer nach dem gleichen Prinzip gegriffen wird.
Meine Aufforderung an Dich lautet daher: Probier es doch einmal aus. Stelle Deine Hand in der entsprechenden Stellung auf und. Probiere an verschiedenen Stellen eine Dur Tonleiter. Natürlich kannst Du jetzt innerhalb des Griffs auch eine Melodie in der Tonart spielen.
Eine Definitionsfrage
Eine Sache müssen wir noch ansprechen: Es gibt da verschiedene Meinungen. Eine Geigenschule die ich sehr schätze stammt aus den 50er Jahren und wurde von Erich und Elma Doflein geschrieben. Es gibt sie heute noch und meiner Ansicht nach ist sie ein sehr gutes um umfassendes Schulwerk. Erich und Elma Doflein beschreiben die oben genannte Griffart als die zweite Griffart. Merkwürdiger Weise bezeichnen aber sehr viele andere Geigenschulen genau diese Griffart als die Dritte. Nun kann man sich fragen woher das kommt. In allen Geigenschulen außer der von Doflein wird die Griffart bei der der 1. und 2. Finger im Halbtonabstand stehen als die zweite Griffart benannt. Eventuell kommt das daher da man so mit 1. und 2. Griffart leichter einfache Tonarten wie zum Beispiel C-Dur spielen kann. Wenn Du es aber einmal ausprobierst, wirst Du sehr schnell feststellen, dass es schlicht einfacher ist in der Hand den 3. und 4. Finger nah zueinander zu bekommen als den 1. und 2. Eventuell war dies für Herrn Doflein der Beweggrund.
Nun wir werden diese Frage wohl nicht abschließend beantworten können, aber es ist wohl auch gar nicht so wichtig.
Viel wichtiger scheint mir zu sein, dass Du erstens spüren lernst wie leicht es im Grunde geht, die Hand in dieser Griffart aufzustellen und dass Du zweitens die Sicherheit spürst, die Dir diese Griffart und das damit verbundene Verständnis auf der Geige und der Bratsche bringen kann.
Vom Cello wollen wir heute lieber nicht reden. Da ist es leider etwas komplizierter.
In diesem Sinne wünsche ich Dir viele gute Erfahrungen an der Geige oder Bratsche.
Felix Seiffert
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