Begabung

„Habe ich überhaupt genug Begabung dafür?“

War das die erste Frage, die Du Dir gestellt hast?

Ich meine: Entstand sie sofort an dem Punkt, an dem in Dir der Wunsch aufkam, ein Instrument zu lernen?

Hast Du Dich das gefragt?

Ich glaube, das fragen wir uns alle.

Diese Frage nach Deiner Begabung entscheidet über den Erfolg und den Misserfolg von dem, was wir vorhaben oder tun. Sie birgt aber auch einiges an Zündstoff, weil sie Deinen Wunsch beflügeln oder sogar verhindern kann. Sie hat eine enorme Macht.

Stell Dir einmal vor, was wäre, wenn Du nicht begabt wärest? Was wäre dann, wenn Du feststellst: Deine Begabung reicht nicht aus, um ein Instrument zu lernen. Du würdest Dich nur überall blamieren?

Aus der Traum! Lass es lieber bleiben! Das war es mit dem glückseligen Wunsch, ein Instrument zu lernen.

Stell Dir mal vor, das endet so? Klingt fast wie ein Todesurteil, oder?

Ich glaube, wir sollten uns die Sache einmal genauer ansehen.

Begabung – was ist das eigentlich?

„Du hast eine Gabe“ bedeutet doch, dass Dir etwas „gegeben“ ist. Du hast eine Fähigkeit, über die Du verfügen kannst.

Aber ist sie Dir wirklich geschenkt? Und – gibt es wirklich eine Begabung für ein Instrument?

Wenn wir ein Instrument spielen, dann greifen die verschiedensten Fertigkeiten ineinander?

  • Wir können Hören
  • Wir können uns auf sehr differenzierte Weise bewegen
  • Wir verstehen Noten
  • Wir empfinden Musik
  • Wir haben ein Gefühl für Rhythmus und Melodie

Hab ich noch etwas vergessen?

  • Idealer Weise beherrschen wir das alles blind, sodass wir mühelos beim Spielen auf unsere Mitspieler eingehen können, und dadurch lebendiges gemeinsames Musizieren entsteht. 

Eine beachtliche Liste von Teilaspekten, gell?

Gibt es das, dass jemand auf die Welt kommt, „begabt“ ist und das gleich alles beherrscht?

Jetzt müssen wir noch differenzierter hinsehen. Jede „Teil – Begabung“ hat nämlich zwei Aspekte. Versuchen wir es einmal mit dem Hören.

Der Schüler sagt zu mir: „Ich kann das nicht hören.“

Also was kann er jetzt nicht? Ist er jetzt taub oder auf verschiedenen Frequenzen schwerhörig? Oder kann er nur einen Rhythmus oder einen bestimmten Abstand von Tönen nicht erkennen?

Das sind zwei grundverschiedene Dinge.

Beim Ersteren handelt es sich um die rein körperliche Fähigkeit, akustische Signale aufzunehmen.

Beim Zweiten handelt es sich aber um etwas, was man lernen kann. Ich kann dem Schüler die entsprechenden Übungen geben und ihn so lange verschiedene Tonabstände (Intervalle) hören lassen, bis er die Unterscheidung gefunden hat. Dann kommt nach einer gewissen Weile der Punkt, wo er die Tonabstände auf einmal erkennt und – „hören kann“.

Was ist jetzt da „Begabung“?

Ähnlich geht es mit den anderen Teilaspekten, die ich Dir oben aufgelistet habe.

Ein Schüler sagt zu mir: „Ich kann diesen Ton nicht schön anstreichen.“

Er hat die Haltung des Bogens gelernt, macht alles richtig. Er hat gelernt, wie es aussieht, wenn der Bogen gerade auf den Saiten steht. Damit hat er rein äußerlich die Anforderungen erfüllt, die es braucht, damit ein Ton schön klingen kann.

Er klingt aber dennoch nicht. Ist der Schüler jetzt „unbegabt“ deswegen?

Nein, er hat den Umgang mit der Trägheit einer Saite noch nicht in sein Bewegungsgefühl gebracht. Er hat mit seinem Gefühl noch nicht erfasst, was es bedeutet, mit dem Bogen auf einer Saite genau das an Gewicht und auch Zuggeschwindigkeit zu geben, was die Saite verträgt. Er spürt noch nicht durch den Bogen hindurch das Schwingen der Saite.

Diesen feinen Umgang kann man lernen. Gewisse Vorbedingungen sind dazu allerdings von Vorteil: die Arme sollten normal beweglich sein und lang genug, dass er den Bogen auch wirklich ausstreichen kann. Vielleicht ist dies eine begabungsmäßige Grundvoraussetzung.

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Warum sind die Begabten begabt?

Und trotzdem finden wir sie immer wieder, diese Leute, die ein Instrument in die Hand nehmen und denen es scheinbar in den Schoß fällt. Und manchmal wundert man sich. Es wirkt so, als würden diese Leute ein Instrument nicht zum ersten Mal in die Hand nehmen.

Bewundernswert – aber auch ernüchternd für unsereins.

Es gibt sie, die Leute, die dann auch aus ihrer Grundbegabung Dinge schaffen, die andere nie erreichen. (zum Beispiel mit 20 Jahren an einer führenden Stelle eines großen Sinfonieorchesters zu sitzen)

Die Frage, warum das so ist, ist meiner Ansicht nach nicht wirklich zu beantworten. Ich denke, man muss es einfach hinnehmen.

Interessant ist es aber zu hören, dass genau diese Leute sehr fleißig üben, sehr gewissenhaft, manchmal gar nicht so lange täglich, dafür aber sehr effektiv. Und sie sagen oft von sich, dass sie das Gefühl haben, noch längt nicht oben angekommen zu sein.

Ja, sie entwickeln sich auch immer weiter. Und – sie wirken glücklich dabei, auch wenn der Weg immer noch nicht zu Ende ist.

Eine Frage der Perspektive

Ich glaube, ich habe diese Aussage einmal bei Pablo Casals einem der großartigsten Cellisten gehört, den das 20. Jahrhundert hervor gebracht hat. 

Er hat gesagt (und diese Aussage unterstreichen die besten großen Musiker) dass es beim Instrumentalspiel zu 5% um Begabung geht. Die anderen 95% die dazu führen dass jemand sein Instrument wirklich beherrscht, sind Fleiß.

Und meiner Ansicht nach geht es dabei um die strikte Weigerung, Grenzen zu akzeptieren. Es geht um das ständige Überwinden von eigenen Hürden und das Erschließen von neuen Feldern, neuen Teilaspekten des eigenen Spiels.

Merkst Du etwas?

Wir sind alle an einem bestimmten Punkt auf der Leiter. Alle sind wir dabei die Grenzen unseres Könnens zu erweitern. Dabei kommen wir manchmal an schwierige Punkte, und machmal geht es ganz leicht.

Aber eines ist das Wichtigste. Wir spüren, dass wir wachsen. Also nicht körperlich (wenn man von dem Muskelwachstum, das unsere Kraftübungen am Instrument hervorrufen, einmal absieht), sondern innerlich.

Und das bereitet uns die größte Freude, egal an welchem Punkt wir stehen. Das sagen vor allem auch die größten Profis.

Der Punkt, an dem es weiter geht

Hast Du übrigens gewusst, dass die größten Hürden, die sich Dir in den Weg stellen, diejenigen sind, die Dich nach ihrer Überwindung am weiteten bringen?

Ich habe das im Unterricht und im Studium hunderte male erlebt. Du kommst an einen Punkt, den Du scheinbar nicht überwinden kannst. Dein Lehrer bringt Dich immer wieder an die Stelle, die aus irgend einem Grund nicht laufen will. Und er lässt nicht locker. Und Du fühlst Dich wie der erste Mensch. Eventuell schaffst Du es nicht, den Knoten zu lösen. Du gehst ziemlich verzweifelt nach Hause.

Und dann geht es am nächsten Tag fast ganz von alleine. Irgend etwas hat sich in der Nacht gelöst, irgendwie ist der Schalter umgelegt worden.

Ja, das sind die Punkte, die immer wieder auf uns zukommen. Und glaub mir, die kommen nicht, weil Du „unbegabt“ bist. Die sind da, weil Du Deinen Körper, Deine Bewegung und Deine geistige Tätigkeit beim Spielen in Einklang bringen musst. Du lernst, Dein Tun mit Deinem Bewusstsein zu  durchdringen.

Und Du?

Du hast die wichtigste Grundbegabung, Du kannst lernen, und das kann eine der freudigsten Tätigkeiten sein, die Du in Deinem Leben hast. Du brauchst nur die richtige Einstellung dazu, und den Unterricht, der auf diese Dinge achtet.

Natürlich solltest Du Dich fragen, ob Dir ein bestimmtes Instrument auch liegt. Du hast auf verschiedenen Instrumenten ganz bestimmt verschiedene Grundbegabungen. Bei mir ist es so, dass ich eine klare Affinität zu Streichinstrumenten habe, besonders natürlich zum Violoncello. Klavierspielen, zum Beispiel, ist bei mir eine Katastrophe. 😉 Da habe ich mich ein paar Jahre im Studium gequält und überlasse das gerne anderen, die es besser können.

Probiere aus, was Dir liegt. Du erkennst es bestimmt. Wenn Dir ein Instrument beim Spielen einfach Spaß macht, dann wird es schon das Richtige sein, oder?

Und dann geht es los. Und Du wirst ganz bestimmt an Hürden kommen.

Aber an denen wächst Du – und das lohnt sich.

Fazit:

Ein Instrument zu spielen, besteht aus den verschiedensten Teilfertigkeiten. diese Teilfertigkeiten haben alle bestimmte Grundvoraussetzungen, aber vor allem lassen sie sich erlernen. Wir können hier von einzelnen Teilbegabungen reden.

Wir alle, stehen mit unserer Begabung an einem bestimmten Punkt. Der hochbegabte Ausnahmemusiker genauso wie der Laie. Und an diesem Punkt setzt unsere Möglichkeit an, uns weiter zu entwickeln.

Gerade das „sich weiter Entwickeln“ ist aber neben dem reinen musizieren die Quelle der größten Freude. Wir freuen uns immer, wenn wir wachsen können. Und damit tun wir uns etwas Gutes.

Immer wieder geraten wir auf diesem Weg an Punkte, an denen es schwierig wird. Wenn wir uns netzt „unbegabt“ fühlen, werfen wir die Flinte ins Korn. Andererseits haben aber genau diese Punkte das Potential für unseren nächsten größten Entwicklungsschritt.

Eine Bitte:

Kannst du aus dem Artikel etwas für Dich mitnehmen? Wollen wir dann nicht darüber in eine größere Diskussion einsteigen? Sei doch so gut und poste diesen Artikel in Deinem Netzwerk.

vielen Dank

Felix Seiffert

p.S.: verstehst Du, warum oben auf der Seite unter dem Logo steht?

Weil Du mehr kannst, als Du denkst…

30 Kommentare

  1. Hallo Felix,
    ich danke Dir von Herzen für diesen Artikel!
    Ich wollte schon mit etwa 11 Jahren lernen, Cello zu spielen, war fasziniert von den schmelzenden Tönen, den harmonischen Schwingungen… Damals sagte meine Mutter, Streichinstrumente seien für Wunderkinder, dafür bräuchte es tonnenweise musikalischer (Hoch-) Begabung, die niemand in unserer Familie hätte und sie sei nicht bereit, sich das anzutun, mir beim Üben eines solchen Instrumentes zuhören zu müssen. Außerdem hätten wir ein Klavier zu Hause, ich könnte ja Klavierunterricht bekommen, wenn ich unbedingt ein Instrument lernen wollte.
    Das Klavier kann natürlich auch wunderbar klingen – doch es wurde nie zu meinem Instrument, ich war nicht mit Herz und Seele dabei.
    Fast 4 Jahrzehnte später „erlaube“ ich mir nun, in die Welt des Cellospielens einzutauchen – und spüre leider immer wieder diese Angst, dem nicht gewachsen zu sein, nicht genug Talent zu haben.
    Dein Artikel macht mir Mut! Und Deine unglaublichen didaktischen Fähigkeiten schaffen es, dass ich beim Ansehen Deiner Videos nie denke „Das kann ich nicht.“.
    Vielen Dank für Deinen tollen Kurs und Deine Geduld, alles so kleinschrittig zu erklären.

    • Felix Seiffert

      Hallo Blue,

      vielen Dank für Deinen Beitrag. Ja, Du sprichst mir aus der Seele. Es ist Dir eine richtige Hürde ins Bewusstsein eingepflanzt worden, also Du in der Kindheit eigentlich Cello lernen wolltest. Leider ist das vielen so gegangen, mir auch. Mir wurde zwar nicht gesagt, ich sei zu unbegabt, aber solche Worte wie „Da muss man eine lange Durststrecke durchstehen, bis es etwas wird“ die habe ich durchaus gehört. Und diese Sätze wirken, leider meist nicht zum Guten hin.

      Was ich Dir mitgeben kann ist, dass Du Dir vorstellst, dass Du an dem Punkt an dem Du jetzt bist, immer genau richtig bist. Es geht so gut wie es gehen kann – und von da aus kannst Du die Sache positiv erweitern. Du kannst jeden Tag erleben wie etwas leichter, flüssiger, runder geht und kannst Dich daran erfreuen. So kommst Du weg von dem zermürbenden Gedanken mangelnder Begabung.

      Ich wünsch Dir viele frohe Stunden mit Deinem Cello

      einen herzlichen Gruß,

      Felix Seiffert

  2. Pit Altwegg

    Hallo Felix
    Den Lockdown habe ich zum Anlass genommen, nach 55 Jahren mich wieder ans Cello zu wagen. Es war ein sehr guter Entscheid. Auch wenn ich vieles vergessen habe und auditiv spiele (Noten sind keine mehr vorhanden) macht es grossen Spass. Deine Videos zu entdecken war eine Offenbarung. Ich werde mich für einen online Kurs melden. Als Gärtnermeister bei dieser Witterung noch eingebunden, suche ich einen ruhigen Augenblick.
    Ich erinnere mich doch noch an Stücke von de Fesch und Reinagel. Jetzt ist einfach tägliches herantasten angesagt.
    Herzlichst Pit

    • Felix Seiffert

      Hallo Pit,

      das ist ja spannend. Du gehst zunächst ganz ohne Noten and Cello neu heran. Und wenn Du auch viele Jahre Pause gemacht hast, wird sich ganz bestimmt vieles schnell wieder erschließen. Und ohne Noten hast Du sehr viel mehr Focus auf Haltung, ausgewogene Bewegungen und Klangbildung.

      Viel Freude weiterhin dabei und einen herzlichen Gruß in die Schweiz.

      Felix Seiffert

      • Hallo Felix
        Genau so ist es. Ich widme mich der Bogenführung, Intonation, dem Spiel der Finger , der weiten Lage, der Haltung und dem Hören. Fühle mich richtig wohl dabei und geniesse den Klang.
        Herzlichst Pit

        • Felix Seiffert

          Und dabei wünsche ich Dir viel Freude und auch gute neue Erkenntnisse, wie Du zu Deinem Klang kommst.

          herzlichen Gruß
          Felix

  3. Hallo Felix,

    ich sehe das wie du. Es ist nie zu spät!
    Lange Zeit habe ich auch mit dem Gedanken gehadert, ob ich es noch schaffen kann ein neues Instrument zu erlernen. Und manchmal im Leben muss man wirklich einfach nur anfangen. Mit der Gitarre am Lagerfeuer sitzen funktioniert schon ganz gut und mehr habe ich mir auch nicht wirklich erhofft 🙂

    Vielen Dank für deinen Beitrag.
    Liebe Grüße
    ONMA Online Marketing GmbH

    • Felix Seiffert

      Und das mit dem Laienorchester ist für Streicher in aller Regel auch drin. Das muss man sich nur bewusst machen.

      herzlichen Gruß

      Felix Seiffert

  4. Vielen Dank für diese großartigen Tipps, um das richtige Instrument zu finden. Ich habe durch diesen Artikel sehr viel gelernt. Ihr Blog ist eine großartige Ressource, die man haben sollte.

    • Felix Seiffert

      Vielen Dank für Ihr positives Feedback.

      ich wünsch Ihnen noch einige weitere gute Erkenntnisse und Erfahrungen auf dieser Seite

      herzliche Grüße

      Felix Seiffert

  5. Hallo Felix,

    danke für Deine wundervollen Anleitungen.
    Bin 70 Jahre alt und habe zum Geburtstag von meinem Schwager eine „alte“ Geige bekommen, die ich bei einem Geigenbauer überarbeiten liess.
    Nun warte ich auf die Lieferung eines neuen Bogens und einer Schulterstütze.
    Als Schüler mit 12 Jahren habe ich meinem Musiklehrer (ich spielte damals Altflöte im Schulorchester) gesagt, dass ich auch gerne Geige spielen möchte, denn sein Spiel hat mich fasziniert. Er meinte, um mit dem Unterricht zu beginnen sie ich schon zu alt, und so habe ich keine Geige von meinen Eltern bekommen (wer weiss, wofür es gut war, denn viele junge Menschen lernen in ihrer Jugend und wenn sie erwachsen werden, bleibt keine Zeit mehr für das aktive Musizieren).
    Als ich dann das Pensionsalter erreicht habe, nahm ich Mandolinenunterricht, und bald wurde ich eingeladen, als „Nachwuchstalent“ im Neuen Favoritner Mandolinenorchester mitzuspielen. Nun spiele ich dort Mandola und es geht mir immer besser damit.
    Nun denke ich, dass ich damit schon eine Grundlage für das Lernen eines neuen Instruments mitbringe.
    Vielleicht schaffe ich es, zu Weihnachten im Kreise der Familie ein oder zwei Weihnachtslieder so zu spielen, dass mir der gestrenge Familienrat kein Spielverbot auferlegt.
    Übrigens habe ich auch schon mal einen zaghaften Versuch gestartet, in der örtlichen Musikschule das Cellospielen zu erlernen (Cello ist für mich das erotischste Instrument überhaupt), aber ich wurde als Student abgelehnt, warum auch immer.
    Herzliche Grüße
    Harald

    • Felix Seiffert

      Guten Tag Harald,

      Ach was hat man früher bei den Schülern alles kaputt gemacht. Wenn ein Jugendlicher einen Wunsch hat, dann muss man ihn doch gewähren lassen. Was ist denn wichtiger, als die entsprechenden Erfahrungen einfach zu machen. Zum Glück werden diese Gedanken (Geige kann man nicht mehr lernen, wenn man so und so alt ist) heute nicht mehr so sehr verfolgt.
      Wahrscheinlich hat man früher gedacht, ein Instrument zu lernen macht nur Sinn, wenn man es zu professioneller Reife bringen will. Aber wer will das?

      Ich habe allen Respekt vor Deinem Wunsch, jetzt mit Geige anzufangen und wünsche Dir viel Erfolg und vor allem viel Freude dabei. Na und das Griffsystem hast Du ja durch die Mandoline schon intus.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

  6. Lieber Felix,
    ich bin schon seit vielen Jahren fasziniert von einem Cello – hatte aber immer enorm großen Respekt vor diesem Instrument. Meine Frau hat mir zu Weihnachten eine Freude gemacht und mir ein Cello geschenkt. Ich war sehr beeindruckt, hatte aber sofort Gewissensbisse ob ich dieses Instrument (ich werde im März 50) überhaupt noch erlernen kann. Dein Artikel hat mir sehr viel Mut gemacht. Ich bin gespannt auf meine ersten Erfahrungen
    Liebe Grüße Thomas

    • Felix Seiffert

      Hallo Thomas,

      an dieser Stelle möchte ich Dir noch einmal Mut machen. Natürlich kommt es auf Deine Perspektive an und Deine wünsche. eines kann ich Dir sagen: Berliner Philharmoniker wirst Du nicht mehr. Aber ist es denn das, was wir wirklich erstreben? Geht es nicht viel mehr darum, in die Freude am Musizieren zu kommen und zu erleben, wie wir in die Sache hinein wachsen? Du ich kann Dir sagen, mit 50 ist da noch sehr viel drin, das haben meine Schüler immer wieder bewiesen.

      Viel Freude beim Einstieg und herzliche Grüße

      Felix Seiffert

  7. Hallo lieber Felix,
    das sind tolle, motivierende Worte zum Thema Begabung. Denkst du, dass sich dieses Konzept auch auf andere Bereiche des Lebens anwenden lässt, wie Sportarten zum Beispiel?
    Viele Grüße

    • Felix Seiffert

      Hallo,

      Na ich denke mal schon. Ist es nicht überall so, auch bei Sportarten, dass man an einem bestimmten Punkt steht, von dem man aus sich weiter aufbauen kann?
      Und wie immer stellt sich die Frage: Was kann ich schon im Verhältnis zu einem bestimmten Ziel. Wenn ich 40 bin, noch nie Dauerlauf gemacht habe und den Hamburg Marathon gewinnen will, wird es schwierig.
      Aber wenn ich laufen lernen will und mich dabei wohlfühlen und merken, wie es mir immer leichter gelingt, dann fühle ich mich begabt dabei.

      Ich glaube diesen Punkt findest Du in jeder Sportart – und eben auch beim Musizieren.

      herzlichen Gruß

      Felix Seiffert

  8. Elisabeth

    Vielen Dank für deine tollen Artikel. Ich habe gerade mit dem Cello Unterricht begonnen und es macht mir so viel Spaß! Ich stöbere viel auf deiner Seite und habe mir schon einige Videos angesehen.

    Seit meiner Kindheit haben mich Musiker fasziniert, aber es gab für mich nie Gelegenheit ein Instrument zu erlernen. Jetzt endlich mit 34 Jahren und trotz 4 kleinen Kindern daheim, habe ich mir die Zeit genommen und mir das selber geschenkt.

    Aber ich ertappe mich immer wieder, dass ich Angst habe zu wenig Talent zu haben. Dein Artikel hat mich wirklich in meinem Selbstvertrauen gestärkt. Danke!

    • Felix Seiffert

      Hallo Elisabeth,

      ja, diese Gedanken können immer wieder auftauchen. Und sie bremsen einen dann, gell? Vielleicht kannst Du in dem Moment einmal inne halten und Dir mal kurz überlegen, was Du schon alles geschafft hast. Kann es sein, dass das schon eine ganze Menge ist? Und wenn du jetzt in die Zukunft schaust und Dir vorstellst, Du machst genauso weiter, was glaubst Du, was könnte da alles entstehen? Es gibt immer einen Weg nach vorne.

      viel Freude weiterhin beim Spielen und alles Gute

      Felix Seiffert

  9. Hallo Felix!
    Was ich mich außerdem frage ist, ob es irgendwann zu spät sein kann ein Instrument zu lernen. Ich bin mir vor allem aus Zeitgründen sicher, dass, wenn man die Zeit in der Kindheit verpasst ein Instrument zu erlernen, man es sonst eh nicht mehr macht. Man steckt in der Ausbildung/im Studium, fängt an zu arbeiten und gründet höchstwahrscheinlich eine Familie nach dem Lauf des Lebens. Man kommt bestimmt einfach nicht mehr dazu, ein Instrument zu erlernen.
    Was sagst du?
    Liebe Grüße.

    • Felix Seiffert

      Hallo,

      letztlich muss ich Dir sagen: es ist Deine Entscheidung. Sieh mal, Du findest immer Zeit, für Dinge, die Dir wirklich wichtig sind. Und wenn Du im Spielen deines Instrumentes etwas entdeckst, das Dir wirklich ernsthaft etwas gibt, dann wirst Du es tun. Dafür ist es nie zu spät.

      Diese Frage mit dem „ist es nicht zu spät“, kommt aus dem Grundgedanken heraus, dass es nur dann Sinn macht, wenn dieses und jenes Ziel erreicht werden kann. Wenn Du also die Idee hast, nach Studium und schon im Beruf möchtest du auf den Stand kommen wie ein Profi, dann sag ich Dir, ist es definitiv zu spät. Aber ist das Dein Hintergrund? Möchtest du nicht viel mehr etwas für Dich tun, und das Musizieren genießen? Vielleicht mit anderen zusammen musizieren? Dafür hast du Zeit, wenn für Dich der Zeitpunkt gekommen ist. Ich habe schon viele Leute erlebt, die dahin gekommen sind und es nicht bereut haben, obwohl sie mit über 50 angefangen haben.

      ganz herzliche Grüße

      Felix Seiffert

    • Hallo zusammen,
      ich glaube auch, dass es sich nicht um Bgabung handelt, wie man vorwärts kommt. Wenn etwas eine Rolle spielt, dann die Liebe zur Musik. Ich habe mit acht Jahren angefangen Klavier zu spielen, bin immer dran geblieben, viele Jahre mit Unterricht, habe dann noch Akkordeon gelernt, ebenso von Lehrern begleitet. Das halte ich für noch elementarer, wenn es um Voraussetzungen geht. Mit 55 (!) habe ich das Cello entdeckt und bin völlig vernarrt. Deshalb übe ich wirklich viel. Die Zeit finde ich immer, einfach weil ich sie mir nehme. Ich spiele im Quartett und Orchester.
      Zusammenfassend: die Begeisterung, gute Lehrer, Üben, dann klappt das.

      • Felix Seiffert

        Vielen Dank für Deinen Kommentar.

        Ich sehe das genauso. Wer mit Entdeckerfreude an die Sache heran geht der kommt weiter als geahnt. Immerhin ist dieser Gedanke an eine vielleicht mangelnde Begabung ja vor allem ein Hemmschuh für das Vorankommen.

        Alles Gute Dir und viel Freude weiterhin beim Musizieren.

  10. Stefan Keller

    Lieber Felix

    ich bin nun 42ig und spiele seit langer Zeit Schlagzeug.
    Das Cello habe ich das erste mal „Richtig“ wahrgenommen vor knapp 2 Jahren an einem, ja es ist so, „HeavyMetal“ Konzert.
    In diesen zwei Jahren hat mich das Instrument nicht mehr losgelassen, immer wieder recherchen, die Überlegung, kann ich das überhaupt, der Zweifel, nein ich glaube nicht.
    Schlussendlich ist mir mittlerweile klar es gibt kein Nein. 🙂
    Danke für den tollen Kursaufbau, ich bin gerade gestern Eingestiegen und es macht jetzt schon Spass!

    Liebe Grüsse
    Stefan

    • Felix Seiffert

      Lieber Stefan,

      na das freut mich. Ich wünsch Dir gute Fortschritte und wenn Du Fragen hast (und die kommen ganz sicher auf), dann schau doch einmal im Forum vorbei. Da ist vieles schon beantwortet und Du hast jederzeit die Möglichkeit, ein neues Thema zu eröffnen.

      ganz herzliche Grüße

      Felix

  11. Hallo Felix. Mit Freude habe ich deinen Blog und die Videos heute entdeckt. Zuerst, ich finde du bist ein guter Pädagoge.
    Ich habe mir über das Thema Begabung und Lernfähigkeiten in den vergangenen Wochen viele Gedanken gemacht. Ich habe ein Musikstudium fast beendet, meine Musikkarriere läuft prima. Und jetzt hab ich mich (ich bin Sängerin, Komponistin und spiele Klavier, Gitarre und von dem Grundlagen her ein paar Blasinstrumente) auf das Cello eingelassen. Hui… keine frets, dann auch noch ein Bogen… soviel neues! Aber diese Sehnsucht nach dem Cello lässt mich einfach nicht los. An manchen Tagen geniesse ich einfach den Fortschritt. Und manchmal verziehen sich meine Ohren, wenn meine Finger mal wieder aus dem Training scheinen aber dann erinnere ich mich… es ist die Liebe zur Musik, die mich schon immer hat neugierig sein lassen. Ich will spielen, also sammle ich Erfahrungen. Früher meinte man zu mir, ich sei nicht begabt. Das hat weh getan. Ich hätte daher nie gedacht, dass ich mein Exam mit Bestnote und Lob absolvieren würde – du schriebst, dass auch die Lehrer einen pushen. Ohne klare, ungeschönte Worte kein Fortschritt! Das ist besonders auch im Studium so gewesen. Ich habe aber all die Kritik genutzt, um es den Leuten zu zeigen, dass ich es besser kann, dass ich eine Freude für die Musik in mir trage. Und auch wenn ich auf dem Cello jetzt noch nicht so toll klinge, ich werde weitergehen, denn auch mit meinem Gesang und den eigenen Stücken habe ich inzwischen so viel erreicht. Meinen eigenen Schülern in meinem Fach erkläre ich immer, dass es die Freude am Musizieren ist, die einen dazu bringt besser zu werden. Denn wenn wir Freude haben, nehmen wir täglich das Instrument in die Hand. Und dann werden wir auch besser. Dann können wir das, was eine Begabung ist, ausleben, einen Raum öffnen… . Und dann wollen wir auch besser werden. Dann üben wir effektiver, weil wir eine Vision haben. Egal welches Alter wir haben oder welche Vorerfahrung. Dein Artikel hat mich inspiriert… und deine schönen Anleitungen auf Youtube sind auch klasse. danke!!!

    • Felix Seiffert

      Hallo Marion,

      vielen Dank für Deine aufbauenden Worte.

      Ja, die Motivation kommt im besten Fall aus der Musik selbst. Und damit meine ich nicht, dass ein Lehrer immer nur lobt. Ernst gemeinte und fundierte Kritik, die aber aufbauend ist, ist immer angebracht. Und sie zerstört auch nicht die Motivation, meine ich , ganz im Gegenteil. Aber es ist eben alles im Dienste der Freude an der Musik, die sich dann noch besser entfalten kann.

      Viel Freude weiterhin am Musizieren und Unterrichten

      Felix

  12. Lenny Leppers

    Hallo Felix,

    Ich finde das super das du hierzu ein post geschrieben hast. Ich habe erst spät mit Geige lernen angefangen (vor 3 Jahren – war damals 36) und ich habe mich die Frage oft gestellt. Stelle aber immer wieder fest das dran bleiben und an dich glauben viel mehr bringt als alles andere. Ich habe auch dein andere Artikel gelesen und finde es echt super was du schreibst. Ich bin der Meinung das es für erwachsene nur deswegen schwieriger ist weil wir vergessen haben zu lernen, denn dazu gehört es auch Fehler zu machen. Ich merke das ich am Anfang viel zu oft versucht habe Fehler zu vermeiden. Das hat nichts gebracht 😉 ich habe wieder lernen müssen Fehler zu machen. Und nun versuche ich mit mein Instrument mehr zu „spielen“ statt nur stringent Etüden und Tonleitern zu üben. Ich glaube das haben Kinder auch besser verstanden 🙂
    Danke für dein Arbeit – es hat mich schon sehr oft geholfen! Liebe Grüße Lenny

    • Felix Seiffert

      Hallo Lenny,

      vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar. Ja, Kinder gehen oft spielerischer an die Sache heran. Aber meiner Erfahrung nach haben auch sie diese Last, alles richtig machen zu müssen. Wir haben das leider alle (und wirklich alle!) in unserer Kindheit eingeimpft bekommen, dass es schlecht ist, Fehler zu machen. Und alle haben wir damit zu tun, das zu erkennen, aber auch die Kraft zu entdecken, die darin steckt, wenn wir auf „Entdeckungsreise“ mit unserem Instrument gehen, anstatt, gut sein zu müssen. Meiner Ansicht nach schlummert gerade dort bei uns allen ein ungeahntes Potential.

      Viel Freude weiterhin mit der Geige und lass es weiterhin so spielerisch angehen.

      Felix

  13. Lieber Felix,
    ein wunderschöner Artikel, den ich gerne gelesen habe und der zu 100% meine eigene Meinung trifft!
    Vielen Dank dafür und liebe Grüße aus Bad Camberg,
    Petra

    • Felix Seiffert

      Hallo Petra,

      vielen Dank für die Zustimmung und herzliche Grüße aus dem schönen Bayern.

      Ja, wir sind alle auf dem Weg, nur eben an verschiedenen Stellen.

      Felix

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